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Kommentar zu Flüchtlingsinitiativen, die Senatsinteressen verfolgenIntegrationstipps vom Establishment

Das Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen hat einen Brandbrief geschrieben. Die Interessen der Flüchtlinge sind ihnen aber offenbar egal – sie wollen lieber Kosten sparen

Waas, auch noch ein Ei? Hier kann gespart werden, meint wohl das Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen Foto: dpa

Hamburg taz | Von „Benchmarking“ ist da in dem offenen Brief die Rede, von „Indikatoren“, „externem Controlling“, „Regulierungs- und Optimierungsmaßnahmen“. Das Schreiben, in dem das neue Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen am Montag seine Forderungen an die Politik formuliert hat, klingt wie ein Thesenblatt der FDP oder einer neoliberalen Unternehmensberatung – und genauso ist es auch: völlig gaga.

Nicht, weil im Bereich der Integration nicht sehr viel zu verbessern oder in Sachen Flüchtlingsunterbringung seitenweise Kritikpunkte aufzulisten wären. Sondern weil sich bei keiner der Forderungen erkennen lässt, inwiefern sie eine Verbesserung für die Geflüchteten wären.

Da beklagt das Bündnis etwa „ausufernde Kosten“ beim Catering und der Security in den Flüchtlingseinrichtungen, ohne mit einem Wort besseres Essen und statt Sicherheitsleuten mehr SozialarbeiterInnen oder Hilfspersonal zu fordern. Ein „Personal- und Kostenmanagement“ solle eingeführt werden und mehr „Integrationsstandards“: Zu selten würde etwa von den Unterkunftsbetreibern eine „Annäherung“ der Flüchtlinge an „ein westliches Rollenverständnis“ gefordert.

Das Bündnis schreibt allen Ernstes: „Wir erwarten, dass Einrichtungen für Geflüchtete in Zukunft nach unternehmerischen Gesichtspunkten geführt werden“. Noch mehr Profit-Logik in sozialen Einrichtungen also?

Vor solchem Inhalt wird der Name „Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen“ leider zu einer Unverschämtheit. Denn wer spricht, wer fordert hier eigentlich was? Nicht für oder mit Flüchtlingen wird politisch gekämpft, sondern aus der Position der zumeist weißen HelferInnen gesprochen: der Etablierten, vermutlich tatsächlich unter anderem UnternehmensberaterInnen, die ihre Berufserfahrungen in ihr neues Hobby, die Flüchtlingshilfe, einbringen.

Dass HelferInnen sich organisieren, ist gut. Und selbstverständlich ebenso, dass Menschen mit starken Deutschkenntnissen und Ressourcen Flüchtlinge unterstützen, aktiv und politisch laut zu werden und auch für sie ihre Stimme erheben. Katastrophal hingegen ist es, wenn sich die HelferInnen stattdessen den Kopf für den Staat zerbrechen, wie der sparen und Flüchtlinge effizienter unterbringen kann.

Gut ist an dem offenen Brief nur eines: Dass er deutlich macht, wie wichtig echte Selbstorganisierung von Geflüchteten ist.

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