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Tourismus in Schleswig-HolsteinOstsee, altes Haus!

Mittelfristig können die Ferienorte an Schleswig-Holsteins Ostseeküste von Badegästen allein nicht leben. Eine Erkundung in Holnis, Scharbeutz, Eckernförde und Damp 2000.

Auch bunte Balkone können nicht über den 70er-Jahre-Charme von Damp 2000 hinwegtäuschen Foto: Marcus Brandt/ dpa

HAMBURG taz | Schleswig-Holstein als Feriendorf, davon träumt Reinhard Meyer. „Die Ganzjahresdestination“, sagt der SPD-Minister für Wirtschaft und Tourismus, müsse das Ziel sein, nur so seien Investitionen, Wirtschaftlichkeit und Arbeitsplätze zu sichern: Ein Bundesland als Ferienpark zwischen zwei Meeren, im Hochsommer prall gefüllt mit Familien mit Kindern, in der Nebensaison voller Best Ager und anspruchsvoller Genießer, denen der Sinn nach Wellness und Sushi steht. Doch wer will noch da leben, wo andere Urlaub machen, wer kann sich das noch leisten?

Der Strukturwandel ist vor allem an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste in vollem Gange, insbesondere die Lübecker Bucht, traditionell der Deutschen liebste Badewanne, rüstet auf. „Scharbeutz war der Trendsetter“, sagt Katja Lauritzen, Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein-Tourismus e.V.. Der Ort hat mit Millioneninvestitionen den Sprung vom trutschigen Familienbad der Wirtschaftswunderjahre zur trubeligen Erlebnis-Destination geschafft.

Die 2011 eröffnete Dünenmeile ist Vorbild für viele andere Ostseebäder: sechs Kilometer Strandpromenade für Fußgänger, Radfahrer und Skater voller Trimm-dich-Geräte, Sitzecken, Aussichtspunkte und Cafés sowie einem Hummer-Restaurant und zwei Vier-Sterne-Hotels, ein drittes wird ab Herbst errichtet.

Erlebnis-Seebrücke und Aktiv-Bad

Das benachbarte Timmendorfer Strand, einst selbsternanntes „Nizza des Nordens“, versucht den Anschluss zu halten; in Heiligenhafen hat die Stadt 30 Millionen Euro in eine 400 Meter lange Erlebnis-Seebrücke und den Umbau des betagten Schwimmbades zu einem Aktiv-Bad mit Spa- und Saunalandschaft gesteckt; in Travemünde errichtet ein dänischer Investor für etwa 130 Millionen Euro mit den Waterfront-Appartements das größte touristische Einzelprojekt im ganzen Land, das die Übernachtungszahlen im zu Lübeck gehörenden Ostseebad von jährlich gut 300.000 Menschen verdoppeln dürfte.

Als Höhepunkt an Kreativ-Marketing kann die Neuerfindung der 1970er-Jahre-Bettenburg Damp 2000 gelten. Aus den bis zu 14-stöckigen Betonkolossen am Strand, die trotz der blau, gelb und grün angemalten Balkone den Hochhäusern in Hamburger sozialen Brennpunkten wie Steilshoop oder Osdorfer Born verblüffend ähneln, soll ein Wikingerdorf werden.

Cocktail-Lounge namens Hammaburg

Seit einem halben Jahr firmiert die Anlage, die mehr als 400.000 Gäste pro Jahr verdauen kann, als „Klein Heddeby“. Aus dem Schwimmbad wurde ein „Entdeckerbad“, es gibt einen Thingplatz, eine Cocktail-Lounge namens Hammaburg (obwohl Hamburg mit den Wikingern außer ein, zwei Überfällen nicht viel zu schaffen hatte) und, weil die Wikinger ja Amerika entdeckten und es Vinland nannten, „Vin’s Diner“ – mit Hamburgern, versteht sich.

Und im Sichtschatten der Wohnblöcke wurde eine Ferienhaus-Siedlung im skandinavischen Stil neu errichtet. „Das ist unser Premiumprodukt, das schon sehr gut am Markt etabliert ist“, sagt „Rooms Divison Manager“ Thorben Mangold. Es sei „der notwendige Modernisierungsschub, um den Charme der 70er-Jahre zu überwinden“, sagt Minister Meyer.

Das versucht auch das kleine Holnis an der Flensburger Förde. Weil die Dauercamper aussterben, wurde ein Teil des Campingplatzes zu einem Design-Hotel aufgewertet. Und in Eckernförde sorgen der Bau einer Hafencity und die Besuche von Kreuzfahrtschiffen, die auf ihrem Ostsee-Törn die Kleinstadt als Ziel entdeckt haben, für politische Verwicklungen, die vermutlich in einem Bürgerentscheid geklärt werden müssen.

Konkurrent Mecklenburg-Vorpommern

2006 hatte die Unternehmensberatung Roland Berger eine Tourismusanalyse für Schleswig-Holstein erstellt. Das Land sei weit hinter Mecklenburg-Vorpommern zurückgefallen, das seine Ostseeküste mit Milliarden aus dem Aufbau Ost aufgeschickt hatte.

Außer fast naturbelassenen Stränden gab es dort wenige Jahre nach der Wiedervereinigung in grundüberholten Seebädern aus der Kaiserzeit auf Rügen und Usedom und in Orten wie Boltenhagen, Kühlungsborn oder Warnemünde den neuesten Komfort und Standard für deutlich weniger Geld als zwischen Travemünde und Glücksburg.

Bis zu 500 Millionen Euro jährlich verlor das Land an Nord- und Ostsee an die neuen Konkurrenz im Osten, stellte die Studie fest. Und empfahl eine neue Tourismusstrategie, die auf Familien mit Kindern, auf Natururlauber und auf „Entschleuniger“ zielt: Komfort, Service, Luxus, Gesundheit und Genuss sollten fortan zusammen gedacht werden.

Und so geschah es: Unter dem Slogan „Der echte Norden“ begann das nördlichste Bundesland sich neu zu erfinden. Und setzt bewusst auch auf die Nebensaison – ein ganzes Jahr Schleswig-Holstein ist das Ziel. Der Weg dahin hat zwei Konsequenzen: In Scharbeutz zum Beispiel stiegen die Übernachtungen zwischen 2013 und 2014 um 16,2 Prozent, die Immobilienpreise um 22 Prozent. Nicht mehr jeder, auch das gehört zum neuen Norden, kann es sich leisten, da zu wohnen, wo andere Urlaub machen.

Den kompletten Schwerpunkt zum Thema „Tourismus an der Ostsee in Schleswig-Holstein“ finden Sie in der gedruckten Wochenend-taz.nord oder hier.

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2 Kommentare

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  • Manoman -

    Keen Junggäst sabbelt dor denn dumm Tüch?! -

    "Ostsee - Altes Haus!" - Geht's noch?!

    Was ne Ranschmeiße is das denn!

    De weet doch vonne Steenstraat nix auf! Hochglanzbroschürenskribent!

    "Ostsee - die überschwemmte Wiese." Das trifft es - so is dat secht!

     

    Vorweg - Klar hat - was Sand&Sonne angeht -

    Meckelnbörg wg Strömung in der Lübecker Bucht &

    Je weiter gen Osten je mehr Zentralklima = mehr Sonne -

    Die besseren Karten. Punkt.

    (Ming Ohl03 - "klar - wir ruderten immer Richtung Osten -

    War ja der Sand feiner!") &

    Die Bäder seit altersher mondäner "feiner". - bis heute!

    Die Bausubstanz selbst post Wende ist doch nicht vom Himmel gefallen!

    Hat doch großteils selbst den Realen SozDDR überlebt!

    (Travemünde&Timmdoof;) - mal utgesondert!;)

     

    An - "Wen Gott will strafen - schickt er nach Heiligenhafen!" -

    Änderte sich - erst post WK II etwas -

    Als es dem MP Dr. Lemke leider gelang -

    (Eine ökoKatastrophe!) -

    Die SH-Küste ins Zonenrandförderungsprogramm

    Reinzumanövrieren & die Küste von NordbisSüd

    Mit Beton - ja ja - Zuzuscheißen! via Abschreibungsfirmen etc.

    D.h. - Damp 200 - Weißenhäuser Strand (dafür Graf Platen immer & ewig verflucht!;) Heiligenhafen etc lassen grüßen.

     

    Nur - daß der Sand & die Sonnentagefrequenz sich sich dadurch grad nicht besserten!

    Scharbeutz z.B. - blieb als Geheimtipp -

    Da fuhr frauman über die Dörfer zum gemütlichen Baden Abhängen & Schwimmen.

     

    Jetzt also den noch nicht um die Ecke gebrachten Rest

    Erneut über Steuergeschenkeabgreifen &

    Investie in PupsieEventkram ein neuerlicher Anschlag,

    Um eine ohnehin ökogefrackte Landschaft endgültig zu demolieren

    (frauman lese nur den hier angepriesenen Touriquatsch;(

    Alles - gehypt durch - sorry - unbedarfte Schreiberlinge.

    Na Mahlzeit!

    • @Lowandorder:

      & nochens -

       

      All das - selbst bilebt - kann frauman auch als Junggäst aufer Platte haben & son klöterigen Beitrag nich abliefern.

      Tipp - Der Spiegel - als Montag noch

      Spiegeltag war - der hat haarklein diese Zusammenhänge aufgedröselt!

      Bis hin zu längst weitergezogenen Investie-Haien - als die ersten

      Touris - trüb - ins trübe Wetter starrten &

      Nicht glauben mochten -

      Daß das elterliche Schlafzimmer

      Aus einem Rundumvorhang neben den Hochbetten der Gören bestand! &

      "Scheunen Urlaub - in Heiligenhafen!;()

      kurz - Recherche - das ungeliebte

      taz-Krepel - hilft garantiert weiter!