Abgabe auf Menstruationsartikel: Blutsaugerei namens Tamponsteuer
Aktivistinnen setzen sich für eine Abschaffung von Steuern auf Tampons und Binden ein. Doch kaum jemand redet gern über das Thema.
Tampons und Binden sind teuer. Denn im Gegensatz zu Lachskaviar, Schnittblumen und Gemälden fallen Menstruationsartikel in Deutschland nicht unter den ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent, sondern werden mit 19 Prozent versteuert. In 35 weiteren Staaten sieht es ähnlich aus – etwa in den Vereinigten Staaten. Dort werden Damenhygieneartikel versteuert, Viagra hingegen nicht. Dagegen will eine New Yorker Organisation nun vorgehen: Period Equity engagiert sich für die Abschaffung von Steuern auf Tampons und Binden.
Period Equity, das meint die Perioden-Fairness oder Perioden-Gerechtigkeit. „Menstruationsartikel sollten bezahlbar für jeden sein. Perioden sollten niemanden zurückhalten“, heißt es auf der Webseite der New Yorker Organisation.
Es ist eine Forderung, die fast schon zu banal klingt: Menstruationsartikel sind eine Notwendigkeit – für etwa die halbe Weltbevölkerung. Warum sollte man diesen Fakt nicht auch steuerlich anerkennen?
Doch auch in Deutschland wird für steuerfreie Menstruationsartikel gekämpft. Die Hamburgerinnen Yasemin Kotra und Nanna-Joephine Roloff haben eine entsprechende Online-Petition unter dem Slogan „Perioden sind kein Luxus“ gestartet, die in den vergangenen zwei Wochen bereits über 78.000 Menschen unterzeichnet haben. Initiatorin Roloff glaubt: „Wenn Männer bluten würden, wäre es vermutlich umsonst.“
Im Jahr 1963 führte der Bundeshaushalt den ermäßigten Steuersatz ein, um Haushalte zu entlasten. Dieser galt aber nicht für Damenhygieneartikel – und tut es auch nach 55 Jahren noch nicht. Roloff vermutet, dass es hauptsächlich Männer waren, die den Beschluss damals fällten.
Inzwischen hat sich die politische und gesellschaftliche Lage verändert. Dennoch bleibt das monatliche Bluten ein Thema, über das kaum jemand gern redet. Und vielleicht ist das das Problem: Man muss diskutieren, um etwas zu verändern.
Initiativen wie die von Period Equity helfen dabei, das Thema auf die öffentliche Agenda zu setzen. Was zu begrüßen ist. Denn Gleichberechtigung fängt beim Tampon an.
Leser*innenkommentare
RRunkel
Angesichts von Tragweite und Brisanz des Themas fällt es mir schwer, bei dieser Besteuerung, an einen Zufall zu glauben. Vielmehr vermute ich hier eine groß angelegte Verschwörung kosmischen Ausmaßes.
Frank Erlangen
Was ist mit Klopapier?
Steuern runter. Alle. Der Ansatz ist zumindest richtig.
Peer
@Frank Erlangen Hygieneartikel die nur Frauen benötigen + 19% MwSt = Skandal!!! Hashtag!!!
Hygieneartikel die nur Männer benötigen + 19% MwSt = Na und?!
Hygieneartikel die alle benötigen + 19% MwSt = Gähn...
Peer
Rasierklingen, für Männer genauso unverzichtbar, ebenfalls: 19% Mehrwertsteuer!
Wo genau ist jetzt der Skandal und die böse Männerseilschaft?
nutzer
Ich sehe es auch so, das es definitiv gerechtfertigt wäre den ermäßigten Steuersatz auf Tampons etc. anzuwenden, allerdings von Luxus zu reden doch etwas weit hergeholt.
Bei einer 32iger Packung a 5 Euro (eben gegoogelt und aufgerundet) geht es um 50 Cent, immerhin 12 % weniger aber nur 50 Cent. Da bringt der Kampf um gleiche Entlohnung mehr.
schuhwerfer
Es gibt wohl mehr bedürftige Hoteliers als Frauen in der FDP...
Andi S
Nicht zu vergessen die feine steuerliche Differenzierung zwischen Maultier, Esel und Pferd. Ich glaube zwar das der Ursprung der Besteuerung von Damenhygeneartikel auf die Ignoranz von Männern zurückzuführen in, aber der heutige Status eher in ein Ergebnis des Wildwuchses nicht voll nachvollziehbaren Setzungen der Steuersätze.
Gerhard Krause
@Andi S Genau, Aussetzung der Vermögenssteuer und eine verfassungswidrige Erbschaftsteuer, derweil die s.g. Reichen den "Laden" weiter verwalten. ;-)
Berliner Gutmensch
Hier die Petition:
www.change.org/p/d...m_term=autopublish