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…die Israel-Debatte nervt

Fünf Thesen: Warum …

1 Zu viel Einfalt: Wer sich interessiert für die Lage im Nahen Osten, für den Frieden oder auch nur ein etwas besseres Leben für Israelis oder Palästinenser (oder gar für beide), den müssten auch Fakten interessieren; historische zum Beispiel, nicht bloß das eigentlich Gemeinte im Reden des anderen. Wer aber beispielsweise über die kolonialen, die geostrategischen Hintergründe des europäischen Engagements in der Region nicht reden will, der schweige auch vom Zionismus (oder was er dafür hält).

2 Zu viel Fantum: Sind die Fraktionen im realen Konflikt, also da, wo Blut fließt und der eine schon mal darüber fantasiert, den anderen auszurotten, nur so was wie Fußballvereine? Eher nicht? Dann sollte die entsprechende Rhetorik – also nicht durchweg begründbar, aber umso aggressiver, fürs eine zu sein (und gegen das andere) – auch bleiben, wo sie hingehört: im Stadion-Fanblock. Tut sie aber nicht.

3 Zu viel Identifikation: Mögen sie im westlichen Ausland eher an Südafrika und die Anti-Apartheid-Bewegung erinnern, wenn es ums Nicht-Kaufen israelischer Produkte geht: Wenn Deutsche über Israel/Palästina diskutieren, sind Hitler und Holocaust immer nur einen halben Atemzug entfernt. Entsprechend eifrig wird zur Schau gestellt, wie sehr man aus der Geschichte gelernt habe (und niemand sonst, schon gar nicht das Gegenüber). Vom „deutschen Selbstgespräch“ sprach in diesem Zusammenhang mal der Hamburger Verleger Lutz Schulenburg (†).

4 Zu wenig Differenzierung: Viele, die da mitreden, -streiten, -boykottaufrufen, verharren in monolithischer Logik, im Freund-Feind-Schema des Kalten Krieges; der Kapitalismus wäre immer noch da, sein Gegner halt ein anderer, statt aus dem „Kapital“ aus dem Koran gespeister. Was den Verdacht nährt: Hier sehnt sich jemand zurück nach vergangener Übersichtlichkeit.

5 Zu wenig Ernst: Auch wenn es auf der einen oder anderen Demo schon mal aufs Maul gibt wegen mitgeführter Davidsterne: Was hierzulande aufgeführt wird, ist nicht mal die Farce zur Original-Tragödie. Ob einer am Solikneipentresen die Diskussion zu bestimmen vermag, einen Abend lang, oder nicht: Das Leben der eigentlich Betroffenen macht das kein Jota besser. Alexander Diehl

Der Autor ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hamburg.

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