Protest gegen Polizeigewalt in New York: US-Polizei will Tarantino boykottieren
Weil Quentin Tarantino auf einer Demonstration US-Polizisten des Mordes bezichtigte, rufen diese nun zum Boykott gegen ihn auf.
Diesen und einen weiteren Fall schilderte Regisseur Quentin Tarantino Ende Oktober bei einem Protestmarsch gegen willkürliche und rassistische Polizeigewalt in New York. Er war nur einer von vielen Rednern. Die Demonstranten wiesen auf 250 ähnlich geartete Todesfälle hin, die seit den 1990er Jahren auf das Konto von Polizisten gehen.
Den Polizisten ist dieses Thema unangenehm. Wer will schon, dass Verfehlungen der eigenen Truppe derart pietätlos durchs Megaphon geplärrt werden? Außerdem: Die Jungs machen einen harten Job, ein Leben auf Messers Schneide, im unermüdlichen Einsatz für Recht und Ordnung. Da kann schon mal was danebengehen. Und das ist der Dank?
Ein Wort macht die Polizeiverbände in diversen US-Bundesstaaten besonders wütend: Tarantino hatte die Polizisten, die am Fall Rice und einem weiteren beteiligt waren, in seiner kurzen Ansprache „Mörder“ genannt. „Ich bin ein Mensch mit Gewissen“, sagte der Regisseur. „Und wenn man glaubt, dass es sich um Mord handelt, dann muss man aufstehen und sich dagegen wehren.“
Ein so eindeutiges Label ging den Polizisten zu weit: Sie haben dazu aufgerufen, Tarantinos neuen Film „The Hateful Eight“ – und alle seiner zukünftigen Projekte – zu boykottieren. Verkehrte Welt, könnte man denken. Sind die pflichtbewussten Gesetzeshüter doch sonst eher darauf bedacht, Blockaden aufzulösen, als welche zu initiieren. Gleichzeitig kann man ihnen dankbar sein. Selten war es so einfach, weltweit für die Wahrheit einzustehen. Tarantinos „The Hateful Eight“ läuft am 28. Januar 2016 in den Kinos an.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autoritäre Auswüchse beim BSW
Lenin lässt grüßen
Prozess zum Messerangriff in England
Schauriger Triumph für Rechte
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Rückgabe von Kulturgütern
Nofretete will zurück nach Hause
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument