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Haspa am SchulterblattDie Dialektik des Krawalls

Die Zukunft der G20-zerstörten Haspa-Filiale am Schulterblatt ist ungewiss. Kommt ein schicker Neubau, während die Haspa in der Deutschen Bank bleibt?

„Hamburg räumt auf“: Frauen putzen nach den Krawallen die Haspa-Filiale Foto: Miguel Ferraz

Gegen Kapitalismus, Machtkonzentration bei wenigen Großen und Gentrifizierung haben G20-Gegner noch vor wenigen Wochen im Schanzenviertel protestiert. Dabei steckten sie, unweit der Roten Flora, einem der Hauptprotestzentren, unter anderem die Haspa-Filiale im Schulterblatt 65 in Brand. Gut möglich, dass dort bald statt eines hässlichen, zweistöckigen Flachbaus ein schickes fünfstöckiges Gebäude hingestellt wird. Die Kritik der Protestler wäre damit in ihr Gegenteil verkehrt: Sie hätten die Gentrifizierung beschleunigt und dem Kapitalismus in die Hände gespielt, statt ihn zu bremsen.

Fast zwei Monate nach dem G20-Gipfel zeugen zwar gesplitterte Schaufensterscheiben und provisorisch gesicherte Geschäfte noch immer von den G20-Krawallen, doch haben die meisten, wie etwa der schwer getroffene Budni, längst wieder geöffnet. Nur in der Haspa-Filiale gähnt die Leere und ihre drei ehemals hochfrequentierten Geldautomaten an der Außenwand sind verrammelt.

Die Haspa braucht oder – je nach Lesart – lässt sich Zeit. Sie ist nach dem Brand ersatzweise in die kleinere Fläche der Deutschen Bank schräg gegenüber eingezogen. Der Untermietvertrag gilt laut Pressesprecher André Grunert für eineinhalb Jahre. Ein Gutachten wird zeigen, ob die alte Filiale aufgrund der Brandfolgen, wie zum Beispiel giftiger Rückstände, abgerissen werden muss. Auch wenn die Haspa das so nicht bestätigt: Ein Neubau käme ihr wohl gelegen.

„Ich habe von der Haspa aus dem mittleren Management gehört, dass die Übergangslösung mit den Räumen der Deutschen Bank eine Dauerlösung werden soll“, sagt Sven Hielscher, CDU-Bezirkspolitiker aus Altona. Der Bebauungsplan ermöglicht zudem eine Aufstockung des Gebäudes von zwei auf vier Vollstockwerke plus Dachgeschoss.

Naheliegend wäre demnach, dass die Haspa am Schulterblatt 65 ein brandneues, schickes fünfstöckiges Gebäude hinstellt. Die oberen Stockwerke müsste sie nach der im Schanzenviertel geltenden Sozialen Erhaltungsverordnung als Sozialwohnungen anbieten. Diese Idee hat Haspa-Chef Harald Vogelsang schon gegenüber der Welt in einem Interview ins Spiel gebracht.

Sylvia Sonnemann vom Verein Mieter helfen Mietern (MHM) fände das perfekt. „Dann kommt aus was Bösem sogar noch was Gutes raus“, sagt sie. Für die oberen Stockwerke stimmt das tatsächlich.

Doch die unteren beiden Stockwerke könnte die Haspa, wenn sie tatsächlich in den Räumen der Deutschen Bank bliebe, als teure Büro- oder Ladenflächen an Zahlungswillige vermieten. Damit wäre ein weiterer Schritt in der Aufwertung oder, anders formuliert, Verteuerung und eben Gentrifizierung des Schanzenviertels getan.

Nur in der Haspa-Filiale gähnt die Leere und ihre ehemals hochfrequentierten Geldautomaten sind verrammelt

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