piwik no script img

Urteil im Jonny-K.-ProzessMehrjährige Haftstrafen verhängt

Viereinhalb Jahre Haft für den Haupttäter: Das Landgericht Berlin verurteilt sechs Männer, die Jonny K. totgeprügelt haben. Die weiteren Strafen liegen unter drei Jahren.

Drei der Angeklagten verstecken sich im Gerichtssaal hinter Zeitungen. Bild: dpa

BERLIN dpa/afp/taz | Nach der tödlichen Prügelattacke auf den Berliner Jonny K. müssen sechs junge Männer für mehrere Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht verurteilte am Donnerstag den Ex-Boxer Onur U. (20) als Haupttäter zu viereinhalb Jahren Jugendhaft wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Die anderen Schläger bekamen Haftstrafen von bis zu zwei Jahren und acht Monaten.

Jonny K. war im Oktober 2012 unweit des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte durch Tritte gegen den Kopf so schwer verletzt worden, dass er an den Folgen verstarb.

Die Staatsanwaltschaft hatte in den Schlussplädoyers am Mittwoch den 19-jährigen Angeklagten Onur U. als Haupttäter ausgemacht. „Aus erzieherischen Gründen ist eine deutliche Strafe geboten“, sagte von Hagen. Er forderte für den ehemaligen Amateurboxer 5 Jahre und sechs Monate Haft. Das Gericht blieb damit unterhalb dieser Forderung.

Deutlich niedriger fiel der Strafantrag der Staatsanaltschaft für die fünf Mitangeklagten aus. Osman A. (19), Memet E. (20), Melih Y. (21), Hüseyin I.-O. (21) und Bilal K. (24) sollten zwischen zweieinhalb und drei Jahren wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei ins Gefängnis.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • DF
    Disco Fight

    Ohne Alkohol wäre es nie zu solch einer Eskalation gekommen .

    Das Branntweinmonopol scheint jegliche Diskusion ,über die Gewaltfördernde wirkung von Alkohl,unmöglich zu machen .

    Blos gut das die Polizei dann gekommen !

  • D
    Desillusionist

    Argumentationshilfen - Bewährte Argumentationshilfen für den Fall, daß man einer Gruppe gewaltbereiter Jungendlicher gegenübersteht, die einem erkennbar ans Eigentum oder das Leben wollen, werden z.B. von der österreichischen Firma Glock produziert. Ein Glock 78 oder 81 im Rucksack verstößt zwar gegen das Waffenrecht, was mich aber wenig schert, wenn es mir erspart totgetreten zu werden. Ich habe damit schon mehrmals gute Erfahrungen im Sinne einer schlagartig einsetztenden Einsicht der potentiellen Gewalttäter in die Verwerflichkeit ihres Tuns gemacht.

  • WI
    Wie integriert man Schläger?

    Diese Schläger sehen sich noch immer im Recht!

     

     

     

    Wir haben uns diese stets gewaltbereiten Personen ins Land geholt. Es wird noch mehrere Generationen dauern, bis sich etwas in den Familien der Schläger ändert. In der Zwischenzeit holen wir uns neue gewaltbereite Personen ins Land.

     

     

     

    In deutschen Familien, die seit 3 Jahrzehnten von Dauerarbeitslosigkeit betroffen sind, sieht es nicht besser aus.

     

     

     

    Leider weiß ich nicht, wie man das Problem lösen kann. Aber dass diese Schläger nach wenigen Jahren wieder auf unsere Gesellschaft losgelassen werden, halte ich für einen Skandal.

  • Für "Tritte gegen den Kopf" ist das Strafmass zu gering.

     

     

     

    Glück auf!

     

     

     

    Karl

  • B
    Brille

    An Jene, welche jetzt nach "Erziehung, Therapie und Hilfe statt Strafe" rufen:

     

     

     

    Auch Verbrechens-OPFER und deren Angehörige haben Gefühle!!

     

     

     

    Die Nicht-Bestrafung eines Gewaltverbrechers ist eine wiederliche Verhöhnung von Gewalt-Opfern und deren Angehörigen!!

     

     

     

     

     

    Ich will hier KEINE Drohungen aussprechen!!

     

    Und ich will hier auch niemanden angreifen!!

     

     

     

    Aber an jene, welche nach "Erziehung und Therapie statt Strafe" schreien:

     

     

     

    Wie würdet Ihr euch fühlen, wenn man euch oder einen geliebten Angehörigen schwer misshandeln würde und ihr dannach für den Rest eures Lebens querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt

     

    -

     

    Während euer Peiniger mit ein paar Sozialstunden davon kommt und dann am Wochenende zum Partymachen in die Disco kann????

     

     

     

    Auch ich habe eine schwere Kindheit gehabt! Ich wurde in der Schule gemobbt! Es war die Hölle!

     

    Ich bin aber NICHT gewalttätig geworden und habe NICHT vergewaltigt, gemordet und gefoltert!!!

     

     

     

     

     

    Und falls Manche jetzt Mitleid mit Onur U. haben:

     

     

     

    Würdet Ihr Das auch dann haben, wenn Johnny K. euer Sohn/Tochter oder Schwester/Bruder gewesen wäre?

     

     

     

    Und bevor mir jetzt irgendjemand Rassismus und Rechtsradikalismus vorwirft:

     

     

     

    Die Mutter von Johnny K. ist ebenfalls eine Ausländerin (Aus Thailand; Dort wurde Johnny K. auch geboren!)!

    • @Brille:

      rgendwie traurig, wenn man sich hier im taz-Forum dafür rechtfertigen muß, daß man eine Bestrafung von Totschlägern O.K. findet.

       

      Und daß man befürchtet, deshalb als Rassist oder Rechtsradikal zu gelten.

    • @Brille:

      Irgendwie traurig, wenn man sich hier im taz-Forum dafür rechtfertigen muß, daß man eine Bestrafung von Totschlägern O.K. findet.

       

      Und daß man befürchtet, deshalb als Rassist oder Rechtsradikal zu gelten.

      • @Rosa:

        Da handelt es sich wohl um voraus eilendes Selbstmitleid.

         

         

         

        Gefängnisstrafen für Totschläger sind in Deutschland, meiner Erfahrung nach, nicht umstritten.

         

         

         

        Ihr seid schon alle arm drann!

  • G
    Garle

    Ohne anschließender Sicherungsverwahrung für den Haupttäter ist dieses Urteil eine Farce!

  • KG
    Kein Gast

    Ist man einmal mit ner Rate in Verzug bei Gericht, kommt ein Brief der einem auch ein zehntel der Haftstrafe, die es für die Mitangeklagten hier gibt, androht.

     

    Schon verrückt.

     

     

     

    Und wann wird die nächste Doku laufen, in der uns Boxen als Ausweg aus der Gewaltspirale angepriesen wird?

    • K
      Kowalski
      @Kein Gast:

      Wenn Boxen aus Menschen Schläger macht, müsste Ihrer Logik nach Sportschießen Massenmörder produzieren.

       

       

       

      Nicht der Kampfsport entscheidet, sondern der Mensch der diesen ausführt.