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Kolumne Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Wer hat Angst vor der Bundeswehr? Moore, vermutlich. Außerdem: aasgeiernde Freidemokraten und die Redlichkeitsbulimie der SPD.

Die SPD ist ein Gegenentwurf zu dem jeden Selbstzweifels enthobenen Egospinner Seehofer Foto: dpa

t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Die Regierung braucht keine Einmischung von Erdoğan, um sich zu ruinieren.

Und was wird besser in dieser?

Erdoğan kommt.

Im Hambacher Forst ist ein Mensch gestorben. Und jetzt?

Innenminister Herbert Reul, den man wegen seines sympathischen Gesichts auch den „Ralf Stegner der CDU“ nennt, „kann nicht sagen, wann und wie“. Findet jedoch ein Moratorium „einen interessanten Gedanken“. Guten Morgen. Nachdem wir also offenbar alle aufmerksam die Zeitung gelesen haben, ergibt sich folgendes Bild: RWE will roden, bevor die Kohlekommission im Dezember Vorschläge vorlegt, die unter anderem das Ende des Braunkohleverbrauchs behandeln werden. Die Hambischützer wollen genau diesen Zeitpunkt stehenden Forstes erreichen, um die Absurdität der Rodung vorzuführen. Der Wald als „Symbol des Widerstands gegen den Braunkohleabbau“ (Bild) kann ebenso gut als „Symbol des Widerstands gegen Klimaziele und Umweltschutz“ beschrieben werden. Von jemandem, der jetzt offensiv vermittelt. Also nicht der Landesregierung, die genau dies ausdrücklich ablehnt. Der Tod des Kollegen hat Ministerpräsident Laschet zum Maximalpreis eine Chance gegeben, die er verstreichen lässt. Wachtmeister statt Waldmeister.

Die SPD schlingt mit größtem Anstand und den kotzt sie sich dann auf die Schürze. Damit ist sie ein Gegenentwurf zu den Egospinnern von Trump bis Seehofer

Verfassungsschutzchef Maaßen wird – Stand bislang – aus dem Weg befördert. Welche Karrierechancen hat der Mann noch?

Ist es nicht das, was man sich heimlich oft wünscht: dass Anpassertum, beflissene Büttelei und karrieredienliches Auftragsmeinen entblößt wird? Weist ihm eine karge Weise zu; Sarrazins Verlag winkt bald mit einem stattlichen Vorschuss.

Haben Sie nach dieser Woche noch ein nettes Wort für die SPD und Frau Nahles über?

Es bricht einem das Herz, doch: Der SPD fehlt es an Basta-Kompetenz. Oder wenigstens Lindnergelümmel. Variante Schröder: „Wir haben gesagt, Maaßen muss weg – und wir haben geliefert. Der Rest ist Seehofer.“ Oder eben klammliberal aus der Verhandlung laufen und Seehofers bizarre Rochade vorab der Öffentlichkeit petzen. Wohlfeil, dies hinterher zu besserwissern, doch: Genau diese billige Naseweisheit schwallt seither übers Land. – Maaßen hat als Verfassungsschutzpräsident versagt, und statt einer Ablösung liefern Kanzlerin und Innenminister ein Fiasko. Prompt prügeln alle auf die SPD ein. Diese Reaktionsgeschichte erzählt von einer Öffentlichkeit, die sich lieber am Opfer Nahles ergötzt, als Mut gegen die Haupttäter aufzubringen. Die SPD hat Redlichkeitsbulimie; sie schlingt mit größtem Anstand und den kotzt sie sich dann auf die Schürze. Damit ist sie ein Gegenentwurf zu den jedes Selbstzweifels enthobenen Egospinnern von Trump bis Seehofer. Die haben immer recht, machen alles falsch und das sind dann die anderen schuld. Wir haben die Wahl.

Und für Frau Merkel?

Würde mir jetzt den Titel schützen lassen „13 Jahre Merkel – sie hat doch gar nichts gemacht“.

Im neuen Deutschlandtrend ist die AfD zum ersten Mal zweitstärkste Kraft. Muss uns das beunruhigen?

Die Groko spielt gerade „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“. Darüber aasgeiert die FDP und ruft aus Schleswig-Holstein: „Jamaika“. Kubicki schmeißt die Scheiben ein und sagt: Da müssen neue rein. Und tatsächlich wäre uns diese Lage erspart geblieben, wenn Linder weniger „kleiner Feigling“ genippt hätte.

Der Brexit-Plan von Theresa May werde so nicht funktionieren, sagt EU-Ratspräsident Donald Tusk. Kriegen die Briten das noch hin?

Der Plan besteht im Wesentlichen aus „keine Nordirland-Lösung“ und „keine Warenverkehrslösung“. Immerhin ein fertig schiefgegangener Plan .

Sind Ernie und Bert nun schwul oder nicht?

Die naheliegende Kompromisslösung „einer von beiden“ brächte uns hier nicht weiter.

Im Emsland brennt seit zwei Wochen ein Moor, weil es von der Bundeswehr beschossen wurde. Schlimm für die Bewohner, aber ist es nicht andererseits eine gute Nachricht: Von einer so dilettantischen Armee geht keine Gefahr aus?

Die Bundeswehr zeigt sich für eine kriegerische Auseinandersetzung mit Irland bestens vorbereitet. Auch Island wäre ein Gegner. Oder überdüngte Schrebergärten.

Und was machen die Borussen?

Hertha BSC war am Samstag drei Stunden Tabellenführer vor Bayern und dem BVB. Bitte, kontrollieren Sie auch auf der „Wahrheit“, ob Ralf „BSC“ Sotscheck trotzdem fristgerecht kolumnieren konnte.

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Friedrich Küppersbusch
Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".
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3 Kommentare

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  • Sich am Opfer ergötzen anstatt die Hauptschuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Eine der dümmsten deutschen Traditionen, eine dumme Öffentlichkeit. Allerdings hat Maassen dann jetzt doch keine Gehaltserhöhung bekommen. Hoffentlich bekommen Seehofer und Söder eine ordentliche Wahlschlappe.

  • Schauen wir also morgen mal, was Herr Ralf BSC dazu meint. Ich freue mich schon. Schöne Grüße z.Zt. aus Toulon

  • „Die Bundeswehr zeigt sich für eine kriegerische Auseinandersetzung mit Irland bestens vorbereitet. Auch Island wäre ein Gegner.“

    Wieder die Fakten nicht berücksichtigt, Herr Küppersbusch!? Die Bundeswehr kommt derzeit weder heil nach Irland, noch nach Island - und falls es völlig überraschend doch irgendwie klappen sollte, hätte sie - einmal dort angekommen - schon vergessen, was sie dort eigentlich wollte. Also bleibt ihr doch praktisch gar keine andere Wahl, als hier die Moore und Schrebergärten in Brand zu schießen. Präsenz zeigen, nennt man sowas. Mission accomplished!