piwik no script img

Syrer über die Bundeswehr in Syrien„Das stärkt den IS“

Der Bundestag hat entschieden, deutsche Soldaten nach Syrien zu entsenden. Syrer in Berlin sind skeptisch, dass das helfen wird.

Deutsche Tornados sollen in Syrien aufklären Foto: dpa

Berlin taz | Bei vielen Syrern in Berlin kommt die Nachricht vom deutschen Kriegseinsatz in ihrer Heimat nicht gut an. „Weitere Luftangriffe treffen auch die Bevölkerung, der IS vermehrt sich dadurch“, warnt ein Mann aus Damaskus, der am Freitag Mittag vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit wartet. Auch die Umstehenden befürchten Opfer unter Zivilisten. Sie sind sich einig: Man könne Krieg nicht mit mehr Krieg gewinnen.

Ein Mann aus Aleppo wirft ein: „Wenn Deutschland sich einmischt, kann es sein, das so etwas wie in Paris auch in Berlin passiert.“ Sie seien vor dem IS geflohen, jetzt müssten sie sich sogar hier vor ihm fürchten.

Ibrahim Alsayed hat ebenfalls den Eindruck, dass viele Syrer hierzulande den deutschen Kriegseinsatz skeptisch sehen. Der syrischstämmige Berliner betreibt mit dem „Salam-Kulturclub“ eine Beratungsstelle für syrische Flüchtlinge. „Viele Syrer hatten früher gehofft, dass sich der Westen gegen Assad einmischt.“ Sie seien enttäuscht worden und könnten nicht verstehen, dass Deutschland jetzt, fünf Jahre später, doch Soldaten schicken wolle.

Manche warnten auch davor, dass der Einsatz ähnliche Folgen haben werde wie die Kriege in Irak und Afghanistan, erzählt Alsayed. „Deutschland hat bislang einen guten Ruf im Nahen Osten. Den gefährdet es jetzt.“

Andere würden den Einsatz aber auch befürworten, berichtet Alsayed. „Sie glauben, dass das die IS-Terrorgefahr reduziert.“ Auch vor dem Lageso sprechen sich einzelne für den Krieg aus. Ein Mann, der selbst in einem vom IS kontrollierten Gebiet lebte, sagt: „Der IS sollte angegriffen werden. Die Deutschen werden das besser lösen als die Russen.“

Die öffentlichen Proteste gegen den am Freitag vom Bundestag beschlossenen Einsatz sind bislang verhalten. Am Donnerstag demonstrierten nach Angaben der Veranstalter rund 3.000 Menschen am Brandenburger Tor gegen die Pläne der Bundesregierung, laut Polizei kamen 800 TeilnehmerInnen. Weitere Demos sind bislang nicht angemeldet. Aber das soll sich laut Friedensaktivistin Laura von Wimmersperg bald ändern. „Es muss weitergehen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Frankreich bombardiert seit 2014 in Syrien den IS. Vor drei Wochen ist das Töten in Syrien zurückgekommen nach Paris. Wegen der Opfer in Paris gibt es einen riesigen Aufschrei im Westen. Die Opfen der Bombardements in den arabischen Staaten sowie die Opfer durch Drohnenangriffen, bei denen gibt es keinen Aufschrei. Man kann nicht den Frieden herbeibomben. In Syrien bombardiert jeder jeden, je nach eigener Sichtweise. Assad bombardiert die eigenen Menschen, die Türkei die Kurden, die USA sowie Frankreich den IS. Inzwischen bombardiert auch Großbritannien. Die Türkei schiesst ein russisches Flugzeug ab. Die Deutschen kommen nun mit Aufklärungsflugzeugen, damit nun auch die Stellen bombardiert werden, die bis jetzt noch nicht getroffen worden sind. Der pure Wahnsinn.

    Aus Afghanisten wurde nichts gelernt. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Um der Gewaltspirale zu entgehen, muss eine Seite aufhören mit der Gewalt. Der Westen sollte also seine Drohnenangriffe und die Bombardements stoppen. Mandela hat gesagt, dass ein getöteter Terrorist zehn neue nachwachsen lässt.

    Aus Solidarität zu Frankreich sollte man die 130 Millionen Euro, die der deutsche Einsatz kostet ausgeben, um die Situation der Menschen in den banlieues von Paris zu verbessern.

    • @Dieter Minne:

      Richtig. Profitieren und jubeln werden am Ende - wie immer - die Fanatiker und Rüstungskartelle. Wenn selbst unser Militär vor einem Eingriff in Syrien warnt, nimmt unsere Kopflose Regierung ein weiteres Vietnam billigend in Kauf!