Feldbesetzungen gegen Glyphosat: Umweltverbände sind dagegen
Aus Protest gegen Glyphosat besetzen Aktivisten Felder. NABU, BUND und Greenpeace machen nicht mit – unter anderem weil die Aktionen illegal seien.
Der bekannte Aktivist und Politikprofessor Peter Grottian hatte vergangene Woche in der taz gesagt, er wolle gemeinsam mit anderen Mitstreitern im Juli „im südlichen Baden-Württemberg nachts auf einen Weinberg und ein Rapsfeld gehen und riesige Plakate aufstellen und vorsichtig auf die Pflanzen legen“. Ungefähr gleichzeitig sollten ähnliche Aktionen im brandenburgischen Werder und im niedersächsischen Oldenburg stattfinden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland erklärte nun jedoch auf taz-Anfrage: „Der BUND möchte Landwirte als Partner im Kampf gegen das Artensterben in der Agrarlandschaft gewinnen. Deshalb unterstützen wir die Feldbesetzungen nicht.“
„Das ist Ziviler Ungehorsam bei den Falschen“, sagte Christoph Bautz, Geschäftsführer des Kampagnennetzwerks Campact. „Als Bewegung für die Agrarwende brauchen wir die Bäuerinnen und Bauern als Verbündete. Wenn man Zivilen Ungehorsam zu Glyphosat machen will, dann sollte man sich vor die Tore des größten Herstellers setzen. Das ist – nach der Fusion mit Monsanto – Bayer mit Sitz in Deutschland.“
Greenpeace verurteilte die Aktion nicht, aber unterstützte sie auch nicht. „Unsere Form wäre die angesprochene Aktivität in dem Fall und im Moment nicht“, schrieb Dirk Zimmermann, Agrarexperte der Organisation, der taz. Die Gründe wollte er auch auf Nachfrage nicht erläutern.
Kritik von Bauernorganisationen
Agrarorganisationen kritisierten den Aufruf Grottians. „Feldbesetzung ist wie Stalleinbruch – illegal und illegitim“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken.
Der Bundesgeschäftsführer der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Ulrich Jasper, erklärte, gegen Glyphosat seien Feldbesetzungen „ganz sicher die falsche Aktionsform.“ Sie schiebe die Verantwortung sowohl für die erneute Zulassung des Pestizids in der EU als auch für das Spielen auf Zeit der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) den Bauern zu. Dabei würden viele Landwirte versuchen, etwa durch andere Fruchtfolgen den Glyphosat-Einsatz zu reduzieren. „Der Staat muss den Ausstieg mit klaren Regeln, verbindlichem Zeitplan und fachkundiger Beratung organisieren.“
Glyphosat ist der meistverkaufte Pestizidwirkstoff. 2015 stufte ihn die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Zudem zerstört Glyphosat so gut wie alle nicht gentechnisch veränderten Pflanzen auf dem Feld und damit auch Nahrung beispielsweise für Vögel und Insekten. Da die zuständigen Fachbehörden der Europäischen Union das Mittel jedoch für ungefährlich halten, haben die EU-Staaten Glyphosat Ende 2017 für weitere 5 Jahre zugelassen.
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