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Kommentar Beschluss zu AntisemitismusRituale, die richtig sind

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Kann der Beschluss überhaupt etwas am Antisemitismus ändern? Ja, wenn die Abgeordneten jetzt nicht denken, damit sei es schon getan.

Die Frage ist berechtigt, ob dieser Beschluss zum Antisemitismus-Beauftragten eine billige und folgenlose Übung ist Foto: dpa

E s ehrt den Bundestag, dass er einer Resolution gegen den Antisemitismus mit großer Mehrheit zugestimmt hat. Der Beschluss vermeidet die gern geübte Behauptung, die Zunahme antisemitischer Ressentiments ginge allein auf das Konto von Muslimen. Das wäre ein billiger Versuch, die angestammten Deutschen aus der Verantwortung zu entlassen und diese den vermeintlich Anderen zuzuschieben. Zugleich bekennt der Beschluss aber auch, dass der antizionistisch geprägte Judenhass der Einwanderer nicht ignoriert werden darf.

Wirklich falsch an der Resolution ist nur ihr Zustandekommen: Es zeugt von einem seltsamen Demokratieverständnis, wenn die Linkspartei von den vorhergehenden Beratungen ausgeschlossen und damit auf eine Stufe mit der AfD gestellt wurde. Es zeugt aber auch von Größe, wenn die Linkspartei den Entschluss bei der Abstimmung dennoch nicht abgelehnt hat.

Die Frage ist berechtigt, ob dieser Beschluss am grassierenden Judenhass irgend etwas ändert und ob es sich nicht um eine billige und folgenlose Übung handelt. Und doch sind staatliche Rituale – und um ein solches handelt es sich bei dem Beschluss – notwendig, um sich gemeinsamer zivilisatorischer Werte zu versichern. Auch der Holocaust-Gedenktag, den der Bundestag in der nächsten Woche begeht, ändert nichts daran, dass es Leugner der Schoah gibt. Aber dieser Tag vermag doch Erinnerung im Bewusstsein vieler zu verankern.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Posten eines Antisemitismus-Beauftragten, den der Beschluss anmahnt. Natürlich wird ein solcher Beauftragter nicht die Jahrtausende alten Ressentiments gegen Juden abschaffen, und auch nicht den im 19. Jahrhundert begründeten Rasse-Antisemitismus. Aber solange die Abgeordneten diesen Posten nicht so verstehen, dass sie damit ihr Engagement gegen den Judenhass zur Genüge geleistet haben, kann er einen Fortschritt markieren. Vielleicht nur einen winzigen und kaum messbaren. Aber besser als keinen.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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53 Kommentare

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  • Nicht außerhalb der Diskussion, der Antisemitismus unter Flüchtlingen!

     

    Was ist noch Israelkritik und was schon Antisemitismus?

     

    Info.-Empfehlung:

    Quelle: Zeit Online.

     

    Antisemitismus: Warum hasst ihr mich?

     

    Unsere Autorin ist Jüdin. Lange hat sie sich vor Antisemitismus in Deutschland nicht gefürchtet. Bis sie mit Flüchtlingen sprach.

    Von Alexandra Berlin

    17. Januar 2018, 16:51 Uhr Editiert am 20. Januar 2018, 22:15 Uhr

    //http://www.zeit.de/2018/04/antisemitismus-juden-deutschland-fluechtlinge/komplettansicht

     

    »In seiner E-Mail bittet Kreuser mich, vorbeizukommen und mit den Flüchtlingen zu sprechen. Vielleicht, so hofft er, bringe die Begegnung mit einem jüdischen Menschen sie zum Nachdenken.«

     

    »"Wenn ihr das Wort 'Jude' hört, woran denkt ihr?", frage ich. Schweigen. Dann ergreift ein Mann aus Homs das Wort.«

     

    »"In der Schule habe ich gelernt, dass die Juden unsere Feinde sind", sagt er. "Man hat mir erklärt, dass man die Juden aus Palästina vertreiben muss."

     

    Die Juden, prophezeit ein anderer, würden niemals Ruhe haben, solange ihr Land auf einem fremden Gebiet liege. Es entbrennt ein Streit über Israel, das es in den Augen der Anwesenden nicht geben sollte. Aber mit den Juden in Deutschland, das betonen die Männer, hätten sie kein Problem. Die anderen am Tisch nicken.«

     

    »Die iranische Fernsehserie Zahras blaue Augen beispielsweise handelt von einem jüdischen Politiker, der palästinensische Kinder entführt, um ihnen Organe zu rauben. Die Serie ist in vielen Teilen der arabischen Welt populär.«

     

    »An einem warmen Sommerabend fahre ich mit der Straßenbahn zu einer Flüchtlingsunterkunft im Norden Berlins.«

     

    »Die Männer sprechen ganz offen über ihre Einstellung. "Hitler ist bei uns ein Held", sagt ein Syrer. "Ich habe in der ersten Schulstunde gelernt, dass die Juden Schweine sind", erzählt ein Iraker. Sie reden ganz ruhig, ihr Ton ist so sachlich, als würden sie das Steuersystem in ihrem Heimatland erklären.«

     

    »"Will Deutschland uns etwa zwingen, die Juden ..."

  • Was für ein kranker Fetisch. Ich mag meinen sozialistischen Juden und meinen säkularen Palästinenser. Hysterische altlinke Deutsche, die ihre identitären Pokemons gegeneinander kämpfen lassen mag ich überhaupt nicht.

  • Einen Artikel weiter bemängelt Amnesty International, dass eine 16 jährige Palestinensische Gewalttäterin, die einen israelischen Soldaten angegriffen hat, verhaftet wurde und angeklagt werden soll. In praktisch allen Staaten dieser Welt, ist der tätliche Angriff auf Polizeibeamte oder Soldaten strafbar. Justizminister Maas und Innenminister de Maizière können es kaum erwarten, das Strafmaß dafür auch in Deutschland weiter zu steigern. Aber Amnesty International fordert die Freilassung der jugendlichen Straftäterin.

    Ist das Antisemitismus bei AI? Ist das "nur" Sexismus, da Mädchen im Gegensatz zu Jungs nicht eingesperrt werden sollen? Oder ist Gewalt gegen Besatzungssoldaten generell in Ordnung und jegliche Bestrafung dessen ein Menschenrechtsverstoß?

    Da fragt man sich also, wie eine Zeitung in einem Artikel meint, dass ein Antisemitismusbeauftragter allein noch nicht reiche und dieselbe Zeitung einen Artikel weiter noch nicht einmal die Frage stellt, ob es auch bei AI antisemitische Tendenzen geben könne.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Amnesty International hatte auch die Freilassung von Fabio V. in Deutschland gefordert: http://www.taz.de/Prozess-gegen-G20-Gegner-in-Hamburg/!5466197/

      Merkwürdig, dass Sie dies in Ihrem scheinbar differenzierten Beitrag gar nicht erwähnen.

      Außerdem weist Amnesty International doch nur auf die Unverhältnismäßigkeit hin:

      “Nothing that Ahed Tamimi has done can justify the continuing detention of a 16-year-old girl. The Israeli authorities must release her without delay. In capturing an unarmed teenage girl’s assault on two armed soldiers wearing protective gear, the footage of this incident shows that she posed no actual threat and that her punishment is blatantly disproportionate,” said Magdalena Mughrabi, Deputy Director […] Amnesty International.“

      „Under the Convention on the Rights of the Child, to which Israel is a state party, the arrest, detention or imprisonment of a child must be used only as a measure of last resort and for the shortest appropriate period of time.“

      „The Israeli army prosecutes hundreds of Palestinian children in juvenile military courts every year, often after arresting them in night raids and systematically subjecting them to ill-treatment, including blindfolding, threats, harsh interrogations without the presence of their lawyers or families, solitary confinement and in some cases physical violence. There are currently some 350 Palestinian children in Israeli prisons and detention centres, according to local human rights organisations.“ https://www.amnesty.org.au/israel-release-teenage-palestinian-activist-ahed-tamimi/

      In einem an den Menschenrechten orientiertem Rechtsstaat sollte dies nicht als Antisemitismus gelten! Und vermutlich wird sich das auch mit einem Antisemitismusbeauftragten nicht ändern!

      Amnesty International kritisiert alle Staaten in der Welt hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen. http://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report

      Wieso sollte Israel dort hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen nicht mit aufgeführt werden?

  • Deutschland braucht keinen Beauftragten, sonder eine ganze Kommision zur Vorbereitung einer zweiten Welle der Entnazifizierung.

    Die bis heute größte Modernisierung des kaiserlichen Strafrechts vollzogen die Nationalsozialisten. Die Strukturen der gleichgeschalteten Gesellschaft besetzten die Alliierten an Schlüsselpositionen um, die Struktur blieb größtenteils. Der meißtzitierte Theologe als Entlastungszeuge während der Nürnberger Prozesse: Martin Luther, Begründer der ev. Staatskirche.

    Nachfolgeunternehmen der IG Farben: heute Weltmarktführer. Die Adelsfamilie von Oldenburg bestand von Anfang an auf ihr Recht, von erbeutetem, jüdischem Vermögen zu profitieren und verweigert bis heute Aufklärung und Reparation. Ihre zZ bekannteste Vertreterin Beatrix von Storch lässt vielleicht über eine private Spende echte Nazibeute in den Erfolg der AfD einfließen. Ich könnte kotzen und Bernd Höcke holt sich einen runter!

  • die sinnentleerung des antisemitismusbegriffs wird durch noch ein ritual nicht sinnvoller.

    • 9G
      97796 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      Welche Sinnentleerung? Das man auch Menschen beim versteckten Judenhass erwischt hat (nichts anderes ist diese fadenscheinige "Israelkritik") ist eher eine Schärfung des Antisemitismusbegriffs.

  • "Wir haben m.E. ein Rassismusproblem- Antisemitismus ist nur eine Ausprägung desselben und sollte m.E. nicht künstlich von diesem getrennt werden."

     

    Es mag zwar sein, dass man Antisemitismus oder bespw. Islamfeindlichkeit unter Rassismus subsummieren kann, jedoch wäre es m.E. falsch, nicht zu trennen, weil die Ursachen z.T. sehr unterschiedlich sein können. Und deshalb müssten auch die Ursachen sehr unterschiedlich bekämpft werden.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Ich habe gar nichts gegen Differenzierung. Nur: was meinen wir oder Sie denn, wenn wir/Sie von Antisemitismus reden? Einen Antisemitismus, der bis in die Antike zurückgeht oder einen "modernen" Antisemitismus. Und was macht den modernen Antisemitismus aus?

       

      M.E. ist es doch so, dass der "moderne" Antisemitismus den Juden überhaupt keine Chance mehr zur "Integration" lässt. Sie können konvertieren, vollkommen verweltlicht oder in welcher Stellung auch immer sein, sie bleiben das, was sie laut der Antisemiten sind.

       

      Diese Art Antisemitismus halte ich für durch und durch rassistisch. Sie unterscheidet sich von ihrem Vorläufer insofern, als die vermeintliche Rasse entscheidend ist, nicht (mehr) die Religion.

       

      Wenn also die heutigen Antisemiten die Juden ob ihres Judenseins hassen, dann sind sie Rassisten, hassen Menschen hingegen die Israelis, dann bleibt zu fragen, ob sie zugleich auch die Juden hassen. Ist das nicht der Fall, liegt kein Antisemitismus vor, sondern nur eine schwere Form des Antizionismus (ob des Hasses).

       

      Die Ursachen beim Rassismus (also auch beim Antisemitismus "moderner" Prägung) sind m.E. stets dieselben, nämlich dass Hass und Ressentiment gar keine Ursache haben. Selbst positive Erfahrungen mit Individuen der verhassten "Rasse" bringen ja Rassisten in den seltensten Fällen dazu, ihren Rassismus aufzugeben.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Antizionismus ist eine politische Haltung und seine politische Haltung sollte man tunlichst leidenschaftslos vertreten.

        Hass auf Israelis ist auch Rassismus, wenn auch ein fortschrittlicher, immerhin bezieht er sich weder auf Volk, Rasse oder Kultur, sondern die Ethnie.

      • 9G
        97796 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Ihr letzter Satz. Woher wissen Sie das? Da die moderne Wissenschaft stets vom Gegenteil ausgeht. Kontakt zu Fremden ist DAS Medikament der Wahl, um Hass auf Fremde zu neutralisieren.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @97796 (Profil gelöscht):

          Kontakt zu Fremden von Kindheit an sicher. Dann ist das Fremde ja nicht bzw. von vornherein nicht mehr fremd. Aber "Fremdeln" und Rassismus haben keine wirkliche Schnittmengen. Wenn man "fremdelt", obwohl man nie einen Fremden gesehen hat, ist das normal. Lernt man ihn kennen, kann er hingegen zu einem anerkannt Gleichen werden.

           

          Bei Rassisten ist das anders. Da ist der Zug, wenn man so will, bereits abgefahren. Die haben keine wirkliche Ursache für ihren Rassismus (welche sollte das auch sein?) und ihre natürliche Furcht vor "dem Fremden" zu einem hartnäckigen Ressentiment ausgeprägt, das auch durch positive Erfahrungen mit Angehörigen des "Fremden" nicht korrigiert wird. Hier bestätigt die positive Erfahrung bloß als Ausnahme die Regel.

           

          Ich zitiere in diesem Zusammenhang mal (wieder) Adorno:

           

          "Ich glaube auch nicht, daß durch Gemeinschaftstreffen, Begegnungen zwischen jungen Deutschen und jungen Israelis und andere Freunschaftsveranstaltungen allzuviel geschafft wird, so wünschbar solcher Kontakt auch bleibt. Man geht dabei allzusehr von der Voraussetzung aus, der Antisemitismus habe etwas Wesentliches mit den Juden zu tun und könne durch konkrete Erfahrungen mit Juden bekämpft werden, während der genuine Antisemit vielmehr dadurch definiert ist, daß er überhaupt keine Erfahrung machen kann, daß er sich nicht ansprechen läßt. Ist der Antisemitismus primär objektiv-gesellschaftlich begründet, und dann in den Antisemiten, dann hätten diese wohl, im Sinn des nationalsozialistischen Witzes, die Juden erfinden müssen, wenn es sie gar nicht gäbe. Soweit man ihn in den Subjekten bekämpfen will, sollte man nicht zuviel vom Verweis auf Fakten erwarten, die sie vielfach nicht an sich heranlassen, oder als Ausnahmen neutralisieren. Vielmehr sollte man die Argumentation auf die Subjekte wenden, zu denen man redet. Ihnen wären die Mechanismen bewußt zu machen, die in ihnen selbst das Rassevorurteil verursachen."

      • 9G
        97796 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Soviel heißer Brei. Judenhasser gibt es überall. Einige ganz offen, einige verstecken sich. Z.B. hinter "Israelkritik".

      • @849 (Profil gelöscht):

        "Und was macht den modernen Antisemitismus aus?"

         

        Zum Beispiel der Versuch, ihn zu relativieren und als "statistisch nicht relevant" unter ferner liefen laufen zu lassen. Oder er verkleidet sich auch als Antizionismus und Israelkritik (nein, nicht jede Israelkritik ist Ausdruck von Antisemitismus)

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Wer auch immer also nur das kleinste Fragezeichen an den postulierten ubiquitären Antisemitismus macht (oder die "unglaubliche Anzahl von 76 Fällen" im Jahr 2015 nicht für geeignet hält, von einem grassierenden Antisemtismus zu sprechen), ist selbst ein Antisemit!?

           

          Ich hoffe, Sie bekleiden kein politisches oder sozial relevantes Amt. Ansonsten würde mir's vor Ihnen und Ihresgleichen noch mehr grauen, als es mir ohnehin schon tut, wenn ich den "Diskurs" in dieser abgrundtief Bornierten Republik Deutschland betrachte.

          • @849 (Profil gelöscht):

            76 BEKANNTE Fälle in 2015. Wir haben 2018. Im ersten Halbjahr 2017 waren es 681 Straftaten.

            https://www.welt.de/politik/deutschland/article168436745/Zahl-der-antisemitischen-Delikte-in-Deutschland-steigt.html

             

            Sie sollten mit aktuellen Zahlen argumentieren.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              Unter den 681 registrierten Straftaten gab es mit einer mehr als das Jahr zuvor 15 solche, die unter Gewaltdelikte rechnen. Die Zahl der registrierten Gewaltverbrechen 2016 belief sich hingegen auf 193.542.

              • @849 (Profil gelöscht):

                》Zudem seien dies „nur die Fälle, bei denen sich die Betroffenen getraut haben, zur Polizei zu gehen“, sagte Beck der WELT. „Die Dunkelziffer, steht zu befürchten, ist wohl deutlich höher.“《

                 

                Im Übrigen sind für mich verbale Angriffe auch Gewaltverbrechen. Also haben wir es hierzulande mit einem von Ihnen auf die leichte Schulter genommenen Antisemitismusproblem zu tun.

                • 8G
                  849 (Profil gelöscht)
                  @Nicky Arnstein:

                  Das mit der Dunkelziffer trifft auf nichtantisemitische Gewaltdelikte ebenso zu. Und wieso nehme ich etwas auf die leichte Schulter, nur weil ich es ob seines Ausmaßes einzuordnen versuche? Das sind erneut unlautere Mittel, die Sie hier einsetzen.

                  • @849 (Profil gelöscht):

                    Wie schon gesagt: Sie relativieren und verniedlichen den aufkeimenden Antisemitismus in Deutschland. Oder sollte ich sagen, dass Sie die Messlatte zu hoch hängen, weil Sie nur Ausmaße der antisemitischen Gewalt, die vor allem ab 1935 begann und am 9.11.1938 einen ersten Höhepunkt fand, für besorgniserregend halten würden?

                    • 8G
                      849 (Profil gelöscht)
                      @Nicky Arnstein:

                      Wenn Sie wirklich läsen, was ich schreibe, könnten Sie sich die Antwort selbst geben.

                       

                      Da sie es nicht tun: ich halte den Antisemitismus seit jeher für besorgniserregend und für ganz besonder besorgniserregend halte ich den, der inmitten der Gesellschaft seit eh und je - im Verein mit Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit - da war und an dem sich m.E. seit dem Krieg nichts geändert hat, außer dass man heute wieder zu seinem Ressentiment steht, weil Ressentiment wieder hoffähig geworden ist und dem nicht nur von der AfD, sondern auch seitens der CDU und Teilen der Presse Vorschub geleistet wurde und wird.

                       

                      Wenn allerdings der Vergleich der Zahlen mit anderen Zahlen schon Relativierung oder Verniedlichung des Antisemitismus ist, dann bin ich gerne ein Relativierer und Verniedlicher in Ihren Augen. Aber dann brauchen wir auch nicht weiter zu disputieren.

    • @Rolf B.:

      War eine Antwort an ATALAYA

  • Mit derartigen Hoheitsbeschlüssen wird einmal mehr unterstrichen, wie realitätsfern religiös beeinflußbare Regierungen sind. Deutschland macht da keine Ausnahme.

  • 9G
    97663 (Profil gelöscht)

    Mehr als ein Zeichen setzen kann dieser Beschluss sicher nicht. Von der Linkspartei allerdings ist etwas ganz anderes zu erwarten: Seit Jahren ist eine klare Abgrenzung zu Querfrontstrategen in den eigenen Reihen überfällig und ausstehend. Immerhin 12 Vorstandsmitglieder (bei 18 Ja-Stimmen) haben kürzlich dem Vorstandsbeschluss zum Fall Jebsen nicht zugestimmt. Wie hält die Linke es denn nun mit den Herren Dehm und Gehrke, die völlig frei von historischer Scham und in jeder Hinsicht enthemmt auf Israel eindreschen? Ist die Unterstützung der Boykottbewegung BDS („kauft nicht bei Juden“) weiterhin mit der Mitgliedschaft in der Linkspartei vereinbar? Wie hält die Linke es mit den erklärten Feinden Israels in den eigenen Reihen? Das hätte man bei der Gelegenheit schon gerne mal gewußt. Wie gut, dass man sich da (wieder mal) in die Opferpose begeben und der Stimme enthalten konnte.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @97663 (Profil gelöscht):

      Ich unterstütze BDS nicht. Aber dass Sie Menschen vorwerfen, sie dröschen "völlig frei von historischer" Scham auf Israel ein, sehe ich als zutiefst autoritären und antidemokratischen Zungenschlag. Ob jemand Scham verspürt, haben Sie nicht zu bestimmen und Sie haben auch nicht darüber zu befinden, ob wir zu einer "historischen Scham" verpflichtet sind. Der Staat Israel ist nicht sakrosankt, egal aus welcher Erwägung heraus. Ich halte dessen bedingungslose Inschutznahme (die Ihnen offenbar vorschwebt) für vollkommen undiskutabel, denn wenn wir aus unserer Geschichte eines gelernt haben sollten, dann dass wir kein Unrecht mehr bei uns und bei anderen unterstützen. Das ist unsere historische Verantwortung. Sich dieser aufgrund einer angeblichen obligaten "historischen Scham" entziehen zu wollen, ist in meinen Augen moralisch unlauter.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @97663 (Profil gelöscht):

      Sie wollen also ob einer allen oktroyierten historischen Scham Kritik an der israelischen Politik mundtot machen? Schämem Sie sich nicht?

      • 9G
        97663 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Bei Ihnen hackst wohl! Zur Sache: Natürlich kann man sich als deutscher Nazi-Sohn oder Enkel, in historischer Perspektive, auf die Leichenberge der Shoah stellen und Richtung Israel pöbeln: „kauft nicht bei Juden“! So, wie das ihre feinen Gesinnungsfreunde in der Linkspartei rund um Dehm und Gehrke machen. Bei so etwas versinke ich als Deutscher zuerst vor Scham im Boden, bevor mich dann als Linker die kalte Wut packt, dass diese Kollaborateure der neuen und alten Nazis sich auch noch „links“ dünken, wo sich doch nur „das allerletzte“ sind...

      • @849 (Profil gelöscht):

        Dass sich Israelkritiker nicht mundtot machen lassen, dafür sind Sie und viele andere der lebende Beweis. Für mich ist dieser geradezu zwanghafte und auch ausgelebte Wunsch, eine völlig auf den Nahostkonflikt bezogene völlig undifferenzierte und den Staat Israel diffamierende Israelkritik betreiben zu müssen nichts anderes als ein Ventil für Judenhass. Der alte Antisemitismus à la 1933-1945 gilt allgemein als pfui. Salonfähig und gesellschaftlich anerkannt ist der politische israelbezogene Antisemitismus. srael der Jude unter den Staaten. Viele Menschen haben ein völlig verzerrtes Bild von Israel und sind sich dabei aber sicher, ihr Blick beruht auf Fakten. Die Menschen bis 1945 waren aus rassistischen Gründen davon überzeugt, Juden sind Störenfriede, schaden den anderen Menschen und manipulieren. Heute glauben die Israelkritiker, Israel ist ein Störenfried, Israel ist eine Gefahr für andere Staaten, aber man dürfe ja leider nichts gegen Israel sagen. Im Mittelalter waren es die Juden, die Brunnen vergiften. Heute nehmen die Juden den Palästinensern angeblich das Wasser weg. Oder sie seien mindestens genauso schlimm wie die Nazis und bauen KZs und Ghettos für die Menschen in Gaza. Noch mehr Beispiele? Gerne: Medien, die immer wieder titeln, Israel hat Gaza angegriffen, wenn Israel dort Raketenbasen zerstört, von denen aus Israel zuerst beschossen wird. Politiker, die beschließen, dass Produkte aus dem Westjordanland gekennzeichnet werden müssen, ohne Vergleichbares bei anderen Staaten zu fordern, die umstrittene Gebiete besetzen. Menschen, die behaupten, Israel sei ein Apartheidstaat. Und über die verzerrte Wahrnehmung Israels hinaus, dass es bei der „Israelkritik“ eben um Juden und nicht um Israel geht, zeigt sich allein daran, dass deutsche Juden sich für die Politik Israel immer und immer wieder rechtfertigen müssen und auch der Zentralrat der Juden aufgefordert wird, Kritik an der israelischen Politik zu üben.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Ich habe hier noch nie irgendwas darüber geschrieben, wie ich zum Staat Israel stehe. Ich bin der Ansicht, dass die Palästinenser und die Juden des Staates Israel Frieden schließen und gemeinsam friedlich miteinander leben sollten. Ich bin ferner der Meinung, dass beide Seiten dazu beitragen, dass das bisher nicht möglich war.

           

          Ich würde im Traum nicht auf die Idee kommen, einem hier lebenden Juden oder sonst irgendeinen Juden Rechtfertigung dafür abzufordern, was die israelische Regierung tut. Ich würde ja auch nicht jeden Deutschen dafür verantwortlich machen, dass er Merkel wählt und damit drängende Reformen verhindert.

           

          Ich kaufe gerne Lebensmittel aus Israel und mir ist es egal, woher die kommen.

           

          Sie haben Ihr Thema offenbar zur Obsession gemacht. Damit tun Sie der Sache, für die Sie angeblich sind, keinen Gefallen.

           

          Aber offenbar setzen Sie ja Israel und Judentum geschichtsverfälschend gleich. Das ist aber Ihr Problem, nicht das der Kritiker, die Sie ja offenbar auch da sehen, wo sie gar nicht sind.

          • @849 (Profil gelöscht):

            "Damit tun Sie der Sache, für die Sie angeblich sind, keinen Gefallen."

             

            Ich wage es zu bezweifeln, dass Sie wissen, für welche Sache ich "angeblich" bin. Aber Sie scheinen sagen zu wollen, dass ich Öl ins Feuer der Antisemiten gieße, oder was soll ich unter Ihrer verklausulierten Ansicht verstehen?

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              Dass Sie Öl damit ins Feuer gießen, mag schon sein, aber das täte nichts zur Sache, wenn sie redlich argumentieren würden. Sie hingegen erschleichen sich den Beweisgrund, statt ihn darzulegen und greifen zu dessen Untermauerung ferner zum Mittel der vollkommen an den Haaren herbeigezogenen Verunglimpfung des "Kontrahenten". Das macht Sie schlicht unglaubwürdig.

    • @97663 (Profil gelöscht):

      Angesichts der Tatsache, dass Herr Dehm (Herr Gehrke nicht) wieder im Bundestag sitzt und wie Sie selber schreiben, die Linke Feinde Israels in ihren Reihen hat, könnten Sie eigentlich mit einem IQ über 50 selber dahinter kommen, wie es DIE LINKE mit denen hält. Und aus dem Tatbestand, dass Herr Dehm auch von den Wählern wieder in den Bundestag gewählt wurde, können Sie auch ableiten, was die WählerInnen davon halten.

      • @Age Krüger:

        Ich habe die Linke gerade wegen guten Leuten wie Diether Dehm gewählt.

        Und dass der neoliberale Ex-PDS-Finanzsprecher Carl Wechselberg (machte Kürzungspolitik zusammen mit Sarrazin) ablösefrei zur SPD abgegeben werden konnte, erleichtert mich noch heute.

        • 9G
          97663 (Profil gelöscht)
          @Linksman:

          Sie stehen auf Schmusebarden mit Millionen auf dem Konto und jeder Menge Häuser im Graefekiez, die wirres Zeug reden und mit Rechten und Spinnern gegen Israel paktieren? Wohl bekommts! Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht froh bin, mit diesen Leuten nichts mehr gemein zu haben. Was den Haushalt angeht: davon verstehen Sie als schlichtes Gemüt sicher genauso wenig, wie vom Neoliberalismus, es mag Ihnen genügen, dass Berlin heute wieder im Geld schwimmt...

  • „Antisemitismus in jeder Form ist eine Schande“, sagte Beatrix von Storch und die AfD hat für die Resolution gestimmt.

     

    Bleiben nur die linken Schmuddelkinder.

     

    Den Antisemitismusbeauftragten kann man schon jetzt knicken. Gegen die AfD hilft er nicht.

    • @Werner S:

      Ein Antisemitismusbeauftragter ist nicht dazu, um gegen die AfD anzugehen, denn Antisemitismus ist kein AfD-Problem allein, sondern kommt in allen Parteien, politischen Richtungen (auch bei den Linken) und Gesellschaftsschichten vor. Ich bin kein AfD- oder von-Storch-Fan. Dennoch hat von Storch in ihrer Rede richtig angemerkt, dass der Antisemitismus in Frankreich vor allem unter muslimischen Migranten zu einem gewaltigen Problem geworden ist, Tote gefordert hat und Tausende von französische Juden veranlasst hat, aus Frankreich nach Israel oder in die USA und Kanada auszuwandern. Das ist eine Tatsache, die aber von Rednern anderer Parteien ignoriert wurde. Statt dessen wurde sie nur auf den Antisemitismus in ihren Reihen hingewiesen. Ich finde, es hilft nicht wirklich, sich hier irgendwelche schwarzen Peter zuzuschieben, und ich habe auch das

      Gefühl, dass unsere sog. Demokratischen Parteien nichts gegen den Antisemitismus, der verstärkt von muslimischen Migranten importiert wird, tun werden - und zwar vor lauter political correctness und aus Angst, als Rassisten und Islamophobe Politiker beschimpft zu werden. Kurzum: die Juden in Deutschland dürfen nicht viel erwarten und ihnen drohen antisemitische Lebensbedingungen wie in Frankreich.

      • @Nicky Arnstein:

        "Ich finde, es hilft nicht wirklich, sich hier irgendwelche schwarzen Peter zuzuschieben, und ich habe auch das

        Gefühl, dass unsere sog. Demokratischen Parteien nichts gegen den Antisemitismus, der verstärkt von muslimischen Migranten importiert wird, tun werden - und zwar vor lauter political correctness und aus Angst, als Rassisten und Islamophobe Politiker beschimpft zu werden."

         

        Einverstanden. In England gibt es hierzu sogar schon einen Ausdruck "den Rotherham-Effekt". Aus Angst als Rassisten da zustehen, wurden dem Verdacht gegen überwiegend pakistanischen Einwanderen wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern nicht konsequent nachgegangen, mit katastrophalen Folgen.

  • "Es zeugt von einem seltsamen Demokratieverständnis, wenn die Linkspartei von den vorhergehenden Beratungen ausgeschlossen und damit auf eine Stufe mit der AfD gestellt wurde."

     

    Es ist nicht nur mangelndes Demokratieverständnis, sondern sagt auch etwas über die Ernsthaftigkeit derjenigen aus, die kein Interesse an einer breiten "Bewegung" gegen Antisemitismus haben. Wer so mit dem politischen Gegner umgeht, zumal er in diesem Punkt kooperiert, scheint Diskriminierung für ein legitimes Mittel zu halten.

    So eine Art politischer Rassismus. Und so will man gegen Antisemitismus vorgehen?

  • Antisemitismus hat weder in der BRD noch in der DDR aufgehört zu existieren. Er war nur nicht so virulent und ambivalent wie heute. Und er hat sich weiterentwickelt. Heute tritt er vornehmlich als Antizionismus zutage und ist bei Linken und Muslimen weit verbreitet. In Verbindung mit dem unter Rechten und in der Mitte ebenfalls verbreiteten dumpfen, teils religiös, teils rassistisch bedingten Antisemitismus wahrlich ein explosives Gemisch. In Deutschland leben 100.000 Juden. Wenn die Bundesregierung 76 Jahre nach der Wannseekonferenz einen Antisemitismusbeauftragten benötigt, um erstmal darüber nachzudenken, was man gegen Antisemitismus in diesem Land tun kann, dann ist das für mich äußerst alarmierend und beunruhigend - zeigt es doch, dass man machtlos zu sein scheint und sich bislang mit Holocaustdenkmälern und Holocaustgedenkstunden lieber um die ermordeten Juden gekümmert hat als um das Wohl der hier lebenden Juden, die im Jahr 2018 ihr Jüdischsein verstecken müssen.

    • @Nicky Arnstein:

      Entschuldigen Sie die Bestätigung Ihrer These, jedoch ist Antisemitismus etwas anderes als Antizionismus.

      Antisemitismus wendet sich gegen Juden hier zu Lande, mit dem Argument, sie seien Teil des jüdischen Volkes und könnten nicht Teil zB des deutschen oder polnischen sein.

      In Teilen gibt es bei Antisemiten Israelbefürworter.

      Der Antizionismus richtet sich gegen eine jüdische Theokratie auf dem Gebiet der alttestamentarischen, jüdischen Königreiche David und Salomon. Es gibt auch jüdische Antizionisten, welche sich sowohl weltlichen als auch religiösen Argumenten bedienen. Gegen Theokratie allgemein haben Sie sicher selbst einige Argumente.

      Beides wird natürlich vermischt und überlagert sich, auch mit ganz unreflektiertem Judenhass.

      Im übrigen darf ich einen berufsmäßigen Angstmacher (Claus Strunz) zitieren: "Wer den Eindruck erweckt, als Jude könne man sich in Deutschland nicht auf die Straße trauen, der betreibt Angstmacherei." Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=tMFYPJQDJyw

      • @KnorkeM:

        Bei allem Respekt: Mit Ihrer Antwort outen Sie sich als jemand, der von Antizionismus und Antisemitismus keine Ahnung hat. Zionismus ist zunächst nichts anderes gewesen als eine Bewegung, die das Ziel eines jüdischen Nationalstaates verfolgte. Daraus entwickelten sich verschiedene Strömungen. Die Antizionisten von heute setzen den Zionismus mit jüdischem Kolonialismus und sogar Rassismus gleich. Die Antizionisten lehnen und bekämpfen den Staat Israel ab. Da sich der Staat Israel als jüdischer Staat begreift und unter dieser Prämisse auch 1948 gegründet wurde, bekämpfen Antizionisten letzten Endes die Juden selbst und sind damit moderne Antisemiten. Alles verstanden?

        • @Nicky Arnstein:

          Bei allem Respekt, Ihre herablassende Frage zum Ende finde ich respektloser als die Unterstellung der Ahnungslosigkeit.

          "Zionismus ist zunächst nichts anderes [...], die das Ziel eines jüdischen Nationalstaates verfolgte."

          Soweit korrekt. Der Zionismus wurde zur Bewegung als Antwort auf den wachsenden, organisierten Antisemitismus des 19. Jh und macht sich zugleich dessen stärkstes Argument zu eigen, nämlich das die Juden ein Volk seien und deshalb den Anspruch auf einen Staat hätten.

          Das ist natürlich Quatsch. Die Religionsgemeinschaft der Juden in Europa war schon seit der großen Völkerwanderung multiethnisch. Die größten Ethnien, Sephardi und Ashkenazi, dürften Ihnen bekannt sein. Das hebräische Volk im religiösen Sinne entstand durch den Exodus und den Glaube an den einen Gott und war auch schon ein multiethnisches "Projekt". Es kann keinen jüdischen Kolonialismus geben, da es keinen jüdischen Staat gibt, der alle Juden vertritt. Es kann allerdings einen israelischen Kolonialismus geben. Ob es den gibt, wage ich zu bezweifeln. Seit wann attackiert die IDF Pazifikinseln oder reiche, afrikanische Regionen?

          Der Staat Israel begreift sich als jüdischer Staat und als weltliche Vertretung aller Juden. Das ist mehr als anmaßend. Stellen Sie sich vor, man würde Texas als jüdischen Staat ausrufen und womöglich noch einen Tempel auf einen Berg bauen. Der orthodoxe Zionist würde platzen ;), die Reformjuden jubeln. Israelischer Rassismus und Nationalismus ist das, was den modernen Zionismus ausmacht. In Jerusalem müssen die Frauen in manchen Bussen hinten sitzen. Ist das Ihre Vorstellung eines liberalen Orients?

          Sie setzen den Staat Israel mit der Glaubengemeinschaft der Juden gleich. Das ist zwar Staatsräson, aber Bullshit. Sind Sie Agent?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Nicky Arnstein:

          Wie der Staat Israel sich begreift, tut überhaupt nichts zur Sache. Sie sind es, der Israel mit dem Judentum gleichsetzt. Das ist historisch und überhaupt falsch und das wissen Sie genau, wenn Sie denn überhaupt irgendwas wissen.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Wo schrieb ich etwas über "Judentum"? Ach so! Sie sprechen von Juden als Mitglieder einer Religionsgemeinschaft. Nun, ich spreche vom jüdischen Volk und nicht von Religion.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Nicky Arnstein:

              "Da sich der Staat Israel als jüdischer Staat begreift und unter dieser Prämisse auch 1948 gegründet wurde, bekämpfen Antizionisten letzten Endes die Juden selbst und sind damit moderne Antisemiten."

               

              "Die Juden selbst" kann man in diesem Kontext nur als "das Judentum" verstehen, sonst gibt Ihr Satz keinen Sinn. Israel wurde als jüdischer Staat gegründet und ist insofern unidentisch mit dem jüdischen Volk, ebenso wie die DDR nicht DAS deutsche Volk war, jedoch ein deutscher Staat (wobei man bei diesen "Volksbegriffen" ohnehin ein Fragezeichen machen müsste).

               

              Antizionisten (die ja selbst oft Juden sind) haben etwas gegen diesen Staat, nicht notwendig auch etwas gegen "die Juden".

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @KnorkeM:

        Es ist generell unerträglich, dass Antizionismus und Antisemitismus in einem Atemzug genannt werden. Dass es beides in Personalunion gibt, haben Sie ja ganz richtig herausgestellt. Das rechtfertigt aber in keinster Weise eine Gleichsetzung.

         

        Ich würde auch gerne mal ein paar Zahlen sehen, was die angebliche drastische Zunahme von Antisemtismus betrifft. Die Zeit hat 2015 einen Artikel publiziert (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-04/antisemitismus-juden-israel-uebergriff), dessen Zahlen auf einer Studie aus Tel Aviv beruhen. In dem Artikel ist zu lesen:

         

        "Frankreich war 2014 erneut Schauplatz der meisten Vorfälle: 164 wurden von dort gemeldet. Nicht enthalten ist dabei der Überfall eines islamischen Extremisten auf einen jüdischen Supermarkt in Paris, bei dem im Januar vier Menschen getötet wurden.

         

        Nach Frankreich gab es im vergangenen Jahr in Großbritannien mit 141 (95 im Vorjahr) die zweitmeisten und den USA mit 80 (nach 55) die drittmeisten Übergriffe. Andere Länder erlebten einen besonders starken Anstieg: In Deutschland, Belgien, Österreich und Schweden verdoppelten sich die Fälle. In Deutschland stieg die Zahl von 36 auf 76."

         

        76 Fälle sind bedauerlich und 76 Fälle zu viel, aber statistisch nicht wirklich relevant. Wie sieht es heute aus? Und wie verhalten sich die Zahlen zu dem anderen - m.E. drängenderen - Problem, der Gewalt gegen Geflüchtete oder dem für mich spürbar zunehmenden Hass auf (islamische) Ausländer seitens der "biodeutschen" Bevölkerung?

         

        Wir haben m.E. ein Rassismusproblem- Antisemitismus ist nur eine Ausprägung desselben und sollte m.E. nicht künstlich von diesem getrennt werden.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Dann schlage ich vor, dass Sie auch frauenfeindliche und homophobe Übergriffe in den Oberbegriff "Rassismusprobleme" reinpacken. Dieser Wunsch, Antisemitismus mit Rassismus gleichzusetzen, ist nichts anderes als der plumpe Versuch, Antisemitismus kleinzureden oder zu relativieren - was Sie hinreichend in Ihrem Kommentar auf unerträgliche Weise getan haben. Sie wollen Antisemitismus unter den Teppich kehren. Ausländerfeindlichkeit und Rassismus gab es vor der Wannseekonferenz auch, dennoch wurde die Endlösung der Juden beschlossen. Und von "statistisch nicht relevanten" Fällen zu sprechen, zeigt mir, dass Sie damit zu den unsensiblen Teilen dieser Bevölkerung gehören, die aus der antisemitischen Barberei nichts gelernt haben. Sie verhalten sich empathielos.

           

          Es dürfen keine Kinder zum Opfer fallen!

           

          beleidigen Juden in diesem Land.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Nicky Arnstein:

            Selbstverständlich ist das EINE elende Soße! Der Wunsch, Antisemitismus als ein Ressentiment sui generis darzustellen, ist der intellektuell unredliche Versuch, anderen Leuten Ihre Sichtweise auf dem Rücken von 6 Millionen ermordeten Juden aufzuzwingen.

             

            Ich will überhaupt nichts unter den Teppich kehren. Auf der Wannseekonferenz hat man den Antisemtismus nicht erfunden, den gab es schon vorher. Insofern ist's einfach Unsinn, was Sie da von sich geben.

             

            Und mir Empathielosigkeit vorzuwerfen, weil ich mich um intellektuelle Redlichkeit bei der Sache bemühe, ist der billige Trick eines rhetorischen Taschenspielers, der glaubt, er könne bei den anderen "Anständigen", an die er damit appelliert, damit Applaus erheischen.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Sie wollen es einfach nicht begreifen, nicht wahr? Im Land, das den Antisemitismus bis zum Exzess ausgelebt hat und die Vernichtung des europäischen Juden geplant und fabrikmäßig umgesetzt hat, ist jeder einzelne Fall von Antisemitismus eine Schande. Er erweckt die dunkelsten Erinnerungen und Ängste. Und Sie sprechen von statistisch nicht relevanten Fällen antisemitischer Gewalt. Genau diese Einstellung macht mir angst. Diese Gleichgültigkeit ist dieselbe Gleichgültigkeit, die Juden in Deutschland ab 1933 erlebten. Nein, nicht alle waren Antisemiten oder Mörder, aber zu viele waren gleichgültig, relativierten oder sahen einfach weg. Diese Einstellung spüren viele der in Deutschland lebenden Juden aufs Neue. "Intellektuelle Redlichkeit"? Kennen Sie den berühmten Spruch von Max Liebermann?

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Nicky Arnstein:

                Jeder einzelne Fall von Antisemitismus ist überall eine Schande und natürlich ist es besonders beschämend für mich als Deutschen, wenn Antisemitismus sich hier wieder öffentlich äußert. Da haben wir, was mich betrifft, nicht den geringsten Dissens.

                 

                Aber man sollte bitte das ganze auch ins Verhältnis setzen. 15 Gewaltdelikte im ersten Halbjahr des letzten Jahr sind nun wirklich keinen Anlass, von einem grassierenden Antisemitismus in Deutschland zu sprechen. Wenn man sich dagegen die Zahl von 37500 sexuellen Übergriffen 2016 vor Augen hält, sollte das klarer werden.

                • @849 (Profil gelöscht):

                  Es waren 681 antisemitische Delikte im ersten Halbjahr 2017 - und nicht nur 15. Und wenn Sie jetzt sexuelle Gewalt mit Antisemitismus vergleichen, dann vergleichen Sie Äpfel mit Birnen. Es ist völlig unerheblich, ob es mehr sexuelle Delikte als antisemitische Straftaten gab, denn Täter und Opfer sind in beiden Fällen völlig andere, und hier geht es um die Bekämpfung von Antisemitismus und nicht um sexuelle Gewalt. Dass Sie - vermutlich ein Nicht-Jude - der Antisemitismus nicht tangiert, habe ich verstanden. Es betrifft Sie nicht, und so finden Sie es daher reichlich übertrieben, so einen Bohei zu machen.

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Nicky Arnstein:

                    Von diesen 681 Delikten waren über 400 Propagandadelikte. Das tut für das Leben der (deutschen) Juden hierzulande nichts zur Sache. Solche Delikte gibt es auch im Internet zu Hunderten. 15 Delikte waren Gewaltdelikte. Vergleichen Sie das mal mit der Summe der Gewaltdelikte (193.542) und rechnen Sie das mal auf die Zahl der hier lebenden Juden hoch. Ich weiß nicht, was dabei herauskommen wird, aber dass die Juden hier überproportional von Gewalt bedroht wären, sicher nicht.

          • @Nicky Arnstein:

            Der Satz "Es dürfen keine Kinder..." ist aus Versehen da reingekommen. Dafür fehlt beim letzten Satz am Anfang das Wort "Sie".