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Vetternwirtschaft bei Bremer WohnungsbaugenossenschaftKurze Wege belohnt der Herr

Die Staatsanwaltschaft Bremen hat mittlerweile verschiedene Korruptionsvorwürfe gegen die Wohnungsbaugenossenschaft Gewosie auf dem Tisch.

Wenn sich der Inhalt staut, nützt auch ein Klo aus Gold nicht viel – oder ein von der Gewosie saniertes. Foto: Christina Horsten /dpa

BREMEN taz | Die Korruptionsvorwürfe gegen die Wohnungsbaugenossenschaft Gewosie häufen sich auf dem Schreibtisch der Staatsanwaltschaft. Es gibt sogar schon ein Aktenzeichen, nachdem die Ermittler einen ersten Hinweis mit der lapidaren Bemerkung „kein Anfangsverdacht“ im Sommer zu den Akten gegeben hatten.

Damals ging es um überteuerte Rechnungen für Balkon-Anbauten an Gewosie-Wohnungen über einen Mittelsmann und den Anschein von Vetternwirtschaft (die taz berichtete). Der freizügige Umgang mit dem Geld der Genossenschaft bei der Gewosie hat offenbar System, das zeigt auch folgende kleine Geschichte: 2012 hat die Gewosie einen kleinen Baustellenbagger, einen sogenannten „Kompaktradlader“, gemietet für eine Leasingrate von knapp 1.000 Euro monatlich. Diese sehr hohe Rate hatte den Vorteil, dass die Gewosie den Bagger am Ende der vier Jahre für einen geringen Preis, 15.000 Euro, übernehmen konnte.

Aber die Gewosie wollte das Fahrzeug gar nicht kaufen. Normalerweise ist so etwas gut für den Verleiher, denn der hätte den Bagger für 28.000 Euro verkaufen können – wenn da nicht der Brief des Gewosie-Vorstands Axel Utrata gewesen wäre, der den Vermieter anwies, das Fahrzeug zu dem von der Gewosie angezahlten Preis an die Firma Matthias Gill zu verkaufen. „Die Übergabe wird hier intern geregelt“, schreib Utrata. Denn Gill sitzt sozusagen auf dem Hof bei der Gewosie – nicht nur wegen diverser Aufträge, sondern auch, weil er im Aufsichtsrat sitzt, inzwischen als Vorsitzender.

Auch sonst hat Bauunternehmer Gill sehr vorteilhafte Geschäfte mit der Gewosie gemacht. Auch wegen des Pauschal-Auftrages zur Reparatur von diversen Schornsteinköpfen liegt der Staatsanwaltschaft eine Anzeige mit umfangreichen Unterlagen vor – ein Haushandwerker ist von der Gewosie fristlos gefeuert worden mit der Begründung, er habe interne Firmenunterlagen zu dem Fall herausgegeben. Die Gewosie wollte den Mann loswerden, „egal, was das kostet“, erklärte der Genossenschafts-Anwalt Rainer Küchen vor dem Arbeitsgericht.

Und dann gibt es da noch die Geschichte mit den Toiletten. Die Firma „Aktiv Rohrreinigung“ hatte den Generalauftrag zur Reinigung bei Verstopfung. Und in den Gewosie-Wohnungen war öfter mal was verstopft, insbesondere nach der Sanierung und Modernisierung der Bäder. Die Sanitärfirma fand das merkwürdig und schickte eine Kamera in das Abwasser-Rohrsystem. Ergebnis: Verschiedene Toiletten-Zuflüsse waren falsch angebracht, deswegen staute sich die Scheiße. Ein typischer Fall von Pfusch am Bau, ein Fall für die Mängelhaftung.

Als Olaf Lamprecht, Geschäftsführer von „Aktiv Rohrreinigung“, dies der Gewosie-Geschäftsführerin Gabriele Hoppen vortrug, erklärte die ihm unverblümt, er möge die entsprechenden Aufzeichnungen vernichten, es gebe da keine Mängelhaftung. Olaf Lamprecht nannte das gegenüber der taz „ein Vieraugengespräch“.

Die Bädersanierung hatte die Firma Gill durchgeführt. Und die Toilettenreinigung im Falle des Falles macht heute die Firma Heiwasol – Inhaber: Der Gewosie-Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Gill. Das Heiwasol-Büro „befindet sich hinter dem GEWOSIE Gebäude auf dem Hinterhof. Die Zufahrt erfolgt durch das Tor der GEWOSIE“, heißt es auf der Heiwasol-Internetseite.

Bei Gill beziehungsweise Heiwasol arbeitet übrigens Herr Peter Hoppen, auch Mitglied der Vertreterversammlung, die die Geschäftsführung und also Frau Hoppen kontrollieren soll. Merke: Kurze Wege belohnt der Herr.

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