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Essay über MassentierhaltungEi. Ei. Eieieieiei

Der Gifteier-Skandal betrifft überwiegend große Farmen mit mehr als 15.000 Hennen. Er zeigt, wie riskant die industrielle Geflügelhaltung ist.

Was ist drin? Das Veterinäruntersuchungsamt in Krefeld prüft Eier auf Rückstände Foto: dpa

Oft sind es die simpelsten Fragen, die Pressesprecher ins Schwitzen bringen. Eine lautet: Wie groß sind die Eierfarmen, deren Ställe mit dem gesundheitsgefährdenden Insektenvernichter Fipronil gereinigt wurden? Darauf antworten die zuständigen niederländischen Behörden zunächst gar nicht. Dann sagt Paula de Jonge von der Behörde für Lebensmittelsicherheit in Utrecht: „Wir haben keine Liste mit den Größen der Betriebe.“ Dabei müssen sich alle Legehennenhalter samt der Zahl ihrer Tiere bei den Behörden registrieren. Eine schriftliche Bitte der taz. am wochenende ließen die Holländer bis Freitag unbeantwortet.

Auch der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT), der die meisten betroffenen Farmen überwacht, mauert. Aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ könne man „leider keine konkreten Informationen zu den einzelnen Betrieben geben“, schreibt die PR-Agentur der von der Branche gegründeten Organisation, die auch Erfinderin des Eiercodes auf den Schalen ist. Erst nach mehrmaligem Nachhaken rückt KAT dann doch ein paar Angaben heraus.

Schnell wird klar, warum die Geflügelindustrie diese Daten ungern veröffentlicht. Die weit überwiegende Mehrheit der Betriebe ist riesig. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die schon immer gesagt haben: Industrielle Geflügelhaltung ist gefährlich.

„Insgesamt ist ein KAT-Betrieb mit unter 5.000 Legehennen, drei weitere KAT-Betriebe mit unter 10.000 Legehennen und weitere 21 KAT-Betriebe mit zwischen 10.000 und 15.000 Legehennen von Fipronil betroffen“, teilt der Verein mit. 83 Prozent der 147 niederländischen, deutschen und belgischen Fipronil-Farmen haben also mehr als 15.000 Legehennen. Darunter sind laut KAT zum Beispiel „Betriebe mit mehreren Stallanlagen (pro Stallanlage beispielsweise 40.000 und insgesamt dann 100.000 Legehennen)“. 100.000 Hühner an einem Ort – das ist schon eine Nummer. Eine Durchschnittszahl für alle Betriebe will KAT, der eigentlich von Transparenz leben müsste, partout nicht nennen. Sie dürfte sehr hoch sein.

Im Durchschnitt 21.700 Tiere

Auskunftswilliger ist der Pressesprecher von Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne). In seinem Land stehen die einzigen deutschen Betriebe, in deren Eiern Fipronil nachgewiesen wurde: zwei Freilandbetriebe mit circa 40.000 Hennen, ein Bodenhaltungsbetrieb mit 28.800 Hennen und ein Biobetrieb mit 18.000. Auch das also Großbetriebe. Im Mittel haben sie 21.700 Tiere.

Eine Durchschnittszahl für das wichtigste Land in dieser Causa, die Niederlande, hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft aus Angaben dortiger Medien errechnet: Die rund 180 zwischenzeitlich gesperrten Betriebe erzeugten normalerweise wöchentlich 40 Millionen Eier. Also habe jede Farm im Mittel 38.000 Legehennenplätze.

taz.am wochenende

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Dabei sagen Bauern wie Dieter Greve: „30.000 Hennen braucht man nicht, und es sind auch zu viele, um sich ausreichend um jedes einzelne Tier kümmern zu können.“ Greve ist Sprecher des Bundesfachausschusses Geflügel beim Ökobauernverband Bioland. Er selbst hält nur etwa 6.200 Legehennen auf seinem Ökohof in Schülp bei Rendsburg.

„Die Massentierhaltung in großen Ställen auch in der Bio- und Freilandhaltung ist besonders anfällig für derartige – illegale – Praktiken“, sagte der niedersächsische Minister Meyer der taz.am wochenende über den verbotenen Einsatz von Fipronil. „Kleine bäuerliche Betriebe mit nur geringer Tierzahl sind kaum betroffen.“

Die grundsätzliche Frage ist also: Warum trifft der Skandal fast nur die Großen?

Sämtliche Betriebe waren Kunden der niederländischen Reinigungsfirma Chickfriend. Sie setzte Fipronil in den Ställen ein, um vor allem der Roten Vogelmilbe den Garaus zu machen, einem Blutsauger, der vor allem Jungtieren lebensgefährlich werden kann.

Giftig für Ratten und Kaninchen

Zur Behandlung gegen Zecken oder Flöhe etwa bei Hunden ist Fipronil erlaubt, aber nicht bei Tieren in der Lebensmittelproduktion. Bei Versuchen an Ratten, Mäusen und Kaninchen wirkte Fipronil toxisch auf das Nervensystem, wie das staatliche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) berichtet. Auch die Leber sei bei den Nagern geschädigt worden. Das Gift aus dem Reinigungsmittel konnte in den Hühnerställen zum Beispiel über das Futter in die Hennen und Eier gelangen und schließlich auf den Teller.

Zwar bezeichnet das BfR es als „unwahrscheinlich“, dass die bisher in Deutschland gemessenen Fipronil-Mengen in Eiern oder Hühnerfleisch die Gesundheit akut gefährden – auch nicht die von Kindern. Aber auszuschließen ist die Gefahr eben nicht. Aus gutem Grund dürfen laut Gesetz Lebensmittel praktisch überhaupt kein Fipronil enthalten.

Das Ei, nicht das Huhn, steht im Mittelpunkt des Bauerninteresses Foto: dpa

„Dienstleister wie Chickfriend haben an uns kleinen Betriebe überhaupt kein Inte­resse“, sagt Biobauer Greve. „Das lohnt sich für die gar nicht.“ Kleine Bauern wie er reinigten ihre Ställe immer noch selbst. Das ist der rein finanzielle Grund, weshalb Fipronil vor allem ein Problem der Großbetriebe ist.

Die tiefer liegenden Ursachen sind die Spezialisierung und Arbeitsteilung, Kennzeichen der industriellen Landwirtschaft. Die Bauern konzentrieren sich auf wenige Produkte, in diesem Fall auf Eier. Das Futter bauen sie meist nicht mehr selbst an, sondern kaufen es von anderen Betrieben. Um davon leben können, müssen die spezialisierten Betriebe mehr Hühner halten als Höfe, die breiter aufgestellt sind. Um Kosten zu senken, reinigen sie ihre Ställe nicht mehr selbst, sondern heuern wiederum Spezialisten an – in diesem Fall Chickfriend.

Kontrollverlust durch Arbeitsteilung

Damit verlieren sie aber auch einen Teil der Kontrolle. Sie können nicht wirklich sicher sein, was der Dienstleister da versprüht. Und selbst wenn sie es doch wussten, ist es schwierig, das nachzuweisen. Diese Arbeitsteilung verhindert oft, jemanden verantwortlich zu machen. Industrielle Landwirtschaft befördert organisierte Verantwortungslosigkeit.

„Der Skandal um fipronilbelastete Eier in Deutschland und Europa zeigt: Die Strukturen der Geflügelwirtschaft, die durch große Tierbestände sowie lange Vertriebswege über zahlreiche Zwischenhandelsunternehmen geprägt sind, erschweren eine schnelle Rückverfolgbarkeit“, sagt die rheinland-pfälzische Ernährungsministerin Ulrike Höfken (Grüne). Weil die beteiligten Firmen überregional operieren, sind zig Behörden involviert. Jede hat erst einmal nur ihr Land im Blick: Die belgische Agentur für Lebensmittelsicherheit hielt es nach Fipronil-Funden lange nicht für nötig, die anderen EU-Länder zu informieren. Auch die Niederländer hatten schon früh Hinweise auf den Einsatz der Chemikalie in Ställen – und gaben ihr Wissen nicht weiter.

Die deutschen Behörden bemerkten überhaupt nichts. Die Aufsicht über die Lebensmittelbranche ist hierzulande heillos zersplittert. Zuständig sind die rund 300 Landkreise. Ihnen fällt es schwer, grenzüberschreitend arbeitende Unternehmen wie Chickfriend zu überwachen. Zudem sind ihre Veterinärämter oft unterbesetzt oder trauen sich nicht, gegen die heimische Wirtschaft vorzugehen.

Der von der konventionellen Landwirtschaft dominierte Bauernverband jedoch weist die These zurück, dass der Skandal zeige, wie anfällig industrielle Massentierhaltung für Betrug sei. „Kriminelle Machenschaften bei zugelieferten Präparaten können jeden Tierhalter treffen“, sagte Pressesprecher Michael Lohse der taz.

Was können Verbraucher jetzt tun?

Natürlich könnte theoretisch auch ein kleiner Bauer entdecken, dass Fipronil gegen Vogelmilben wirkt, es kaufen und selbst spritzen. Aber um auf diese Idee zu kommen, müsste sich so ein Landwirt intensiv mit dem Thema befassen, wozu die meisten wohl schon aus Zeitgründen nicht in der Lage sind. Und es bedarf erheblicher krimineller Energie – und die hat nur eine Minderheit.

Vor allem aber wäre der Schaden genauso wie der Hof: klein. Betrügen ein paar Kleinbauern, betrifft das ein paar Tausend Eier. Weil die Fipronil-Farmen so riesig sind, sind gleich 17 Länder betroffen. Allein nach Deutschland sind laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 10,7 Millionen Fipronil-Eier aus den Niederlanden geliefert worden.

Was können Verbraucher tun? Sie könnten nur noch Eier von kleinen Höfen kaufen. Aber die sind vom Aussterben bedroht. 2016 hatten laut Statistischem Bundesamt nur noch 41 Prozent der Betriebe weniger als 10.000 Legehennen. Von ihnen kommen lediglich 7 Prozent der in Deutschland gelegten Eier.

Eine Lösung wäre, überhaupt keine Eier mehr zu kaufen. Aber das wird nur eine Minderheit machen.

Wichtiger wäre, als Bürger dazu beizutragen, dass kleine Betriebe stärker subventioniert werden. Man sollte Hühnerhalter auch dazu verpflichten, allen Tieren Auslauf zu gewähren, was mangels Flächen zur Verkleinerung der Betrieben führen würde. Die Behörden müssten aber auch stärker darauf achten, dass Farmen Regeln etwa zur Begrünung der Freiflächen einhalten. Das schaffen sie oft nicht, weil sie zu viele Hühner auf den Flächen halten und das Gras schnell weggepickt ist.

Für den Hühnerhof gilt – von Ausnahmen abgesehen: Klein ist fein.

Mitarbeit: Lucia Heisterkamp

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18 Kommentare

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  • Warum ist es in Legehennenställen immer so laut, gackern die Tiere immer, sind wegen nichts aufgeregt? Es kann bei der Größe nie eine Hackordnung zementiert werden und die Legehennen wurden auf die typisch weibliche Eigenschaft Eierlegen gezüchtet. Da handelt man sich das Gegackere mit ein, hat das Abschaltgen noch nicht gefunden. Warum ist es in einem Masthühnchenstall vergleichsweise ruhig? Da sind 50% Hennen und 50% Hähne. Kommt man da rein, regieren die eher unwilllig mit wenig Protest auf die Ruhestörung, wenn man sie fängt. Weil die zu jung für dauernde Rangkämpfe sind und auf die typisch männliche Eigenschaft Muskelaufbau gezüchtet wurden. Gibt es Studien nach dem Schallpegel in Großbüros nach Geschlechteranteil oder Dauer der Privatgespäche? Grüße: gk

  • "Eine Lösung wäre, überhaupt keine Eier mehr zu kaufen. Aber das wird nur eine Minderheit machen"

    Ja weil die Leute nicht die Alternativen zum Ei kennen ( auch dieser Artikel klärt dazu nicht auf ). Die meisten Eier werden nicht direkt gegessen sondern als Zutat genommen. Es gibt tausende Alternativen zum Ei, leicht im Internet zu finden. Absolut ohne Geschmacksverlust. Herr Maurin, keine Eier kaufen ist sehr wohl die Lösung, man muß sich nur mal ein wenig bemühen und ausprobieren.

    Wer weiterhin in Mengen Eierprodukte kauft, fördert die Massentierquälerei und bei konventioneller Ware die Pestizidskandale. Das kann man sich in keinster Weise schönreden. Jeder Verzicht auf Tierprodukte ist ein Gewinn, man muß nicht gleich vegan leben. Je weniger, desto besser für Tiere, Geist, Gesundheit und Fitness.

  • Frau Heisterkamp und Herr Maurin werden wohl ganz böse Post von Bioland etc. erhalten, AbL wird sich freuen und Demeter wird sich vornehm still freuen. Für die Bioverbände, BUND, Germanwatch etc. bietet das Fibronil-Thema wenig Propagandanahrung, denn es haben halt auch Biobauern die Ställe von der Firma mit dem "Eukalyptus-Wundermittel" waschen lassen. Sonst wäre der Skandal schon längst bio-instrumentalisiert und die Berichterstattung eine andere. Alle schwindeln von Aufklärung, aber niemand wird aufklären wollen, wie die Biobetriebe auf die Idee zu den nicht bioempfohlenen Firmen mit den nichtbiozugelassenen "Wundermittel", da hätte es doch schon klingeln müssen, kamen. Blutäuse unterschieden nicht nach Haltungsformen, nur nach Versteck-Biotope, quälen die Tiere sehr. Welche Hühner kann man wohl besser im Auge behalten 6200 Bio in zwei Haufen oder 80000 in Käfigen zu jeweils 50 Tieren in 2 Ställen mit 2 Leuten und täglich zwei Rundgängen? Suchen Sie mal, zählen sie mal, fangen Sie mal, kontrollieren sie mal, töten Sie selektiv befallene Tiere/Gruppen und separieren bei Befall. Wo fällt früher was auf? Die Kleingruppen-Käfighaltung ideologisch abzuschießen war schlecht für die Hähner und die Eieresser. Tierhaltung ist immer ein Kompromiss, da haben Dogmatiker nichts verloren. Grüße: gk

    • @Georg Keckl:

      Hallo Herr Keckl, für Bioland dürfte das gänzlich uninteressant sein - dort sind ja bekanntlich nur 3000 Hennen im Stall und max. 2 echte Ställe unter dem Dach eines Gebäudes erlaubt- bei den Bio-Fibronil-"Opfern"handelte es sich ja um ganz andere Dimensionen - schauen Sie sich die Ställe mal an, dann wissen Sie alles

      • @Matthias Rackwitz:

        ...steht auf dem Papier. Bezieht sich alles auf einen Stall mit 2 Gruppen, was nicht explizit beisteht, typisch. Es ist aber nicht verboten, mehrere 6000er Ställe nebeneinander zu haben, wie viele dann denken. Z.B. Bericht in der HNA: "Vier Herden mit jeweils 3970 Hühnern und 30 Hähne werden in den beiden Ställen untergebracht, insgesamt 12000 Tiere." HNA Frankenberger Allgemeine 31.10.16 (muß vermutlich 2970 heißen, hat wohl die HNA einen Fehler gemacht 4x3000=12000). Der Biolandhof Eisenach hat 9000 Legehennen in mehreren Ställen und Video auf youtube, alles sehr schön. Auch der moderne Biobauer hat oft schon mehrere Betriebe, bzw. Beteiligungen, nicht nur Ställe. Man muß muß mit den Gegebenheiten zurechtkommen, gilt für alle. So ab 50 verliert die Henne die Übersicht und ab 1000 ist die Gesundheitsvorsorge ähnlich. Grüße g.k.

  • Zuerst ging es der Käfighaltung an den Kragen, selbst als die praktikable, gesunde "Kleingruppenlösungen in ausgestalteten Käfigen" anbot. Als Alternative wurde nur Bodenhaltung/Freiland/Biohaltung propagiert, obwohl alle die hygienischen, gesundheitlichen - und bei Freilauf - bodenbelastenden Nachteile dieser Megagruppen kannten. Bio wäre sowieso und immer der „Goldstandard“, die Weltrettung, anderes ginge so grad noch eine Weile. Die Zeiten der Eiersammler mit Kiepe für die Städte sind aber vorbei, die Leute wollen ihre Lebensmittel im Supermarkt kaufen und weder die noch die Lebensmittelwerke schicken Eiersammler zu Kleinhaltungen über das Land, die kaufen in Millionen und nicht wie Tante Emma. Wer soll denn die Kleinherden halten? Ging es denn den Hühnern da so gut? Meist waren die hygienisch eine Katastrophe! Wir wissen doch heute kaum noch von den Eigefahren. Alles sollte so funktionieren, wie es sich Klein-Bio-Erna in ihrem verwöhnten und bullerbükonditionierten Hirn so vorstellt. Nun plötzlich sollen auch alle Großgruppen weg, mit Argumenten, die alle schon lange kennen, nur mal wieder passen dfür das Endziel ausgegraben. Die Biobranche wird zu Opfer ihres Marketings, weil Bioware heute längst überwiegend Produkt eines Industrie-Bios ist. Praktikabel für die heutige Zeit, am gesündesten für Hennen und Eier, sind und wären die ausgestalteten Käfige. Sie sind der Kompromiss für unsere Zeit. Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten, Familien mit Kleinkindern sollten nur Käfig-Eier verwenden dürfen, aber hier zählt plötzlich das geheuchelte „Gesundheit first“ nicht mehr. Weil es immer nur um Traumbilder und eine gegenwartsfremde Ideologie ging und nicht um praktikable Lösungen für alle. Grüße: Georg Keckl

  • Werden denn Ställe von Mastgeflügel nicht (mit unzulässigerweise Fipronil) gereinigt?

     

    Sind Insektizidspuren tatsächlich im Ei am besten nachweisbar? Wie sieht es mit Innereien, Fleisch und Knochen aus?

  • Große Betriebe fallen viel eher auf, da sie durch das große Produktvolumen rein mathematisch viel häufiger einer Kontrolle unterworfen werden. Aber auch kleine Betriebe, die weit vertreiben, können großen Schaden anrichten. Denken wir an die Bio-Sprossen mit den EHECS aus Bienenbüttel. 53 Tote, Langzeitschäden, Nierentransplantationen, Dialyse, enorme Gesundheitskosten. Da haben einige Sprossen auf den Teller gereicht, um ein Leben zu beenden oder zu zerstören.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...heute am Kühlregal: Vegetarische Wurst auf Ei-Basis, Veggie-Frikadellen mit Vollei, Eiklar. Mir braucht keiner erzählen, in diesen 'tollen' Produkten fände sich kein Fipronil. Allerdings, Warnhinweise, bzw. Entwarnung gab's nur bei den Eiern. Sorry, die große Verarsche geht also weiter, denn, Fipronil verschwindet nicht einfach aus den Nudeln, den Frikadellen oder der Veggie-Wurst.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Fortsetzung

    Zu glauben, dass es heute noch bäuerliche Betriebe gibt, die Hühner, Schweine, Rinder/Kühe, etc halten, ist derart naiv, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Ich persönlich kenne nur einen Betrieb, der tatsächlich noch Schweine, Kühe und Hähnchen hält und eine Biogasanlage betreibt. Allerdings JEWEILS in einer Größenordnung, die Sie mit Sicherheit nicht mehr als bäuerlich bezeichnen würden. Die meisten anderen bäuerlichen Betriebe haben sich ebenfalls auf eine Tierart spezialisiert (wenn sie Tiere halten).

    Das Thema Massentierhaltung muss diskutiert werden, aber zu glauben, dass bäuerliche Betriebe per se besser sind, ist einfach nur falsch. Gehen Sie mal auf einen bäuerlichen Betrieb - damit meine ich nicht die Touristenhöfe, auf denen Städtern das Blaue vom Himmel vorgegaukelt wird: Noch heute gibt es z.B. Bullenmäster, die ihre Tiere in Anbindeställen halten, weil sie sich keinen neuen leisten können. Bodenproben, um das Ausbringen von Dünger auf ein Minimum zu reduzieren, ist ein Fremdwort (auf großen Betrieben Standard). Große Betriebe leisten sich Berater, die ständig auf den Betrieben sind, um z.B. den Pflanzenschutzeinsatz auf ein Minimum zu reduzieren. Ich könnte das hier ewig fortführen…

    Aber ich sag es immer wieder: Linken geht es nicht um Fakten (hier, dass es keine andere Region auf der Welt gibt, die so viele qualitativ hochwertige Lebensmittel herstellt, wie der Westen. Also Masse und Klasse), sondern nur um Bauchgefühl, Moral und Emotionen (hier: die Idylle von Touristenhöfen – die ihr Geld mit euch Städtern verdienen und nicht mit der Landwirtschaft selbst, weil das auf deren Art kaum möglich ist – soll doch bitte Standard sein).

    Ich wiederhole mich: Normalerweise bin ich besseres von Ihnen gewöhnt.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    1. Wow, normalerweise bin ich ja von Ihnen anderes gewöhnt!

    Wie ideologisch verblendet muss man sein, um aus diesem Skandal ein Argument gegen die Massentierhaltung zu basteln?

    Doch nicht die Landwirte haben dem Dega-16 Fipronil beigesetzt! Der Skandal ist doch damit auch nicht bei der Massentierhaltung zu suchen, sondern bei den betroffenen Herstellern von Dega-16 und (so, wie es momentan scheint) bei ChickenFriend!

    2. Der gesamte westliche Wohlstand basiert auf dem Prinzip der Arbeitsteilung - keiner von uns macht all seine Konsumgüter selbst?! Das ist natürlich auch in der Landwirtschaft so. Der Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft und somit die Reduzierung der Arbeitskräfte, die an die Produktion von Lebensmittel gebunden war, ist doch erst der Grund für unseren Wohlstand. Ist denn der Erforscher erneuerbarer Energiequellen nicht besser an der Uni, als im Kuhstall aufgehoben?!

  • Ob in Panorama im TV oder in den Printmedien, nirgendwo wird der einfache Sachverhalt einbezogen: Es geht vor allem um die Differenzierung des Labels Bio-Ei. Es gibt das EU Biosiegeln mit lachsen Kriterien bzgl. Tierwohl und Umweltschutz und geringen Kontrollen und die Bioeier der Verbände wie Bioland usw. Das EU Siegel haben die Agrarlobbies mitgestaltet und auch aus China kommt jetzt alles in Bio, obwohl man gestern noch nicht wusste, wie man Pio schreibt. Kapiert das mal einer? Ein Bioei von Bioland kostet 0,41 €, das von Aldi aus NL weniger als 0,30€. Warum wohl? Kann auch ein H4 lern sich leisten, wenn er weniger für Alkohol und Rauchen ausgibt und sein Übergewicht im Griff hat, also nicht so viel frisst. Rechne ich jedem vor.

  • Eine mögliche Auswirkung von Fipronil auf die Hühner ist insofern "uninteressant", als dass Legehennen mit spätestens (!) zwei Jahren aus der Produktion genommen und geschlachtet werden.

    • @Hanne:

      Sollte eine Antwort auf @URANUS sein.

  • Der Autor ist leider auf dem argumentativen Holzweg.

     

    Kleinere Betriebe sind hinsichtlich solcher und ähnlicher Probleme überhaupt nicht unproblematischer. Es ist eine Mär, dass die Kleinbauern moralisch höher zu werten sind als die Großbauern. Die Erfahrung der überwachenden Behörden zeigt das Gegenteil. Nur werden kleine Sünder viel seltener erwischt. Der Einsatz von Fipronil bei einem Kleinbauern wäre überhaupt nicht aufgefallen.

     

    Es ist wie bei der Kehrwoche: die Firma, die 100 Aufgänge reinigt ist leicht zu kontrollieren. Wenn jeder einzelne Bewohner sein eigenes Mittel einsetzt ...

     

    ... und dann noch diese Märchenstunde! "30.000 Hennen braucht man nicht, und es sind auch zu viele, um sich ausreichend um jedes einzelne Tier kümmern zu können." Schöner können Werbetexte nicht sein ...

    • @TazTiz:

      wir wissen heute, dass klein nicht immer gut sein muss aber wir wissen auch ,dass groß immer problematisch ist

  • Die im Essay eingenommene Perspektive ist auf die Form der Landwirtschaft reduziert. Kritisiert wird die Industrielle Landwirtschaft als Übel. Die Lösung soll kleinere Biohöfe sein. Dabei verbleibt der Autor leider an der Oberfläche. Eine tiefergehende Kritik am Kapitalismus und am Mensch-Tierverhältnis wird nicht geübt. Dabei geht mit dem Kapitalismus einher, dass Profitmaximierung das Ziel ist und Tiere als Ware/Resource betrachtet werden. So lange dies Realität ist, wird es auch weiterhin "Skandale" geben und damit Massenquälereien und -tötungen. Zumindest wird die Lösung, Eier nicht mehr zu konsumieren, im Text erwähnt. Anstatt aber eine Förderung der vegane Lebensweise zu bewerben, wird für eine Fortsetzung der Quälerei und Tötung im kleineren Maßstab beworben. Das heißt wohl: Sollen uns die Tiere doch weiterhin egal sein.

    Mal am Rande gefragt: Wurde bei den vielen Berichten über Fipronil eigentlich auch beleuchtet, wie sich das auf die Hühner ausgewirkt hat?

    • 9G
      95692 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Das Fipronil hat sich auf die Hühner wohl

      Ungezifer reduzierend ausgewirkt. Auch wenn es hier wahrscheinlich besser Mittel gibt.