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Türkei bekämpft den IS in SyrienNeue Ziele für Ankaras Luftwaffe

Die Türkei hat sich dem US-geführten Bündnis gegen den Islamischen Staat angeschlossen. In der Nacht zum Samstag flog sie Luftangriffe auf syrischem Gebiet.

Ein neuer Feind des Islamischen Staats: ein Flugzeug der türkischen Luftwaffe bei der Landung (Archivbild). Foto: reuters

Istanbul dpa | Kurswechsel in Ankara: Die Türkei hat sich mit ersten Luftangriffen am Kampf des internationalen Bündnisses gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beteiligt. Die Luftwaffe habe in der Nacht zum Freitag in Syrien Einsätze als Teil der von den USA angeführten Militärallianz geflogen, teilte das Außenministerium am Samstag mit. Die Terrormiliz bedrohe die Sicherheit der Türkei. Der IS hat im Irak und in Syrien große Gebiete erobert und dort ein Kalifat ausgerufen.

Nach einem dem IS zugeschriebenen schweren Anschlag im südtürkischen Suruc am 20. Juli hatte die türkische Luftwaffe schon einmal Angriffe auf die Terrormiliz in Syrien geflogen. Danach hatte sie aber zunächst deutlich häufiger Stellungen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) angegriffen.

Die PKK verschärfte deshalb ihrerseits ihre Anschläge auf türkische Sicherheitskräfte. Der syrische Ableger der PKK – die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) – kämpft in Nordsyrien gegen den IS. Die PKK wird von der Türkei und ihren Verbündeten als Terrororganisation eingestuft.

Nach zähen Verhandlungen hatte das Nato-Land Türkei den USA dann kürzlich die Nutzung des Luftwaffenstützpunktes Incirlik erlaubt. Damit verkürzen sich die Flugzeiten der US-Kampfjets deutlich, die IS-Ziele in Syrien angreifen.

Kritiker warfen der islamisch-konservativen Regierung der Türkei vor, unter dem Deckmantel der Bekämpfung des IS vor allem gegen die PKK vorzugehen. Zuvor war immer wieder kritisiert worden, dass die Türkei eine Behandlung verletzter IS-Kämpfer in türkischen Krankenhäusern erlaube und die Durchreise von IS-Anhängern aus dem Ausland nach Syrien nicht stoppen.

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4 Kommentare

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  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Der Westen ist gegenüber unehrlich und spielt ein falsches Spiel. Die PKK (nicht die Kurden) ist für die Türkei Feind Nr.1. Die Türkische Regierung ist gewällt worden die Interessen der Türkei zu vertreten. Die Interessen der Türkei besteht die PKK zu vernichten. IS ist Produkt des Westens. Türkei hat mit IS nicht zu tun. Deshalb ist es für mich nicht verständlich, warum die Türkei wegen der Interessen des Westens mit IS Krieg anfängt. Der Westen muss Verantwortung übernehmen und den Terroristen selbst bekämpfen. Ich kann nicht nach vollziehen, warum die Leute nicht Fähig sind das zu verstehen.

  • Woher diese Wende weg von Übergriffen auf die Kurden hin zu den eigentlichen Problemfeldern, der IS? Wenn sie es tatsächlich ist, würde ich sie auf die aktuelle politische Situation zurückführen, die es Erdogan nicht mehr gestattet, weiter selbstherrlich seine Entscheidungen zu treffen. Hoffentlich merken dies auch Medien und Wähler und führen es nicht auf einen mildtätigen Akt der Nächstenliebe gegenüber den kurdischen Landsleuten zurück. Das wäre dann Wahlkampf im Sinne von Erdogan.

    • @noevil:

      Eigentliche Problemfelder?

      Warum muss Ihr eigentliches Problemfeld auch das der Türken sein?

      In der Wahrnehmung der Türken ist die PKK das eigentliche Problemfeld. Nach 40000 Toten haben sie nun mal eine andere Wahrnehmung.

      Danach agieren sie auch.

      • @Mark Netzer:

        Mein eigentliches Problemfeld ist das auch nicht, weil es in Deutschland genügend "Eigenes" zu beackern gibt.

         

        Aber gut - zu Ihrer restlichen Anmerkung : Das werden die Türken spätestens dann merken, wenn die Täter des IS auf ihr - türkisches - Staatsgebiet eindringen und dort ihre Untaten begehen, während die PKK-Anhänger die Waffen schweigen lassen.

         

        Aus welchem Zeitraum stammen die von Ihnen erwähnten 40.000 Toten und wieviel kurdische Tote haben Sie gezählt?