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Kolumne Unter SchmerzenDas Wichtigste in Kürze

Neuigkeiten über Schmerz, Depression, Libido, Kontrastmittel, Aerobic und Blutdruck. Eine Kolumne in Minikolumnen.

Das ist doch der Typ aus How I Met Your Mother? Ja, und der spielt den großen David Foster Wallace! Im Film „End of the tour“. Foto: AP

H allo und herzlich willkommen zur neuen Ausgabe von „Unter Schmerzen“, dieser kleinen Kolumne, die diesmal aus lauter Snippets besteht; aus kurzen, leicht und schnell konsumierbaren Einheiten, sozusagen Kleinstkolumnen. Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne wird ja immer knapper, wie neulich sogar in der FAS stand, da müssen kurze Texte her, also schnell, schnell, wir haben ja nicht ewig Zeit.

Also, wir gehen nach Absätzen vor. Ich habe einen Leidensgenossen in Österreich. Es gibt da einen Kolumnisten namens Alwin Schönberger, der kürzlich auch über einen Bandscheibenvorfall schrieb, im Magazin Profil. Dort schilderte er die Odyssee seiner Leiden und Diagnoseverfahren, beschrieb die Schmerzen und die deutliche Beeinträchtigung seiner Lebensqualität. Drei Jahre Martyrium, bis er beschloss, den Schmerz einfach zu ignorieren. Seitdem geht es ihm besser. „Ich lasse von einer Bandscheibe sicher nicht mehr mein Leben beherrschen“, schreibt er. Ich bin bei dir, Alwin.

Neulich besuchte ich das „Schmerzzentrum Berlin“ (dabei wusste ich schon immer, dass Berlin das Schmerzzentrum ist). Und der mich behandelnde Schmerztherapeut machte was? Richtig, er verschrieb mir ein Schmerzmittel. Immerhin eines, das etwas stärker ist als das übliche. Außerdem soll ich noch eine MRT machen, eine mit vorher injizierten Kontrastmitteln, aber ich trau mich nicht.

An dieser Stelle sollte eine Werbung für Treppenlifte geschaltet werden.

Meine desinformierte Libido. Irgendwer aufn Kaffee? Bei gleicher Qualifikation werden Frauen bevorzugt.

Ursachen der Kriminalität

Nachdem ich den Roman „Schmerz“ von Zeruya Shalev beendet habe (Rezension folgt), lese ich jetzt „Die Vergebung muss noch warten“ von Daniela Emminger (auch aus Österreich). Darin geht es um eine junge Frau, die einen Bandscheibenvorfall an der HWS erleidet. Ihr Weg ist die Meditation. Bis sie eines Tages die Erleuchtung hat – und herausfindet, dass die Wut auf eine Nebenbuhlerin an allem schuld ist.

Noch so eine tolle Meldung: Menschen mit niedrigem Blutdruck neigen eher zu Kriminalität. Sie sind eben öfter kaltblütig.

Kürzlich jährte sich der Todestag von David Foster Wallace, einem meiner Lieblingsschriftsteller. Ich wollte über ihn und über Depressionen schreiben. Aber dafür ist hier zu wenig Platz. Als ich sein schmales Buch „Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache“ gelesen habe, dachte ich: Ich habe ja gar keine Ahnung. Weder von Depressionen noch von Antidepressiva. Klar, ich habe Freunde mit Erfahrung. Aber genommen habe ich so ein Gegenmittel noch nie.

Der Reha-Sport, den ich mittlerweile mache, dank meiner Krankenkasse, ist wirklich sehr angenehm. So muss sich Aerobic in den achtziger Jahren angefühlt haben. Sogar die Musik stimmt. Schade, dass die Kursleiterin immer dieselbe CD abspielt; trotzdem schön, jede Woche „Vamos a la Playa“ und „Sunshine Reggae“ zu hören.

Oh. Schon zu Ende. Schalten Sie also auch in 14 Tagen wieder ein, wenn es heißt:

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René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
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2 Kommentare

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  • Gefällt mir! "Schmerzzentrum Berlin" - Treffer ins Schwarze. Apropo Schwarz, die Afrikaner sind in diesen Dingen schon sehr viel weiter. Bei der Diagnose wird dort nicht gefragt "Was hat mich krank gemacht?", sondern "Wer hat mich krank gemacht?" Denkt einfach mal drüber nach! Bis denne!

    • @Rainer B.:

      Schön, wenn man sagen kann: "Ich habe […] keine Ahnung...". Weil man zwar Freunde hat, die welche haben, diese Freunde aber noch nicht so mies drauf sind, dass sie einen vollkommen runter ziehen. Und zwar so weit, dass man am Ende freiwillig irgendwelche "Gegenmittel" testet. "Gegenmittel", die zwar nicht helfen gegen Angst, Schmerz oder Traurigkeit, all das aber noch schlimmer machen, sobald man versucht, sie wegen erwiesener Untauglichkeit (und lästiger Nebenwirkungen) wieder loszuwerden. Im Grunde sind das Mittel gegen eine Lösung der Probleme. Und wenn man weiß, wieviel dran zu verdienen ist, dann wundert einen das auch nicht.

       

      Oh nein, lieber würde ich niemals berühmt werden, als mit Romanen über irgendwelche Leiden! Ich bin nicht David Foster Wallace und will auch nie in seine Schuhe steigen. Lieber halte ich es mit Alwin Schönberger als mit Zeruya Shalev oder Daniela Emminger. Und wenn ich sagen kann: "Ich lasse von einer Bandscheibe sicher nicht mehr mein Leben beherrschen", dann brauche ich mich auch nicht fragen: "Wer hat mich krank gemacht?" Er oder es kann mir dann nämlich völlig schnuppe sein. Das hat er dann davon! Bzw. es. Wobei es sich daraus nichts machen wird. Schmerzzentrum Berlin? Ist dann vollkommen überflüssig.

       

      Denkt einfach mal drüber nach! Bis denne!