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Eva Högl über das Programm der SPD„Wir sind nicht allein auf der Welt“

Die stellvertretende SPD-Fraktionschefin wird als Ministerin gehandelt – entweder für Arbeit und Soziales oder für Justiz und Verbraucherschutz.

Högl und Nahles: Zwei SPD-Frauen, die sich richtig freuen können Foto: dpa
Patricia Hecht
Interview von Patricia Hecht

taz: Frau Högl, ging es der SPD jetzt doch nur um Posten?

Eva Högl: Es geht uns erst um Inhalte, dann um Personen. Wir haben einen sehr guten Koalitionsvertrag vereinbart, in dem viel SPD-Inhalt drinsteckt und mit dem wir in den nächsten vier Jahren gute Politik machen werden.

So, wie Martin Schulz agiert hat, wird bei einigen der Eindruck des Postengeschacheres hängen bleiben. Können Sie das neue Personal gegenüber der Basis selbst so richtig leidenschaftlich vertreten?

Aber selbstverständlich. Andrea Nahles und Martin Schulz sind unsere Besten. Wir werden auch darüber hinaus ein gutes Personaltableau zusammenstellen, sodass wir sehr gut aufgestellt sein werden.

Welche Auswirkungen hat das auf den Mitgliederentscheid – Nahles zieht, Schulz schreckt ab?

Unsere Mitglieder werden sich die Inhalte des Koalitionsvertrages jetzt sehr gut ansehen. Die Tatsache, dass wir so viele neue Mitglieder haben, zeigt, dass viele Menschen die SPD momentan unterstützen wollen.

Es könnte auch sein, dass diese Menschen der Juso-Kampagne gefolgt sind.

Ich glaube, dass unsere Neumitglieder vor allem etwas bewegen wollen, und das können sie auch.

Im Interview: Eva Högl,

49, ist seit 2009 Mitglied des Bundestags. Die Juristin hat zum europäischen Arbeits- und Sozialrecht promoviert und 10 Jahre im Ministerium für Arbeit und Soziales gearbeitet.

Was glauben Sie also, wie das Votum ausgeht?

Ich bin vorsichtig optimistisch, dass unsere Mitglieder mit Ja stimmen werden.

Sie werden als Ministerin für Arbeit und Soziales oder für Justiz gehandelt. Haben Sie Lust auf mehr Verantwortung?

Das ist reine Spekulation und dazu äußere ich mich nicht.

Sind Sie zufrieden mit dem, was die SPD in Sachen Arbeitsmarkt erreicht hat? Den einen großen Erfolg gab es nicht.

Es gibt richtig viele Erfolge, und die SPD hat mehr erreicht, als mit 20,5 Prozent überhaupt möglich war. Darüber bin ich sehr erfreut. Die sachgrundlose Befristung ist ein wichtiger Erfolg …

die wollten Sie ursprünglich ganz abschaffen.

Wir sind nun mal nicht allein auf der Welt, wir haben Koali­tionspartner. Insofern bin ich sehr zufrieden darüber, dass wir die Befristung einschränken konnten. Außerdem nehmen wir für den sozialen Arbeitsmarkt 4 Milliarden Euro in die Hand. Damit werden wir 150.000 Menschen helfen, die bislang Schwierigkeiten haben, einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden.

Sie haben in den vergangenen Jahren die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen unterstützt. Unterstützen Sie die heute auch noch?

Ich finde das eine sehr gute Idee, vertrete in der SPD damit aber eine Minderheitenmeinung.

Im Bereich Justiz und Verbraucherschutz will die Koalition eine „Daten-Ethikkommission“ schaffen, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen will. Wie kann so etwas aussehen?

Bei diesem Thema geht es uns darum, gute rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Um das Feld zu sondieren, setzen wir eine Expertenkommission ein. Anhand der Ergebnisse können wir den gesetzgeberischen Handlungsbedarf ermessen.

Ist das nicht etwas, womit sich das Ministerium selbst zentral beschäftigen müsste?

Ich bin ein großer Fan davon, mit Expertenkommissionen zu arbeiten. Natürlich macht der Bundestag die Gesetze, und die Ministerien machen Vorschläge. Aber Expertenkommissionen geben uns die Möglichkeit, auch Sachverständige heranzuziehen.

Was halten Sie von den übrigen Verhandlungsergebnissen?

Als Berlinerin freue ich mich besonders über das, was zum Thema Bauen und Wohnen beschlossen wurde. Wir stärken den sozialen Wohnungsbau, machen eine andere Liegenschaftspolitik, mit der Kommunen auch Grundstücke des Bundes bekommen können, verschärfen die Mietpreisbremse und sorgen dafür, dass Menschen nicht mehr aus ihren Wohnungen gedrängt werden, wenn diese modernisiert werden. Ich hoffe, dass das viele überzeugt.

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14 Kommentare

 / 
  • Für @WDKN

    &

    "schon wieder Meinung geändert!"

     

    Na Servus - gell!

    &

    "Wer hat an - der Uhr gedreht - ???

    Jetzt ist alles wohl zu spät!!

    Derart "SPD - Auf die Fresse!"

    Was a Fresse für&von die Presse!

    &

    "Ein Mann?¿? - geht um die Ecke -

    Den man……nennt! Mack the…Brutus?

    "Laß dicke Männer um mich sein…?"

    Jau. Fragen - die nur einer hören will -

    Der stören will!"

    Na das. Aber gern.

    &

    Mahlzeit!

  • Stimmt! Wußte auch Roy Black schon.

     

    „Du bist nicht allein, Du bist nicht allein,

    Du bist nicht allein, Du bist nicht allein.

    Du bist nicht allein,

    wenn du träumst heute Abend.

    Du bist nicht allein,

    wenn du träumst von der Liebe.

    Es finden tausend junge Herzen

    heute keine Ruh.

    Es haben tausend Menschen Sehnsucht,

    genau wie du.

    Oh glaub mir:

  • "Außerdem nehmen wir für den sozialen Arbeitsmarkt 4 Milliarden Euro in die Hand. Damit werden wir 150.000 Menschen helfen, die bislang Schwierigkeiten haben, einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden."

     

    Ah, die SPD will also endlich wieder direkt Arbeitsplätze schaffen! Das hätte ich so nicht erwartet.

    • @BigRed:

      Industrie 4.0 wird in den nächsten Jahren noch mehr Arbeitzsplätze abbauen und die Armut vergrößern. Mit den 4 Milliarden Euro will man wohl wieder die Arbeitslosen aus der Statistik rechnen, damit der Bürger nicht merkt, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland schon lange durch die Decke geht. Wenn Frau Högl BMAS-Chefin geworden ist, dann kann sie ja mit ihrem SPD-Genossen Detlef Scheele, den Frau Nahles vor einem Jahr zum BA-Chef gemacht hat, die Arbeitslosenstatistik so "formen" wie die Arbeitgeber-Politik sie benötigt. Bei der SPD kann man sich jedenfalls darauf verlassen, dass sie ihre ehemaligen Wähler auch weiterhin in Armut verkommen lassen.

    • @BigRed:

      Das haben sie falsch verstanden, die SPD will 4.000.000.000 € ausgeben und hofft, dass dadurch irgendwie Arbeitsplätze entstehen.

  • Jetzt bin ich mir ganz sicher. Es muss 2 Koalitionsverträge geben. Einen der veröffentlicht wurde und einen, über den die SPD Führung und viele Medien sprechen.

     

    Diese Ansammlung windelweicher Formulierungen, Kommissionen und Wiederholungen aus alten Verträgen wird das Land bestimmt nicht voran bringen. Besonders Frau Nahles müsste eigentlich wissen, wie schwer es ist, aus einer solchen Vereinbarung brauchbare Gesetze zu generieren. Die Partner sind doch die Gleichen. Auch personell. Sie werden also in den nächsten Jahren weiter bremsen, wo sie können und sich eigentlich beschlossene Sachen teuer abkaufen lassen.

     

    Aber Hauptsache die Verhandlungsführer haben ein paar schöne Posten für sich reserviert. Wer hat eigentlich den Führungswechsel in der SPD angeregt? Die Mutti? Irgendwie kommt das als Teil der Koalitionsabsprachen rüber. Und die Verbannung Siggis? Hat er das aus der Zeitung erfahren?

  • Na Servus.

     

    "Wir sind nicht allein auf der Welt“

    Das will ich gerne glauben - ihr Tauben.

    & Fotto. Danke ~>

    "Högl und Nahles: Zwei SPD-Frauen, die sich richtig freuen könne…" ah ja¿!;)

     

    No. Klar - frau muß grad könne jönne!

    But. Seid's mir bitte mal nich böse.

    Dess Derblecken - willmer nit so - öh

    Schmecken!

    Nu. "Ich Löwin - Ich Dompteuse!"

     

    &nochens ~>

    Wer den Faden gar noch weiter spannt -

    Hat sich voll im Dosenpfand verrannt!;)

     

    -------->

    (ps "Derblecken (auch derbleck'n) bezeichnet im Bairischen das kritische Spiegel-Vorhalten gegenüber Personen des öffentlichen Lebens. Die Bezeichnung leitet sich vermutlich ab von die Zähne blecken, also jemandem die (blitzenden) Zähne zeigen.

    &

    Die bayerische Tradition des Derbleckens geht auf die Begrüßung von Gästen durch ihren Wirt zurück, der früher noch alle Dorfbewohner persönlich kannte und mit den im Ort kursierenden Geschichten und Gerüchten bestens vertraut war. Von humorvollen und selbstbewussten Wirten wurden die Stammgäste gern mit diesen Geschichten aufgezogen („'naufg'schossen“). wiki.

     

    Na - das kann ja heiter werden! Gell.

    "Auf die Fresse" - ist der Einstand!

    Da liegt die Latte.

  • Nahles und Schulz sind unsere besten..vorsichtig optimistisch ...

     

    Pfeifen im Walde sage ich mal.

     

    Aber was nützen Duchhalteparolen und Mut zusprechen bei einem charakterlich-inhaltlich-strategisch unterirdischen Vorsitzenden?

     

    Es scheint in der heutigen Politik (aber nicht nur da) unglaublich schwer sich an das zu halten was man selbst gesagt hat.

    Die Folge sind Politikverdrossenheit und letztlich Wasser auf die Mühlen der Rechten. Es ist zum abgewöhnen!

  • aua, argh

  • "Aber selbstverständlich. Andrea Nahles und Martin Schulz sind unsere Besten" ... Oh Mann...

    • 4G
      42682 (Profil gelöscht)
      @Mephisto:

      Wenn diese Personen das Beste sind, oh armes Deutschland!

    • @Mephisto:

      Diese Aussage entbehrt angesichts der aktuellen Entwicklungen um Schulz nicht einer gewissen Ironie...

    • @Mephisto:

      Schulz hat schon wieder mal die Meinung geändert :-)

      • 4G
        42682 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja, heute!

        Ab es bis morgen hält, abwarten!