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Tod auf Raten

Für den 14. November ist der Runde Tisch über die Zukunft des Werkhofs „Viva La Bernie“ terminiert. Doch verkaufen wollen die Investoren nicht. Nun fürchten die Werkhof-Aktivsten drastische Mieterhöhungen

Von Knut Henkel

Die Hoffnung war groß, dass die Investoren angesichts der breiten Unterstützung für die Werkhofgemeinschaft „Viva La Bernie“ klein beigeben und verkaufen würden. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie Ralf Gauger per E-Mail erfuhr. „Aus einer Nachricht von Matthias Onken an die Leiterin des Bezirksamts, Liane Melzer, die für den 14. November zum Runden Tisch eingeladen hat, geht hervor, dass die Investoren nicht die Absicht haben an uns zu verkaufen“, so der Werkhofsprecher. Onken heißt der Kommunikationsbeauftragte der beiden Investoren, die das Werkhofareal im Juli 2017 erwarben, und zugesagt hatten, ein Kaufangebot der Werkhofgemeinschaft zu prüfen.

Ob die Prüfung des Angebots über sieben Millionen Euro, das deutlich über dem Kaufpreis liegen dürfte, negativ ausgefallen ist, weiß Gauger nicht, aber er befürchtet nun ein langsames Anheben der Mieten und „den Tod auf Raten“ der Werkhofgemeinschaft. „Wie viele Millionen wollen die Investoren denn verdienen und warum sind gewachsene Strukturen im Stadtteil so schutzlos den Interessen von Investoren ausgeliefert?“, fragt Gauger.

Er plädiert für eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Zukunft des Stadtteils und ruft den Bürgerentscheid über die St-Pauli-Seilbahn in Erinnerung. „Warum nicht einen Bürgerentscheid auf Stadtteilebene über den Werkhof durchführen“, fragt er. Eine spannende Frage an die Verantwortlichen im Bezirksamt, die den Werkhöflern durchaus positiv gesonnen sind. Zudem haben sich alle politischen Fraktionen auf Bezirksebene für das städtebauliche Erhaltungskonzept für die Region rund um die Bernstorffstraße ausgesprochen. Das setzt den Investoren, die in Berlin für ein US-amerikanisches Immobilienunternehmen arbeiten, aber den Werkhof-Komplex in Hamburg auf eigene Rechnung erwarben, zwar Grenzen im Bereich von Neubauten, aber einen Bestandsschutz für die Altmieter bietet es nicht.

Die müssen sich auf höhere Mieten einstellen. Daran ließ Onken in einem Gespräch mit der taz bereits Ende September keinen Zweifel. Interessiert seien die Eigentümer, so Onken, mit einem Mieter, etwa einer Werkhof-Genossenschaft, über langfristige Mietverträge zu verhandeln.

Einen Vorschlag, wie die neuen Mietverträge aussehen könnten, erwartet Gauger vor dem 14. November. Da soll der Runde Tisch tagen. Dann könnte die Frage des Bürgerentscheids auf den Tisch kommen.

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