Missstände in der Tierhaltung: Kritik an Schweinefleisch-Siegeln
Greenpeace bemängelt, dass viele Labels nur die Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards garantieren. Besser schneiden Biomarken ab.
Empfehlenswert seien dagegen Biosiegel wie Bioland, Demeter und Naturland. Diese hätten sogar höhere Standards als in der EU-Ökoverordnung vorgesehen. Der beste konventionelle Standard sei „Neuland“-Fleisch. Maximal 950 Schweine dürfen hier in einem Stall sein, die Tiere haben Auslauf und Beschäftigungsmaterial. Gentech-Futter und das Abschneiden von Ringelschwänzen sind verboten.
Diese Kriterien sieht Greenpeace etwa bei der „Initiative Tierwohl“ nicht erfüllt. Vier Cent pro verkauftes Kilo Fleisch zahlen Deutschlands größte Lebensmittelhändler von Aldi bis Rewe in einen Fonds, um tiergerechte Haltung zu fördern. Ausgeschüttet wird das Geld an derzeit 3.400 Betriebe. Diese erfüllten jedoch kaum mehr als gesetzliche Mindeststandards, sagt Stephanie Töwe von Greenpeace. Die Landwirtschaftsexpertin kritisiert zudem: „Das Logo der Initiative Tierwohl führt in die Irre. Der Verbraucher kann beim Kauf des Produkts keineswegs sicher sein, dass in der Verpackung Fleisch aus einer besseren Tierhaltung enthalten ist.“
Sebastian Düring, Pressesprecher der Initiative Tierwohl, weist die Kritik zurück: „Die Produktkennzeichnung der Initiative Tierwohl ist kein Siegel oder Label. Das Logo wird nur gemeinsam mit dem Begleittext verwendet. Dieser besagt klar, dass das Fleisch nicht aus einem Betrieb stammen muss, das an der Initiative Tierwohl teilnimmt.“ Ziel sei es, „pragmatisch und in der Breite“ zu wirken. An keinem anderen System in Deutschland nähmen so viele Landwirt*innen teil.
Greenpeace fordert eine gesetzliche Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte. So sieht das auch Nicole Maisch, Sprecherin für Verbraucherpolitik der Grünen: „Wir brauchen eine verständliche Kennzeichnung für Fleisch, wie es sie bei Eiern gibt. Mit den Zahlen Null bis Drei soll jeder beim Einkauf erkennen können, unter welchen Bedingungen das Tier gehalten wurde.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen