Wahlvorschlag von rechts außen: AfDler wirbt für die CDU
Vor der Landtagswahl in Niedersachsen hat AfD-Ratsherr Tobias Braune für die CDU geworben. Sein Ausschluss aus der Fraktion soll kommen.
„Mir wäre Bernd Althusmann lieber als Ministerpräsident als die AfD-Spitzenkandidatin Dana Guth“, hatte Braune vor der Wahl erklärt und sich geoutetet, sein Kreuz bei der CDU zu machen. Und unter den ersten zwölf KandidatInnen der AfD-Landesliste seien nur drei zumutbar, postete Braune in den sozialen Medien. Die Antwort kam postwendend: Die AfD-Ratsfraktion äußerte „großes Unverständnis“ über Braunes Aussagen und stellte sich „ausdrücklich hinter die demokratisch gewählte Landesliste der AfD Niedersachsen“.
Dass Braune sich mit seinem CDU-Wahlaufruf innerparteilich isoliert, war dem Ratsherren natürlich klar. Braune werde „voraussichtlich nicht bis zum Ende der Ratsperiode Mitglied der Fraktion bleiben“, sagt Fraktionschef Sören Hauptstein: „Seine Äußerungen sind parteischädigend.“ Man werde jetzt beraten, wie es weitergeht. In der AfD wird gemunkelt, dass der Lehrer mit seiner Eskapade seinen Wechsel in die CDU vorbereite und erste Gespräche hinter den Kulissen schon stattgefunden hätten. Bestätigen will das niemand – weder in der CDU noch Braune selbst.
Braune kritisierte in seinem CDU-Wahlaufrufsinterview in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung die engen Verbindungen von Teilen der niedersächsischen AfD mit rechtsgerichteten Burschenschaften und Mitgliedern der rechtsextremen Identitären Bewegung. Dabei hat Braune selbst bei der Kommunalwahl 2011 für die extrem rechtslastige Wählervereinigung „Die Hannoveraner“ kandidiert. Der richtige Mann für die CDU-Fraktion also?
*Dieser Artikel wurde nachträglich bearbeitet.
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