piwik no script img

Teil der Lösung, nicht des Problems

Sollen und können Männer den Frauenstreik am 8. März unterstützen? Darüber diskutieren pro-feministischische Männer

Von Frank Keil

Wie man als Mann am Internationalen Frauentag nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung werden kann – das fragt sich der Hamburger Janosch Kortz auf seiner pro-feministischen Internetseite www.kritische-maenn­lichkeit.de. Seit Ende vergangenen Jahres versucht er dort mit einem Blog, Aspekte der feministischen Diskussionen um Gleichberechtigung unter Männern bekannt zu machen, die bereit sind, sich ihrerseits mit Kon­struktionen von Männlichkeit zu beschäftigen.

Zustimmung von Feministinnen

Kortz hatte mit ablehnenden Kommentaren aus der feministischen Community gerechnet. „Sich als Mann zu feministischen Debatten zu äußern, ist durchaus heikel“, sagt er. „Ich dachte, es heißt dann: ‚Was mischt du dich da überhaupt ein?!‘“ Aber derartige Einwände habe es nicht gegeben, im Gegenteil: Es gab viel Zustimmung und Anerkennung dafür, dass sich ein Mann traut, sich auf das Feld der Emanzipations- und Gleichstellungsdebatten zu begeben – bei allen Fallstricken, die da ausgelegt sind.

Was den 36-jährigen Sozialwissenschaftler und Volkswirt dagegen viel beschäftigt, sind Facebook-Beiträge von Männern, die sich als politisch links verorten, aber mit der Emanzipationsdebatte nichts zu tun haben wollen: „Da werden seitenlange Beiträge gepostet, dass man generell gegen Identitätspolitik sei, weil sie von den grundlegenden Konflikten nur ablenke, mit Verweis auf die marxistische Wirtschaftstheorie.“ Um solche Posts zu beantworten, sitze er oft lange an der Tastatur.

Durchgeknallte Antifeministen und Maskulinisten grätschten jedoch seltener dazwischen, als Kortz befürchtet hatte: „Wahrscheinlich kriegen da Frauen weit mehr ab als wir Männer“, sagt er. Aufgefallen ist ihm auch, dass es Themenfelder wie die #Metoo-Debatte gebe, wo man sehr nach Äußerungen und Positionierungen von Männern Ausschau halten müsse. „Viele Männer sagen lieber gar nichts, bevor sie etwas Falsches sagen“, vermutet Kortz.

Beim bevorstehenden Frauenstreik in Hamburg, den das „Hamburger Bündnis zum Internationalen 8. März Streik“ aus verschiedenen Fraueninitiativen verantwortet, soll es indes ganz praktisch zugehen: Männer ruft Kortz auf, die streikenden Frauen zu unterstützen und dabei auf politische Äußerungen und Forderungen zu verzichten. Auch an der Demonstration durch die Hamburger Innenstadt sollen sie nicht teilnehmen.

Männer übernehmen Care-Bereich

Konkret heißt das: Beim Streikfrühstück am Morgen sind Männer unerwünscht, stattdessen sollen sie die Bühne für die Kundgebung auf- und wieder abbauen, vorher Flyer verteilen und plakatieren, nachher den Abwasch machen und die Barschichten auf der Streikparty abends in der Roten Flora übernehmen. „Dass Männer mal ausschließlich den sogenannten Care-Bereich übernehmen, damit habe ich kein Problem“, sagt Kortz. Abends bei der Abschlusskundgebung sind Männer dann wieder erwünscht.

Bei einem Vorbereitungstreffen trafen sich elf Cis-Männer – also Männer, deren Geschlechtsidentität, mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt – , die sich engagieren wollen. Kortz’E-Mail-Verteiler umfasse mittlerweile über 50 Adressen. Am konkretesten war ein Angebot der Hamburger Regionalgruppe der „Sozialistischen Jugend Deutschland – Die Falken“: „Damit das alles so möglich ist, muss sich jemand um Kinderbetreuung, Kaffeekochen, Essen machen und so weiter kümmern – wie das bei allen anderen politischen Kämpfen auch ist“, schreiben die Falken und kündigen an, dass ihre cis-männlichen Mitglieder dabei sind.

Auch Lars Henken, Geschäftsführer des Hamburger Vereins „Väter“, fordert: „Hört den Frauen zu. Fragt, was sie bewegt. Erkundigt euch nach ihren Plänen und Wünschen, nach den Hindernissen und Schwierigkeiten. Fragt euch selbst, was ihr tun könnt, die Pläne voranzubringen und die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Bestärkt die Frauen. Macht ihnen Mut.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen