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Serie: Wie weiter, Germans? (8)Raus jetzt aus Bullerbü

Alles schlimm wegen der AfD – und dann auch noch eine Jamaika-Koalition? Im Gegenteil: Jetzt ist die Chance da, ein paar Dinge neu zu sehen.

Das Bedürfnis, Teil einer Familie, Dorfgemeinschaft oder Nachbarschaft zu sein, hat mitgewählt Foto: dpa

Chronos ist der Gott der Zeit, dem wir beim Runterlaufen zusehen. Also unser aller Gott. Kairos ist der Moment der Chance, in die verrinnende Zeit einzugreifen. Jetzt ist Kairos, sagt der Soziologe Armin Nassehi.

Ähem. Auf der Suche nach der Zukunft ist man in diesem Land ein Fremder. Keiner hat Zeit dafür. Oder den Kopf. Keiner will seine Zukunft für die Zukunft riskieren. Seit dem Wahlsonntag wird zwar das Wort Zukunft ständig benutzt, aber gleichzeitig geht der Blick noch entschlossener zurück als eh schon. Merkel weiter so. Schulz weiter so. Grüne sowieso. Und wenn auf dem Bildschirm „Jamaika für Merkel einzige Option“ flackert, dann schalten wir schnell aus und denken: Och, nö.

Aber das ist jetzt von mir auch eine larmoyante Haltung und deshalb kommt jetzt ein Reset.

Klimawandel, Völkerwanderung, Krieg, Ressourcenkämpfe, die zunehmende Aggression fossiler und autoritärer Regime, der Niedergang der amerikanischen Weltordnung, sich ausbreitender Massenvernichtungswaffenbesitz, die europäische Krise, der Bedarf an ökologischer Modernisierung und die gleichzeitige Krise der politischen Ökologie, künstliche Intelligenz, Automatisierung, Digitalisierung, Politik für die gut gebildeten, jungen Prekären und die sich zuspitzenden Kulturkämpfe – es gibt einiges zu tun. Da hilft es überhaupt nicht, hier gemütlich immer noch auf Hartz IV rumzureiten. Oder rumzujammern, wie schlimm alle anderen sind.

Die Frage in Nassehis Sinne muss also sein, ob aus der Bundestagswahl, dem offiziellen Niedergang der langjährigen Volksparteien und des von diesem Dualismus bestimmten Politik- und Lebensgefühls, nicht sogar was Besseres folgen kann, eine Modernisierung des Denkens, Lebens, Politikmachens der Germans?

Nicht in alten Lagern denken

Halten wir es mal für möglich, dass sich die vielbeschworenen 87 Prozent mehrheitlich auf ein gesellschaftliches und politisches Update einlassen, das eben nicht das ist, was die alten Lager und Partikularmilieus immer gedacht haben und auch nicht ein Kompromiss aus verschiedenem altem Denken.

Nur mal als Test, ob das geht: Jens Spahn, Robert Habeck und Christian Lindner sprechen jenseits der Wahlprogramme miteinander und das Erste, was einer von uns dazu sagt, ist nicht, dass da aber eine Frau fehlt und bestimmt nur Scheiße rauskommt. Hart, oder?

taz.am Wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

„Die neue Konstellation erfordert, dass die Leute jetzt miteinander reden müssen und nicht mehr die Sätze sagen können, die in den letzten drei Jahren gesagt wurden. Vielleicht kommen sie dabei auf Sätze, auf die sie selbst nie gekommen wären“, sagt Armin Nassehi. Und dass das nicht nur ironisch gemeint sei.

Nassehi, 57, sitzt gerade in einem Mercedes und fährt durch München auf dem Weg in das ZDF-Studio Unterföhring. Er ist gut drauf, jedenfalls hört sich das am Telefon so an. Der Kursbuch-Herausgeber mit dem markant-haarlosen Kopf ist in den letzten beiden Jahren zu einem führenden Deuter der gesellschaftlichen Gegenwart geworden. Und das auch, weil er Gesellschaft nicht mit Rechts-links-Denken beschreibt. Selbstredend sieht Nassehi den AfD-Erfolg kritisch, war erst mal erschrocken, insgeheim scheint er auch zu zweifeln, dass das groß inszenierte Oppositionsversprechen der SPD wahr werden wird. Aber er will eben auch die Chance für etwas Neues sehen.

Die Grünen sind mit sich selbst beschäftigt

Auf der Grünen-Wahlparty in einer ehemaligen Brauerei in Berlin-Neukölln hingen zwei große Fernsehschirme an der Wand. Für ein paar Minuten war es am Sonntagabend so, dass links FDP-Chef Christian Lindner sprach und rechts Ulf Poschardt, der oberliberale Welt-Chefredakteur. Das sah lustig aus. Aber die Grünen im Saal schauten nicht mehr hin. Sie waren längst wieder mit sich selbst beschäftigt. War ja alles noch mal gutgegangen. Für sie.

Das könnte die Ironie dieser Geschichte werden. Während Lindner in den letzten Jahren in der FDP jeden Stein umgedreht und den Regenwurm darunter auf Liberalität, Digitalkompetenz und Zukunftsbereitschaft gecheckt hat, arbeiten die Grünen ihre Quoten ab, kontrollieren sich damit gegenseitig und stellen ihre schönsten Mumien der Differenzästhetik nicht nur aus, sondern schleppen sie womöglich mit in eine Konstellation, in der neu nachgedacht werden könnte, nämlich über das Gemeinsame, das dieser Gesellschaft wichtig ist.

taz.FUTURZWEI

Wie weiter, Germans? Über die entscheidenden Zukunftsfragen wird weder vor noch nach der Wahl gesprochen: Wir stellen sie. In der neuen Ausgabe von taz.FUTURZWEI, Magazin für Zukunft und Politik.

Viele profitieren davon, wenn es letztlich doch noch ein bisschen so weitergeht, wie es nicht mehr weitergeht. Auch viele Grüne. Sie müssten die Geschichte auch überdenken, die sie von sich selbst erzählen wollen, wenn „Dinge jetzt infrage gestellt werden“, wie Nassehi sagt. Wie fühlt sich das an, wenn sie nicht mehr a priori die Guten und Besseren sind, sondern Union- und FDP-Wähler moralisch gleichwertige Mitmenschen mit nachvollziehbaren Bedürfnissen? Wie geht man damit um, wenn Politik nicht Weltrettungsgequatsche ist, sondern wie in den Bundesländern die Mühe der Ebene, in der aus radikalen Emotionen operative Lösungshorizonte werden müssen? Wie, wenn man nicht darauf kapriziert, selbst „unbequem“ sein zu wollen, sondern sich mal um die kümmert, die es wirklich unbequem haben?

Bei Grünen auf einem Haufen dominiert diese habituelle Bullerbü-Anmutung, und das ist ja auch schön, so ein Bullerbü-Lebensgefühl. Da vorn steht der Micha. Da hinten kommt die Katrin. Das hab ich dem Cem schon fünfmal gesagt. Alles klar.

Weshalb es so schwer fällt, einzusehen, dass man zwar große Sensibilität für neue Lebensmöglichkeiten von partikularen Gruppen hat, aber damit längst nicht mehr vorn ist und schon gar nicht auf der Höhe der Problemlage. Dass man sich selbst ändern muss, die Grenzen von Bullerbü öffnen und das Fremde hereinlassen, das einem so bedrohlich erscheint. Tja. Manche können mit dem drohenden Verlust der kulturellen Heimat und des damit verbundenen Sicherheitsgefühls ganz schlecht umgehen. Da geht es Kreuzberger Grünen nicht anders als dem sächsischen AfD-Wähler.

Das Gefühl, kulturell abgehängt zu sein

Man muss den Einzug der AfD in den Bundestag nicht zwanghaft als Katastrophe sehen. In Frankreich wäre man froh über nur 13 Prozent Nationalautoritäre. Man kann es auch als europäische Normalität verstehen. Als Ausdruck eines gesellschaftlichen Protestbedarfs und fehlender politischer Repräsentation, so wie das auch beim Erstarken der Linkspartei der Fall war, von der 470.000 Wähler der AfD kommen. Die Inhalte sind andere, aber in beiden Fällen geht es um ein emotionales Schutzangebot für Schwache. Hier gegen oben, dort gegen außen.

Das Dauergerede der vergangenen Woche galt dem Ausdrucksbedarf an Erschütterung über das Wahlergebnis der AfD, speziell im Osten, der Kampfansage an den völkisch-rassistisch-totalitären Kern der Partei, und der Frage, wie man den mutmaßlich größeren Teil der AfD-Wähler zurückgewinnt. Bemerkenswert, dass die CSU dafür den „rechten Rand schließen“ will und die SPD die „soziale Gerechtigkeit“ intensivieren. Das Beharren auf zwei gescheiterten Wahlkampfphrasen ist kennzeichnend für den Mangel an Zukunftsbereitschaft.

Das zentrale Problem ist in diesem Fall eben nicht die Ökonomie, das ergeben alle Wähleruntersuchungen. Entscheidend ist das Gefühl, kulturell abgehängt zu sein.

Das offene, emanzipatorische, europäische Deutschland ist eine gute Geschichte. Aber nicht für alle

In einem Satz: Speziell manche Leute im Osten können keine schöne Geschichte von Deutschland erzählen, in der sie selbst eine ordentliche Rolle spielen.

Das offene, emanzipatorische, europäische Deutschland ist eine gute Geschichte, aber nicht für alle. Deswegen hilft donnerndes Intensivieren dieser Geschichte oder verbaler Moralüberschuss nur denen, die sich eh als Teil verstehen. Für die anderen verstärkt es die Entfremdung und Kränkung. Ihnen politisch hinterherzurennen ist kompletter Irrsinn. Und wieder richtig „links“ zu werden, wie der SPD-Vorsitzende Schulz ankündigt, bedient das kulturelle Verlustgefühl von bestimmten Parteimitgliedern, zielt aber auch nicht auf die gesellschaftliche Leerstelle. „Wenn Konservative weiter nach rechts rücken, machen sie die Sache noch schlimmer. Gerade die CSU scheint ihr Wahlergebnis völlig falsch zu bewerten“, sagt Nassehi, aber er sagt auch: „Das Gerechtigkeitsthema so anzugehen als gehe es um eine kleine Stellschraube hier und eine kleine Korrektur da, kann nicht funktionieren. Daraus lässt sich kein politisches Identitätsangebot machen.“

Ein „konservatives Bezugsproblem“

Schulz’ Vorstellung ist ja, dass er wieder nach „Mitte-links“ geht und die Union nach „Mitte-rechts“, und dann wird alles wieder schön. Das ist zwar vordergründig sensibel gegenüber der Seele der SPD und selbstverständlich ist eine Rente, von der man leben kann, Grundbedingung für gesellschaftliche Teilhabe. Aber es greift zu kurz. Die große Leistung der Brandt-SPD besteht für Nassehi darin, dass sie aus „Arbeitern pluralistische Bürger gemacht“ habe. Für die Leute war es entscheidend, dass sie eine Aufstiegsgeschichte erzählen konnten, die sie mit der Demokratie, der Industriegesellschaft im Aufbruch und auch der Partei positiv verknüpfte. „Man konnte sich kulturell verorten und war gesellschaftlich identifizierbar.“

Die große Leistung der Union nach dem Zweiten Weltkrieg war es, „selbst wenn es für die aus der Mitte-links-Ecke erstaunlich erscheint, einem verunsicherten Bürgertum eine politische und kulturelle Westbindung zu ermöglichen und sie mit der pluralistischen Demokratie zu versöhnen – zum Teil gegen die Intentionen der konkreten Akteure, die das bewirkt haben“. Das seien „Narrative“, die Leute an Parteien binden und damit „vernünftiger“ machten, als es ihre Emotionen seien.

Ein solches regional gefärbtes Narrativ für eine Mehrheit hatte auch lange die bayerische CSU. Dito die CDU Baden-Württemberg. Der Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann konnte sie nur ablösen, weil die Mehrheit sich in der CDU-Geschichte nicht mehr wiederfand. Obwohl der Laden brummte. Sie fanden eine neue Heimat in Kretschmanns kulturell modernisierter Geschichte des zuvor als materiell-hinterwäldlerisch stigmatisierten Bundeslandes.

Derweil fühlen sich manche AfD-Wähler wie aus dem eigenen Haus ausgesperrt. Sie haben ein „konservatives Bezugsproblem“, sagt Nassehi. „Die AfD-Wähler wollen ihr Land zurück“, meinte Gauland am Wahlabend – und das ist leider keine schlechte Formulierung, denn sie setzt exakt an dem Punkt an, der die AfD für die kulturell Abgehängten attraktiv macht: sich gesellschaftlich-kulturell zu verorten. Für operative Politikfragen interessiert sich in diesem Zusammenhang niemand, sondern für ein Identifikationsangebot“, sagt Nassehi. „Sie wollen sich als Teil davon fühlen. Die Frage ist, was bietet man denen an, damit sie das Gefühl bekommen.“

Jetzt ruft der Kulturlinke empört: Gar nichts. Dann rennt er in der Wahlnacht zum Alexanderplatz, um der AfD, die dort ihre Wahlparty feiert, richtig die Meinung zu geigen. Das kann man Haltung nennen. Es bedient jedenfalls auch das eigene Identifikationsbedürfnis.

Ein Rahmen, der Kontinuität ermöglichte

Wir sind hier an einem zentralen Punkt, an dem das klassisch-linksliberale Denken seine Richtung ändern könnte. Und zwar nicht nach links oder rechts. Beides wäre falsch. Der zwischenzeitliche 10-Prozent-Aufschwung der SPD beim Auftauchen des Kandidaten Martin Schulz verdankte sich einem grandiosen Irrtum, wie der Journalist Robin Alexander analysierte: Die kurzfristigen Schulz-Fans und zukünftigen AfD-Wähler dachten, er sei eine Alternative zu Merkel im Bezug auf das, was sie kirre macht. Das ist eben nicht soziale Gerechtigkeit, sondern das, was Nassehi „konservatives Bezugsproblem“ nennt. Das meint den gefühlten Verlust einer Struktur, in der ein Mensch Halt findet. Ihnen fehlt in einer postnationalen, globalisierten, digitalisierten, emanzipierten, individualistischen Gegenwart die Ordnung und die Verlässlichkeit.

Den Unterschied macht also für Nassehi nicht mehr nur das klassische politische Thema seit Mitte des 19. Jahrhunderts, nämlich die Frage der Regulierbarkeit ökonomischer Dynamik durch politische Entscheidungen. Darin kann ein Liberaler wie FDP-Chef Lindner die Union, die SPD und die Grünen nicht mehr unterscheiden. Behauptet er jedenfalls. „Die kulturelle Globalisierung und die technische Digitalisierung stellen andere Fragen“, sagt Nassehi. „Entscheidend ist, dass man dafür kein Narrativ mehr anzubieten hat – schlimmer noch: Ersteres wurde im Wahlkampf nur als Gefahr vor fremden Eindringlingen diskutiert, Letzteres geradezu totgeschwiegen.“

CDU-Kanzlerin Merkel hat im letzten Jahrzehnt sozialdemokratische und auch gesellschaftsliberale Politikbereiche übernommen, weil auch die Mehrheit ihrer Wähler das verlangt hat. Deshalb ist zumindest Merkel selbst immer noch Volkspartei, auch wenn sie jetzt ein Fünftel ihrer Wähler eingebüßt hat.

„Konservative Bezugsprobleme“ lösen meint nicht die Rücknahme der emanzipatorischen und individualistischen Entwicklung. Konservative Bezugsprobleme haben nicht nur „Konservative“ im klassischen Sinn. Gesellschaften müssen stabile Lebenslagen anbieten. „Die Idee des Kosmopoliten, der Verständnis für alles hat und seine Orientierungen schnell wechseln kann, ist ein Mythos. Auch hier geht’s um Stabilität und Bestätigung innerhalb von Gruppen“, sagt Nassehi. Auch Kosmopoliten brauchen verlässliche Strukturen.

Das Bedürfnis der AfD-Wähler ist nicht die Welt der 50er Jahre, sondern der Rahmen, den sie zu haben schien und der Kontinuität ermöglichte. Als Teil einer Familie, einer dörflichen Gemeinschaft, einer Arbeitsstruktur, einer Nachbarschaft.

Die „Ehe für alle“ ist ein gutes Beispiel für Progressivität, um konservative Bezugsprobleme von heute zu lösen, nämlich Sicherheits-, Kontinuitäts- und Haltbedürfnisse jenseits einer nicht mehr rückholbaren patriarchalisch-heteronormativen Welt der 50er Jahre.

„Emotionen als Identifikationsangebot“

Wenn man also verstanden hat, dass die AfD durch Skandalisierung wächst und die Lösung von konservativen Bezugsproblemen zentral für ihr Abschmelzen ist, für die ganze Gesellschaft und für eine Partei mit Zukunft, dann kann man sich dem nächsten und noch wichtigeren zuwenden: einer neuen Bundesregierung, die sich mit Frankreichs Präsident Macron für Europa weiterentwickelt.

Auch dabei hilft es, im Sinn von Armin Nassehi zu verstehen, was Rechte, klassisch Linke, Grüne und Liberale gemeinsam haben. Sie werden gespeist von politischen Emotionen, die immer radikal sind und als moralisch normativ betrachtet werden. Parteien müssen „Stoßdämpfer“ sein, die Emotionen bündeln und daraus Vernunft und operativ mögliche Politikformen machen. „Die AfD nutzt die Emotionen als Identifikationsangebot, aber sie verzichtet auf den Stoßdämpfer.“

Genau umgekehrt ist es bei manchen Leuten, die den Grünen in den nächsten Tagen vorwerfen werden, „ihre Ideale“ zu verraten. Sie wollen den Stoßdämpfer weghaben, sie wollen immer noch, dass ihre Stoßseufzer sich direkt in Politik verwandeln.

Not happening, Bro.

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26 Kommentare

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  • "Spezifisch deutsche kulturelle Identität" - was war das noch gleich? Kartoffelsuppe, Schweinebraten, Bier - und hin und wieder ein paar Nachbarn überfallen, plündern und deren unwertes Leben ausmerzen?

     

    Danke, kann die Welt gut drauf verzichten...

  • Was soll das für eine Chance sein? Grüne Politik gegen eine konservative Übermacht - homöopathische Erfolge. Sozialpolitik- nicht vertreten.

    Wenn die Regierung nicht durch eine wirksame Ökopolitik zerrissen werden soll, heißt das für die Grünen weiter Profilverlust. Was die Grünen heute nicht mehr verstehen ist, dass Ökopolitik nicht von Sozialpolitik entkoppelt werden darf. Ich muss darin alle mitnehmen.

    Die Folge einer ganzen Legislaturperiode Jamaika wird eine Stärkung der AfD bedeuten, denn auch die Grünen werden als eine Partei der Oberen wahrgenommen und zusätzlich als ökologische Verbotspartei.

    Das es keine Alternative für Jamaika gibt, sollte nicht dazu verführen, sich einen Wadenkrampf schön zu reden.

  • 8G
    82278 (Profil gelöscht)

    "Speziell manche Leute im Osten können keine schöne Geschichte von Deutschland erzählen, in der sie selbst eine ordentliche Rolle spielen."

     

    Sie irren. Die ostdeutschen AfD-Wähler sind groesstenteils gut situiert.

    Sie haben nur ein groesseres Interesse am Erhalt einer spezifisch deutschen kulturellen Identität. Der Westdeutsche hat dieses Ziel schon länger aufgegeben und gegen die jährliche Gehaltserhöhung nebst Urlaub auf den Malediven eingetauscht.

    • @82278 (Profil gelöscht):

      Zustimmung. Während es im Westen (wo zum Teil über ein Drittel der Bewohner einen direkten Migrationshintergrund haben) fast lächerlich ist, eine deutsche Identität (oder Abstammung) zu fordern, macht es im Osten durchaus Sinn. Da ist die "deutsche Volksgemeinschaft" zum Teil noch unter sich und will es nunmehr auch bleiben.

       

      Klingt provinziell, aber ein plumpes Verteufeln ist jedoch kein Argument dagegen.

      • 8G
        82278 (Profil gelöscht)
        @TazTiz:

        @TATZI

         

        Das klingt nur provinziell in deutschen Ohren und ist wohl ein Ergebnis des deutschen Selbstzweifels. Würden Sie das kulturell homogene Japan auch als provinziell bezeichnen?

      • @TazTiz:

        Na Servus!

         

        " Da ist die "deutsche Volksgemeinschaft" zum Teil noch unter sich und will es nunmehr auch bleiben.…"

        & dess -

        "…macht es im Osten durchaus Sinn."…

         

        …Nu. Solchen anglistischen -;) Verhunzungen - doch doch!

        Der Deutschen Sprache mit -

        "Arschlöcher für Deutschland Wählen"

        Die braune Karte zu zeigen!

        Jawoll! Newahr!

        • 8G
          82278 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          1. "Sinn machen" ist lt. Duden offiziell möglich, wenn auch ugs. Aber selbst der Lessing hat's schon verwendet.

           

          2. Der Wunsch nach Erhalt einer kulturellen Identität (oder zumindest des gemächlichen Wechsels) dürfte sozialen Gemeinschaften in der DNA liegen. Würden Sie einem Stamm der Aborigines mit dem gleichen Bedürfnis auch derart forsch die "braune Karte zeigen"? Sehn'se.

          • @82278 (Profil gelöscht):

            …klar - "kein Mensch muß müssen…"

             

            Aber denn mal frisch aus dem teefaxbeutel - wa!

             

            "Wanderfull Felix Krull:

            "..Interesse am Erhalt einer spezifisch deutschen kulturellen Identität. Der Westdeutsche hat dieses Ziel schon länger aufgegeben .."

             

            Noch nie in Bayern gewesen?

            Im östlichen Sachsen ist die Volksgemeinschaft unter sich -

            und unter Böhmen, Pruzzen, Sorben und Slawen.

            Getauscht gegen Urlaub und Gehaltserhöhung...

            Was aales in sunsinnige Beziehung gesetzt werden kann..

             

            Da mähtste nix.

            Leider normal."

             

            Das mit downunder & Ihren Gähnen!

            No. Ein andermal. Newahr.

  • Was Unfried hier treibt ist folgendes:

     

    Erst nutzt er das Mittel der Dekonstruktion, um die politischen Gegensätze verschiedener Fraktionen auf tatsächliche oder vorgebliche psychologische (bzw. „kulturelle“) Dispositionen zu reduzieren und damit zu nivellieren: Seht her, im Grunde gleichen sie sich doch, weil sie alle aus denselben Antrieben heraus handeln. An sich ein ehrbares Vorgehen, nur belässt er es nicht bei der neutralen Analyse. Vielmehr rechtfertigt er mit dieser Gleichsetzung implizit, sich mit ihren eigentlichen Anliegen inhaltlich gar nicht auseinandersetzen zu müssen. Es sind ja nur Narrative und „Identifikationsbedürfnisse“.

     

    Im zweiten Schritt qualifiziert er sie damit kollektiv ab: Ihr, die ihr euch doch eigentlich gar nicht unterscheidet, seid mit euren antiquierten normativen Utopien längst überholt. Wir brauchen was neues, zukunftsweisenderes.

     

    Und dann kommt quasi im dritten Schritt, wiederum nicht expliziert, die Lösung: Sie sollen sich alle schön zusammensetzen, nach vorne schauen und den Rechts-Links-Quatsch mitsamt ihren normativen Utopien begraben, denn „die kulturelle Globalisierung und die technische Digitalisierung stellen andere Fragen“.

    Er hätte es auch knapper und deutlicher formulieren können: Gegen die Naturgesetzlichkeit der neoliberalen Weltordnung habt ihr eh keine Schnitte, also kommt auf den Teppich und vergesst alle Politik.

    Nicht von ungefähr, dass er ausgerechnet den Systemfreak Nassehi dauerbemüht. Hauptsache alles schön harmonisch, die Subsysteme kommunizieren ungestört, dann läuft der Laden auch wieder rund.

     

    Gut zu sehen, dass die meisten Kommentatoren hier dieser perfiden Nummer nicht auf den Leim gehen. Not gonna happen bro.

    • @Ruhig Blut:

      ;)) Si'cher dat -

  • Seit Tagen liest man in der Presse, wie nun alle Parteien agieren sollen oder müssen, um die AFD wieder klein zu kriegen.

     

    Keiner hat sich anscheinend mal die Mühe gemacht mal ins Volk zu horchen.

    Egal ob Ost oder West, ob Arbeiter oder Reicher, ob Rentner oder Hartz IV Empfänger, alle wollen sicher an erster Stelle eine Politik, die ihre Ansätze und Programme erläutert, bevor sie umgesetzt werden und nicht erst im Nachhinein vorgesetzt werden, um sie als Alternativ los zu verkaufen.

     

    Merkel hat es in den letzten Jahren permanent vermieden irgend jemanden über irgend etwas zu informieren, der nicht direkt für sie von Nöten war um zu regieren.

    Die Leute haben einfach keine Lust mehr auf Diktate, ohne das darüber nachgedacht wird, welche Auswirkungen das auf die allgemeine Bevölkerung hat.

    Einzig das Weiterkommen der Wirtschaft, Industrie und der Banken war und ist Merkel wichtig!

    Sogar auf Auswirkungen in der EU hat sie keine Rücksicht genommen, so dass die Briten es für besser hielten die EU zu verlassen. Natürlich sind das Auswirkungen die nur indirekt mit Merkels handeln zutun haben, aber als die BREXITIERS sich massiv für das Ausscheiden der Briten stark gemacht haben, kam von Merkel nichts weltbewegendes um sich dagegen zu stellen.

     

    Kurz um;

    Die Deutschen haben es einfach satt permanent von der Politik als Unmündige und Unwissende Bürger behandelt zu werden. Auch will keiner mehr mit seinen Steuergeldern dafür Sorge tragen, dass es einigen Wenigen immer besser geht, während andere immer mehr Verunsichert werden in Bezug auf ihr Alter, sprich Rente, und ihr Vermögen, falls Hartz IV, nach einem Jahr Jahrzehnte ansparen dahin!

     

    Die SPD mit ihrem Gerechtigkeitsgefasel, so wie die CDU/CSU mit ihrer "In einem Land in dem wir Gut und Gerne Leben" Plattitüde können doch nicht ernsthaft daran glauben, das die Wähler nicht erkannt haben, wie wenig sich die etablierte Politik um eben sie, die Wähler, kümmern will.

     

    Wichtig wäre klarzustellen "kein Weiter so" zu wollen!!!

  • Wer die vielen Sätze Unfrieds bis zum Ende gelesen hat, sucht vergeblich nach dem versprochenen Ausweg aus dem eingangs skizzierten Dilemma.

     

    Auch die unendlichen Zitate des Nasehi und deren versuchte Interpretation durch Unfried führen nur von einem Denkansatz zum nächsten, bleiben aber wegen fehlender klarer Konzeption des Autors ein Wust von Gedanken zur Wahl, die ihm gerade eingefallen sind.

     

    Auch für die Grünen hat er weniger Handlungsempfehlungen bereit als der grüne Hoffnungsträger Habeck. Der hatte auf die Frage, wie FDP und Grüne in SH denn zusammen gekommen seien, eine bedenkenswerte taktische Variante genannt : Statt sich gleich die kontroversen Reizthemen um die Ohren zu hauen und dabei möglichst viele Punkte zu sammeln, sei es besser, sich erst einmal auf die vielleicht gar nicht so wenigen Politikbereiche zu verständigen, wo man durchaus ziemlich einer Meinung sei.

     

    Schlimm wäre es allerdings, wenn Lindner seinen Dissens in EU-Fragen übermäßig lange offenhalten würde und damit die von Macron eröffnete Chance für ein positiv besetztes Europa der Zukunft im vornherein verhindern und blockieren würde.

  • "„Wenn Konservative weiter nach rechts rücken, machen sie die Sache noch schlimmer. Gerade die CSU scheint ihr Wahlergebnis völlig falsch zu bewerten“, sagt Nassehi,"

     

    Die CSU liest das Wahlergebnis schon richtig. 12,4 Prozent hätten sonst ja nicht AFD gewählt. https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/ergebnisse/bund-99/land-9.html

     

    Die "Volkspartei" SPD bekam gerade mal 2,9 % mehr als die AFD. Für Sozi-Themen interessiert sich dort kaum jemand.

    • @Grmpf:

      2,9 %? LOL, Vielleicht gehen Sie noch mal in sich, informieren Sie sich und berichtigen Sie ihre Fake-News.

      • @Rudolf Fissner:

        Lieber Herr Fissner, der obige Link stellt die Ergebnisse der BTW 17 bereit und macht es deutlich: Die SPD erreichte in Bayern 15,3 %. Und das ergibt nach Adam Ries tatsächlich eine Differenz von 2,9 %. Mit herzlichen LOLs und ROFLs.

      • @Rudolf Fissner:

        Er meint Bayern...

  • Regiere dich selbst.

    Das setzt Bewusstsein über sich voraus! "Auf der Suche nach der Zukunft ist man in diesem Land ein Fremder. Keiner hat Zeit dafür. Oder den Kopf. Keiner will seine Zukunft für die Zukunft riskieren."

    Die Demokratie setzt einem souveränen Bürger voraus. Wenn er weiss was er will, kann er die "Besten wählen: „Denn in den Demokratien, wo es nach dem Gesetze zugeht, ist kein Aufkommen für die Demagogen, weil daselbst die Besten aus den Bürgern die Stimmführer

    sind.“ (Aristoteles Politik, 4. Buch. 4. Kapitel 1292a7)

    Baden Württemberg ist ein Beispiel eines Scheiterns. Von Oettinger mit Wulff die Nord-Süd Dialoge zur Schaffung der strukturellen Korruption (Lothar Späth, PPP), dem Automobil Kartell, bis Stuttgart 21 sind Auswüchse der Politik zum Schaden des Volkes. Frau Merkel nennt dies "Marktkonforme Demokratie" und wendet ihre gelernte Agitation und Propaganda an: Initiative Neue Soziale Markwirtschaft (INSM) soll dem Souverän seinen Willen verkaufen.

    Gemeinsam mit Friede Springer (BILD) und Liz Mohn (Bertelsmann) ist es den drei Nornen gelungen das Volk zu betäuben.

    Jetzt ist es aufgewacht und spürt den Schmerz: Das ist das Geschrei in diesem Artikel.

    Als aufmerksamer Zuschauer scheint mir die AfD auf das Scheitern zu lauern: siehe 95 Seiten in deren "Programm für Deutschland" national und sozialistisch?

  • Von dem Armin Nassehi würde ich gern mehr lesen, any Buchtipps?

  • @ Klar - Ana & lyse - bei PU? Sosu!

     

    "" Aber mit Auge! - Für den Regenwurm! "

     

    So sind die Grünspechte.

    Heute hatten wir einen im Garten (sic!), auf dem Rasen.

    Mit Augen für den Regenwurm. https://www.youtube.com/watch?v=TNHyCNj98eM

     

    Genau so.

    Auch seh ich manchmal einen vorm Büro,

    wenn ich aus dem Fenster schau.

    Ameisen mag er auch.

    Das ist bei Spechten Brauch.

     

    Am Abend nach der BTW

    sprach Lindner zu Frau KGE:

    Er glaubt ja, dass die Marktwirtschaft

    den Umweltschutz am besten schafft."

     

    Ja - Danke. So sehens halt aus.

    Die Perfomer&Blender - voll auf Sender

    Imposant - Im Hintern Steine …usw!

    Steigernd. Selten heiter. Wollnichwöll!

  • Mit Verlaub gesagt halte ich das für die falsche Sicht der Dinge.

    Herr Unfried hat hier in vielen Worten beschrieben dass die Parteien doch ihre Ecken und Kanten aufgeben sollen.

     

    Ich bin der Meinung das Gegenteil ist richtig, die Grünen waren erfolgreich und "produktiv" als sie genau einen Schlachtruf hatten. Die SPD war erfolgreich als man die Partei der Arbeitnehmer war, die FDP die der Wirtschaft usw.

     

    Das Problem ist doch dass jeder die Mitte repräsentieren will - außer der AfD, welche schmalspurig ihre Klientel bedient!

     

    Überlässt man Emotionen oder schlicht Ansichten abseits der Mitte der AfD wird man diese nicht schwächen

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Überwiegend Füllstoff, aus Futur II gefilzt, Germans.

  • Bei Unfried habe ich immer so ein Gefühl: 4-5 Seiten Text, eigentlich gut geschrieben, aber was will mir der Autor jetzt sagen?

     

    Dann findet man z.B. so was:

     

    "Das zentrale Problem ist in diesem Fall eben nicht die Ökonomie, das ergeben alle Wähleruntersuchungen. Entscheidend ist das Gefühl, kulturell abgehängt zu sein."

     

    oder so was:

    "selbstverständlich ist eine Rente, von der man leben kann, Grundbedingung für gesellschaftliche Teilhabe. Aber es greift zu kurz."

     

    Man fühlt sich irgendwie an den Marcel Fratzscher und seine Suche nach Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der "Zeit". Aber bitte ohne Umverteilung, denn dies ist nicht so relevant für die Verhältnisse.

     

    False flags überall.

  • '... weil er Gesellschaft nicht mit Rechts-links-Denken beschreibt'

    Sowas klingt zwar immer gut und unideologisch progressiv, führt aber meistens nur zur Zementierung des Status Quo, indem weltanschauliche Gegensätze verschleiert werden. Weshalb sich mir bei sowas immer gleich die Nackenhaare sträuben.

     

    Nichtsdestotrotz ist die soziologische Herangehensweise im Artikel von Peter Unfried notwendig, um das Problem Rechts'populismus' zu verstehen, und ein Ansatzpunkt für einen Diskurs über die zukünftig einzuschlagende Richtung.

  • Ach Gottchen - er nu wieder!

    &Däh!

    "Raus jetzt aus Bullerbü

    Alles schlimm wegen der AfD – und dann auch noch eine Jamaika-Koalition? Im Gegenteil: Jetzt ist die Chance da, ein paar Dinge neu zu sehen.…"

     

    Ja wie? Supi - Alter!

    Schonn. Aber wie denn genau - kerr?!

    Schnackeldidackel - Ach sooo! Stupid!

    Ja! Sachs doch gleich - "Wie Lindner! Aber Hallo!"

    Genau. Wie der SuperPerformer - Jeden! Stein!

    Umdrehen - Aber mit Auge! - Für den Regenwurm!

    Genau Genau - Unser aller Christian L. - Jawoll Ja!

    Der Super Grün-Gelb-Rote Performer an Porsche&KfW!

    Ha noi. Nu. Da kann einem ja in echt nur schwatz -

    Vor Augen werden - Gell&Newahr - gleichzeitig!

    kurz - "Man wird sehen" - sagte der Blinde!

    Ehe er die Praxis Dr. Peter Eisenbart von Unfried -

    Auf JamaikaKrücken de Journaille frisch rasiert wieder verließ!

    "Armer Mensch - aber'n guten Friseur hat er - gell!"

    Na Mahlzeit. & Vielen Danke - Im Voraus!

    Da mähtste nix.

    Normal.

  • Muss das wirklich sein, dass Sie hier alle paar Tage fordern, dass einfach alle liberal-konservativ werden müssen und dann wird alles gut?