piwik no script img

Kommentar Israel und die UN-ResolutionSie siedeln in der Vergangenheit

Zu komfortabel ist die gegenwärtige Situation für Netanjahu. Für ihn gibt es keinen Grund, über Frieden mit den Palästinensern zu verhandeln.

Not amused: Israels Premierminister Netanjahu und sein Erziehungsminister Naftali Bennett Foto: dpa

Als der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution gegen die jüdischen Siedlungen angenommen hatte, veröffentlichte Benjamin Netanjahu ein Zitat auf Facebook. Es stammt von Simon Makkabäus, der vor 2.000 Jahren gegen das Seleukidenreich kämpfte. „Es ist kein fremdes Land, das wir an uns genommen haben“, sagte dieser damals. „Es ist das Erbe unserer Vorfahren, das rechtswidrig erobert wurde.“ Es leben die Makkabäer, schrieb Netanjahu darunter. Diese führten den jüdischen Aufstand gegen das Seleukidenreich an.

Wie soll man mit dem israelischen Ministerpräsidenten über den Nahostkonflikt verhandeln, solange er die jüdischen Siedler im besetzten Westjordanland für Helden hält? Und solange er nahelegt, das Westjordanland müsse zurückerobert werden?

Die Regierung Netanjahu will nicht über den Frieden verhandeln. Die gegenwärtige Situation ist zu komfortabel: Die jüdischen Siedlungen wachsen, die Bündnispartner im Westen halten still. Je mehr Siedlungen im Westjordanland entstehen und je größer sie werden, desto unwahrscheinlicher wird die Zweistaatenlösung. Wer den Siedlungsbau stillschweigend akzeptiert, nimmt das in Kauf.

Eine Räumung der Siedlungen ist jedoch unwahrscheinlich, immerhin geht es hier um 400.000 Menschen – aber wie sonst soll ein zusammenhängendes palästinensisches Staatsgebiet entstehen? Jede weitere Siedlung macht eine Lösung des Konflikts komplizierter, als sie ohnehin schon ist.

Die UN-Resolution hat zwar keine rechtlichen Konsequenzen, ist aber ein starkes Signal, das längst überfällig war. Leider wird sich dadurch nicht viel ändern: Die Rhetorik der israelischen Regierung ist unverändert aggressiv. Und Donald Trump, der bald die Regierungsgeschäfte in den USA übernimmt, unterstützt die israelische Siedlungspolitik. Die Resolution wird er aber nicht zurücknehmen können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • Geschätzter Jaroslaw -

     

    Wir haben alle unsere blinden Flecken! Gewiß.

    Könnte es sein - daß da einer zutage liegt?!

    Mit Verlaub - ich frag ja nur! &

    So einseitig - jenseits vielfältiger Literatur Zeitzeugen Statements etc

    Les ich's selten.

    Sorry - aber seriös - geht anders.

  • Auch in der UNO werden zunehmend Schurken als Schurken bezeichnet.



    Unmittelbar nach der Entscheidung des Weltsicherheitsrates hatte Netanjahu am Samstagabend erklärt, dass es absurd sei, dass sowohl die UN als auch die Regierung des amerikanischen Präsidenten Barack Obama mit ihrer Entscheidung gegen die Siedlungspolitik „Israel, als die einzige Demokratie in Nahost drangsaliere, während



    in Syrien eine halbe Million Menschen massakriert und Zehntausende im Sudan abgeschlachtet werden und der gesamte Nahe Osten in Flammen aufgeht“.







    [...]







    Die Äußerungen von Netanjahu, der maßgeblich für das fortlaufende völkerrechtswidrige Verhalten Israels verantwortlich ist, sind völlig neben der Spur und sollten noch härtere UN-Resolutionen zur Folge haben.

     

    Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Vergleiche, die lediglich der Provokation dienen. Danke, die Redaktion

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      "UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat in diesem Monat zugegeben, die Zahl der Resolutionen, Berichte und Konferenzen, die Israel kritisierten, sei "überproportional". Auch in diesem Jahr befassten sich deutlich mehr Resolutionen der UN-Vollversammlung mit Israel und den Palästinensern als mit akuteren Konfliktregionen wie Syrien. Vor allem beim UN-Menschenrechtsrat steht Israels Vorgehen in den Palästinensergebieten bei jeder Sitzung auf dem Prüfstand - mehr als Länder wie Syrien, wo seit 2011 rund 400.000 Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben wurden.

       

       

      "In den vergangenen zehn Jahren habe ich immer betont, dass wir Einseitigkeit gegen Israel innerhalb der UN-Gremien nicht akzeptieren dürfen", sagte Ban. Die übertriebene Zahl anti-israelischer Entscheidungen habe "in vielen Fällen, statt der palästinensischen Sache zu helfen, die Fähigkeit der UN behindert, seine Rolle effektiv auszufüllen". Gleichzeitig müsse Israel einsehen, dass es angesichts einer fortwährenden militärischen Besatzung der Palästinensergebiete immer wieder Kritik hageln werde."

       

      Stern Online von heute

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Zustimmung.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Nach der Logik von Simon Makkabäus und Netanjahus dürfen sich die Sioux, die Apachen, die Kiowas, die Sami Nordeuropas, die Zulus und viele andere mehr auf eine andere Zukunft freuen.

  • Leider wird nun der Antisemitismus zunehmen.

    Vielen Dank, Herr Netanjahu...

  • Was ich überhaupt nicht begreife: Wie stellt sich irgendein israelischer Politiker die Zukunft *ohne* eine Zweistaatenlösung vor? Das ist doch ihr Untergang anbetrachts der demografischen Entwicklung. Oder denken die wirklich nicht weiter als von der Wand bis zur Tapete? Oder warten sie auf ein Eingreifen Gottes? -- Es ist mir mulmig, Israel beim Untergang zuzuschauen, darum möchte ich sie möglichst oft und dringlich darauf hinweisen, auch wenn sie das übelnehmen. Abhalten lassen sie sich ja wohl nicht...?

    • @miri:

      Solange die Palästinenser in den besetzten Gebieten kein Wahlrecht und keine Niederlassungsfreiheit haben (beides natürlich für "Gesamt-Israel"), ist deren demografische Entwicklung kein Problem für die israelische Regierung.

      • @jhwh:

        Palästinenser sind wahlberechtigt für die Wahlen der Palästinensischen Autonomiebehörde.

        • @Nase Weis:

          Das ist richtig aber in diesem Zusammenhang (Demografie) genauso relevant wie die Wahlberechtigung beim ESC.

           

          Die Israelis stecken seit Jahrzehnten in der Zwickmühle. Wenn sie den Palästinensern die Unabhängigkeit geben und es schlecht läuft, dann werden sie danach von zwei Seiten mit Raketen beschossen. Wenn sie die besetzten Gebiete annektieren und dann mehr oder weniger zwangsläufig den dort lebenden Palästinensern die vollen israelischen Bürgerrechte geben, dann schlägt die Demografie irgendwann an der Wahlurne zu. Deshalb ist der gegenwärtige Schwebezustand so bequem für Israel.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Man sollte schon die ganze Geschichte erzählen. Den Konflikt gibt es nicht erst seit dem Siedlungsbau, der selbstredend ein Problem ist.

     

    Die Palästinenser hätten schon vor Jahrzehnten ihren eigenen Staat haben könnten. Als es soweit hätte sein können, haben die arabischen Nachbarstaaten Israel angegriffen um es zu vernichten.

     

    Bis heute hat sich an diesen Vernichtungswünschen und - drohungen nichts geändert. Und die antisemitische/antizionistische "Linke" in Europa und USA unterstützt und fördert das durch den BDS und Flotillen die sie gemeinsam mit Islamisten durchführen.

     

    Man verbündet sich eben auch notfalls mit dem Teufel, so lange es nur gegen Israel geht. Man jammert, dass man Israel nicht kritisisieren dürfe und tut es doch den lieben langen Tag.

     

    Und wenn man mit dem Vorwurf Antisemitismus konfrontiert wird, stellt man sich dumm und tut so als müsste man schon ein KZ geleitet haben um Antisemit zu sein.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Wenn Sie die Geschichte schon ganz erzählen wollen, dann fangen Sie doch bitte mit den hunderttausenden Palästinensern an, die im Zuge der Gründung des israelischen Staates aus ihrer Heimat vertrieben wird. Die Enkel solcher Leute trifft man heute auch in deutschen Flüchtlingsheimen. Vielleicht schauen Sie mal vorbei und holen sich etwas Nachhilfe in Geschichte?

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Wie war das mit dem Falschfahrer auf der Autobahn? Einer oder hunderte??

    • @88181 (Profil gelöscht):

      1948 - Bewegung - schon mal gehört?

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich denke, daß Obamas erstmalige friedensnobelpreisgerechte Entscheidung offengelegt hat, daß sich hier was ändern muss.

    Die heftige Antwort der 'beleidigten Leberwurst' Netanjahu hat alle neu sensibilisiert für das unsägliche Unrecht, das Israelis gegenüber den Palästinensern ausüben. Seit Jahrzehnten.

    Das rechte Expansions- und Siedlerdenken hätte Netanjahu so richtig gut gepasst.

    Vielleicht hatte Obama am Ende doch was Gutes.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Die andere Seite macht's nicht besser mit der friedfertigen und auf Koexistenz ausgerichteten Bildung ihrer Kinder und Jugend: http://israelbehindthenews.com/israel-and-jews-in-the-newest-palestinian-authority-pa-schoolbooks-taught-in-pa-and-unrwa-schools-de-legitimization-demonization-advocacy-of-violent-struggle-rather-than-peace-of-jihad-martyrdo/14346/

     

    Der Unterschied ist - Israel muss nur einmal verlieren. Dann war's das mit dem jüdischen Staat.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Naja - schonn richtig - aber

      Frauman kann sich auch im -Verausgewogen - wiegen!

       

      Wie sagt das Israel official - Bibi vorweg -

      "Wenn ihr euers Staat nennen wollt -

      Bitte!"

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Ich fürchte mal, Israel kann sich kein Naja aber leisten.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Na dann ist die Entrechtung der Palästinenser ja gerechtfertigt ...

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Max Mutzke:

        Die Palästinenser und ihre arabischen Freunde wollten den Staat Israel nicht 1948 und auch nicht danach. Sie haben ihn angegriffen und mit Terror übersät.

        Sie lehren ihre Kinder, dass Israel kein Recht auf Existenz hat und in den offiziellen Verhandlungen spielen sie doppeltes Spiel aus Diplomatie und gelenktem Terror.

        Und Sie sprechen von "Entrechtung"?

        • 8G
          87233 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Jaroslaw,

           

          Sie versuchen das ganze Vorgehensweise die Israeilis zu relativieren, verharmlosen und zu rechtfertigen.

           

          Sind oder sollten die Israelis nicht besser sein as das was in 1948 Status war?

           

          Ich bin sehr froh das Obama ENDLICH die Israelis einen deutlichen Signal gesendet hat.

          Es war längst überfällig.

           

          Und was Trump erreichen wird wird die Israelis noch weniger schmecken. Er will das ganze nochmals aufrollen um sich dann als der Held der Frieden gebracht hat darstellen zu können.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Ich habe mir mal den Link angeschaut und durchgelesen was dort zu finden war. Die meisten Inhalte sind definitiv berechtigt und repräsentieren die Realität, eine Realität die die meisten Israelis nicht sehen können, wegen ihrer eigenen Gehirnwäsche in der Schule und im Militär. Anderes wiederum ist einfach aus dem Kontext gezogenes Material. Man kann es sich auch einfach machen. Manche Gedichte u.Ä. hätte man sich auch sparen können. Mit Hass und Angst gefüllte Herzen sehnen sich anscheinend nach solchen Worten...

       

      Die Palästinenser haben viel erdulden müssen. Der Hass und die Wut, die die Europäischen Juden nach dem zweiten Weltkrieg mitgebracht haben hat sich im ganzen Gebiet verbreitet und manifestiert. Für Europäisches Versagen, deren jahrhundertelanger Antisemitismus, musste das heilige Land bluten und das Palästinensische Volk leiden. In deren Augen sind alle Europäischen Juden Invasoren gewesen, weshalb ich die krassen kriegerischen Aktivitäten der Arabischen Völker nachvollziehen kann. Dass die jahrelange Unterdrückung und der Stress den diese Menschen seit Jahrzehnten erleben 'nur' solche Bücher hervorbringen mit drei vier Passagen die man streichen sollte, finde ich erstaunlich und lobenswert, statt empörend und bedenklich.

      • @Migrantensohn:

        @ 2:::Der Hass und die Wut, die die Europäischen Juden nach dem zweiten Weltkrieg mitgebracht haben hat sich im ganzen Gebiet verbreitet und manifestiert...."

         

        Gemach & kleine Anmerkung -

        Die Shoah-Juden - ich nenn sie verkürzt mal so - hatten lange Zeit keine Schnitte.

        Giora Feidman beschreibt in den linernotes -

        Sehr feinsinnig - wie schwer es war - "die Musik der Verlierer" in Israel zu etablieren.

        Zitat." Klezmer? - wenn du Klezmer zu mir gesagt hättest - hätte ich dir eine runtergehauen!" &

        Urs Avnery et al. vs Ben Gurion GoldaMeir etc

        Das alles war anfangs ja keineswegs entschieden.

        • @Lowandorder:

          Sorry - Uri - klar -

          (mist einmal falsch gemerkt &

          Hirnskasten a weng im Zwischenmodus!;)