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IGA von oben erzeugt Kritik von unten

Grün Die Internationale Gartenausstellung (IGA) vernichte in Marzahn-Hellersdorf mehr Natur, als sie schaffe, und gefährde bezahlbare Wohnungen, kritisierten Bürger und Initiativen bei einer Diskussion

Zwischen dem U5-Bahnhof am Cottbusser Platz in Hellersdorf und der Einkaufsstraße Auerbacher Ring haben die Kaufhalle und die Läden drumherum geschlossen, dafür haben sich dort soziokulturelle Projekte angesiedelt. Eins – die „Station urbaner Kulturen“ – lud am Samstag zu einer Diskussion über die Internationale Gartenbauausstellung (IGA), die am Donnerstag in Marzahn-Hellersdorf eröffnet wird.

Die Teilnehmer an der Veranstaltung „Soziales Grün“ ließen kein gutes Haar an dem über 100 Millionen Euro teuren Event: Die verantwortlichen GmbHs IGA und Grün Berlin entzögen dem Bezirk damit einen vorhandenen Park und Grünflächen, trennten Wohngebiete, vergraulten seltene Tierarten, der Rodelberg werde eingezäunt, zehn Hektar Wald gefällt, das Brutgebiet des Wachtelkönigs zerstört, Bagger machten Krötenzäune platt – man gab anonymen Rowdys die Schuld und errichtete höhere Zäune –, die Seilbahn vertreibe die Vögel auf ihrer Strecke, der Teich wurde erweitert, sodass die Frösche im aufgewühlten Schlammwasser verstummten.

Das alles listete eine Sprecherin der Bürgerinitiative „Kienberg-Wuhletal“ in der Diskussion auf. Sie kritisierte, dass sich die Naturschutzverbände mit Kritik zurückhielten: „Sie wollen sich anscheinend lieber auf der IGA präsentieren“, und auch die Linkspartei im Bezirk die IGA kritiklos begrüße. Andere Diskussionsteilnehmer vom Kreuzberger Prinzessinnen- und vom Tempelhofer Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor stimmten zu: „Die IGA ist eine vertane Chance. Wir sehen dabei nichts Positives.“

Als wäre das nicht schon schlimm genug, befürchteten einige Hellersdorfer im Publikum, dass der Liegenschaftsfonds die Billigwohngegend um den U-Bahnhof Kienberg, nachdem sie durch die IGA-Maßnahmen „asozial aufgewertet“ wurde, an den Konzern Deutsche Wohnen verscherbelt, der dann Mietwohnungen baut, die sich niemand im Bezirk leisten kann. Ein Hotel ist bereits geplant.

Grün Berlin will demnächst auch noch eine Stiftung gründen, mit der sie noch rigoroser projektieren kann. Sie sagen zwar, dass die Zäune und Zaunwächter später wegkommen, aber daran glaubt niemand. Also was tun?

Die Leiterin der kommunalen Galerie „M“ (Marzahn) plädierte für subtile Eingriffe in den öffentlichen Raum, in denen Soziales, Künstlerisches und Ökologisches zum Tragen komme. Für Marzahn-Hellersdorf hieße das: mehr Brachflächen zur vielfältigen Nutzung durch die Bürger, mehr „interkulturelle Gärten“ (wie sie von den Russen in Pankow und Marzahn geschaffen wurden), Mietergärten (wie sie zu DDR-Zeiten sogar bezuschusst wurden). Der Sprecher des Prinzessinnengartens ergänzte: „Mit Nutzpflanzen statt repräsentativem Grün übernehmen die Gärten soziale Aufgaben.“ Und das nicht nur in der Stadt: „Sie könnten Brücken sein nach Brandenburg, also in den ländlichen Raum zurückwirken, um dort die Alternativen zur industriellen Landwirtschaft zu stärken.“

Fazit: Wir haben es mit nachgesellschaftlichen Projektwelten zu tun, die scharf gegeneinander stehen: die einen oben, die anderen unten. Letztere können immer nur kleine Räume temporär besetzen oder erhalten, während Erstere am längeren Kapitalhebel sitzen: politisch eine Katastrophe. Es gilt also, die GmbH-Projektemacher zu entmachten. Helmut Höge

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