piwik no script img

Bundesministerium feiert GeburtstagMehr Initiativrechte gefordert

Barbara Hendricks will auch in der Agrar- und Verkehrspolitik mitreden. Das teilte sie zum 30. Geburtstag ihres Ministeriums mit.

Kein Traktor fährt mehr ohne Beobachtung von Barbara Hendricks? Foto: ap

Ber­lin taz | Ge­stärkt von all den guten Wün­schen zum 30. Ge­burts­tag ihres Mi­nis­te­ri­ums vom Vor­tag ging Bar­ba­ra Hend­ricks (SPD) am Diens­tag gleich in die Of­fen­si­ve. „Ich würde mir ein In­itia­tiv­recht auch für an­de­re Res­sorts wün­schen“, sagte die Um­welt­mi­nis­te­rin bei der Er­öff­nung der „Woche der Um­welt“ im Schloss Bel­le­vue. In der nächs­ten Re­gie­rung solle das Öko-Mi­nis­te­ri­um das Recht haben, auch im Land­wirt­schafts- oder Ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um Po­li­tik an­zu­sto­ßen.

Schon vor­her hatte Hend­ricks klar­ge­macht, dass sie nicht nur auf ihr Res­sort schau­en will. Für die ver­hee­ren­den Un­wet­ter im Süden Deutsch­lands etwa mach­te sie auch die Agrar­po­li­tik ver­ant­wort­lich: In dem be­son­ders be­trof­fe­nen Land­kreis Rot­tal-Inn werde sehr viel Mais auf dem Acker an­ge­baut: „Die Fol­gen von Stark­re­gen sind umso schlim­mer, je schnel­ler das Was­ser ab­fließt.“

Hend­ricks hatte ein Heim­spiel. Im Gar­ten des Schlos­ses Bel­le­vue hatte Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck zu­sam­men mit der Deut­schen Bun­des­stif­tung Um­welt (DBU) ein­ge­la­den: Bis zu 5.000 Gäste ver­sam­mel­ten sich unter sen­gen­der Sonne, um zu dis­ku­tie­ren und sich bei Bio­wurst und Öko­bier über tech­ni­sche In­no­va­tio­nen und neue Ideen zu in­for­mie­ren.

Schweden Vorreiter bei nachhaltiger Entwicklung

Gauck hatte bei der Be­grü­ßung den Um­welt­schutz als „zi­vi­li­sa­to­ri­schen Lern­pro­zess“ be­zeich­net und sei­nen Be­su­chern eine Menge „Aha-Er­leb­nis­se“ ge­wünscht. Für die sorg­te unter an­de­rem Johan Rock­ström, Di­rek­tor des Stock­holm Resi­li­ence Cen­ter. Rock­ström ist be­kannt, weil er seit Jah­ren die wis­sen­schaft­li­chen „pla­ne­ta­ri­schen Gren­zen“ er­forscht – also die Li­mits beim Kli­ma­wan­del, Ar­ten­ster­ben oder Ver­lust der Acker­bö­den, die noch einen „si­che­ren Be­trieb“ des Raum­schiffs Erde er­mög­li­chen.

Beim Klima, der Bio­di­ver­si­tät und der Ver­füg­bar­keit von Phos­phor sieht Rock­ström diese Gren­zen in­zwi­schen be­reits er­reicht oder sogar über­schrit­ten. So wies er dar­auf hin, dass Deutsch­land beim Kli­ma­schutz Vor­rei­ter sei und sein Hei­mat­land Schwe­den bei der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung. „Und trotz­dem sind beide Län­der beim Ver­kauf der Braun­koh­le­spar­te von Vat­ten­fall an einen tsche­chi­schen In­ves­tor be­tei­ligt. Tun Sie das nicht!“, war seine War­nung.

Bei Dut­zen­den Ver­an­stal­tun­gen und Info­stän­den soll­te es am Diens­tag und auch am Mitt­woch um alle The­men gehen, die den Öko in­ter­es­sie­ren, unter an­de­rem Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz, Stadt­ent­wick­lung, Zu­kunft des Wirt­schaf­tens, Ver­schwen­dung von Le­bens­mit­teln. Ab Mitt­woch, 13 Uhr ist das Fest auch für alle Be­su­cher kos­ten­los ge­öff­net. Auch wer nur den eng­li­schen Rasen im Gar­ten des Schloss Bel­le­vue ge­nie­ßen will, ist ein­ge­la­den.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Gott, könnt ich doch nur Hendricks wählen, ohne Gabriel und Steinmeier mitzukriegen.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Ich finde das ist eine ausgezeichnete Idee von Frau Hendricks. Am besten machen wor gleich Nägel mit Köpfen: Die fachlich offenbar überforderten Bayrischen Amtsträger werden in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

    Das UBA übernimmt die Ressorts und sorgt dafür, das Brunnenvergiftung und Abgasbetrug ein Ende haben.

    Wäre nicht die Lösung aller Probleme, aber wenigstens ein Anfang.