Wegen Antifa-Stickern im Klassenzimmer: Bombendrohung gegen Schule
Die Ida-Ehre-Schule in Hamburg wurde wegen einer Bombendrohung mit rechtsextremen Hintergrund evakuiert. Gefunden wurde nichts.
Die Schule hatte in den vergangenen Tagen wegen einer Pinnwand mit antifaschistischen Aufklebern für Schlagzeilen gesorgt. Teile der Medien berichteten im Jargon der AfD von „Linksextremen“ an der Schule. Die Schulaufsicht ließ daraufhin die Pinnwand entfernen. Was sie nicht wusste: Die Wand war Teil eines Schulprojektes zur Europawahl.
Anlass für das Vorgehen der Schulaufsicht war eine schriftliche Kleine Anfrage der AfD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Seit September betreibt die Fraktion die Online-Plattform „Neutrale Schulen Hamburg“, auf der „Verdachtsfälle“ auf Verstöße gegen das Neutralitätsgebot der Schulen gemeldet werden sollen. Über das Portal hatte die AfD nach eigenen Angaben Hinweise über eine angebliche „Kaderschmiede“ für Linksextremisten an der Ida-Ehre-Schule erhalten.
Die Schulleitung erklärte, sie sei „stolz, Teil einer politischen, antifaschistischen Schulgemeinschaft zu sein“. Schulsenator Ties Rabe (SPD) unterließ es dagegen, sich in einer Bürgerschaftsdebatte am Mittwoch schützend vor das angegriffene Kollegium und die Schülerschaft zu stellen: Er schwieg.
Attacke auf die Meinungsfreiheit
Die Droh-Mail an die Schule soll sich explizit auf die antifaschistischen Aufkleber bezogen haben. Auch die Wortwahl „rote Schule“ soll verwendet worden sein, wie die Bürgerschaftsfraktion der Linken in Erfahrung gebracht hat. Unterzeichnet war die Mail mit den Namen eines verstorbenen Nazi-Verbrechers. In den vergangenen Monaten haben bereits Gerichte, Rathäuser und Hotels ähnliche Drohungen erhalten.
„Was für eine schlimme Erfahrung für Schüler*innen und Lehrer*innen“, schreibt Anna Gallina. Die Landesvorsitzende der Grünen betont: „Wenn es zutreffend ist, dass die Bombendrohung an der Ida-Ehre-Schule einen rechten Hintergrund hat, dann müssen wir das als Folge der Attacken von rechts auf die Meinungsfreiheit und unsere antifaschistische Gesellschaft, auch durch das Petz- und Hetzportal der AfD einstufen.“
In dem Schulgebäude waren zum Zeitpunkt der Drohung nur wenige Schüler, da wegen eines pädagogischen Jahrestages kein Unterricht stattfand. Stattdessen lief eine Ganztageskonferenz mit 160 Lehrkräften. Die Polizei gab nach einer halben Stunde Entwarnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vermeintliches Pogrom nach Fußballspiel
Mediale Zerrbilder in Amsterdam
Berichte über vorbereitetes Ampel-Aus
SPD wirft FDP „politischen Betrug“ vor
Scholz telefoniert mit Putin
Scholz gibt den „Friedenskanzler“
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Neuwahlen
Beunruhigende Aussichten
Russische Gaslieferungen
Gazprom dreht Österreich den Hahn zu