Ökologische Hygieneprodukte: Tampontransparenz gesucht
Hersteller müssen Inhaltsstoffe von Tampons nicht angeben. Ein Start-up produziert deshalb Biotampons und fordert Klarheit für Verbraucherinnen.
Etwa 16.000 Tampons verbraucht eine Frau durchschnittlich im Leben. Das geht ins Geld und macht Müll – doch Tampons sind nach wie vor das beliebteste Produkt, zu dem Frauen während ihrer Monatsblutung greifen. Analysen zeigen: Der Markt wächst, besonders in Asien. Bis 2025 schätzen ExpertInnen den globalen Marktwert der Tamponindustrie auf rund 6,3 Milliarden US-Dollar.
Doch was genau in Tampons drinsteckt, wissen die wenigsten. Ein Grund dafür könnte sein, dass das Thema der monatlichen Regelblutung als Tabu galt und gilt. Gleichzeitig wird es Verbraucherinnen nicht leicht gemacht, sich über die Inhaltsstoffe von Tampons zu informieren. Diese gelten in Deutschland als „Bedarfsgegenstände“, die keiner Deklarationspflicht unterliegen. Das heißt: Hersteller müssen die Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung angeben.
Zwei Unternehmerinnen aus Stuttgart wollen sich mit ihrer Firma The Female Company für mehr Transparenz und Offenheit im Umgang mit der Periode einsetzen. Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier produzieren seit Anfang des Jahres Biotampons für den Onlineversand. Knapp 10 Euro kosten 42 Tampons verschiedener Größe, die sich Kundinnen alle zwei bis vier Monate im Abo zuschicken lassen können.
Der Stückpreis ist damit etwa dreimal so hoch wie bei herkömmlichen Markentampons. Für die einmalige Bestellung einer bunt designten Box, auf der Zeichnungen von Ketchupflaschen oder verschiedenförmigen Brüsten gedruckt sind, kommen noch mal 10 Euro oben drauf.
Cool statt peinlich
Dafür werden die Tampons nach Hause geliefert, und pro abgeschlossenes Abo wird eine geflüchtete Frau mit Hygieneprodukten unterstützt, die sich sonst keine leisten könnte. „Unsere Kampagne #tampontakeover ist laut und manch einem vielleicht sogar peinlich“, sagt Gründerin Ann-Sophie Claus. „Wir wünschen uns aber eine Normalisierung, damit die Leute merken: Ich kann über die Periode reden, und das kann sogar cool sein.“
Ob bio oder nicht: Tampons weisen als Wegwerfprodukte nicht die beste Ökobilanz auf. Menstruationstassen, die je nach Modell bis zu 10 Jahre halten, werden immer beliebter. Claus und Stadelmaier stehen dennoch hinter ihrem Produkt: „Wir haben viele Kundinnen, die auch Menstruationstassen ausprobiert haben, aber manche kommen damit nicht klar“, sagt Claus. Die Produkte würden sich nicht ausschließen, sondern ergänzen. „Frauen haben individuelle Bedürfnisse, und es sollte für jedes Bedürfnis ein Angebot geben.“
Ihre Biotampons werden in Spanien produziert und sind zu 98,6 Prozent kompostierbar. Die Baumwolle stammt von Firmen in der Türkei, die die strengen Richtlinien des Global Organic Textile Standard (Gots) erfüllen. Derzeit arbeiten die Gründerinnen an biologisch abbaubaren Verpackungen, um auch die Plastikfolie um die Tampons ersetzen zu können.
Inhaltsstoffe von Frauenhygieneprodukten werden immer wieder kritisch diskutiert. Verschiedene Studien konnten krebserregende Stoffe wie Dioxin und Pestizide in Tampons nachweisen. Im Jahr 2015 fand ein Forscherteam der argentinischen Universität La Plata in einem Großteil konventioneller Tampons und Binden Glyphosatrückstände. Doch die Zeitschrift Öko-Test gab für den deutschen Markt 2017 Entwarnung: 14 von 15 getesteten Tampons bekamen im Produkttest die Note „sehr gut“.
Oft wird nur das Endprodukt geprüft
Mit diesem Testergebnis werben große Hersteller für die Qualität ihrer Produkte. Der europäische Tamponmarktführer o.b. gibt an, seine Tampons aus Viskose nach Oeko-Tex-Standard 100 zertifizieren zu lassen. Der Zellstoff für die Viskosefasern werde zudem aus Hölzern von „nachhaltig bewirtschafteten Forstgebieten in Europa“ gewonnen. Über den genauen Produktionsverlauf gibt o.b. jedoch keine Auskunft, eine unabhängige Prüfstelle gibt es nicht.
Den Unterschied zwischen den Zertifikaten erklärt Ulrike Siemers, Chemietechnikerin am Bremer Umweltinstitut: „Oeko-Tex prüft das Endprodukt, aber nicht den Produktionsweg. Da wird nur auf ausgesuchte Inhaltsstoffe getestet. Bei Gots wissen wir hingegen, was im gesamten Verarbeitungsprozess zum Einsatz gekommen ist.“ VerbraucherInnen könnten laut Siemers lediglich durch den Kauf von Gots-zertifizierten Produkten dafür sorgen, dass der gesamte Herstellungsprozess kontrolliert wird – und zwar inklusive ökologischer und sozialer Standards.
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