: Der AfD-BuBi
Radio-Bremen-Journalist Hinrich Lührssen ist in den Landesvorstand der AfD gewählt worden. Auf den Fluren der Anstalt sorgt er damit für heftige Diskussionen und die Senderleitung sucht das Gespräch
Von Jean-Philipp Baeck
Wie vereinbar ist ein Engagement bei der Alternative für Deutschland (AfD) mit der Tätigkeit als Journalist? Diese Frage wird derzeit bei Radio Bremen heiß diskutiert. Am Freitag wurde bekannt, dass Hinrich Lührssen, Autor der TV-Sendung „Buten und Binnen“ in den Landesvorstand der AfD gewählt wurde.
Lührssen, freier Journalist, ist eines der bekannteren Gesichter der Sendung. Er kümmert sich um seichte Themen, ging zuletzt der Frage nach, wer in Bremen noch Schuhe putzt, war auf einem Polizeiboot unterwegs und spielte Golf. Zudem verfasst er Beiträge für Stern.tv und hat im Rowohlt-Verlag Unterhaltungsbücher veröffentlicht.
Dass Journalisten auch Parteien angehören, ist nicht unüblich. Im Landesvorstand allerdings wird Lührssen die Geschicke der AfD stärker mitlenken als ein einfaches Mitglied. Für Diskussionsstoff unter seinen KollegInnen sorgt auch der Umgang der AfD mit der Pressefreiheit und ihre Ablehnung eines gebühren-finanzierten Rundfunks.
Das Verhältnis der AfD zu Radio Bremen ist dabei besonders angespannt. Im April beschimpfte der Bremerhavener Kreisvorsitzende Thomas Jürgewitz den Sender und bezeichnete dessen Journalisten Jan Oppel als „gebührenbezahlten Medienverdreher“. Oppel hatte zuvor über die Arbeit eines Aktivisten der „Identitären Bewegung“ im Wahlkreisbüro des Bremer AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz berichtet.
Auch Magnitz wurde gegenüber Pressevertretern aggressiv: Am Rande eines Landesparteitages der AfD in Huchting im Juni bedrängte er die freien Journalisten Andrea Röpke und Sebastian Heidelberger, die beide für die taz und auch für Radio Bremen arbeiten. Man sei „verwundert und überrascht“ über Lührssens AfD-Engagement, sagte Radio-Bremen-Sprecher Jens Böttger der taz. „Wir halten das für eine private Entscheidung und werden aber darauf achten, dass sie sich nicht mit seiner journalistischen Arbeit vermischt.“ Lührssen arbeite unregelmäßig für Radio Bremen. „Politische Beiträge werden wir nun bei ihm bestimmt nicht in Auftrag geben“, so Böttger. Man werde das Gespräch mit ihm suchen.
Schon jetzt sei klar, dass er zur Zeit des Bürgerschaftswahlkampfes im Frühjahr 2019 „nicht programmpräsent“ sein werde. Die Nachricht über die neuen Landesvorstände wurde von der AfD nach kurzer Zeit wieder gelöscht. Bekannt gemacht hat sie der Blog „AfD Watch Bremen“. Neben Lührssen sei auch Frank Magnitz’Tochter Ann-Katrin in den Landesvorstand berufen worden. Sie unterhält, wie weite Teile der Bremer AfD, Verbindungen zur rechtsextremen „Identitären Bewegung“. Lührssen bestätigte der taz seine Wahl, wollte sich dazu aber zunächst nicht weiter äußern. Er kündigte eine Stellungnahme in der nächsten Woche an.
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