Kommentar Neuordnung bei RWE: Schummeleien der Vergangenheit
Der Strategiewandel bei RWE macht deutlich, dass es dem Konzern früher nur darum ging, die Kostenrisiken der Atomkraft zu verringern.
R WE macht die Wende. Im Jahr 2016 hatte der Stromkonzern sein Geschäft mit den Verteilnetzen und den erneuerbaren Energien in eine eigene Firma ausgegliedert. Der alten AG blieben die Atomkraft und die fossilen Energien, die neue Innogy sollte unbeschwert die Geschäfte der Zukunft machen. Man zog eine Brandmauer ein – zwischen den damals für RWE unkalkulierbaren Risiken des Atomgeschäfts und dem sicheren Ertragsbringer Netz und dem Ökostrom auf der anderen.
Inzwischen ist die sogenannte Enthaftung der Atomfirmen in trockenen Tüchern. Mit einer einmaligen Zahlung durften die Betreiber der deutschen AKWs sich von den steigenden Kosten der Atommüllverwahrung freikaufen; nun trägt der Steuerzahler das finanzielle Risiko der Endlagerung. Damit hat die Trennung von Atomkraft und Erneuerbaren für RWE ausgedient; man kann die Sparten also wieder getrost zusammenführen.
Zugleich wird durch den Strategiewandel deutlich, dass ein damals vorgebrachtes Argument für die Trennung der Geschäftsfelder niemals stichhaltig war: Blieben alte und neue Energie unter einem Dach, könnten beide Sparten leiden, hieß es. Das gilt nun offenbar nicht mehr, womit sich verdeutlicht, dass dies vor allem eine Schutzbehauptung war, die von der Strategie ablenken sollte, sich von den Kostenrisiken der Atomkraft abzuschirmen.
Auch das mitunter genutzte Argument, eine eigenständige Innogy könnte am Markt glaubwürdiger für die Erneuerbaren eintreten, weil sie eben nicht durch das kohlestaubige RWE-Image belastet sei, wurde widerlegt durch ausbleibende Unternehmenserfolge; Innogy verlor an der Börse an Wert, erreichte im Februar gar einen Tiefstand. Nun hofft der Konzern, durch die Bündelung der Erzeugung Synergieeffekte zu schaffen, was klappen kann, aber nicht muss.
Bleibt die Frage, was der Schritt für die Energiewende bedeutet. Aus dieser Perspektive dürfte er vor allem eines sein: unbedeutend. Denn hier gibt es zum Glück zahlreiche andere Akteure.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um Neuwahlen
Inhaltsleeres Termingerangel
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Überwachtes Einkaufen in Hamburg
Abgescannt
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Linkspartei nominiert Spitzenduo
Hauptsache vor der „asozialen FDP“
Obergrenze für Imbissbuden in Heilbronn
Kein Döner ist illegal