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Clara-Zetkin-Preis für Kristina Hänel„Ich kämpfe für viele andere auch“

Die Ärztin ist für ihr Engagement gegen den Paragrafen 219a ausgezeichnet worden. Ein Gespräch über echten Lebensschutz und warum der Paragraf weg muss.

„Mir wurde Unrecht angetan“: Kristina Hänel vor dem Amtsgericht Gießen Foto: dpa
Dinah Riese
Interview von Dinah Riese

taz: Frau Hänel, Freitagabend haben Sie den Clara-Zetkin-Frauenpreis der Linkspartei bekommen – für Ihren Kampf gegen Paragraf 219a, das Verbot der „Werbung“ für Schwangerschaftsabbrüche. Nach diesem Paragrafen wurden Sie im vergangenen November verurteilt, weil auf Ihrer Webseite steht, dass Sie Schwangerschaftsabbrüche machen. Wie fühlen Sie sich?

Kristina Hänel: Ich freue mich sehr über diese Anerkennung. Als Ärztin, die Abtreibungen macht, war ich viele Jahre eher eine Außenseiterin. Es ist schön, zu sehen, dass sich das jetzt ändert.

Es ist ein halbes Jahr her, dass Sie sich entschieden haben, Ihren Fall öffentlich zu machen. Als wir damals das erste Mal miteinander sprachen, klangen Sie längst nicht so selbstsicher wie heute.

Das hat alles eine Weile gedauert, ja. Ich bin ja schon öfter angezeigt worden, aber ich habe das immer irgendwie abgetan und gedacht: Jeder vernünftig denkende Mensch hält diese Leute, die da reihenweise Ärzte anzeigen, für Spinner. Die bekommen doch kein Recht. Als dann dieser gelbe Brief auf meinem Tisch lag, musste ich ihn mehrmals lesen, um zu begreifen: Du musst jetzt vor Gericht. Das war zwei Tage vor meinem Geburtstag, das musste ich dann erst mal Freunden und Bekannten beichten.

Sie sagen „beichten“. Hatten Sie denn das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben?

Nein; das habe ich zu keinem Zeitpunkt gedacht. Ich dachte eher: Mann, jetzt gibt es wegen mir Schwarzem Schaf schon wieder Ärger.

Was meinen Sie mit „Schwarzes Schaf“?

dpa
Im Interview: Kristina Hänel

ist Allgemeinmedizinerin in Gießen. Seit mehr als 30 Jahren macht sie Schwangerschaftsabbrüche. Weil sie das auch auf ihre Webseite schreibt, wurde sie 2017 zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt – das Gericht sah einen Verstoß gegen Paragraf 219a StGB, das Werbeverbot für Abtreibungen.

Die 61-Jährige hat Berufung eingelegt und will notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht. Ihr Fall hat dazu geführt, dass nun auch Bundesrat und Bundestag über eine Abschaffung des Paragrafen diskutieren. Am Freitag erhielt Kristina Hänel den Clara-Zektin-Ehrenpreis, mit dem die Linkspartei herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik würdigt.

Wenn man Abbrüche macht, hat man es nicht immer leicht – auch nicht unter Kolleginnen und Kollegen. Da gibt es viele, die das nicht gut finden.

Warum haben Sie den Schritt in die Öffentlichkeit dann doch gewagt?

Das lag an dem Zuspruch, die ich aus meinem Umfeld erfahren habe. Aber es fiel mir anfangs sehr schwer; in dem ersten Brief, in dem ich um breitere Unterstützung gebeten habe, habe ich noch gar nicht das Wort „ich“ benutzt, sondern nur von „einer Ärztin“ gesprochen. Ich kann gut für andere kämpfen. Aber ich war es bisher nicht gewohnt, mich als Person in den Mittelpunkt zu stellen. Zu sagen: Mir wurde Unrecht angetan. Ich weiß nicht, ob ich das alleine geschafft hätte.

Das liegt jetzt sechs Monate zurück. Wie hat sich Ihr Gefühl seitdem verändert?

Die Frage, ob der Schritt nur der richtige war oder nicht – die stelle ich mir nicht mehr. Es hat sich ja ganz deutlich gezeigt, dass es genau richtig war, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich kämpfe ja nicht nur für mich, sondern für viele andere auch. Für Ärztinnen und Ärzte, und für die Frauen.

Gab es Zeiten, in denen Sie die Entscheidung bereut haben?

Ich bin Schritt für Schritt weiter in die Öffentlichkeit gegangen. Erst mit meinem Namen, dann auch mit meinem Foto, inzwischen war ich sogar im Fernsehen. Das wirkt sich natürlich auch auf mein Privatleben aus. Jeder dieser Schritte hat mich viel Kraft gekostet. In der Nacht vor dem Prozess wäre ich am liebsten geflohen, hätte alles ungeschehen gemacht.

Sie als Person sind jetzt untrennbar mit der Debatte um den Paragrafen verbunden.

Ich dachte ursprünglich mal, es wäre gut, wenn diese Kampagne über Pro Familia oder einen anderen Verband laufen würde. Aber jetzt ist mir klar, dass es wichtig ist, dass ich da als Person, mit meinem Gesicht und mit meinem Namen, stehe. Als meine Kollegin Nora Szász aus Kassel kürzlich ihre Anklageschrift erhalten hat, hat sie mir gleich geschrieben. Ich sollte die erste sein, die es erfährt. Da kam auch in mir die Erinnerung noch mal hoch, was für ein schlechtes Gefühl das damals war. Das ist so ungerecht, so etwas wünscht man niemanden.

Es sind radikale Abtreibungsgegner*innen, die systematisch Ärzt*innen anzeigen. Wer Schwangerschaftsabbrüche durchführt, hat mit diesen selbsternannten Lebensschützer*innen fast unausweichlich zu tun. Warum kommt der Aufschrei erst jetzt?

Das ist eine gute Frage. Ich denke, da kommen verschiedene Faktoren zusammen; einerseits spielen die sozialen Medien eine große Rolle. Und dann fällt das Thema in eine Zeit des allgemeinen gesellschaftlichen Rollbacks. Aber es gibt ja nicht nur die AfD und den allgemeinen Rechtsruck, sondern auch Menschen, die dem entgegenstehen. Auch hier in der Region war im Sommer 2015 eine wahnsinnige Solidarität mit den Geflüchteten zu spüren. Es war beeindruckend, was die Bevölkerung damals getan hat, um diesen Menschen zu helfen. Und dann ist man plötzlich konfrontiert mit Leuten, die so radikal unmenschlich denken. So ähnlich ist es beim Schwangerschaftsabbruch auch. Ich spüre gerade einen enormen Solidarisierungsprozess, in meinem persönlichen Umfeld wie auch in der gesamten Ärzteschaft. Das ist ein viel stärkerer Halt, als wir ihn all die Jahre hatten.

Aber Sie bekommen nicht nur Unterstützung.

Ich bekomme auch Drohmails. Gegen einige erstatte ich Strafanzeige. Manche sind christlich geprägt, andere einfach rechtsextrem und antisemitisch. Da geht es dann nicht mehr um Schwangerschaftsabbrüche. Aber so was kommt automatisch in dem Moment, wo die sogenannten Lebensschützer merken, dass sie Land verlieren. Dass sie nicht mehr so einfach im Hintergrund Ärzte und Frauen tyrannisieren können. Niemand findet das gut, was wir da all die Jahre schweigend über uns haben ergehen lassen.

Wie geht es Ihrer Meinung nach jetzt weiter mit Paragraf 219a?

Ich kann momentan nicht abschätzen, ob der Paragraf gestrichen oder nur geändert wird. Aber er kann und wird so nicht stehen bleiben. Auch in der Union gibt es Menschen, die das so sehen. Ich warte nur darauf, dass sich der erste traut, das auch öffentlich zu sagen.

Sie fordern nach wie vor die Streichung?

Ja. Das Informationsrecht für Frauen ist mit diesem Paragrafen nicht zu erreichen. Auch nicht, wenn er verändert wird. Die Abtreibungsgegner werden nicht aufhören, Ärzte anzuzeigen und der Auslegung der Gerichte ist Tür und Tor geöffnet. Sie können einen freisprechen oder ins Gefängnis stecken, und das nur wegen einer Information auf einer Webseite.

Angenommen, in einem weiteren halben Jahr ist der Paragraf weg. Was dann?

Dann beginnt die inhaltliche Arbeit eigentlich erst. (lacht) Dann können wir aufholen, was wir all die Jahre versäumt haben: dafür sorgen, dass Frauen an verschiedenen Stellen an die Adressen für einen Schwangerschaftsabbruch kommen, am besten über die Gesundheitsämter. Dass es sachliche Informationen auf staatlichen Webseiten gibt, so wie in anderen europäischen Ländern. Dass der Eingriff Thema in der medizinischen Ausbildung wird. Dass wir auch in Deutschland medizinische Leitlinien zum Schwangerschaftsabbruch entwickeln. Und dass die Themen Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft auch in den Bereichen Pädagogik, Biologie oder Psychologie wichtiger werden. Denn dann haben wir auch niedrigere Abbruchszahlen. Dann tun wir tatsächlich etwas für den sogenannten Lebensschutz.

Ist „Lebensschutz“ nicht eher ein Begriff der Abtreibungsgegner*innen?

Ich verwende den ganz gerne in letzter Zeit. Wir müssen uns unsere Sprache zurückholen. Abtreibungsgegner verdrehen die Realität, sie wollen, dass Abtreibungen ganz verboten werden. Aber dann würden wieder Frauen sterben. Das ist für mich kein Lebensschutz.

Sondern?

Zum Lebensschutz gehört für mich alles, was ich als Ärztin tue. Angefangen beim Rettungsdienst über meine Arbeit mit traumatisierten Kindern bis zum Schwangerschaftsabbruch. Denn Abtreibungen wird es immer geben – und ich möchte nicht, dass irgendwo auf der Welt noch eine Frau an einem illegalen Abbruch stirbt. Und ich will, dass die Kinder, die auf die Welt kommen, erwünscht sind. Das gönne ich jedem Kind, und auch das schützt sein Leben. Und ich will, dass Frauen wählen können. Vor mir sitzen manchmal Frauen, die hochgradig ambivalent sind. Die das Kind eigentlich bekommen wollen, es aber aus verschiedenen Gründen nicht können. Für solche Frauen tue ich alles, was ich kann.

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Mehr zum Thema

32 Kommentare

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  • Von Clara Zetkin:

     

    Gegen den Pazifismus (Auszug)

     

    “Der Pazifismus ist seinem Wesen nach bürgerliche Sozialreform, ist eine spezifische Form der bürgerlichen Sozialreform und ebenso ohnmächtig wie diese, die Widersprüche, Gegensätze und Übel des Kapitalismus zu überwinden.“

     

    “Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes. Gewalt lässt sich nicht wegdisputieren und nicht wegbeten. Gewalt kann nur durch Gewalt gebrochen werden. Das sprechen wir Kommunisten offen aus, nicht weil wir ‘Anbeter der Gewalt’ sind, wie sanfte bürgerliche und sozialdemokratische pazifistische Gemüter uns beschuldigen. Nein, wir beten die Gewalt nicht an, jedoch wir rechnen mit ihr, weil wir mit ihr rechnen müssen. Sie ist da und spielt ihre geschichtliche Rolle, ob wir wollen oder nicht.

     

    Es fragt sich nur, ob wir sie widerstandslos erdulden oder ob wir sie kämpfend überwinden wollen.“

     

    Quelle: Clara Zetkin, Gegen den Pazifismus. Aus der

    “Kommunistischen Fraueninternationale“ 1922, S. 13/14.

  • Tolle Person - mutig, offen, konsequent, empathisch...!! Ein wichtiges Thema. Gerade in dieser Zeit. Weiter so! Und vielen Dank für das Interview, Dinah Riese!

  • 9G
    97796 (Profil gelöscht)

    Wirklicher, also 100%iger, Lebensschutz kann nur sein, nicht abzutreiben. Abtreibungsgegner, wie ich, sind nicht gegen jede Form der Abtreibung. Es gibt gute Gründe. 2 Stück an der Zahl. Restliche Gründe sind dem eklatanten Werteverfall unserer Gesellschaft und der Geringschätzung der Familie geschuldet. Und der Verweigerung der Tatsache, dass ein sicher werdender Mensch, nichts geringeres als ein Mensch ist.

    • @97796 (Profil gelöscht):

      Das können Sie ja gerne für sich so halten, wenn Sie schwanger werden können/sind. Anderen gebärfähigen Menschen überlassen Sie doch lieber selbst deren Entscheidung.

      Und nein, wiklicher Lebensschutz ist der Schutz einer schwangeren Person, deren Leben ohne medizinische Hilfe bedroht ist, wenn sie sich für einen Abbruch entscheidet, ihn aber unter widrigen Bedingungen durchführen muss. Leider haben nicht alle Personen Zugang zu medizinischer Hilfe und so sterben Zehntausende bei illegalisierten Abbrüchen. Und deren Leben muss, wie Kristina Hänel es schreibt, Priorität haben.

      Werteverfall? Was meinen Sie? Menschenverachtende Hetze a la Pegida, Afd & Co? Wenn Sie das meinen, gebe ich Ihnen recht.

      Geringschätzung der Familie? Seit kurzem ist die Ehe für alle endlich legal. Hoffentlich ist gleichgeschlechtlichen Paaren es nun auch leichter möglich Eltern werden/sein zu können. Also da sehe ich positive Entwicklungen.

      • @Uranus:

        "Der Beginn des individuellen menschlichen Lebens wird nahezu übereinstimmend mit der Befruchtung der Eizelle und der damit verbundenen Bildung eines neuen menschlichen Lebewesens mit eigener genetischer Identität, die sich von jener der Mutter und des Vaters unterscheidet, gesehen."

        (https://de.wikipedia...des_Menschseins)

        Eine Abtreibung stellt damit, biologisch betrachtet, immer eine Tötung dar, daran kann kein juristisches Konstrukt der Welt etwas ändern.

        Das Leben der Mutter hingegen ist in der Regel nicht gefährdet. Und um derartige Ausnahmefälle, zu denen ich auch eine Vergewaltigung zähle, geht es hier meines Erachtens auch nicht.

         

        Menschen verstecken sich jedoch gerne hinter (rechtlichen) Formalien, weil sie sich nicht berühren lassen wollen. Moralisch Relevantes wird nur allzu gern möglichst weit weggeschoben. Da kann es nicht so gut seine Wirkung entfalten.

         

        Was spricht denn dagegen, sein Kind zur Welt zu bringen und an liebevolle Adoptiveltern abzugeben?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Das ist ja alles schön und gut, aber wie stehen wir zu der Tatsache, dass in unserem reichen Land 100000 Menschen im Mutterleib getötet werden und 73% der Abtreibungen - wie weiter unten zu lesen - auf das Konto von Frauen geht, die 18-34 Jahre sind, also im besten Alter für eine Schangerschaft?

         

        Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Unterstellungen.

        Die Moderation

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          Kommentar entfernt.  Bitte halten auch Sie sich an die Netiquette.

          Die Moderation

          • @849 (Profil gelöscht):

            Wenigstens ist die Argumentation (incl. dem Zitierten von Wilhelm Reich) besser als diese: //http://www.taz.de/Abschaffung-des-Paragrafen-219a/!5488769/

            von Christina de Havilland .

            Daß die Pille bei Drogenkonsum (von legalem wie Alk/Kippen/Tabletten bis illegalisiertem), Grippe, irgendwas Magen/Darm, (latenter) Magersucht... öfter mal nicht wirken kann, da sie schlicht und einfach ausgeko... oder -geschi..... wird, nicht kostenfrei abgegeben wird, daß Kondome abrutschen können usw. usf. eher das Gegenteil von Familienplanung sind, müssen wir hoffentlich nicht auch noch diskutieren!

            • @Hugo:

              Warum Atalaya beim zweiten Mal beschnitten wurde, erklärt sich mir nicht@taz!

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Hugo:

              Wilhelm Reich ging es darum, Abtreibungen überflüssig zu machen, nicht sie im Sinne eines verantwortungslosen Hedonismus als Akt der Selbstbestimmung zu feiern.

              • @849 (Profil gelöscht):

                Hab ich auch so verstanden ;) .

      • 9G
        97796 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Bei Gefahr für Leib und vor allem Leben der Frau ist abtreiben legitim. Genau wie bei Opfern von Vergewaltigung. Für andere Gründe gibt es keine Legitimität.

        • @97796 (Profil gelöscht):

          Das mögen Sie für sich so sehen. Menschen allerdings Austragungen aufzuzwingen, wenn sie schwanger geworden sind, bedeutet Leid, Benachteiligung und Tod für die Jene, die es nicht wollen. Meiner Ansicht nach gibt es dafür keine Legitimität. Es gibt auf der Welt ja noch andere rechtliche Handhabung als die in Deutschland... in einigen Bundesstaaten der USA ist sie bspw. sehr liberal, liberaler als hier.

      • 9G
        97796 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Der Schutz des Lebens, auch des Ungeborenen, ist eben nicht jeder Frau selbst überlassen. Lebensschutz und vor allem Kinderschutz ist Aufgabe der Gesellschaft.

        • @97796 (Profil gelöscht):

          "Der Schutz des Lebens, auch des Ungeborenen, ist eben nicht jeder Frau selbst überlassen."

          Klingt sehr nach patriachaler Politik, über den Körper der Frau bestimmen zu wollen. Wie wäre es denn, anstatt den schwangeren Personen ihrer Entscheidungsfreiheit berauben zu wollen, die gesellschaftlichen Bedingungen massiv zu verbesssern? Von realpolitischen Ansätzen wie kostenlose Verhütungsmittel, Sexualaufklärung, Genderpaygap ausräumen, Recht auf bezahlte Elternzeit für Bezugspersonen, garantierter, kostenloser Kinderläden/gärtenplätze, Inklusion usw.

          Zudem wurde bspw. in den Niederlanden wurde ein Rückgang von Schwangerschaftsabbrüchen festgestellt, da z.B. eine gute Sexualaufklärung eingeführt wurde.

           

          "Lebensschutz und vor allem Kinderschutz ist Aufgabe der Gesellschaft."

          Eben, deswegen sollten wir uns um die Menschen - darunter auch Kinder, die sind ja bereits geboren - kümmern. ;)

        • @97796 (Profil gelöscht):

          Sind Sie dann auch gegen die "Pille danach"?

        • @97796 (Profil gelöscht):

          Gott wir haben massive Überbevölkerung. Es wird noch nicht genug abgetrieben. Derzeit sind es min. 30% mehr Menschen als dieser Planet auf Dauer verträgt.

          Bei allen anderen Lebewesen entscheiden wir aus weit niederen Gründen über Leben, Tod und Verstümmelung.

          Wir sollten lieber sehen das es den Menschen die existieren gut geht als ständig neue Probleme zu gebähren

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @danny schneider:

            Die einzige Konsequenz, die man aus ihrer wirklich aberwitzigen Einlassung ziehen kann, ist: die 30% mehr Menschen, die dieser Planet verträgt, zu ermorden oder verhungern zu lassen.

  • Auch in der Union gibt es Menschen, die das so sehen. Ich warte nur darauf, dass sich der erste traut, das auch öffentlich zu sagen.

     

    Für den Satz alleine find ich die Frau Dr. gut :-)

  • Da geht es nur um Neoliberalismus pur. Werben bis der Arzt kommt. Eigentlich fällt nur die FDP auf so etwas herein.

  • Respekt Frau Hänel, dass Sie und alle Ihre unbekannten Kollegen*Innen, sich der tatsächlichen Realität in diesem Land stellen.

    Sie verstecken sich nicht selbstgerecht hinter einem doppelmoralischen "christlich-westlichen Wertekanon", Sie sind tatsächlich das, was sich CDU/CSU vor Jahren einmal auf die Wahlplakate schrieben, "Nah an den Menschen"!

    Die Entscheidung für einen Schwangerschaftsabbruch ist für keine(n) und in keinem Fall einfach, oder gar "Vergnügungssteuerpflichtig", weshalb es mich wütend macht, dass diese ewig gleichen Argumente vorgeschützt werden, man würde halt ganz easy und verantwortungslos einfach mal "Abtreiben", wenn man halt nicht aufgepasst hat. Eine bodenlose Unverschämtheit und eine Beleidigung für Alle, die eine solche Entscheidung zu treffen, einmal von der Realität haben aufgenötigt bekommen.

    Ich wünsche Ihnen die Kraft, das Durchhaltevermögen und die Gesundheit, dem Paragrafen 219a, für immer ein Ende zu bereiten.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Weidle Stefan:

      Es gibt m.W. in Deutschland ca. 100000 Abtreibungen pro Jahr bei ca. 795000 Geburten. Das legt den Schluss nahe, dass entweder sehr wohl "easy und verantwortungslos" einfach mal abgetrieben wird oder, dass wir in Deutschland eine derart schlechte soziale Lage haben, die Frauen dazu zwingt.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Zur "schlechten sozialen Lage" fällt mir ein (und ihnen wohl auch):

        * sich öffnende Arm-Reich-Schere

        * ungleiche Bildung

        * Anforderungen an Arbeit - u.a. Flexibilität

        * Kosten

        * erschwerte Vereinbarkeit von Berufsleben und Elternschaft

        * behindertenfeindliche Gesellschaftsbedingungen

        * mangelhafte Aufklärung über Hilfen

        * ...

         

        Entweder oder finde ich zu vereinfacht. Das kann zutreffen. Genau so gut sind aber auch mehrere Gründe vorstellbar.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Gibt es für diese Zahlen irgendwelche Belege?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          • @849 (Profil gelöscht):

            Oh, ich sehe gerade dass der Abbruch von 1996 auf 2016 extrem gesunken ist: Seit in Schulen der Aufklärungsunterricht stärker durchgesetzt wurde und sich Frauen über das Internet informieren konnen. Danke für den aufschlussreichen Link! Da kann man Dr. Hänels Ideen ja nur um so mehr unterstützen :)

          • @849 (Profil gelöscht):

            Das ist ja Schlimm, dass so viele abbrechen! Diese Frauen sollten besser informiert werden über Schwangerschaftsabbrüche und Verhütung: " ...in Deutschland [müssten] medizinische Leitlinien zum Schwangerschaftsabbruch entwickel[-t] [werden]. Und dass die Themen Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft auch in den Bereichen Pädagogik, Biologie oder Psychologie wichtiger werden." Am besten steichen wir 219a! Da muss was anderes her.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Sven Svarson:

              Bessere Information finde ich unbedingt nötig.

               

              Es ist erstaunlich, wie nahe wir in einigem noch der Zeit von Reichs Sexpol zu sein scheinen. Reich hatte diese Ideen:

               

              1. Verteilung von empfängnisverhütenden Mitteln an alle, die sonst keinen Zugang dazu

              hatten, und massive Propaganda für Geburtenregelung, um der Notwendigkeit von Abtreibungen entgegenzuwirken.

              2. völlige Aufhebung des bestehenden

              Abtreibungsverbots. Freie Abtreibung in öffentlichen Kliniken; finanzielle und medizinische Unterstützung für schwangere und stillende Frauen.

              3. Beseitigung der rechtlichen

              Diskriminierung zwischen Verheirateten und Unverheirateten und Beseitigung des rechtlichen

              Begriffs des »Ehebruchs«; Freiheit zur Ehescheidung, Ausmerzung der Prostitution durch Umerziehung und durch Beseitigung ihrer ökonomischen und sexualökonomischen Ursachen.

              4. Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten durch umfassende Sexualerziehung und vor

              allem durch Eindämmen der Promiskuität durch Forderung emotional und sexuell gesunder

              Beziehungen.

              5. Prävention von Neurosen und Sexualproblemen durch eine

              lebensbejahende Erziehung und die Einrichtung von therapeutischen Kliniken.

              6. Ausbildung von Ärzten, Lehrern, Sozialarbeitern usw. in allen relevanten Angelegenheiten der

              Sexualhygiene.

              7. Ersatz der Strafen für Sexualvergehen durch Behandlung.

              Prävention von Sexualverbrechen durch verbesserte Erziehungsmethoden und ökonomische Bedingungen, Schutz von Kindern und Heranwachsenden vor Verführung durch Erwachsene.

               

              Quelle: //http://www.wilhelm-reich-gesellschaft.de/sites/default/files/Buentig1977_DasWerk_v_WilhelmReich.pdf

               

              Wobei es bei der Frage gehen muss: Abtreibungen so weit möglich zu reduzieren. Die u.a. bei der TAZ gerne forciert vorgetragene Ansicht, Abtreibung hätte etwas mit Freiheit zu tun, ist m.E. bloß erbärmlich. Abtreibung gesellschaftlich überflüssig zu machen, ist Freiheit, nicht hingegen, sie so darzustellen, als wäre sie eine der zwei Optionen einer moralisch neutralen Alternative.

        • @pippilotta_viktualia:

          Die Abtreibungszahlen wie von Atalaya genannt sind richtig. Laut statistischem Bundesamt .siehe destatis.de -gab es z.B. im ersten Quartal 2017 26.600 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland.

          Sind alle, die diese Zahlen nicht in Ordnung finden "unmenschliche sogenannte Lebensschützer"?