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„Wir sind ‚fundamentalistische Islamisten‘“„Ehrlich, die machen mir auch Angst!“

Yavuz Özoguz verteidigt die islamische Revolution im Iran und das antikapitalistische Potenzial des Islam. Mit Salafisten will er trotzdem nichts zu tun haben

Yavuz Özoguz verteidigt die Islamische Republik im Iran. Foto: dpa
Interview von Benno Schirrmeister

taz: Herr Özoguz, eigentlich boykottieren Sie die taz. Warum?

Yavuz Özoguz: In der Medienlandschaft haben wir nur zwei Boykottaufrufe, der eine gegen die Springer-Presse, ich glaube, das brauche ich nicht zu erklären. Der andere geht gegen die taz.

Das ist ein ungleiches Paar.

Der gegen die taz geht zurück aufs Jahr 2005. Und ich sage Ihnen mal das Zitat, was damals erschienen ist: „Allah ist groß, Allah ist mächtig, hat einen ...“ und diesen Begriff rufe ich jetzt nicht auf. Es war ein unflätiger Ausdruck für das Hinterteil, dessen Größe war mit drei Meter sechzig angegeben.

Ein dummer Witz.

Ich fand das extrem beleidigend für Muslime: Anlass war, dass irgendein durchgeknallter Gelehrter dazu aufgerufen hatte, nicht mehr fernzusehen, und irgendjemand daraufhin seinen Fernseher aus dem Fenster geworfen hatte. Darauf kam dann dieser Kommentar. Da haben wir dann gesagt: Das geht zu weit.

Aber jetzt sprechen Sie mit mir?

Wir sind ja nicht Leute, die ewig auf einem einmal gefällten Urteil beharren. Und so wie Sie mich angerufen haben, das war schon ungewöhnlich.

Im Interview: Yavuz Özoguz

56, promovierter Verfahrensingenieur, hat zuammen mit seinem Bruder Gürhan das Buch „Wir sind ‚fundamentalistische Islamisten‘ in Deutschland“ geschrieben, von Delmenhorst aus betreiben sie das Portal muslimmarkt.de. Die Hamburger SPD-Politikerin Aydan Özoguz und derzeitige Integrationsbeauftragte der Bundesregierung ist ihre Schwester.

Ich habe bei unserem Telefonat gesagt: Bei dem Gespräch soll es um die grassierende Islam-Angst gehen, und erzählt, dass mich das Buch, das Sie und Ihr Bruder geschrieben haben, beeindruckt: Sie stellen darin dar, wie diese Angst zu beruflichen Nachteilen für Sie geführt hat, zugleich haben Sie sich nicht als Opfer inszeniert, sondern schon im Titel „Wir sind ‚fundamentalistische Islamisten‘ in Deutschland“ die Angst ironisiert. Was hat dazu geführt, dass Sie, in Bremen und Delmenhorst einst gern gesehene Muster-Muslime, in diese Rolle gedrängt wurden?

Entscheidend ist, dass wir Anti-Zionisten sind. Dieser Anti-Zionismus ist für bestimmte Kreise in dieser Gesellschaft deswegen so gefährlich, weil wir definitiv keine Antisemiten sind. Wir haben etliche Juden für „Muslim-Markt“ interviewt, auch die Mutter eines Anschlagopfers in Jerusalem, die sich für Frieden einsetzt. Trotzdem sagen wir klipp und klar, dass Israel ein Apartheidsregime ist, wie Südafrika. Das ist der Knackpunkt.

Ich fürchte schon, dass dieser Anti-Zionismus, der sich scheinbar nur auf eine Abstraktion, einen Staat bezieht, eben doch einer Position gegen die Menschen Vorschub leistet, die den Staat bilden.

Das halte ich für falsch. Für mich ist das heutige Israel genauso wie das damalige Südafrika. Wenn ich damals gesagt hätte, ich erkenne das heutige Südafrika nicht an – wäre niemand auf die Idee gekommen, zu sagen, ich hätte die Vernichtung aller Buren gefordert. Niemand! Es ging dabei um die Apartheid. Und seit die dort abgeschafft wurde – kann die Mehrheit bestimmen, wer den Staat regiert und wie er heißt. Wenn die den Staat weiterhin Südafrika nennen wollen – bitte, was habe ich damit zu tun? Genauso ist es mit Israel. Sobald die Homelands, die dort palästinensische Autonomiegebiete heißen, abgeschafft sind, und Juden, Christen und Muslime gleichwertige Staatsbürger sind, die ihren Staat Israel nennen wollen – welches Recht hätte ich, das zu kritisieren?

Ich halte es für unerträglich, die Existenz Israels infrage zu stellen von Deutschland aus. Wir gehören zu einem Volk der Täter. Wir dürfen diese Vergangenheit nicht ausblenden.

Ich bin dagegen, überhaupt irgendetwas auszublenden. Aber ich weigere mich zu sagen, Deutschland, heute, wir sind ein Volk der Täter. Jedes Volk dieser Erde ist ein Volk der Täter. Diese Kollektivbestrafung ist gegen jede menschliche Vernunft: Ich bin doch nicht verantwortlich, wenn mein Großvater jemanden ermordet hat! Das ist doch eine Manipulation: Wir sollen uns um die Vergangenheit kümmern, um die Verbrechen von heute zu übersehen.

Wobei das auch die Frage aufwirft, warum in unserem Gespräch über Angst vor dem Islam die Frage Zionismus–Anti-Zionismus so wichtig sein muss?

Das muss ich doch Sie fragen!

Mindestens hatten Sie diese Position schon vertreten, bevor Sie und Ihr Bruder zu gefährlichen Buhmännern aufgebaut wurden. Und da gab es noch keine Spur von Distanzierung: Sie waren ja Teil und Mitorganisator der ersten Bremer Islamwoche.

Das war die erste Islamwoche, die es je in einem Bundesland gab!

Ja eben: Und dann schlug die Bewertung Ihrer Aktivitäten so um. Lag das an 9/11?

Diese Sachen, die uns jeden Tag erreichen, Charlie Hebdo oder die Anschläge im November, das sind Einzelereignisse, die uns kurzzeitig erschlagen. Ich sehe das in einem größeren Zusammenhang: Wir haben seit Kain und Abel einen Kampf des unersättlichen Reichtums gegen die Menschheit. Dass 62 Menschen so viel Reichtum besitzen wie die Hälfte der Menschheit, stand in allen deutschen Zeitungen, vergangene Woche. Diese 62 bräuchten nur die Hälfte ihres Vermögens abzugeben, sie blieben die reichsten Menschen der Welt – und die gesamte Menschheit könnte im Wohlstand leben. Das tun sie aber nicht. Also bedarf es Methoden, um die Milliarden in Schach zu halten, gegen deren Übermacht sie keine Chance hätten.

Was für Methoden?

Teile und herrsche. Und vernichte jeden ideologischen Ansatz, der in Richtung Umverteilung geht. Der Kommunismus ist besiegt. Es gibt letztlich nur noch eine einzige ideologische Quelle, die diese ungerechte Verteilung besiegen könnte.

Und das soll der Islam sein?

Das ist der Islam. Und was macht man: Man geht gegen ihn vor, wie auch schon gegen den Kommunismus, militärisch und propagandistisch. Man stiehlt uns die heiligen Begriffe: Dschihad war für mich immer ein heiliger Begriff, dieser Kampf im Herzen, den jeder Mensch mit sich austragen muss. Ich traue mich kaum noch, ihn zu verwenden. Oder Islamischer Staat – das war für uns, als die Revolution im Iran losging, die erste Hoffnung seit 1400 Jahren, dass wir in diese Richtung gehen können. Mittlerweile haben die Amerikaner den Begriff mit ihrem US-lamischen Staat unmöglich gemacht.

Sie meinen, der IS wäre durch die USA gesteuert?

Ob sie da teilweise die Kontrolle verloren haben, das interessiert mich nicht. Aber all diese Bewegungen gehen vom Westen aus.

Da bin ich skeptisch.

England macht derzeit etwas ganz Interessantes. Das fällt hier kaum jemandem auf. Auf der einen Seite haben sie den Salafismus und das Wahabitentum aufgebaut. Die haben Saudi-Arabien geschaffen, um das Osmanische Reich zu zerstören. Dafür haben sie sich die Sekte der Wahabiten herausgepickt, und sie einflussreich gemacht, bis es zu diesem Staat kam, dem einzigen Staat auf der Welt, der den Namen einer Familie trägt. Nicht einmal der Prophet hat dieses Land, in dem sich die Stätten befinden, die den Muslimen am heiligsten sind, „Mohammed-Arabien“ genannt! Heute heißt es nach der Familie Saud. Die wird vom Westen unterstützt, und sie verbreitet den Gedanken: Schiiten sind keine Muslime, sind Ungläubige und was weiß ich nicht alles.

Das ist doch kein neuer Konflikt?

Nein, aber jetzt kommt’s. Aus England heraus werden 20 Satellitensender von Schiiten betrieben – wenigstens bezeichnen die sich als Schiiten. Die strahlen direkt aus London. Und die behaupten, Sunniten wären keine Muslime. Und beide Seiten kriegen ihr Geld von den Briten. Perfekter kann man das nicht machen. Wir sagen dagegen: Nein, nicht nur Sunniten und Schiiten sind keine Feinde. Die Front ist nicht Muslim gegen Nicht-Muslim, sondern Unterdrückter gegen Unterdrücker.

Sie haben in Ihrer Studienzeit eine Art Bekehrung erlebt: Ursprünglich waren Sie eher säkular unterwegs.

Fast schon christlich: Ich war bei der Evangelischen Studentengemeinde engagiert. Damals stand gerade Nicaragua im Fokus, die Befreiungstheologie, Ernesto Cardenal – das war ein Vorbild.

Sie hatten eine Vorstellung vom Islam als Ursache für Rückständigkeit?

Für mich war Islam Mittelalter pur. Ich habe den Islam auch in der politischen Szene der Welt nicht als Befreiungsbewegung gesehen, sondern als konservative Kraft, die Leute mehr einschläfert als sie aufzurütteln. Nur geschah mitten in meinem Studium dann diese islamische Revolution im Iran.

Die hatte hier aber auch eher wenige Fans?

Iran galt damals als Reich des Bösen und Khomeini war als Teufel erschienen.

Aber?

Dann ist Cardenal dort hingeflogen. Und nach seinem Gespräch mit Imam Khomeini gibt er ein Interview, in dem er sagt: Imam Khomeini ist die Heiligkeit unserer Zeit. Das war für mich der Anstoß, nachzuforschen, und das hat nach rund fünf Jahren zu einer Art Konversion geführt: Ich stamme zwar aus einer türkisch-sunnitischen Familie, habe dann aber den Weg zur Schia gewählt, und im Grunde überhaupt erst zum Islam zurückgefunden.

Die westliche Wahrnehmung fokussiert vor allem auf dessen Zersplitterung – Sunniten, die Shia mit ihren Schulen, die Wahabiten – und die Konflikte dieser Gruppen. Sie lehnen diese Darstellung ab?

Ich halte schon Ihre Frage für falsch.

Wieso?

Sie sprechen von der westlichen Wahrnehmung. Dabei geht es nur um eine durch den Westen vorgegebene Wahrnehmung. Der Westen nimmt doch nicht nur Sunniten und Schiiten als Gegensätze wahr, sondern auch Deutsche gegen Polen und Frauen gegen Männer. Alles muss gespalten und geteilt werden. Nur so hält man die Leute davon ab, darüber nachzudenken, warum das Geld in dieser Welt so extrem unterschiedlich verteilt ist: Ein Wirtschaftssystem, das Reiche reicher und Arme ärmer macht, ist ein Verbrechen. Aber selbst so eine linke Zeitung wie die taz greift nicht das System an – sondern meint, man braucht nur ein paar Steuern hier, ein paar Steuern da, dann haut das schon hin. Aber das ist falsch. Es haut nicht hin. Der Kapitalismus zerstört die Erde.

Und der Islam wäre eine antikapitalistische Bewegung?

Der Islam ist noch in der Lage, ideologisch dagegenzuhalten. Deswegen versucht man dann eben, die Muslime zu spalten.

Aber wer sollte denn ein geheimes Divide-et-impera-Programm implementieren?

Es gibt nicht den großen Verschwörer, der etwas anordnet, und dann folgen ihm alle. Der Kapitalismus selbst ist aber die größte Verschwörung der Menschheitsgeschichte. Das Teile und Herrsche folgt aus dem Wunsch aller in einem materialistischen Menschenbild verankerter Menschen: Alle wollen reich werden. Auch die Verhungernden denken nicht anders.

Und warum gelingt das nicht?

Schauen Sie sich doch einfach mal die Nachrichten im Fernsehen an: Jeden Tag sterben etwa 20.000 Menschen infolge von Hunger. Warum beginnt eigentlich nicht jeden Tag, 365 Tage im Jahr jede Nachrichtensendung mit diesen 20.000 Toten? Was glauben Sie, was passieren würde, wenn man das nur eine Woche lang machen würde? Meinen Sie nicht, die Menschen fingen an, sich zu fragen: Warum müssen eigentlich jeden Tag so viele Leute sterben? Aber diese 20.000, die da sterben, die hören wir nicht. Die sind einfach nur weg.

Aber wäre das in der muslimischen Wahrnehmung anders?

Kein Stück! Die meisten muslimischen Staaten sind ja eh Diktaturen übelster Art. Aber die Islamische Republik Iran hat mit der Verfassung, die nach der Revolution verkündet wurde, einen Antikapitalismus gedanklich aufgebaut.

Die islamische Republik Iran hat vergangenes Jahr 1.000 Menschen hingerichtet. Das ist doch monströs!

Auf jeden Fall. Sie müssen da auch ein bisschen differenzieren: Die Leute hier sind grundsätzlich gegen Hinrichtungen – und insofern ist schon eine Hinrichtung zu viel.

Ja. Mir auch.

Ich bin kein Gegner der Todesstrafe. Aber diese Zahl, die Sie nennen, ist schlimm, und ich kritisiere das und arbeite mit Menschen zusammen im Iran, die versuchen, das anders zu gestalten. Aber für mich ist die iranische Regierung irrelevant. Ich bin Deutscher. Um die iranische Regierung müssen sich die Leute dort kümmern.

Das wäre die beste Lösung.

Der Islam sagt, dass jedes Volk selbst entscheiden muss, wie es regiert wird. Wir können das hier in Deutschland halbwegs. Andere haben die Möglichkeit nicht, weder die Marokkaner noch die Menschen in Saudi-Arabien. Dennoch weigern wir uns zu sagen, dass Saudi-Arabien eine Diktatur sei.

Ach was. Das weiß doch jeder, dass Saudi-Arabien eine Diktatur ist. Wer weigert sich denn, das zu sagen?

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, weigert sich, das zu sagen. Der sagt, das sei eine Monarchie.

Aber der ist ja erkennbar völlig unseriös.

Ja, jetzt lachen wir darüber – aber ich meine, das geht doch nicht: Das ist die purste Diktatur, die man sich nur vorstellen kann, eine Erbdiktatur. Die sind aber unsere engsten Verbündeten in der Region, nach Israel. Und da, denke ich, läuft doch etwas schief.

War das der Grund für Sie, Medien selber zu betreiben – eine Gegenöffentlichkeit?

Nein, die Idee war ursprünglich eine ganz andere, das ist aber völlig nach hinten losgegangen.

Was war die Idee?

Viele Muslime geraten mit dieser Gesellschaft in Konflikt, weil sie bestimmte Spielregeln nicht einhalten.

Welche?

Ein Beispiel: Muslimische Mädchen werden nicht zum Schwimmunterricht geschickt, so ab 13 Jahren. Man hält sie einfach zu Hause, ohne Brief, gar nichts – paar Wochen später gibt es Briefe von der Schule. Darauf wird nicht reagiert. Und dann kommt das Jugendamt und der Ärger ist perfekt. Da haben wir dann gesagt: Nein, so geht das nicht. Ihr könnt nicht einfach eure Kinder da nicht hinschicken. Ihr müsst einen Antrag stellen, um das Kind davon zu befreien. Ihr könnt bei medizinischen Gründen ein Attest vorlegen, bei religiösen gibt es eine andere Bescheinigung. Es gab sogar Gerichtsurteile damals, die wir gezeigt haben. Und was geschah dann?

Dann ist Ihnen vorgeworfen worden, eine Parallelgesellschaft zu bauen?

Genau. So war es. Wir würden die Integration verhindern – indem wir den Leuten beibringen, wie sie sich an die Gesetze halten!

Klingt verrückt.

Es war nicht das einzige Beispiel: Wir wollten auch ein Verzeichnis von Firmen aufbauen, die bestimmte muslimische Dienstleistungen anbieten. Einfaches Beispiel: Wenn eine Muslima zum Frisör will, braucht sie eine Frisörin, die ihr in einem abgeschlossenen, von außen nicht einsehbaren Raum die Haare schneidet. Die Salons, die das erfüllen konnten, haben wir gelistet. Kam wieder der gleiche Vorwurf.

Die Angst kann also im Grunde überall andocken und mit Zuschreibungen jeder Art arbeiten?

Jetzt zuletzt in Köln, mit diesen Grabschern, da wurde auch ständig behauptet, das habe mit dem Islam zu tun. Dabei: Wo erlaubt denn der Islam, dass man eine fremde Frau überhaupt nur berührt? Wo erlaubt er, sich zu besaufen oder zu stehlen? Welcher Moslem darf vergewaltigen? Trotzdem wird behauptet, diese Ereignisse hätten mit dem Islam zu tun. Das ist doch ein Widerspruch!

Allerdings.

Dass das mit einer bestimmten sozialen Schicht aus bestimmten Ländern zu tun hat, dass bestimmte Männer nicht nur die Gesetze hier, sondern alle Gesetze mit Füßen treten – darüber kann man doch sachlich reden. Man kann auch darüber reden, dass in muslimischen Ländern, in diesen Diktaturen, eine grundsätzliche Unterdrückung herrscht, die sich im Patriarchat widerspiegelt und Frauen und Kinder am meisten benachteiligt. Aber wenn sie kommen und sagen: Das hat alles mit dem Islam zu tun, dann blockiert das nur. Das weckt bei mir höchstens das Gefühl, dass mein Gegenüber nicht aufrichtig ist.

Ich frage mich, ob sich der Islam für Angstpropaganda anbietet, weil die Ängste vor ihm schon so lange kultiviert werden.

Ich denke, was den Islam attraktiv für die Angstverbreiter macht, ist nicht der Islam. Das sind die Muslime.

Inwiefern?

Die ersten Muslime, die hierher kamen, das waren in den 1960er-Jahren keine Gelehrten oder Akademiker, die den Islam hätten vorstellen können. Das waren einfache Leute, die sollten in die Kohlegruben. Da ging’s um die Muskeln, nicht ums Hirn. Die haben Kinder erzogen. Und wir wissen: In Deutschland hängt leider der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft ab. Also waren auch die Kinder dieser Einwanderer keine Studenten. Wir sind inzwischen in der vierten Generation – und jetzt, so langsam, beginnt es, dass wir auch mal Studentinnen haben, Ärzte und Lehrer. Bloß wir sind noch geprägt von Leuten, die den Islam vorgestellt haben – ohne ihn zu kennen. Der Islam, wie er in Deutschland wahrnehmbar ist, ist nebulös. In so einer Atmosphäre lässt sich Angst gut verbreiten.

Zumal es auch immer wieder Suren gibt, die beängstigend klingen?

Wenn Sie diese Suren nehmen, oder besser gesagt diese Abschnitte einzelner Verse, die immer und immer wieder zitiert werden, und sie im Zusammenhang lesen, werden Sie feststellen: So gefährlich klingen die gar nicht. Aber die paar deutschsprachigen Islamkundigen, die Ihnen das erklären könnten, werden garantiert nicht in Talkshows eingeladen. Da holt man sich lieber jemanden, der so ein bisschen Angst macht, sieht auch ein bisschen zum Fürchten aus, mit langem Bart und läuft mit etwas rum, was der normale Deutsche als Pyjama interpretiert – da denkt sich der Deutsche doch: Ne, also so will ich nicht rumlaufen müssen, nachher kommen die an die Macht, dann islamisieren die uns, und es wird alles ganz schlimm! Ehrlich, die machen auch mir Angst. Dennoch glaube ich aber an ein versöhnliches Miteinander, wenn der Wille da ist.

Mehr zur Frage: „Wer hat Angst vor dem Islam?“ lesen Sie in der Norddeutschland-Ausgabe der taz.am wochenende

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30 Kommentare

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  • Dieses Interview ist eine Bestätigung für diejenigen, die im Islam vornehmlich eine faschistoide Ideologie sehen.

  • interessant finde ich, dass der Herr sich sehr stark gegen Israel engagiert (das aufhören würde, als "Judenstaat" - Zufluchtsort für Juden - zu existieren, wenn er Nicht-Juden völlig gleiche Rechte einräumen würde) - aber zum Iran fällt ihm ein, dass nach den Regeln des Islam die dortigen Bürger sich selbst um die dortigen Probleme kümmern sollten.

  • Warum bietet die taz jemandem, der so einen ideologischen Dünnpfiff verbreitet, eigentlich eine Plattform? Herr Özoguz empfindet es als eine "Beleidigung für Muslime", wenn man den Hinterteil von Allah ins Spiel bringt. Bekanntlich ist Allah nicht der Gott der Muslime allein, sondern ein anderer Name für den monotheistischen Gott der Christen, Juden und Moslems. Herr Özoguz ist bekennender Israelhasser, was der taz-Journalist auch erkennt: "Wobei das auch die Frage aufwirft, warum in unserem Gespräch über Angst vor dem Islam die Frage Zionismus–Anti-Zionismus so wichtig sein muss?" Spätestens dann hätte es heißen sollen: "Ich danke für das Gespräch". Oder wollte die taz hier irgendetwas entlarven? Die Angst vor dem Islamismus hat Özoguz nicht genommen. Au contraire.

  • Wenn der Papst hier das Christentum als einzige Alternative vorgestellt hätte, hätte man müde gelächelt und wäre dann zur Tagesordnung übergegangen. Ein Interview, das bei der Themenwahl schon daneben ging.

  • Der Islam als Gegenbewegung zum Kapitalismus. Der Islam als Gegner "des Westens"... Das ist wohl der Grund waum die deutsche Linke so sehr mit dem Islam sympathisiert. Menschenrechte und Demokratie fallen da schnell mal unter den Tisch - im Sinne der "guten Sache"

    Ich sage es mal ganz deutlich: Wer Mädchen aus religiösen Gründen vom Schwimmunterricht ausschließt ist ein Rassist - nichts weiter! Punkt.

    • @juli123:

      Ich sag es mal ganz deutlich: Sie haben nicht verstanden, was das Wort "Rassist" tatsächlich bedeutet. Hier geht es wohl eher um religiösen Fundamentalismus.

       

      Mädchen werden nicht "ausgeschlossen" vom Schwimmunterricht, denn das könnten nur Lehrer, Schulleitung, Schulbehörde, etc. Sprich der ANBIETER bzw. VERANSTALTER dieser Veranstaltung.

       

      Wenn Eltern ihre Kinder fernhalten, oder diese selbst nicht wollen, dann ist das kein "Ausschluss" sondern ein Verweigern der Inanspruchnahme einer Leistung.

       

      Allerdings ist diese Leistung nicht freiwillig, sondern prinzipiell "verpflichtend". Wenn Ausnahmen erteilt werden, dann nur auf Antrag. Und nur in sehr wenigen Ausnahmefällen aus religiösen Gründen.

       

      Diese Erfahrung müssen jedes Jahr einige Dutzend "bibeltreue Christen" in Deutschland machen, die ihren Nachwuchs nicht nur vom Sport, sondern gleich von der ganzen Schule fernhalten wollen. Aber bei diesen Fundamentalisten schreit kein "besorgter Bürger" panikartig um Hilfe und fürchtet Parallellgesellschaften, die das "Abendland" unterwandern und ruinieren werden. Warum bloß?

  • Das ist alles unhaltbar und Teil einer falschen Ideologie was Herr Yavuz Özuguz und der muslimmarkt da behaupten.

    Es vereinnahmt vor allem alle. Was sagen die anderen so? Zum Glück kommen auch ne Menge andere islamisch geprägte Leute in der taz zu Wort.

  • -?-"Bloß wir sind noch geprägt von Leuten, die den Islam vorgestellt haben – ohne ihn zu kennen. Der Islam, wie er in Deutschland wahrnehmbar ist, ist nebulös."-?-

     

    Und der, den Yavuz Özoguz auf diversen Internetseiten deklamiert ist skandalös.

     

    Man verlinke sich mittels der Text-Einstellung von @no faschismus in die tiefer gehende, spirituell radikale Welt des Yavuz Ozuguz.- Gute Nacht Matthes!

  • Die öffentliche Facebook-Seite von Herrn Özoguz ist sehr informativ. Um sich ein Bild zu machen, was dort für Gedankengut verbreitet wird, hier mal ein Zitat:

     

    "Unsere Generation ist nun Opfer einer neuartigen Sex-Kampagne: der Homosexualität. Vor dreißig Jahren wurde das Thema im Film langsam eingeführt, vor fünfzehn Jahren musste in jedem zweiten „Tatort“ ein Schwuler vorkommen, vor zehn Jahren machten aufwendige Hollywood-Serien Schlagzeilen, die sich ganz der „Liebe unter Frauen“ verschrieben hatten, und heute werden Serien produziert, die immer detaillierter Sexualhandlungen zwischen Männern zeigen – die abscheulichste Form der körperlichen Selbstliebe überhaupt. Ich weiß nicht, was der Kulturimperialismus als weitere Steigerung noch ins Leben rufen will, aber seine sexuelle Widerwärtigkeit kennt zweifellos keine Grenzen.

     

    Diese seit Jahrzehnten laufende Kampagne dient der Vernichtung der Ehe, der Familie. Und wie erfolgreich sie ist! Inzwischen gibt es viele nichtmuslimische Teenager in Deutschland, die sich ganz verwirrt selbst fragen, ob sie denn vielleicht homosexuell seien, weil das ausgiebige und jahrelange Begaffen verschiedener Perversionen auf dem Bildschirm in ihnen Unheimliches auslöste, in ihre Träume vordrang, ihre Gedanken fesselte. Und auch Muslime werden mehr und mehr von diesem Thema erfasst. Wie hältst du es mit dem Filmeschauen? Spulst du vor, schaltest du um, sobald wieder Sexszenen laufen? Und wenn du irgendwann nicht mehr wegschaust, nur aus Interesse, dann stehst du kurz vor dem Abgrund. Dieses Thema wurde unter uns Muslimen viel zu lange verheimlicht, aber in Zukunft wird es erörtert werden müssen: Sexualität als Mittel des Kulturimperialismus.

     

    Wurden wir erst mal vom Satan gepackt und haben uns an der Westkultur vollgefressen, so haben wir unsere Seele von der göttlichen Gnade abgeschnitten."

    • @No Faschismus:

      Wenn man mittels dieses eingestellten Textes, nach seiner geistigen Urheberschaft weiter forscht, stößt man tatsächlich auf den blanken Faschismus. Es tuen sich diesbezügliche Abgründe auf auch in Sachen allgemeiner Ernährungsgewohnheiten-Verachtung und weiterer Zusammenhänge.-Danke für die Info.

      • @H.G.S.:

        Bitte. Es ist wichtig, dass hier Aufklärung geleistet wird. Was die taz möglicherweise ein wenig versäumt hat..

    • @No Faschismus:

      Sehr aufschlussreich und wenig überraschend, danke.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte keine Unterstellungen. Die Moderation

  • [...] Beitrag entfernt. Der Kommentar auf den Sie sich beziehen, wurde ebenfalls entfernt. Die Moderation

  • Ich finde es für die politische Kultur völlig in Ordnung auch mit den religiösen Fanatikern, den Rechtsradikalen und den Putin-Verstehern zu sprechen. Schon beim Zuhören merkt man wie sich ihre Auffassungen, ihre falschen Loyalitäten und krummen Argumente in Luft auflösen, wenn man sie kurz ernsthaft anschaut. Jeder normale Mensch merkt sofort wie verbohrt und gesellschaftsfeindlich das ist. Genauso hätte man mit der AfD umgehen müssen.

    • @Mark2013:

      Das ist jetzt interessant für mich. Die "Auffassungen, [die] falschen Loyalitäten und krummen Argumente" des Yavuz Özoguz lösen sich "schon beim Zuhören [in Luft auf]"? Von welchen Auffassungen reden Sie da ganz genau?

       

      Das Interview ist lang. Herr Özoguz sagt sehr viel darin. Viel Widersprüchliches, jedoch auch etliches, was, in einen vernünftigeren Kontext gestellt, womöglich durchaus einen gewissen Sinn ergeben kann. Seine Überzeugung, die derzeitige Geld- und damit Machtverteilung wäre nicht das Non-plus-Ultra, teile ich zum Beispiel unbedingt. Was ich hingegen nicht teile, ist der Glaube daran, dass ausgerechnet der Islam uns retten wird aus der selbst verschuldeten Misere.

       

      Ich persönlich glaube noch immer eher an die aufgeklärte Vernunft und die daraus resultierende Kraft der Selbstbeherrschung. Schon, weil ich ebenfalls der Ansicht bin, dass die Fronten nicht zwischen Muslimen und Christen oder Atheisten verlaufen sollten, sondern ausschließlich zwischen Unterdrückern und Unterdrückten. Die Unterdrückung aber wird man meiner Überzeugung nach nur los, wenn Einsicht siegt. Und zwar auf ALLEN Seiten.

       

      Das Problem an jeder Form der Religion wie auch am Atheismus ist für mich, dass sie auf Unterwerfung fußen. Sie schaffen Gemeinsamkeit durch Abgrenzung und Ausschluss. Sie wollen erkennbar sein, und dafür brauchen sie gewisse Rieten. Die aber sind im Einzelfall oft nicht besonders zweckdienlich, werden also auch nicht immer eingehalten. Das muss geahndet werden, und zwar mit Macht. Menschen lassen sich nun mal nicht freiwillig vertreiben. Auch nicht aus Gemeinschaften.

       

      Leider korrumpiert Macht fast immer fürchterlich. Und da, wo sie sich nicht korrumpieren lässt, wird sie oft angegriffen. Das macht aus klugen Leuten Dummköpfe, aus mutigen Feiglinge und aus Großzügigen Geizhälse. Einfach dadurch, dass man ihr immer der Verlust droht. Was der Islam dem entgegen setzt, erklärt Herr Özoguz leider nicht. Bzw. Gott-sei-Dank.

      • @mowgli:

        ich möchte Sie in einem Punkt beruhigen. Die "Abwehr" der Westdeutschen galt nicht Ihnen als "Ossi", sondern man versucht gegenüber jedem, Stärke auszustrahlen, weil Schwäche im Bereich Beruf, Karriere, Wirtschaft die Chancen klar beschränkt. Im Privaten ist es anders, aber dafür muss man sich erst mal kennenlernen.

      • @mowgli:

        "Riten” im Atheismus?- Und bitte auch, ein anschauliches Beispiel für “Ausgrenzung” bzw. “Ausschluss “ aus Atheismus anführen?

         

        Die behauptete, dem Atheismus inhärente Machtkonstante klingt unmittelbar absurd?? Meine Vermutung, Sie reflektieren hier, Atheismus im Eigentlichen als irgendwie DDR- Methode?

        • @H.G.S.:

          Ja, der Gedanke kam mir auch. Das wäre aber wieder eine so eine Argumentation, die ich v. a. aus konservativ-religiöser Richtung kenne. So etwa: „Seht nur, wohin der böse Atheismus geführt hat, zu Stalin und Hitler nämlich, jawoll!“

          • @Ruhig Blut:

            Befürchte auch ich so.- Aber vielleicht unterbreitet @Mowgli uns ja noch eine grundlegend eigenere Gedankenlage.

            • @H.G.S.:

              Nehme ich eher nicht an -;)

              • @Ruhig Blut:

                Frau Rölke-Sommer ist hier noch gar nicht in ihrem üblichen Religions-Harnisch angetreten. Vielleicht weil sich hier eine schiitische Stimme geäußert hat?-

                90% der Muslime weltweit sollen Sunniten sein.

                • @H.G.S.:

                  :-)

      • @mowgli:

        Atheismus fußt auf Unterwerfung? Das hieße also, wer aus naheliegenden rationalen Gründen nicht an die Existenz eines Gottes glaubt, will automatisch auch andere unterdrücken, oder wie?

        Was ist denn das für ein Unsinn?

  • Sehr geehrte Herr Schirrmeister..., und liebe taz

    ihre Fragen und Fragestellungen kommen mir doch so vor, als wenn Sie von einem hohen Ross aus fragen...,

    Herr Yavuz Özuguz gibt sehr gute Antworten, und Sie Herr Schirrmeister stellen immer weiter Fragen damit sich Herr Yavuz Özuguz rechtfertigen soll, diese westliche Überheblichkeit, und unterschwellige Besserwisserei haben uns dahin gebracht wo wir heute sind...,

     

    grüsse aus dem osten, genau diese Haltung von H.Schirrmeister hat auch dazu geführt dass wir euch BESSERWISSER aus dem Westen nennen...,

    deshalb sind mir Menschen wie Herr Yavuz Özuguz näher, als meine "Brüder und Schwestern" aus dem "Westen"....,

    • @tomas:

      "grüsse aus dem osten, genau diese Haltung von H.Schirrmeister hat auch dazu geführt dass wir euch BESSERWISSER aus dem Westen nennen...,

      deshalb sind mir Menschen wie Herr Yavuz Özuguz näher, als meine "Brüder und Schwestern" aus dem "Westen"....,"

       

      Und so sollte es auch sein. Falls Sie das wie viele im Osten nicht verstanden haben:

      ICH BIN NICHT IHR BRUDER ODER IHRE SCHWESTER, NUR WEIL WIR SEIT 1990 DIE GLEICHE NATIONALITÄT BESITZEN.

       

      Ich habe 30 Jahre lang in einem halbwegs sozialen und halbwegs liberalen Staat gelebt bis 1990. Und ich habe zumindest niemanden jemals gebeten, in diesen Staat mit 18 Mio Menschen eine Masseneinwanderung vorzunehmen. Ich habe nie behauptet, ich wäre das Volk. Und was dieses Denken anbelangt, habe ich auch nie etwas von dem Begriff "Volk" gehalten.

      Liebend gerne hätte ich jedem Ostdeutschen seinen Staat gelassen und ich habe mich auch jeder Einmischung enthalten.

       

      Solche Bemerkungen stellen wirklich wieder eine Form von "völkischem" Denken dar, wie ich sie bis 1990 nur sehr selten in der BRD erlebt habe.

    • @tomas:

      Ich habe nichts gegen Leute, die kritisch nachfragen. Ich hab was gegen Leute, die auf kritische Nachfragen herablassend oder aggressiv reagieren. Die sind nämlich oft wirklich nur aufgeblasene Besserwisser, eingebildete Affen (Sorry, werte Beinahe-Artgenossen, entscheidend ist das Adjektiv!), die eigentlich rein gar nichts besser wissen. Außer, dass ausschließlich sie es sein können, die recht haben. Solche-Welche sehe ich hier nicht.

       

      Nein, Yavuz Özuguz steht mir nicht "näher, als meine 'Brüder und Schwestern' aus dem 'Westen'". Ich kenne ihn ja nicht einmal. Genau so wenig übrigens, wie meine angebliche West-Verwandtschaft. Aber ich kann immerhin verstehen, dass Sie sich mit ihm solidarisieren. Die Erfahrung, die dahinter steckt, habe ich nämlich auch gemacht.

       

      Neu "eingemeindet" in die angeblich beste aller aktuellen Welten, wurden wir Ossis umgehend mit sämtlichen Vorurteilen konfrontiert, die auf Erfolg getrimmte Bundesbürger im Laufe ihres Lebens angehäuft hatten über "uns" Und zwar noch bevor wir angemessen darauf reagieren konnten, weil wir die Kodes noch schließlich nicht gelernt hatten. Jeder "Wessi", der sich nicht ganz "sattelfest" gefühlt hat, hat auf Abschreckung gesetzt. Man war schließlich auch jenseits der früheren Grenze vollkommen überrascht vom Mauerfall. Man musste sich erst mal dazu positionieren. Wer nicht ganz sicher war, dass die, die neu dazu gekommen sind, nicht umgehend den eignen Thron ansägen würden, der war entsprechend aggressiv. Angriff soll ja die beste Verteidigung sein, heißt es.

       

      So unerwartet attackiert zu werden, kann tiefe Spuren hinterlassen in sensiblen Gemütern. In meinem, jedenfalls, hat es das getan. Es hat mich ziemlich abgestoßen zuerst. So sehr, dass ich mich manchmal urplötzlich an Orten wiedergefunden habe, an die ich nicht gehören wollte. Was meinen Sie - vielleicht geht’s Ihnen ja so ähnlich?

    • @tomas:

      Alsdenn, zweiter Versuch, mal gucken, ob der hier stehen bleibt:

       

      Es wird also im Interview jemand befragt, der sich als fundamentalistischer Islamist versteht, das erzreaktionäre Regime im Iran als progressiv revolutionär verklärt und sich einen konservativen Islam als einzige verbliebene Idee zur Überwindung des Kapitalismus zurechtfantasiert.

      Als Reaktion bezeichnen Sie dieses Hinterfragen als „westliche Überheblichkeit“ und „Besserwisserei“ und setzen obendrein ‚westlich‘ noch mit ‚westdeutsch‘ gleich:

       

      „genau diese Haltung von H.Schirrmeister hat auch dazu geführt dass wir euch BESSERWISSER aus dem Westen nennen...,

      deshalb sind mir Menschen wie Herr Yavuz Özuguz näher, als meine "Brüder und Schwestern" aus dem "Westen"“

       

      Folgerichtig stellt sich also die Frage, was dann wohl der komplementäre ‚ostdeutsche‘ Ansatz wäre.

      Ja was bliebe da? Eine Indifferenz gegenüber totalitären Ideologien, wie hier eine von Özuguz vertreten wird, oder gar ihre Akzeptanz im Sinne des neurechten sog. ‚Ethnopluralismus‘ (verkürzt etwa: jede kulturelle Gruppe nach ihrem Gusto)? Weitere Möglichkeiten sehe ich nicht.

      Ergo leicht zu erkennen: Eine sehr fragwürdige Gesinnung und eine komplett absurde Argumentation.

    • @tomas:

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  • sehr interessante Sichtweise: der Islam als letzte (ideologische) kapitalismuskritik wird von den Befürwortern deswegen diffamiert. indes, mir fehlt der glaube. die zeit wird zeigen was hier wirklich ist und was nicht.

    ich persönlich denke, dass der Kapitalismus erst abgeschafft wird, bzw. werden kann, wenn die katastrophalen Auswirkungen auf eine Mehrheit der Bevölkerung zu groß geworden sind. SPRICH: es geht uns noch zu gut! satt und träge sitzen die meisten vor dem Fernseher, da muss man nicht groß denken.

    allerdings frage ich mich schon, was soll denn danach kommen ausser absolutes chaos?