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Fusion von Bayer und MonsantoUS-Kartellexperten fürchten Dominanz

Höhere Preise, geringere Auswahl an Saatgut, Pestiziden und Lebensmitteln wären die Folge der Fusion. Wer kann das noch verhindern?

Monsantos Arme reichen bis nach China: Auch dort sind viele Bauern von dem Saatgut abhängig Foto: reuters

Berlin taz | Eine Fusion der Agrar­chemiekonzerne Bayer und Monsanto würde laut einem Rechtsgutachten gegen das wichtigste US-Kartellgesetz verstoßen. Der Zusammenschluss würde den Wettbewerb auf den Märkten für Saatgut, genetische Pflanzenmerkmale und Unkrautvernichtungsmittel erheblich reduzieren, schreibt die Washingtoner Rechtsanwaltskanzlei The Konkurrenz Group in der Analyse für die Verbraucherorganisation SumOfUs.

Bereits jetzt dominierten wenige Unternehmen diese Sektoren. Die Folge wären dann wahrscheinlich höhere Preise und geringere Auswahl an Saatgut, Pestiziden, und Lebensmitteln.

Bayer aus Leverkusen hat zuletzt 64 Milliarden Dollar für seinen nordamerikanischen Kon­kurrenten Monsanto geboten, die dieser aber als zu wenig abgelehnt hat. Die US-Amerikaner zeigten sich jedoch weiter gesprächsbereit.

„Nach einer Fusion würden Bayer und Monsanto zum Beispiel für [das Saatgut auf] rund 70 Prozent der US-Baumwollanbaufläche aufkommen“, schreiben die Juristen Maurice Stucke und Allen Grunes in ihrem Gutachten. Die Autoren, die früher für die Kartellabteilung des US-Justizministeriums gearbeitet haben, berufen sich auf Daten der Regierung in Washington. Der Zusammenschluss würde nach Meinung der Experten auch gegen einen Gerichtsbeschluss von 2008 verstoßen, mit dem Monsanto gezwungen wurde, sich von Teilen seines Baumwollgeschäfts zu trennen. Diese wurden damals an Bayer verkauft.

Die sechs größten Anbieter von gentechnisch veränderten Pflanzen – Monsanto, Bayer, BASF, Syngenta, Dow und DuPont – hätten 2009 das Saatgut für mehr als 95 Prozent der Äcker mit Mais, Soja und Baumwolle in den USA geliefert. Auf 90 Prozent dieser Felder hätten Pflanzen mit genetischen Merkmalen gestanden, die Monsanto gehörten. Bayer dagegen biete die führende Alternative zu Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup und die dazu passenden Pflanzen an.

„Eine Bedrohung für alle Bauern auf der Welt“

Weltweit waren den Angaben zufolge Monsanto, DuPont/Pio­neer und Syngenta 2009 die drei größten Saatguthersteller und auch bei den Pestiziden auf vorderen Plätzen. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Anbieter gesunken, während die Preise stiegen. „Folglich dürfen die Kartellwächter den Zusammenschluss nicht erlauben“, so das Gutachten.

Anne Isakowitsch, Campai­gnerin von SumOfUs, urteilte: „Eine potenzielle Fusion zwischen Bayer und Monsanto ist eine Bedrohung für unsere Lebensmittelversorgung und für alle Bauern auf der Welt.“ Der neue „Megakonzern“ wäre der weltgrößte Produzent von Saatgut und Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Bayer äußerte sich nicht zum Inhalt der Studie, ein Sprecher sagte der taz nur: „Die Kartellbehörden werden den Zusammenschluss entsprechend prüfen.“ Allerdings ist zweifelhaft, ob die Übernahme tatsächlich an der hohen Konzentration im Markt für Baumwollsaatgut scheitern würde. Es ist gängige Praxis, dass fusionswillige Konzerne die Teile des Geschäfts verkaufen, die kartellrechtliche Probleme verursachen. Das wäre auch bei Monsanto und Bayer vorstellbar.

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3 Kommentare

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  • Danke, Herr Maurin, für die umfassende und sachliche Schilderung!

    Wo in der (deutschen) Marktgeschichte haben uns Monopole bisher schon einmal wirklich weiter gebracht?

    Nirgends.

    Zwar wird eine Menge Kapital zur Verfügung stehen, was speziell der Forschung an neuen Unkrautbekämpfungsmitteln etc. zugute kommen dürfte... aber ich wollte als kleiner Bauer nicht von so einem Giganten abhängig sein. Wenn so große Konzerne ohne Aufsicht den Markt kontrollieren dürfen, gute Nacht...

  • „Eine potenzielle Fusion zwischen Bayer und Monsanto ist eine Bedrohung für unsere Lebensmittelversorgung und für alle Bauern auf der Welt.“

     

    Da ist zware was dran, andererseits könnten die hohen Preise dazu führen, dass einige Bauern zur Vernunft kommen und wieder anständige Lebensmittel statt Sattmachmittel produzieren.

    Vielleicht lässt ja auch mal ein unabhägiges Labor die Forschungen zu Pflanzenwachstum unter Hochspannung wieder aufleben, das würde das Versorgungsproblem lösen...auf der ganzen Welt. Natürlich abhängig davon wie und ob man das nutzbar machen kann.

    Aber vermutlich wird Baysanto wohl ne Menge dagegen haben

    • @HerrvonSinope:

      Die Bauern "erzeugen" keine Sattmacher - sondern die hier kritisierten Saatgutkonzerne, die weltweit fast alle Bauern beliefern, weil sie fast konkurrenzlos sind.

      Hier müssen die Regierungen gesetzlich eingreifen und ihre Fehler unverzüglich korrigieren, indem sie diese Saatgutmafia in begrenzte Größen zerschlägt und auch die Giftstoffe verbietet.