: Fachwerk in der Wüste
Festival Diskussion über deutsche Beteiligung in Riad entbrannt
Sevim DaĞdelen, Linkspartei
„Das beste Zeichen für einen wirklichen kulturellen Dialog in diesen Zeiten wäre die Absage der deutschen Beteiligung an diesem saudischen Staatsfestival. Es muss dringend eine klare Botschaft gegen die Kultur der Massenschlächterei von Menschen durch die wahabitische Diktatur gesetzt werden“, sagte die Linken-Abgeordnete Sevim Dağdelen. Eine prominente Beteiligung deutscher Regierungspolitiker verbiete sich.
Das Außenministerium beschwichtigt. Ein Sprecher sagte, die Veranstaltung sei „nicht im engeren Sinne politisch gemeint“. Sie habe aber „natürlich auch politischen Gehalt“ und sei „für uns und auch für Saudi-Arabien eine gute Gelegenheit, einander näherzukommen und den Austausch zu fördern“. Ob Regierungsvertreter zur Eröffnung der Veranstaltung reisen, ließ er offen.
Das Auswärtige Amt plant einen Deutschland-Pavillon auf dem Festivalgelände, in dem die erwarteten eine Million Besucher und Besucherinnen des Festivals auf eine Zeitreise durch eine „typische deutsche Stadt“ eingeladen werden – Fachwerkhäuser, Springbrunnen und ein mittelalterliches Stadttor inklusive. Neben der Folklore bietet das Festival deutschen Unternehmen die Gelegenheit, sich dem saudischen Publikum zu präsentieren. In den Geschäften einer Kulissenstraße sollen deutsche Unternehmen auf Gäste warten. Auch ein Wirtschaftsforum und ein entsprechendes Rahmenprogramm sind während des Festivals geplant. Neben dem Auswärtigen Amt sind das Goethe-Institut und die Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ an der Planung beteiligt.
Das Festival findet seit dreißig Jahren statt. Ursprünglich war Deutschland im vergangenen Jahr als Gastland eingeplant. Die deutsche Botschaft hatte damals den Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) angekündigt. Wegen des Todes des ehemaligen saudischen Königs Abdullah im Januar 2015 wurde die Veranstaltung jedoch um ein Jahr verschoben.
Jannis Hagmann undTobias Schulze
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