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Kommentar AfD-Gauland und die „FAS“Ja. Nein. Doch. Oh!

Jürn Kruse
Kommentar von Jürn Kruse

Erst ein Statement raushauen, dann fangen andere aus der AfD es wieder ein. Bei diesem Spiel der Populisten helfen viele Medien mit ihrem Alarmismus.

Die AfD macht den Mund auf und die Medien spielen es groß Foto: dpa

W ie umgehen mit der Alternative für Deutschland (AfD)? Das scheint momentan so etwas wie die Leitfrage allen öffentlichen Handelns zu sein. Die Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung haben sich für folgenden Weg entschieden: AfD-Vize Alexander Gauland erzählte ihnen, dass „die Leute“ den Nationalspieler Jérôme Boateng „nicht als Nachbarn haben“ wollten. Das schrieben sie sofort auf, befragten noch die Nachbarn Boatengs und den DFB-Präsidenten.

Die Empörung war und ist natürlich groß. Alle widersprachen. Auch die AfD selbst. In Person von Frauke Petry. Die Parteivorsitzende äußerte sich gegenüber mehreren Medien: „Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der bereits jetzt entstanden ist.“ Gauland selbst sagte, dass er nur „die Einstellung mancher Menschen beschrieben“ habe.

Es ist das alte Über-Bande-Spiel der Populisten: Erst etwas raushauen, dann fangen andere aus der Partei es wieder ein, und der es gesagt hat, relativiert das Ganze selbst auch noch ein bisschen. Das hat Methode. So lief es schon, als Petry den Schusswaffengebrauch an der Grenze befürwortete – und damals Gauland sich gegen sie stellte.

Diese Masche verfängt. Denn so holt die AfD alle ab: die, die tatsächlich denken, dass Boateng nicht ihr Nachbar sein sollte; die, die „Lügenpresse“ brüllen und sich von den Medien verfolgt fühlen; und jene, die die AfD als Opfer sehen – missverstanden und an den Pranger gestellt.

Viele Medien helfen mit ihrem Alarmismus den Populisten bei diesem Spiel, das am Ende immer die AfD gewinnt. Leider.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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3 Kommentare

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  • Das sind Narren diese Anderen Fleissigen Deutschen, die uns auf der Nase rumtanzen. Abgsehen vom Thema machen diese Leute mehr Rabbatz, als es je bisher jemand gemacht hat und sind täglich in den Schlagzeilen. Diese ganze mediale Meinungsindustrie geht denen auf den Leim und bedient perfekt deren Masche. Diese Leute führen den ganzen Pseudoquatsch perfekt vor und bringen alles durcheinander. Das alles offenbart nur was jede/r weiss: Deutsche sind Rassisten und nazitechnisch immer noch voll drauf.

    Was ha'm se uns die Köppe eingeschlagen bei Anti Atom Demos und heute werden die Dinger teuer verschrottet. Was ham se uns verfolgt, uns linke Freiheitskämpfer und nebenbei haben sich die Rechten formiert und legen alle Parteien flach. Denen flattert jetzt der Arsch, weil unübersehbar Deutschland jetzt mit rechts assoziiert wird ... und die Prozentzahlen im Keller sind. Jahrelang konnte man das verstecken - jetzt ist die Karre im braunen Dreck ...

  • Wir müssen aufhören mit den Überreaktionen. Denn dann hört keiner mehr zu, wenn wirklich was schlimmes unterwegs ist.

  • Die Sache ist doch längst abschließend geklärt.

    siehe hier: http://www.der-postillon.com/2016/05/gauland-im-interview.html#more

     

    Selbst die Gemeine Frankfurter Sonntagszeitung geht mittlerweile nicht mehr von einem parteischädigenden Verhalten Gaulands aus und beugt damit drohenden Bonuszahlungen vor.