piwik no script img

Ugandische Feministin wieder freiGebrochen, aber entlassen

Die Feministin Stella Nyanzi darf auf Kaution vorläufig in die Freiheit. Ihr gesundheitlicher Zustand nach der Haft ist sehr schlecht.

Stella Nyanzi bei ihrer Verhaftung im April Foto: ap

Berlin taz | Gestützt von zwei Gefängniswärterinnen wird Stella Nyanzi in den Gerichtssaal geführt. Zuvor war sie im Hof des Gerichtsgebäudes in Ugandas Hauptstadt Kampala fast gestürzt. Nach knapp einem Monat Haft sieht Ugandas führende Feministin schwach aus, ihre Kampfeslust wirkt wie verflogen. Die Gefängnisärzte hatten sie positiv auf Malaria getestet. Aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung wird die Angeklagte schließlich auf Kaution freigelassen.

In dieser dritten Anhörung sollten die ugandischen Richter eigentlich über die geistige Zurechnungsfähigkeit der Akademikerin entscheiden. Stattdessen beschloss das Gericht, sie erst einmal freizulassen. Allerdings unter harten Bedingungen: Sie muss zehn Millionen Schilling (rund 2.500 Euro) Kaution sowie ihren Reisepass beim Gericht hinterlegen.

Die mittlerweile suspendierte Doktorandin und Lektorin an Kampalas staatlicher Makerere-Universität war Anfang April verhaftet worden: wegen „Cyber-Belästigung“ und Beleidigung des Präsidenten. In Facebook- und Twitter-Kommentaren hatte sie Ugandas Präsident Yoweri Museveni und dessen Frau Janet Museveni als „ein Paar Arschbacken“ bezeichnet.

Crowdfunding-Kampagne für Binden

Hintergrund des Streits war ein Versprechen des 72-jährigen Präsidenten gewesen: Im Wahlkampf 2016 hatte Museveni zugesichert, an Ugandas Schulen umsonst Binden verteilen zu wollen. Ein Großteil der Mädchen kann sich keine Hygieneprodukte leisten, sie fehlen also regelmäßig einmal im Monat im Unterricht, sobald sie die Pubertät erreichen und Blutungen einsetzen.

Nach der gewonnenen Wahl ernannte der seit 30 Jahren regierende Museveni seine Frau Janet zur Bildungsministerin. Die Hoffnung war groß. Doch die neue Ministerin musste beim Blick in den Staatshaushalt feststellen: für Binden fehlt das Geld. Stella Nyanzi startete eine Crowdfunding-Kampagne für Binden und kritisierte das Präsidentenehepaar online mit vulgären Sprüchen.

Der Arschbacken-Kommentar führte zur Anklage. Während Nyanzis Anwälte mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung argumentieren, verlangt Ugandas Staatsanwalt ein psychiatrisches Gutachten, um ihre Zurechnungsfähigkeit festzustellen. Das Urteil über ihren Geisteszustand wird für den 25. Mai erwartet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Und Deutschland kann da nicht mal eine Transall voller Binden und Tampons hinschicken? So einmal im Jahr? Oder wenigstens im Wahlkampf? Flinten-Usch... sorry, Frau Von Der Leyen könnte die auch fotogen verteilen, macht sich bestimmt gut.

     

    Es könnte so einfach sein. Fluchtursachen in Afrika bekämpfen, die Hygieneindustrie fördern und gleichzeitig so viel Gutes tun. Wie wär's, Frau Merkel? Schwatzen Sie doch dem Schäuble ein Milliönchen dafür ab.

     

    Schaffen wir das?

  • Göttin, wie unfassbar! Es wird Zeit, dass diese vergreisten Machthaber endlich das Zeitliche segnen und dabei am besten ihre [krrrkrrr] Gespielinnen mitnehmen, wie es alters teils der Brauch war. (Sorry, das war jetzt gemein und teilweise frauenverachtend. Aber manchmal kanns einen schon überkommen.)