Studie zu Subventionen vom Staat: Milliarden für Verschmutzung
Umweltschädliche Handlungen werden vom Staat stark gefördert, ergibt eine Studie des Umweltbundesamts – umweltfreundliche dagegen kaum.
In einer Studie hat das Umweltbundesamt festgestellt, dass Deutschland umweltschädliche Handlungen und Technologien mit mehr als 52 Milliarden Euro pro Jahr fördert – 24 Milliarden fließen dabei in den Verkehr. Die größte Förderung erhalten dabei Dieseltreibstoffe, 8 Milliarden Euro steuere der Staat hier jährlich durch Steuervergünstigungen bei. Die Energiesteuerbefreiung des Kerosins beim Flugverkehr betrage 7 Milliarden Euro, die Pendlerpauschale koste den Staat jährlich etwas mehr als 5 Milliarden Euro. Weitere 3 Milliarden Euro fließen in die Förderung von Dienstwagen.
Auch an das produzierende Gewerbe und die Landwirtschaft fließen Subventionen in Form von günstigerer Energiebesteuerung. Besonders ärgerlich aus Sicht des UBA ist, dass die Höhe der umweltschädlichen Subventionen seit 2006 stetig angestiegen ist. „Die Bundesregierung lässt zwar inzwischen eine Umweltbewertung der Subventionen erstellen, nur die hat keinen Einfluss auf die Subventionen“, sagte Krautzberger.
Im Vergleich zu den umweltschädlichen Subventionen falle die Förderung für umweltfreundliche Technologien sehr gering aus. Für die energetische Gebäudesanierung stellte der Bund im Jahr 2014 1,1 Milliarden Euro bereit. Die Förderung der Elektromobilität beträgt 1 Milliarde Euro, allerdings nicht pro Jahr, sondern bis 2020.
„Es macht doch keinen Sinn, Technologien zu fördern, von denen man weg will“, sagte Krautzberger. Das Umweltbundesamt fordert, dass der Bund die umweltschädlichen Subventionen bis 2025 auslaufen lässt. Leider sei Deutschland in dieser Frage eher ein Bremsblock, die EU, aber auch andere OECD-Staaten seien da schon weiter.
Maria Krautzberger
Großen Handlungsbedarf sieht das UBA auch bei der Textilproduktion. In Europa gebe es zwar einen guten Umweltstandard in der Produktion, doch 90 Prozent der in Deutschland gekauften Textilien werden eben nicht in Europa hergestellt. Für ein Kilogramm Textilien werde daher meist auch ein Kilogramm Chemikalien eingesetzt. Viele der eingesetzten Stoffe seien krebserregend oder schädlich für die Fruchtbarkeit. Manche der Chemikalien würden es durch den Umweg über den Fischmagen dann auf unsere Teller schaffen.
Es sei für den Verbraucher sehr schwierig, Kleidung zu kaufen, die nicht umweltschädlich ist. „Es gibt eine Vielzahl von Siegeln; viele halten nicht, was sie versprechen“, so Krautzberger. Gute Siegel seien die Bio-Zertifizierung aber auch das GOTS-Zertifikat. Der Verbraucher sei aber dennoch in der Verantwortung, seinen Konsum zu hinterfragen. Im Durchschnitt kauften die Deutschen derzeit 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Bei einem T-Shirt für 4 Euro müsse jedem klar sein, dass da kein Wert auf die Umwelt oder sozial verträgliche Produktionsstandard gelegt werden könne.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen