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Kolumne Nullen und EinsenRoboterfreundin?!

Meine Freunde sind beleidigt, weil meine App ihnen monatlich automatisiert Nachrichten schickt. Dabei ist das nicht das Problem.

Ich will doch nur deine Freundin sein Foto: unsplash/ Alex Knight

F reunde, wir haben ein Kommunikationsproblem. Ihr empört euch, weil ich seit ein paar Monaten meine Nachrichten an euch automatisiere. Beschimpft es als Spam, nennt mich sogar eine schlechte Freundin.

Zur Erklärung: Eine App schreibt monatlich eine personalisierte Nachricht an jeden einzelnen meiner Freunde. Die Texte habe ich selbst verfasst, die App regelt nur den Versand. Sie verschickt die Nachrichten, egal ob wir uns gerade in diesem Moment am Tisch gegenübersitzen oder ihr an dem Tag zufällig Geburtstag habt. Das ist etwas unglücklich.

Der Vorteil: Wenn es mal drunter und drüber geht in meinem Kalender, hält die App immerhin ein Mindestmaß an Kontakt. Doch sobald ihr erfahrt, dass die SMS automatisiert ist, antwortet ihr nicht mehr darauf.

Ihr sagt dann so etwas wie: „Du denkst also gar nicht an mich, ich bin nur einer von vielen.“ Oder, dass ihr keine „Roboterfreundin“ haben wollt. Oder: „Unsere Freundschaft ist dir also nicht mal die Zeit wert, eine einzige Nachricht zu schreiben.“ Warum so angefasst? Ihr gebt euch doch sonst nicht so technikfeindlich. Meine automatisierte SMS ist nur ein Hilfeschrei im Wirrwarr eurer digitalen Kommunikation.

Textnachrichten wie SMS-Bomber

Nicht einfach Facebook oder WhatsApp, den liebsten Kommunikationskanal jedes Einzelnen soll ich mir merken. Bei Telegram seien „die Sticker so witzig“, sagen die einen. „Signal ist viel sicherer“, sagen die anderen. Freundin A ist gerade im Ausland und nur manchmal bei Skype online. B findet Slack gut, „das machen wir auch auf der Arbeit so“.

Freundin C wiederum will nur bei Snapchat schreiben, „da liest mein Mann nicht mit“. Ach ja, die Planung fürs nächste Festival findet über Threema statt. „Könntest du dir das bitte noch installieren? Das gibt es für 3,49 Euro im App Store.“

Ihr sagt, ihr mögt es nicht, zu telefonieren. Lieber verschickt ihr Textnachrichten wie SMS-Bomber. Denn pro Mitteilung bekommt ihr selten mehr als drei Wörter in die Zeile. Jeden Smiley, jedes Fragezeichen verschickt ihr einzeln. Und wenn ihr doch etwas Längeres zu bequatschen habt, nehmt ihr einen Podcast auf und nennt es Sprachnachricht.

Auch eure Hundertpersonengruppenchats muss ich ertragen. Pling, pling pling. Alle paar Monate setzt ihr einen neuen auf, nur um zu sagen: „Das ist übrigens meine neue Handynummer.“ Aber ihr schafft es seit Jahren nicht, E-Mails an meine aktuelle, seit anno 2012 gültige E-Mail-Adresse zu senden.

Ein einfacher Service

Einige von euch finden Ende-zu-Ende-Verschlüsselung so wichtig. Aber genau ihr bittet mich regelmäßig, die Mail noch mal unverschlüsselt zu versenden, weil ihr sie auf eurem Gerät gerade sonst nicht lesen können. Wieder andere verweigern sich und lesen einfach gar keine Mails.

Ich dagegen biete euch einen einfachen Service an: eine persönliche Kurzmitteilung alle vier Wochen direkt aufs Handy – verständlich, jederzeit abrufbar, barrierefrei, umweltschonend und vegan. Aber bloß, weil ich nicht höchstpersönlich auf das Senden-Knöpfchen drücke, ist DAS natürlich die Zumutung.

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Svenja Bednarczyk
Entwicklungsredakteurin
im Produktentwicklungsteam der taz im Netz. taz seit 2012.
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3 Kommentare

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  • ...also kauft mensch sich jetzt ne' App, die so tut als würde mensch alle 4 Wochen mal an seine "Freunde" denken?



    Das ist doch alles krank.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Irgendwann werden Apps sich mit Apps unterhalten und der Mensch hat endlich seine Ruhe vor der Kommunikation.

  • Zumutung ist es nicht. Unpersönlich trotzdem. Menschliche Kommunikation ist nun einmal eine Zweibahnstraße und eine Nachricht, die man alleine für alle abtippt, kann halt nicht situativ auf die andere Person eingehen sondern ist nur eine Abhandlung mit oder über sich selber.



    So ziemlich alle Negativbeispiele der Anderen die Sie her nennen hingegen, verletzen nicht das kommunikative Prinzip der Zweibahnstraße, sondern sind dem modernen Technik- und App-Dschungel geschuldet, sind also eher ein Problem der technischen Infrastruktur als der Kommunikationsweise. In diesem Fall sollte also entsprechend gelten: Do shoot (or blame) the messenger. Und nicht den Absender.



    Die meisten der davon genannten Nervigkeiten lassen sich übrigens umgehen. (Gruppen-)chats lassen sich einzeln stummschalten, Benachrichtigungen zumindest in neueren Android-Versionen prioritisieren und wenn man nicht weiß, welchen Messenger eine Person benutzt, kann man ja einfach den Weg über die Kontakte/Telefonbuch-App gehen und das dort eintragen.