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Club-RettungPudel ins Trockene gebracht

Der Hamburger Pudel Club ist dauerhaft vor Investoren sicher. Auch Club-Mitgründer Rocko Schamoni hat seine Anteile einer Stiftung übertragen.

Niedliches Kerlchen: Pudel „Boogie“, angetroffen gleich neben dem Club am Hamburger Hafen Foto: dpa

Hamburg taz | Von einer „untötbaren Lösung“ sprachen die Betreiber*innen des Golden Pudel Club schon vor längerem: An einer „wegweisenden Form“ arbeite man, sagte Mitgründer Schorsch Kamerun im vergangenen November der taz, gefragt nach der Zukunft des etwas anderen Ausgeh-Etablissements am St. Pauli Fischmarkt. Dieses Ziel scheint nun erreicht: Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist der Pudel Club seit Dienstag „komplett in Stiftungshand“.

Das Haus am Hafenrand sei somit „für alle Zeiten dem Zugriff von Privatinteressen, Spekulation und Marktbewegung entzogen“, heißt es in einer Mitteilung, die eine neu gegründete Stiftung verschickte – die Golden Pudel Stiftung. An diese habe am Dienstag der andere Mitbetreiber, der Entertainer, Musiker und Autor Rocko Schamoni, sein Stück Pudel übertragen.

Zank und Streit am Hafen

Der halbe Pudel, sozusagen, war schon seit 2016 Eigentum einer Stiftung: Die Mara und Holger Cassens-Stiftung hatte damals den Anteil von Wolf Richter gekauft, neben Schamoni einer von zwei Eignern des Ganzen. Damit war ein zunehmend erhitzter Streit zu Ende gebracht worden, ein Streit über Ausrichtung und Charakter des Pudels – dessen gesamte Existenz im Falle weiterer Eskalation auf dem Spiel gestanden hätte. Schon vor zwei Jahren übrigens ging das Wort, langfristig solle der Club „kollektiviert werden“.

Nun also geschieht das mittels der neuen Stiftung, organisatorisch eine Tochter der Patriotischen Gesellschaft von 1765. Im Stiftungskuratorium sitzen neben Kamerun und Schamoni sowie den langjährigen Pudel-Aktiven Charlotte Knothe, Viktor Marek und Ralf Köster noch Christiane Hollander (Mieter helfen Mietern) und Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli.

Ort der Verweigerung

„Der Golden Pudel Club stellt eine kollektive Idee dar, die sich in künstlerischen Interessen mitteilt“, erklärte die Stiftung nun. In diesem Rahmen aber bleibe „undefiniert“, was genau der Laden „ist oder werden soll: Kunstraum, Happening-Ort, diskursive Kneipe, offener Club ohne Mitgliedschaften, Freiraum für Experimente, Projekte und Projektionen oder Leerraum für Langeweile und Zwecklosigkeit“ – eine „Elbphilharmonie der Herzen“, immer aber geprägt vom „Versuch der Verweigerung gegenüber den Angeboten, Normen und Sachzwängen der bürgerlichen Konsumgesellschaft“.

Diesen „Ort der progressiven Veränderung und kritischen Beobachtung, der sich immer wieder an sich selbst abarbeitet und der für immer unverkäuflich bleibt“, zu bewahren für „kommende Generationen“ – das sei die Absicht von Club und Stiftung.

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3 Kommentare

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  • Natürlich ist die Idee einer Stiftung super. Es ist einfach nur dämlich und verbohrt, dass viele Antifa- Kultur- oder Hausprojekte sich dieser Idee verweigern, obwohl die finanzielle Möglichkeit bestünde. Stattdessen lebt man dort weiter unter dem Damoklesschwert irgendwelcher Investoren- oder Senatsentscheidungen und das Gejammer ist jedesmal groß, wenn sich der Daumen nach unten senkt.

    Statt dann in Solidarität mit den Wölfen zu heulen, sollten besser gelungene Beispiele aufgezählt werden.

  • Langsam ist aber gut mit dem Pudel.

    Die ganzen Querelen und Streitereien der Besitzer und Betreiber untereinander und die Berichte darüber, das hatte doch inzwischen BUNTE-Niveau. Der Pudel mag ein toller Club sein, aber das ist er vor allem in den Augen von drei Dutzend Beteiligten und Besuchern sowie befreundeten Journalisten, außerdem ist Hamburg nicht der Nabel der Welt.