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Kommentar Bankenkrise in der EurozoneDie Bad Bank wird nichts nutzen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Eurokrise greift immer weiter um sich. In Berlin hört man es nicht gern, aber die Krise kann nur gelöst werden, wenn die gesamte Eurozone haftet.

Italiens Banken geraten in Bedrängnis: Aktienkurse in Mailand Foto: ap

D ie Eurokrise ist aus der Öffentlichkeit verschwunden, aber vorbei ist sie nicht. Stattdessen greift die Krise immer weiter um sich – und bringt auch die Banken in Bedrängnis. Italien ist ein typischer Fall: Dort sind Kredite von mehr als 360 Milliarden Euro ausfallgefährdet.

Deutsche Politiker vermuten gern, dass die italienischen Banken zu viel spekuliert hätten. Diese Unterstellung ist unfair. Die italienischen Banken haben sich sogar besonders vorsichtig verhalten – und keine Ramschpapiere aus den USA aufgekauft, die ab 2007 die deutschen Landesbanken in den Untergang getrieben haben.

Doch diese Umsicht nutzt den Banken in Italien nichts. Sie rutschen in die Pleite, weil die italienische Wirtschaft schwächelt. In zehn Jahren hat das Land etwa sieben Prozent seiner Wirtschaftsleistung eingebüßt.

Zum Vergleich: In derselben Zeit ist die deutsche Wirtschaft um 13 Prozent gewachsen. Wäre hier die Rezession so ausgeprägt wie in Italien, wären die Commerzbank und die Deutsche Bank längst zusammengebrochen. Langsam erkennt auch die EU, dass bei den Banken eine Zeitbombe tickt. Deswegen soll nun eine europäische Bad Bank gegründet werden, die die notleidenden Kredite übernimmt.

Leider wird diese Bad Bank nichts nutzen. Denn die EU hält an der Fiktion fest, dass jeder Staat seine eigenen Banken retten soll. Italien wäre für die italienischen Banken zuständig – und Griechenland für die griechischen. Damit wird das Bankenproblem nicht gelöst, sondern ins Ewige verlängert. Denn in den Krisenländern sind nicht nur die Banken schwach – sondern auch der Staat ist angeschlagen, dem die Steuern fehlen.

In Berlin hört man es nicht gern, aber eine Bad Bank funktioniert nur, wenn die gesamte Eurozone dafür haftet und nicht nur die Krisenländer zahlen müssen. Diese Solidarität wäre deutlich billiger als die Alternative: Wenn die Bankenkrise nicht gelöst wird, bricht der Euro irgendwann auseinander.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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8 Kommentare

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  • 1. Wenn man der (falschen) Theorie "to big to fail" anhängt, dann muss angesichts der jahrelangen Krise die Forderung lauten, diese Banken zu zerschlagen, bzw. aufzuteilen, bis sie dieses eben nicht mehr sind. Wurde aber nicht gemacht.

     

    2. Wenn das Argument von Eokdipl "...Wenn aber der Kredit nicht zurückbezahlt wird, ist das Geld zwar in der Welt, aber kein Gegenwert. Somit wird die Währung entsprechend der Menge des verlorenen Kredits entwertet."´stimmen würde, dann hätten wir aufgrund der vorhanden Geldmenge (die den Realwert in der Wirtschaft zigfach übersteigt) eine Hyperinflation. Haben wir aber nicht.

     

    Daraus folgt logisch: Die Krise ist gewollt und wird auch absichtlich aufrechterhalten, weil sie eine perfekte Gelegenheit ist,Geld von unten (inzwischen90%) nach oben (10%) zu verteilen.

     

    Und der Deutsche Michel findet es sooooo toll über den Leisten gezogen zu werden, dass er mit Begeisterung zu 80% die Parteien wählt, die diese Politik tragen. Und nein..die AFD ist keine Alternative, die würde genau das gleiche machen.

  • Nun Frau Herrmann,

     

    zumindest trauen Sie sich die Katze aus dem Sack zu holen. Es ist Wählerbetrug erster Güte. Es wurde von Anfang an und immer wiederholt geschworen, dass es kein Bail-out gibt. Dass nicht Deutschland für die Schulden anderer Länder aufkommen muss. Das war seinerzeit die Beruhigungspille an das Deutsche Volk dass man überhaupt dem Euro zugestimmt hat.

    Wenn es jetzt so hingestellt wird dass es nur noch die alternativlose Wahl zwischen vermeintlichen Noch-mehr-Kosten (Euro-Zerfall) und dauerhaftem Sozialtransfer Richtung Südländer andererseits hinausläuft, dann müssen Sie sich nicht wundern dass hier Wutbürger entstehen. Das ist schlichte "Wählerverarschung", nichts anderes. Man hat das Volk unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um Zustimmung gebeten und lässt jetzt die Katze aus dem Sack.

    Und dann wundern Sie sich dass die Bürger wütend auf die bisher im Bundestag vertretenen Parteien sind? Nicht im ernst, oder?

  • Es ist einfacher eine Lösung zu diskutieren wenn mann den Kern des Problems richtig betrachted:

     

    Geld-Vermögen und Geld-Schulden sind prinzipbedingt immer das Gleiche.

     

    Die Schulden es Einen sind das Geldvermögen ds Andren.

     

    Wir kennen in unserem wirtschaftsystem kein Geld das nicht im weiteren Sinne durch Kredit(Schulden) geschöpft/geschaffen wird.

     

    Wenn wir problematische "Schulden" gebunden an unsichere Kredite beseitigen wollen müssen wir die Verlusste realisieren.

     

    Dann verschwindet der Teil ungedeckter Schulden und der damit verbundenene Geld-Vermögen, die Geldmenge wird etwas kleiner.

     

    Island hat es richtig gemacht und die Banken nicht gestütz und damit sowohl Schulden als auch Geld-Vermögen abgebaut.

  • Und selbst eine Bad Bank würde auf Dauer nicht helfen, sondern nur Zeit kaufen. Denn der EURO selbst ist der größte Konstruktionsfehler überhaupt!

  • 1.Zweck einer Bank ist es, Geld zu verdienen. Das tut sie, indem sie (eigenes und) anderer Geld vergibt, um es mit mehr zurück zu erhalten; dies ist IMMER mit Risiko behaftet, weil die Bank eine Werthaltigkeit unterstellt, die sich in der Zukunft noch beweisen muss. Wenn sie Unternehmen Geld leiht, die dann Pleite gehen, war es ein schlechtes Geschäft – egal ob man das „Investition“ oder „Spekulation“ nennt. Wenn also I-Banken I-Unternehmen Geld leihen, die dann pleite gehen, hat die Bank halt Pech und müsste in einer reinen Marktwirtschaft (MW) untergehen. Anders: es ist – nach MW-lichen Kriterien nicht „umsichtig“, Unternehmen Geld zu leihen, die in einem schwächelndem Umfeld agieren.

     

    2.Wenn eine Währungsunion dauerhaft funktionieren soll, muss eine Grundbedingung gegeben sein: die Preise müssen sich (volkswirtschaftlich betrachtet) in jedem Teilgebiet auf einen längeren Zeitraum gemäß der Produktivität des Gebietes (+ vereinbarter Inflationsrate) entwickeln. In der Eurozone hat sich nur F daran gehalten. D liegt massiv darunter, E, I, GR liegen massiv darüber. Das ist ein wichtiger Grund für Wachstum in D und Rezession in I (vergleiche „Heiner Flassbeck Passau“ auf youtube ab min 20).

     

    3. Wenn in einer Gesellschaft Entscheidungsmacht, -fähigkeit und Verantwortung ausei-nander fällt, dann kann A Entscheidungen fällen, die B mit auszubaden hat. Heißt hier: I-Banken (A) vergeben Kredite, wenn sie pleite gehen, muss (?) der Staat I (B) Verantwortung übernehmen. Wenn jetzt noch C = alle anderen Euroländer die Kosten tragen, kann es für den Einzelfall ein aktuelles Problem lösen. Mittelfristig hat es den Effekt, dass sowohl A als auch B Schulden machen, weil es einfacher ist. Langfristig kommen auch die C auf die Idee, es genau so zu tun und … [hier der Euro] bricht zusammen.

    Dieses haben schon die Einzelstaaten der USA und der Bund erlebt und deswegen galt lange striktes No-Bail-Out: kein Einzelstaat und auch der Bund übernehmen die Schulden eines anderen.

    • @Eokdipl:

      3.1Ein mögliches Vorgehen wäre, alles zusammen zu legen: dann entscheiden alle Euroländer zusammen, wer wieviel Schulden machen und Geld verleihen kann, Steuernzahlen muss. Dann sollte aber auch die Lohnentwicklung zusammen entschieden werden (→ 2). Das wollen die EU-Länder aber nicht. Und ein Mittelding muss Probleme bereiten.

      3.2Im Moment gilt formell aber: No Bail out. Eine Vereinbarung, für die es auch noch gute Gründe gibt, als „Fiktion“ zu bezeichnen, zeugt nicht gerade von Sachkenntnis.

       

      4.Es gibt aber einen Grund, warum die Staaten Banken nicht pleite gehen lassen wollen: Die Währung ist der Stoff, indem der Reichtum eines Landes bilanziert, aufbewahrt, eingenommen und ausgegeben wird. Gleichzeitig dürfen und sollen Banken diesen Stoff durch Kreditvergabe „schöpfen“ (= aus dem nichts erschaffen) können. Wenn aber der Kredit nicht zurückbezahlt wird, ist das Geld zwar in der Welt, aber kein Gegenwert. Somit wird die Währung entsprechend der Menge des verlorenen Kredits entwertet. Deswegen findet es der Staat nicht schlimm, wenn eine kleine Bank pleite geht, hat aber ein Problem, wenn er seine Währung gefährdet sieht; diese Banken erhalten dann die Bezeichnung „to big to fail“ (insb., wenn diese mit vielen anderen Banken eng verwoben sind).

      Dieser Kerngrund ist Frau Herrmann anscheinend unbekannt (dies gilt allerdings für viele Menschen, die behaupten, Ahnung von Ökonomie zu haben).

       

      5.Eine Bad Bank mag ja vorübergehend Linderung verschaffen, aber solange 2. nicht gelöst ist, bleibt die „Bankenkrise“ nur ein Sympton; d.h. sie wird immer wieder auftauchen oder auch gar nicht lösbar sein. Ist also nicht der relevante Punkt.

       

      (Diese Aufzählung unterstellt keine Vollständigkeit!)

       

      (Liebe taz, die 2000 Zeichen Beschränkung steht im Widerspruch zu guter Argumentation und fördert somit, dass Lesende eher kurze und unüberlegte Kommentare schreiben. Könntet ihr die nicht aufheben?)

      • Oskar , Autor Moderator ,
        @Eokdipl:

        Hallo Eokdipl, danke für Ihren Post. Wir haben die Beitragslänge bewusst auf 2.000 Zeichen begrenzt. In der Vergangenheit schrieben einzelne User manchmal ganze Romane, da ging die Übersicht hier im Forum flöten. Wir bitten Sie daher, sich kurz zu fassen und ihre Argumentation kurz und knackig zu fassen. Danke für Ihr Verständnis. Viele Grüße Oskar

  • Als Phänomen richtig beschrieben. Lösen lassen wird sich die hinter dem Bad Bank-Dilemma liegende Wirtschaft- und Wertschöpfungskrise jedoch nicht mehr.

     

    Warum - dazu gibt es gute Bücher und Vorträge. Hier wird das sehr gut erklärt:

    https://youtu.be/3d7oUhw_nAc