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Konservenfabrik in ThailandBrite wird für Studie verurteilt

Der Experte für Arbeitsmigration musste für seine Kritik an Ausbeutung hart büßen. Er wurde für eine Studie wegen Verleumdung verurteilt.

Andy Hall (Mitte) mit Unterstützern am 20. September vor dem Gerichtsgebäude in Bangkok Foto: dpa

BERLIN taz | Ein Gericht in Bangkok hat einen britischen Arbeitsrechtsaktivisten zu drei Jahren Gefängnis plus umgerechnet 4.300 Dollar Geldstrafe verurteilt. Der 36-jährige Andy Hall wurde in dem fast vierjährigen Verfahren wegen Verleumdung und Verstoßes gegen das Gesetz gegen Computerkriminalität schuldig gesprochen.

Halls Haftstrafe wurde auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Er hatte nach eigenen Worten eigentlich mit einem Freispruch gerechnet. Inzwischen kündigte er per Twitter Berufung an.

Geklagt hatte Thailands größter Ananas-Konservenproduzent, Natural Fruit Co Ltd. Der Konzern exportiert auch nach Europa. Hall hatte für die finnische Nichtregierungsorganisation Finnwatch eine Studie über Arbeitsbedingungen von Migranten bei Natural Fruit koordiniert.

Die Studie „Billig hat einen teuren Preis“ von 2012 wirft Natural Fruit vor, in seinen Fabriken birmesischen Migranten Gewalt auszusetzen, sie zu Überstunden zu zwingen und ihre Pässe einzubehalten.

Zeugen bestätigen Studie, doch es nützt nichts

24 Zeugen, darunter etliche birmesische Migranten, bestätigten die Angaben der Studie. Doch glaubte das Gericht dem Konzern. Der verklagt Hall auch noch auf Entschädigung in Höhe von zehn Millionen Euro, worüber noch nicht entschieden ist.

Finnwatch zeigte sich über das Urteil nach eigenen Angaben „geschockt“.

Beobachter werten das Urteil gegen Hall als Warnung an Menschenrechtler. Laut dem UN-Menschenrechtskommissariat, das Halls Verurteilung kritisierte, wurden 2016 bereits zehn Menschenrechtler in dem von einer Militärjunta regierten Land wegen kritischer Berichte angeklagt.

„Statt Hall anzuklagen wäre es besser gewesen, den Vorwürfen des Berichts in einer unabhängigen und umfassenden Untersuchung nachzugehen,“ erklärte Laurent Meillan vom Büro des UN-Menschenrechtskommissariats in Bangkok.

In Thailand leben mehr als 3 Millionen Arbeitsmigranten, die Hälfte stammt aus Birma, viele andere aus Laos und Kambodscha. der fließend Thai-sprechende Hall hat schon mehrere Studien zu ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen in Thailand anfertigt.

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4 Kommentare

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  • Danke für den Artikel. Schön, dass darüber berichtet wird, auch wenn es kein Mainstream-Thema ist.

    Schade, dass Myanmar im Artikel als Birma bezeichent wird. Das wirkt als Reproduktion von Kolonialismus. Falls es als explizite Regimekritik und subversive Stärkung der inner-Myanmarischen Opposition gemeint ist, sollten diese Beweggründe thematisiert werden, sonst gelingt eben das nicht.

    • @chn:

      Mit Kolonialismus hat das eigentlich nichts zu tun. Birma und Myanmar sind Synonyme, einmal in nationaler Transliteration, einmal international übliche Schreibweise. Ich bezeichne Japan in Deutschland ja auch nicht als nihon. Nur Burma sollte man lieber sein lassen...

  • Lebt Andy Hall in Thailand bzw. wird er an einer Ausreise gehindert? Der Artikel erwähnt es nicht, legt es nahe. Andernfalls wäre das Urteil wohl kaum relevant für ihn.

    • @Marius:

      Ja, er lebte von 2005-13 in Thailand, später in Myanmar, ebenfalls um aktivistisch tätig zu sein. Da sein Pass von der thailändischen Regierung eingezogen wurde, ist er zur Zeit gezwungen, wieder in Thailand zu residieren. Ob er nach dem Urteil seinen Pass zurück erhält und wieder nach Myanmar gehen darf, scheint fraglisch, aber nicht unmöglich - vielleicht sind die Thais ganz froh, ihn los zu werden...