Verfügung aus Stuttgart: Ex-FDLR-Führer muss ausreisen
Der frühere Vizepräsident der FDLR-Miliz, der Ruander Straton Musoni, darf einem Bericht zufolge nicht länger in Deutschland bleiben.
Die Stuttgarter Behörde wollte sich zu dem Bericht gegenüber der taz aus Datenschutzgründen nicht äußern. Dem SWR liegt nach eigenen Angaben aber die 66seitige Ablehnung von Musonis Antrag auf Aufenthaltsverlängerung vor. Sie weist Musonis Begründungen, warum ihm eine Rückkehr nach Ruanda nicht zuzumuten sei, detailliert zurück. Musoni hat demnach einen Monat Zeit, um Rechtsmittel einzulegen, sonst wird er ausgewiesen.
Musoni und FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka waren im September 2015 vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Rädelsführerschaft einer terroristischen Vereinigung verurteilt worden, nach vier Jahren Prozess – Deutschlands erster Prozess unter dem Völkerstrafgesetzbuch. Es ging um Verbrechen, die die FDLR – hervorgegangen aus den Kräften, die 1994 in Ruanda den Völkermord an den Tutsi begingen und danach in die Demokratische Rpublik Kongo flohen, um sich als Guerillaarmee neu zu organisierten – 2008 und 2009 an Zivilisten im Ostkongo verübt hatte.
Musoni bekam in dem Urteil vom 28. September 2015 acht Jahre Haft; Murwanashyaka, zusätzlich wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen verurteilt, 13,5 Jahre. Da beide schon seit 2009 in Untersuchungshaft saßen, kam Musoni noch während der Urteilsverkündung frei. Murwanashyaka blieb in Haft.
Beide bestritten bis zuletzt ihre Schuld. Musoni hatte während des Prozesses außerdem seinen Posten als 1. Vizepräsident der FDLR niedergelegt, den er seit 2004 bekleidet hatte; er hatte sich von der FDLR distanziert und seinen Austritt aus der Organisation verkündet. Er bestritt, von Verbrechen der FDLR gewusst zu haben, und begründete sein Engagement mit dem Wunsch, ruandischen Hutu-Flüchtlingen zu helfen.
Vor dem Bundesgerichtshof ist gegen das Stuttgarter Urteil Revision anhängig; sie soll dieses Jahr verhandelt werden. Eine Anwesenheit Musonis ist dafür nicht erforderlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen