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Kommentar Antisemitismus-Doku bei BildIn jeder Hinsicht blamiert

Kommentar von René Martens

Arte weigerte sich, eine Antisemitismus-Dokumentation auszustrahlen. „Bild“ springt ein und streamt den Film – ein Debakel für Arte und den WDR.

Arte beruft sich auf inhaltliche Gründe, den Film nicht ins Programm genommen zu haben Foto: dpa

D ie Bild-Zeitung gehört zu den wirkmächtigsten Gegnern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Schon seit den 1960er Jahren greift das Blatt vor allem die ARD massiv an. Dass der Online-Ableger der Bild-Zeitung am Dienstag nun die Möglichkeit nutzte, sich als Akteur der Aufklärung im klassisch öffentlich-rechtlichen Sinne zu profilieren, indem man dort den Dokumentarfilm „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“ (Youtube-Link) streamt –, das gehört fraglos zu den Treppenwitzen der jüngeren deutschen Mediengeschichte.

Möglich gemacht haben diesen Treppenwitz ein paar tollpatschige Manager von Arte und WDR. Sie haben es bisher aus fadenscheinigen Gründen abgelehnt, den 90-minütigen Dokumentarfilm auszustrahlen – und damit eine öffentliche Debatte heraufbeschworen, in der der Springer Verlag nun die Initiative ergriffen hat. Das Vorgehen der Strategen vom Boulevard ist rechtlich natürlich unzulässig, aber Arte hat schon verlauten lassen, man habe prinzipiell „keinen Einwand“ gegen diese Art der Zugänglichmachung.

Dank #Arteleaks kann nun jeder sehen, dass „Auserwählt und ausgegrenzt“ ein vielschichtiger Film ist, reich an Exkursen in die Geschichte des Nahen Ostens und reich an Perspektiven auf den modernen europäischen Antisemitismus, der bis in das protestantische Milieu reicht – und in die Mitte der Medien. Es ist ein dezidiert projüdischer Film, geprägt unter anderem von der Empathie für französische Antisemitismusopfer.

„Die Unterstellung, der Film passe aus politischen Gründen nicht ins Programm, ist schlichtweg absurd“, teilt Arte nun mit. Aber mal abgesehen von inhaltlichen Argumenten: Wie konnte man in Straßburg und Köln so naiv sein zu glauben, dass sich im Zeitalter der Leaks ein Film unter Verschluss halten lässt? Der Fall ist für Arte und den WDR nicht nur ein moralisches, sondern auch ein strategisches Debakel.

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37 Kommentare

 / 
  • Das Problem der Doku ist ihre Plattheit.

     

    Beispiel: Wasserkonflikte im Gazastreifen.

     

    Aus der (verkürzten) Benennung der Tatsache dass die natürliche Erneuerungsrate des Gaza-Küstenaqufers, also des Grundwassers bei 55 Millionen qm pro Jahr liegt, die Wasserentnahmen bBereits 1994 bei 108 Millionen qm lagen, heute noch höher liegen dürften und der hydrologischen Folge des Nachfließen von Salzwasser aus dem Mittelmeer und versalzenem Wasser von israelischer Seite wurde in der Doku als ein antisemitischer Vorwuf dargestellt ("Juden als Brunnenvergiefter").

     

    Eine antisemitische Konnotation haben Tatsachen in einem antisemitischen Umfeld und antisemitischen inhaltlichen Zusammenhängen. Diese aber griff die Doku gar nicht auf. In keinster Weise, null Recherche, schlechtes journalistisches Handwerk. Sie verurteilt allein schon die Bennung von Tatsachen als Antisemitismus.

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Diese Doku parteiisch nehmen, eine Agenda haben und -ja- sie zeigt pro-jüdisch und pro-israelisch "Haltung".

     

    Aber: Wer "Haltung" und eine Parteinahme grundsätzlich für journalistisch verwerflich hält, sollte evtl. auch nicht taz lesen...

     

    Hier nun eine Doku die aufzeigt, dass Antisemitismus nicht nur -wie eventuell vom wdr erwartet/bestellt- aus der braunen Ecke kommt.

    Sondern auch -vermengt mit und verbrämt als Israelkritik- von Linken.

     

    Und dass Juden in Europa inzwischen arabisch-muslimischen Antisemitismus als grösste Bedrohung erleben.

    Das passt natürlich nicht in jedes festgefügte Weltbild...

     

    Daher: Unbequeme, aber nötige Doku

  • Was will uns der Film sagen? Man muss sich nur die ersten 25 Sekunden anhören:

     

    Dass Antisemiten in einer Wahnwelt leben. Sie glauben sogar, dass ein Jude namens Eisberg am Untergang der Titanic schuld ist. - "In den nächsten 90 Minuten liefern wir ihnen Beweise", sagt der Sprecher (der wohl nicht weiß, dass 'Iceberg - Goldberg, all the same', ein jüdischer Witz ist.)

  • @cursed with a brain

     

    Alle ihre umfangreichen Ausführungen über den "klassischen" Antisemitismus ändern ja nichts daran, daß durch den von ARTE abgelehnten Film die Lügen über Israel (Freiluftgefängnis, Ausrottung der Palästinenser) widerlegt worden sind.

    Und genau deshalb wurde der Film von ARTE auch abgelehnt. Weil nämlich die antisemitischen Denkmuster über Israel aufrechterhalten werden sollen. Diese sind nämlich viel weiter verbreitet und ein größeres Problem als die vollkommen abgewirtschaftete Stürmer/Nazi Sichtweise.

     

    "Eine Fragestellung, zu deren Klärung der vorliegende Film leider überhaupt nichts beiträgt."

    Weil diese Frage mittlerweile völlig irrelevant ist. Selbst die härtesten Antisemiten arbeiten sich an Israel ab - auch und gerade wenn sie jeden einzelnen Juden meinen.

    Ein bekannter Antisemit hat das so formuliert: ''If Jews all gather in Israel, it will save us the trouble of going after them worldwide.''

    • @Werner W.:

      Wer in dem Film sprach denn von "Ausrottung der Palästinenser"? - Helfen Sie mir auf die Sprünge.







      Die Israel/Nazi-Vergleiche sind natürlich abzulehnen, weil die Nazi-Greuel verharmlosend und potentiell antisemitisch motiviert. Erstaunlich aber, dass der Filmemacher, der diese Überzeugung ja teilt, dann aber gleich zu Beginn einen Palästinenser/Nazi-Vergleich anstellt, indem er Abbas auf eine Stufe mit SA-Chef Römer stellt. Das ist genauso verharmlosend und potentiell antimuslimisch motiviert. Rassismus und Menschenverachtung werden nicht besser, wenn man die Ethnie wechselt.







      Und wenn jemand nun das erste scharf verurteilt, um dann das zweite als berechtigte Kritk hinzustellen, dann ist das in meinen Augen lediglich ein Heuchler mit doppelten Standards.







      [...]

       

      Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie konkret beim Artikelthema. Danke, die Moderation

      • @cursed with a brain:

        Bleiben Sie doch bitte beim Thema.

         

        Bei dem Film und der ganzen Israelproblematik geht es um versuchten Völkermord.

        siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Azzam_Pasha_quotation

         

        Und natürlich wird Israel alle naslang und auch von der EU/UN Völkermord an den Palästinensern vorgeworfen (wahlweise auch Apartheidpolitik oder Nazimethoden).

         

        Niemand hat heutzutage niemand was gegen jüdische Individuen. Die arbeiten sich alle stattdessen an Israel ab.

        Und es ist einfach unwahr zu behaupten, daß dabei in den Medien "die Darstellung beider Seiten berücksichtigt" wird. Und selbst Sie haben noch am 27. April implizit die Israelis als "menschenverachtende Minderheit faschistoider Rassisten" gekennzeichnet.

         

        Sehen Sie doch bitte ein, daß der Vorwurf der "Heuchler mit doppelten Standards" auf die Kritiker des hier diskutierten Films gut paßt.

  • (1.2)

     

    Was "Bild" hingegen gemacht hat, nennt man im allgemeinen "Diebstahl", bzw. "Piraterie". Ein "höherer Zweck", wie z.B. "öffentliches Interesse" ist nicht erkennbar.

  • (1.3)

     

    Der Film erfüllt weder die handwerklichen Minimal-Voraussetzungen journalistischer Arbeit, wie es auch der Spiegel noch einmal ausführlich klarstellt http://www.spiegel.de/kultur/tv/umstrittene-antisemitismus-dokumentation-von-arte-und-wdr-mit-elan-ins-minenfeld-a-1152010.html , noch behandelt er das gestellte Thema.

  • (1.4)

     

    Als Schulreferat glatte null Punkte. Aber niemand bestreitet deswegen die Existenzberechtigung des Filmemachers. Daher ist der letzte Satz des Artikels nicht nur auf unangenehme Art selbstmitleidig und peinlich, er ist angesichts der Konsequenzen, die der Antisemitismus in Europa in den letzten achthundert Jahren für die Juden hatte und immer noch hat schlicht anmaßend und unverschämt.

  • (1.5)

     

    Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner zudem laut Redakteur offenbar beabsichtigten Mängel eignet sich der Film vermutlich trotzdem für jene Faktenverdreher des bürgerlich-konservativen Lagers, für welche Antisemitismus schon immer und ausschließlich eine Folge linker Kritik an den herrschenden Verhältnissen war und ist.

  • (1.6)

     

    Damit wird einerseits die Kapitalismuskritik seit dem Schriften von Marx und Engels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als auch die Imperialismuskritik an der Palästinapolitik Israels durch die 68er gezielt angegriffen und diffamiert. Diese Leute verdrängen oder leugnen, dass der "moderne" Antisemitismus der letzten ca. 150 Jahre wesentlich durch großbürgerliche, patriotisch-völkische und nationalkonservative Schriftsteller, Journalisten, Publizisten, Historiker und Forscher entwickelt und geprägt wurde.

  • (2)

     

    Die Thesen dieses Antisemitismus haben die breite Masse der einfachen Bevölkerung in einem viel größeren Umfang erreicht, als linke Systemkritik es jemals hätte schaffen können, und sie haben den bis dahin eher religiös motivierten Antisemitismus überlagert und regelrecht überwuchert.

     

    Denn während die linken Theorien sich abstrakt Herrschaft, Besitztum und gesellschaftliche Prozesse auseinandersetzten und das Judentum dabei weder als Religion, noch als Bevölkerungsgruppe eine Rolle spielte, schürten die rechten Antisemiten nicht nur uralte Ängste vor dieser - aufgrund ihrer kulturell-religiösen Riten und herrschender Bestimmungen leicht erkenn- und abgrenzbaren - Religionsgemeinschaft, sie verbrämten ihren Hass durch pseudowissenschaftliche "Beweisfindung", in die sie sich soweit hinein steigerten, dass am Ende die Forderung nicht nur nach lokaler Ausgrenzung und regionaler Vertreibung, sondern nach weltweiter Auslöschung und Vernichtung des gesamten Judentums praktisch unausweichlich wurde.

     

    Der erste, der diese Forderung als Schlussfolgerung seiner "wissenschaftlich-philosophischen" Bestandsaufnahme und Analyse formulierte, war der preußische Philospoh und Nationalökonom Eugen Dühring (1833-1921) in seiner 1881 erschienen Kampfschrift "Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage. Mit einer weltgeschichtlichen Antwort". Zwei Jahre zuvor hatte der in seiner Jugend radikal-anarchistischen Ideen nahestehende und linksdemokratischen Strukturen angehörige, doch politisch stets bedeutungslose Journalist Wilhelm Marr (1819-1904) die Juden erstmals nicht mehr als Religionsgemeinschaft, sondern als eigenständige "Rasse von Parasiten" beschrieben. Politisch verschwand Marr daraufhin in völliger Isolation innerhalb des linksliberalen Spektrums, als Agitator feierte er dagegen beim einfachen Volk große Erfolge.

  • (3)

     

    Ebenso, wie der nationalliberale Heinrich von Treitschke (1834-1896), der als preußischer Patriot und Monarchist vor allem die parlamentarische Idee, die Sozialdemokratie und die zumeist von Juden vertretene freigeistige Bewegung bekämpfte. Treitschke formulierte 1879 in einem seiner politischen Aufsätze "Die Juden sind unser Unglück". Dieser Satz fand sich rund ein halbes Jahrhundert später (ab 1927) wieder als Fußzeile auf dem Titel des NS-Hetzblattes "Der Stürmer". Als Historiker lehnte von Treitschke Objektivität in der Geschichtsschreibung strikt ab. 1886 stieg er zum offiziellen Hofhistograph des preußischen Staates auf.

     

    Diese Personen lieferten wesentliche ideologische Grundlagen für den späteren Durchbruch der Nationalsozialisten im Schatten der Weltwirtschaftskrise von 1929 und die darauffolgende Demütigung, Entmenschlichung, Verfolgung und fast vollständige Ermordung eines Teils der deutschen Bevölkerung, die nicht mehr "deutsch" sein durfte. Denn das Recht auf völlige Gleichstellung mit der christlichen Bevölkerung war den deutschen Juden zuerst im Juli 1869 im Norddeutschen Bund erteilt und 1871 in die Verfassung des neu gegründeten Deutschen Reiches übernommen worden. Und vom ersten Tage dieser Gleichstellung an arbeiteten die nationalliberalen, bürgerlich-konservativen und patriotischen Kräfte an der Rücknahme dieses Rechtes und der erneuten Abwertung und Ausgrenzung der jüdischen Mitbürger.

     

    Wo sich dieser völkisch-nationalkonservative Antisemitismus in den mehrheitlich christlich geprägten Gesellschaften europäischer Nationalstaaten heute noch befindet, wo und wie er zutage tritt, welche Auswirkungen er auf den Alltag noch hier lebender, inzwischen wieder zurückgekehrter oder neu angesiedelter Juden hat, das wäre eine spannende Aufgabe gewesen, die einiges mehr an Akribie und Aufmerksamkeit erfordert hätte.

     

    Eine Fragestellung, zu deren Klärung der vorliegende Film leider überhaupt nichts beiträgt.

  • Den Film haben Deutsche gemacht. Und das merkt man,

     

    Norman Finkelstein* - als er mal in Deutschland war - hat gesagt:

     

    "Viele spielen sich als Helden auf, weil sie immer wieder den Holocaust und den Antisemitismus anprangern. Mir ist es geradezu peinlich, das zu lesen."

    _______

    *

    (Wer nicht weiß, wer der ist, bei Wikipedia schauen.)

  • "Wie konnte man in Straßburg und Köln so naiv sein zu glauben, dass sich im Zeitalter der Leaks ein Film unter Verschluss halten lässt?"

     

    Wie kann der Autor nur so naiv (oder so böswillig) sein zu glauben, dass man bei Arte und WDR so dachte?

    Steht doch in seinem eigenen Artikel, dass Arte sich (im nachhinein) mit dem Stream einverstanden erklärt hat, obwohl dieser rechtlich unzulässig ist.

  • "Antisemitismus-Dokumentation"

     

    Was ist das überhaupt, Antisemitismus?

    Am besten gefällt mir diese Definition der New Yorker:

     

    "Anti-Semitism is hating the Jews more than necessary."

     

    Und was ist Philosemitismus?

    'Loving Israel more than necessary.'

    (BILD)

    • @Klaus Bloemker:

      "hating" ist niemals "necessary".

  • "Treppenwitz" des Springerkonzerns.

     

    Zu seinen Grundsätzen gehört:

     

    "Wir unterstützen die Lebensrechte Israels."

     

    - Ist doch klar, dass BILD durch Ausstrahlung des Filmes, gerne etwas zur Unterstützung Israels unternimmt.

     

    Der israelische Autor Gideon Levy hat mal für die WELT einen sehr kritischen Artikel zu Israel geschrieben. - Da haben ihm die Redakteure gesagt, so etwas wie er geschrieben habe, dürften sie nicht über Israel schreiben. - Die Welt hat danach Levy auch nie mehr gebeten, etwas zu schreiben.

  • "ein paar tollpatschige Manager von Arte und WDR"

     

    Schön formuliert. Erinnert mich an diese tollpatschigen Jugendlichen, die in ihrer Tollpatschigkeit aus ihren Bieflaschen Brandsätze machten und diese vor lauter Schreck in Lichtenhagen dann auf das Vietnamesenhaus geworfen haben. Ach, diese Schlingel.

    ---

    Oder erinnert sich noch jemand an jenen Fernsehbeitrag damals, vom BR, glaube ich? In dem wurde ein Wirrkopf gezeigt, der auf der Kölner Domplatte Tag für Tag mit grossen Aufstellwänden zeigte wie jüdische Israelis (neeeeeein, nicht "Juden") Kinder ermorden und Brunnen vergiften.

    Man fragte sich dann in der Reportage, wo der Mann bloss jeden Abend die schweren Bestandteile seiner Stellwände lässt und folgte ihm.

     

    Er stellte sie beim WDR unter, geduldet.

  • Eine Doku, die arte nicht abnimmt und vom WDR noch geprüft wird, wird jetzt von BILD und PI-News gestreamt.

     

    Ich bin mir nicht so sicher, wer sich hier gerade blamiert, liebe taz.

  • Kannst Du auch hier gucken https://www.youtube.com/watch?v=rRLSnDkNm74

    Und schon klar wovor Arte und WDR Manschetten haben: dass ihnen bergeweise organisierte und nichtorganisierte Antisemiten aller Religionen und auch Nichtreligionen die Bude einrennen.

    • @Rainer Seiferth:

      Sie überschätzen den Wert dieser handwerklich schlecht gemachten, sich selbst überführenden Arbeit.

      • @cursed with a brain:

        Genau, Antisemitismus ist sowas von overrated und passt so garnicht zu einem progressiven selbstverständis all derer die meinen die Welt vor den bösen Zionisten retten zu müssen.

        • @tinn:

          Darum geht es nicht.

           

          Aber das wissen Sie natürlich.

          • @cursed with a brain:

            Das unterstellen Sie mir jetzt mal.

  • Die Dokumentation kommt mir sehr uneinheilich vor. Es gibt darin erstklassige Reportage-Teile über jüdische Jugendliche in den französischen Vorstädten, die unter lauter muslimischen Jugendlichen einfach nur noch weg wollen. Und dazu die ehrliche Fassungslosigkeit des sozialistischen Bürgermeisters. Das hätte eine tolle Reportage sein können. Dazu aber leider auch noch 25 andere Themen und fast schon zänkische Kommentare. Egal, in den Medien wird auch noch viel schlechterer Journalismus weitergereicht. Ich fand es wichtig, mir meine eigene Meinung bilden zu können.

  • Der Film ermöglicht sicherlich für weniger an Politik interessierte eine andere Perspektive auf die neue und verdeckte Art des Antisemitismus auch bei uns und die fast schon kriminelle Finanzierung von EU und BRD Seite teils Massenmord proklamierender Organisationen. Auch löscht der Film den Heiligenschein der vielen NGO s, zeigt den Dschungel an NGOs und sensibilisiert für eine zukünftig kritische Betrachtung der wahren Absichten scheinbar seriöser Organisationen aber auch kleiner Grüppchen und kritisiert deren Finanzierungen, teils mit unserem Steuer- und Spendengeld. Es gibt aber auch tendenziöse handwerkliche Fehler (was soll das mit Todtenhöfer). Der TAZ Kommentar zu dem ganzen ist voll und ganz ein Treffer.

  • Als ich vor ein paar Tagen gelesen hatte dass die taz den Film gesehen hatte hab ich mich ja schon gefragt warum die das nicht leakt.

     

    Schade, ich hätte ihn lieber von der taz als von der bild geleakt bekommen :-)

  • Ein hörenswerter Vortag zum Thema Israel und der Kritik des Völkerrechts, hier : https://www.youtube.com/watch?v=eBcEd1xuhQ8

  • Ich habe die Chance genutzt, und den Film unter Bild.de gesehen.

    Auf mich wirkt er nicht "dezidiert projüdisch", sondern ganz und gar pro israelisch.

    Die über lange Strecken insistierende Gleichsetzung von Kritik an Israels Politik mit Antisemitismus ist wenig ergiebig und genauso wenig neu.

    Nach dem Knatsch um die Ausstrahlung dieses Streifens hatte ich mir wahrhaft mehr Erhellendes, auch Aufregendes und Neuwert an Informationen erwartet.

    • @Trabantus:

      Zitat: "... nicht "dezidiert projüdisch", sondern ganz und gar pro israelisch. ..."

      Ich glaube, ich verstehe was Sie meinen. Ich persönlich setze "antiisraelisch" nicht mit "antijüdisch" gleich, weil ich die hiesige Berichterstattung kenne und überzeugt bin, wenn man nur dieser folgt, kann man kein einigermaßen ausgewogenes Bild haben. Wenn Sie die Wahrheit suchen, müssen Sie weiter graben. Es lohnt - ich habe mich belehren lassen und bin kein grundsätzlicher Israel-Kritiker mehr. Das Volk der Juden hat seine Existenzberechtigung in Palästina und der Staat Israel ist mit Abstand der offenste in dieser Gegend. Israel ist ein wundervolles Land - reisen Sie hin!

      • @Steuerzahlerin:

        Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck bei Ihnen erweckte ein grundsätzlicher Israelkritiker zu sein. Dem ist nicht so.

        Und die Existenzberechtigung des Staates Israel steht für mich außer Frage.

        Und die Schönheit eines Landes überzeugt(e) mich noch nie und entschuldigte noch nie die Politik seiner Herrscher.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Treppenwitz hin, Treppenwitz her, immerhin hat man dank BILD die Gelegenheit, sich diesen wirklich sehr sehenswerten Film anzuschauen.

  • Die Doku erweist dem Thema Antisemitismus einen Bärendienst. Jede Gegenposition zur Politik der israelischen Regierung wird als Antisemitismus beschrieben. Dabei haben Juden in Europa per se nichts damit zu tun, ob man gegen Finanzinstitutionen oder die Besatzungspolitik der israelischen Regierung ist. Pauschal geht es gegen links. Der israelfreundliche Martin Schulz wird wegen diplomatischen Unverbindlichkeiten abgewatscht, sogar das Standardbild bei Besuchen polemisch gegen den sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten in Position gebracht. Menschenrechtsorganisationen wie amnesty, Brot für die Welt, Oxfam, EU-Unterstützungsleistungen für die Autonomiebehörde, Pink Floyd, Naomi Klein, Kichentag etc etc. und mit Julius Streicher, Großmufti, Jürgen Elsaesser, Martin Luther, Ken Jebsen, Nuit Debout und wem nicht alles zu einem Brei verrührt. Strukturell spiegelt der Beitrag den Antisemitismus. Juden in Europa haben null und nichts mit der Besatzungspolitik Israels oder den Entscheidungen von Bankmanagern, die zufällig Juden sind, am Hut.

     

    Es ist vollkommen klar, dass Arte das nicht senden kann. Es ist eine unreflektierte einseitige Parteinahme für die aktuelle rechte Regierung Israels mit ihrer schroff-polarisierenden Ablehnung der im Konflikt engagierten EU Diplomatie und Zivilgesellschaft.

     

    Sicherlich ist Antisemitsmus bei der Israelkritik im Spiel, aber hier wird strukturell die Verknüpfung von Israel und europäischen Juden betrieben, ausgerechnet zionistische Ex-Terroristen zu Kronzeugen zur palästinensichen Vertreibung gemacht. So einseitig darf man das nicht treiben.

  • An sich hilft jetzt hier nur noch, dass die Verantwortlichen gehen und genau aufgeklaert wird, warum der Film wirklich nicht gezeigt wurde.

  • Die einseitige Pro-Israel-Ideologie ist ein wesentlicher und berechtigter Grund, weshalb progressive Leute die dünne Zeitung mit den dicken Buchstaben boykottieren.

    Die Programm-Verantwortlichen von Arte und WDR haben vollkommen korrekt gehandelt, da der Auftrag des Films offenbar von dessen Machern nicht erfüllt wurde.

    Das ist wie beim Handwerker, der bei der Arbeit pfuscht. Nicht erbrachte Leistung ist Fehlleistung.

    Dass die israelkritische Konferenz in Frankfurt trotz populistischem Protest durchgeführt werden konnte und dass die TV-Leute standhaft geblieben sind, sind ermutigende Signale für einen gelasseneren Umgang mit dem Nahost-Thema.

    Deutschland lernt Normalität.

    • @Linksman:

      "Die einseitige Pro-Israel-Ideologie ist ein wesentlicher und berechtigter Grund, weshalb progressive Leute die dünne Zeitung mit den dicken Buchstaben boykottieren."

       

      Falsch. Der Grund ist der Besitz eines Großhirns, weshalb viele die BLÖD nicht lesen.

      Wenn die Palästinenserlobby nur wegen der Israelberichterstattung die Zeitung nicht liest und ansonsten Tittten, Arsch und Wetterbericht als ausreichende Informationen empfinden, muss man sich keine Gedanken mehr machen, wie Antisemitismus hier entstehen kann.