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Ein verlässlicher AufregerAufmarsch des Pietcong

Wie schreibt man transsexuell? In Baden-Württemberg ist ein Streit um queere Lehrinhalte in der Schule entbrannt. Das müsste nicht sein.

Die heile Welt der ersten Klasse bekommt schnell Risse, wenn die Schule mit den Kindern über sexuelle Identitäten sprechen möchte. Bild: ap

Es nützt nichts, die Gegner der neuen Schulkultur in Baden-Württemberg zu verdammen. Der Fall zeigt, dass die CDU sich und die Gesellschaft viel zu lange vor einer offenen Auseinandersetzung bewahrt hat. Jetzt kommt es auf Ministerpräsident Kretschmann an. Aber längst nicht nur auf ihn.

In einer U-Bahn in Stuttgart wurde in diesen Tagen einem offen homosexuellen Lehrer von einem Mitfahrer ein Satz entgegengeschleudert, von dem man sich gewünscht hatte, dass Menschen ihn sieben Jahrzehnte nach der Schließung von Auschwitz nicht mehr benutzen: „Ihr gehört doch alle ins Gas.“ Das ist unerträglich. Aber es ist nicht das entscheidende Problem. Das liegt woanders. Was hat den Mann in der U-Bahn um den Verstand gebracht, so er jemals einen hatte?

Laut einem Entwurf des SPD-Kultusministers Andreas Stoch für einen grün-roten Bildungsplan sollen Baden-Württembergs Schüler ab 2015 nach fünf Leitprinzipien unterrichtet werden und fächerübergreifend „die Akzeptanz sexueller Vielfalt“ lernen. Also, dass neben heterosexuell auch lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer okay ist. Gegen diese offizielle Erweiterung der Akzeptanz von Lebenswirklichkeiten über die Mann-Frau-Kinder-Konstellation hinaus gibt es Widerstand, der sichtbar wurde durch eine Onlinepetition des Nagolder Realschullehrers Gabriel Stängle.

Es wäre naiv, die Instrumentalisierung des Themas zu beklagen oder zu übersehen, dass, wo es Fortschrittsgewinner gibt, es auch Verlierer gibt, die sich entsprechend wehren, weil ihnen im Zweifel bedrohte Eigeninteressen vor gesamtgesellschaftlichen Gewinn gehen. Das gilt auch für die Kirchen, wir sind ja alle nur Menschen. Doch die gegen den Machtverlust kämpfenden Landeskirchen, die Super-Evangelen im pietistischen Gürtel um Stuttgart herum und die praktizierenden Katholiken aus dem Hinterland sind das eine.

Das andere ist die ehemalige Staatspartei CDU Baden-Württemberg, die sich und die Gesellschaft viel zu lange vor der Diskussion dieses Themas bewahrt hat. Dadurch hat sie Teile dieser Gesellschaft von einer kulturell-habituellen Entwicklung entkoppelt, die politisch vorangeschritten ist. Aber eben ohne dass darüber groß gesprochen wurde.

Es brauchte die historische Abwahl der CDU und Winfried Kretschmann, um die Diskussion nun nachzuholen. Solange „schwule Sau“ zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf den Schulhöfen gehöre, sagt der grüne Ministerpräsident, bestehe Handlungsbedarf.

Der Entwurf selbst ist nun eher harmlos und gibt – wie so oft – den Empörungskern überhaupt nicht her, die angebliche Umerziehung von Kindern. Die steckt als Projektion in den Köpfen der Besorgten. Aber die andere Frage stellt sich eben auch: Ob die Gegenempörung aus dem grün-linken Milieu nicht auch überzogen ist, nach der wir es mit unverbesserlichen Homophoben aus dem Hinterwald zu tun haben, die einfach nicht einsehen, dass wir es besser wissen.

Selbst wenn die in dieser Hinsicht progressiven Milieus richtig liegen: es nützt nichts. Die Diskussion in Baden-Württemberg muss erst noch geführt werden. Gerade von den regierenden Grünen. Eine Politik des Gehörtwerdens darf sich nicht nur auf das beziehen, was einem in dem Kram passt.

Letztlich geht es aber nicht darum, den sogenannten Pietcong argumentativ zu gewinnen; die Pietisten sind zwar einflussreich, aber sie markieren das Ende eines Spektrums. Es geht auch nicht (darum), die Kultur der Grünen oder der Roten durchzusetzen. Es geht darum, die baden-württembergischen Gesellschaft weiterzubringen, dass die Mehrheit in der pragmatischen Mitte sich aktiv verhält und im schönsten Fall die unterschiedlichen Identitäten von Menschen akzeptiert und nicht manche abwertet, schon gar nicht durch Reduzierung auf sexuelle Orientierung.

Es geht also um all jene, die nichts gegen homosexuelle Lehrer haben, aber bisher auch nichts dagegen, dass darüber nicht gesprochen wird. Und sich insgeheim sorgen, wie das wäre, wenn ein offen schwuler Lehrer den eigenen Sohn in den Arm nähme. Wenn sich in dieser müden Gesellschaft etwas entzündet, dann in der Regel im Zusammenhang mit Kindern – das wahre letzte Aufregerthema einer verhältnismäßig liberalen Gesellschaft.

Es geht darum, dass sich jetzt die Leute offen positionieren, die das bisher nicht für nötig hielten, dass auch große Teile der angeblich so rückständigen CDU-Wähler zur „Akzeptanz“ von nichtheterosexuellen Lebensstilen stehen, die selbstverständlich ja auch CDU-Politiker leben.

Die Partei ist sich in der Frage Akzeptanz („Ich finde das andere okay“) oder Toleranz („Ich finde das andere scheiße, aber halte es aus“) aber offenbar noch nicht einig. Viele wissen aber, dass die Landes-CDU mit einer Fokussierung auf Familie unter Propagierung alltagsferner Werte nicht weiterkommt, wenn ein Gehalt nicht ausreicht und die Großstädte voller Singles sind.

„Ideologisierter Lehrplan“

Dass man strategisch mit der Instrumentalisierung des Themas den übermächtigen Kretschmann nicht herabziehen kann, scheint den meisten Führungskräften auch klar zu sein; mal abgesehen vom Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk, der „moralische Umerziehung“, „ideologisierten Lehrplan“ und „Bevormundung“ beklagt, also die Sorge formuliert, die Teile der Konservativen haben, aber eben auch Vorurteile gegen Andersdenkende in politische Rendite umwandeln will. Ob ihn das der Ministerpräsidentenkandidatur näher bringt?

Anders als in Baden-Württemberg ist die Akzeptanz sexueller Vielfalt in Berlin längst in den Lehrplänen. Man kann nicht behaupten, dass es eine breite Diskussion darüber gab. Das ist aber nicht die gute, das ist die schlechte Nachricht.

Ein Berliner Gymnasiallehrer sagte nach seiner Vorstellung an der neuen Schule, ob es denn noch Fragen gebe. Ja, sagten die Gymnasiasten, zu 90 Prozent Einwanderer mit tief verwurzelten Familienstrukturen: „Wie alt sind Sie? Sind Sie verheiratet? Haben Sie Kinder?“

„Ich bin soundsoalt und unverheiratet,“ sagte der neue Lehrer, „und lebe mit meinem Freund zusammen.“ Zwei Sekunden Stille. Dann hatten sie es geschnallt. Und das war es dann im Großen und Ganzen.

Das ist nicht zu schön, um wahr zu sein. Nur viel zu selten.

Es gibt längst nicht an jeder Berliner Schule einen offen homosexuellen Lehrer. Nun ist das Verständnis sehr unterschiedlich, was „Outing“ genau meint. Aber nach Schätzungen eines Experten dürfte selbst in Berlin nur jeder zehnte homosexuelle Lehrer so offen damit umgehen wie in dem beschriebenen Fall.

Die AV 27 in Berlin

Eine Studie von 2012 zur Situation an Berliner Schulen kommt zu folgenden Ergebnissen: Je mehr über die Thematisierung sexueller Vielfalt gesprochen wird, desto besser wissen die Schüler Bescheid. Desto unvoreingenommener und solidarischer sind sie. Desto größer wird ihre Möglichkeit, zur eigenen sexuellen Identität zu stehen. Je klarer die Schule gegen Diskriminierung und Mobbing vorgeht, desto weniger wird diskriminiert. Offen nichtheterosexuelle Lehrer oder Mitschüler wirken sich positiv auf die Akzeptanz aus – wenn das Gesamtklima der Schule stimmt. Eine offizielle Legitimation durch den Lehrplan ist wichtig, da sie die aktiv werdenden Lehrer stützt.

Die AV 27, die Richtlinie Akzeptanz sexueller Vielfalt, wird aber nicht mal von der Hälfte der Lehrer umgesetzt. Viele kennen sie gar nicht, kaum ein Lehrer besucht entsprechende Fortbildungen. Elternvertreter wissen überhaupt nicht, dass die Akzeptanz sexueller Vielfalt zum Curriculum gehört. Es fehlt also selbst in der deutschen Weltstadt an offen homosexuellen Lehrern, an aktiv werdenden Hetero-Lehrern, an Eltern, die darauf drängen, es fehlt an einer intensiven Auseinandersetzung mit der Realität.

Das Problem sind also nicht stumpfe Fußballprolls und nicht religiöse Fanatiker. Das Problem ist nicht der Nazi in der Stuttgarter U-Bahn. Das Problem ist, dass es praktisch keine offen homosexuellen Lehrer in Baden-Württemberg gibt. Weil das zu viele Leute ignorieren, die sich selbst für wahnsinnig aufgeklärt und liberal halten.

Wenn man es für einen Skandal hält, dass in der Schule nicht die Vielfalt von Lebenswirklichkeiten gelehrt wird, wenn man es als zivilisatorisches Armutszeugnis betrachtet für ein wirtschaftlich und kulturell reiches Land wie Baden-Württemberg, dann darf man die Gegner und Zweifelnden nicht aus dem Off beschimpfen, sondern muss aktiv seinen Teil beitragen, so dass sich das ändern kann.

Wie in vielen zukunftsentscheidenden Fragen geht es nicht um Widerstand und Subversion, sondern um Integration und gelebte Affirmation, um die Sichtbarkeit des Neuen zu befördern und zu stützen. Ganz konkret: Wer sich um Leben und Wohl seines eigenen Kindes sorgt, der sollte sich rechtzeitig darum kümmern, dass es in der Schule auch wertgeschätzt wird, wenn es wider Erwarten nicht heterosexuell sein sollte.

So gesehen hat der Nagolder Petitionsurheber Stängle einen wichtigen Beitrag geleistet, denn er hat das Thema und die teilgesellschaftlichen Vorbehalte gegen Akzeptanz nichtheterosexueller Lebenswirklichkeiten als Teil des Werteportfolios, mit dem unsere Kinder aufwachsen sollen, auf die Agenda gebracht. In Baden-Württemberg und darüber hinaus. Das zu nutzen, ist eine große Chance und eine Verpflichtung. Speziell, aber längst nicht nur für Ministerpräsident Kretschmann.

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22 Kommentare

 / 
  • JF
    Jörg Fischer

    Meiner Meinung nach wird das größte Problem auch in diesem Beitrag deutlich. Gegner der Bildungspläne werden als zurückgebliebene Spinner und Verlierer positioniert und die eigene Ideologie als fortschrittlich und überlegen festgesetzt. Das diese Haltung zwangsläufig zu großen Spannungen führt sollte jedem halbwegs sozial begabtem Menschen klar sein.

     

    Versteht mich nicht falsch, ich finde die Pläne richtig und auch notwendig. Aber die Befürworter der Pläne (auch dieser Artikel) stellen sich nicht besonders klug dabei an, die Gegner zu überzeugen. Die Kernbotschaft ist immer "Meine Ansicht ist besser, du bist einfach doof!" oder besser noch mit der Moralkeule kommen!

     

    Und "Es geht auch nicht (darum), die Kultur der Grünen oder der Roten durchzusetzen."! Doch genau darum geht es. Und das schon zu lange und zu viel. Der Widerstand der sich hier gegen die Bildungspläne richtet, ist auch denke ich eher ein Widerstand gegen eben diese Kultur. Das sich dies dann gerade gegen den sinnvollen Teil dieser Kultur wendet ist schade! Ich glaube die meisten, die die Petition unterschrieben haben haben sie nicht einmal gelesen.

    • @Jörg Fischer:

      Teilweise stimme ich Ihnen zu. Aufklärung ist weiterhin das adäquateste Mittel, um gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorzugehen, solange die Gegenseite sich der Aufklärung nicht verweigert. Wenn ich die Kommentare unter der Petition von Herrn Stängle allerdings betrachte, befürchte ich, dass sich der Aufklärung immer mehr Menschen verschließen. Bedenklich ist besonders, dass vielen Menschen nicht einmal bewusst ist, warum die Petition diskriminierend ist, obwohl dies nicht nur einmal ausführlich erklärt wurde. Man muss dafür wirklich kein Verfassungsrechtler sein, um dies zu erkennen.

      Und eine Petition nicht zu lesen und nur aus Trotz zu unterzeichnen, zeugt nun tatsächlich nicht gerade von geistiger Reife.

      Und zu viel Toleranz gegenüber Intoleranz und Ignoranz ist gefährlich. Darauf hat bereits der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper 1945 hingewiesen und dies als Paradoxon der Toleranz bezeichnet:

      »Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.«

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Jörg Fischer:

      Wie sollte denn Ihrer Meinung nach eine angemessene Vorgehensweise gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (Phänomene wie Rassismus, Xenophobie, Sexismus, Homophobie u.a.) aussehen?

  • S
    Sören

    Grundsätzlich stimmt es, dass man bei Veränderungen einen Diskurs haben sollte, und einen gesellschaftlichen Konsens erzielen sollte. Aber mit Leuten, die eine von primitiven Vorurteilen und offener Diskriminierung geprägte Petition unterschreiben, wird das kaum möglich sein.

     

    Eigentlich stellt sich auch die Frage, ob jemand mit solchen Ansichten junge Menschen unterrichten sollte. Bei diesen Leuten ist es wie mit Rassisten: Sie reflektieren ihre Ansichten gar nicht, sind also nicht diskussionsfähig. Wenn man ihnen nicht deutlich und entschieden entgegen tritt, fühlen sie sich nur bestärkt.

     

    Sicher mag der katholische Süden besonders vermufft sein, aber trotzdem kann man den Leuten so etwas nicht einfach durchgehen lassen. Der Staat hat auch die Aufgabe, Minderheiten gegen einen solchen Mob zu schützen.

     

    Wer das gender-mainstreaming mit in die Diskussion wirft, stellt sich entweder blöd oder hat (wieder mal) Unsinn aufgeschnappt und plappert ihn nach. Es ist wirklich unglaublich langweilig und traurig, was für Hirngespinste und Fantasien manche produzieren.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Sören:

      Danke für diesen Kommentar.

  • Wer auch immer sich die Bezeichnung "Pietcong" als Schimpfwort für Pietisten ausgedacht hat, er oder sie lag gehörig daneben. "Pietcong" stellt eine Analogiebildung zu "Vietcong" dar. Der war aber die "Nationale Front für die Befreiung Südvietnams" von korrupten Regierungen und dem diese stützenden amerikanischen Militär, alles andere also als eine konservative oder überhaupt religiöse Bewegung.

     

    Solche dergestalt verfehlten populären pejorativen Bezeichnungen muss eine kritische Zeitung nicht unbedingt reproduzieren.

  • A
    Alexander

    Meiner bescheidenen Meinung nach ist diese Thematik beileibe keine zukunftsentscheidende Frage. Zwar finde ich es armseelig, wie manch Konservativer meint gegen die neue Richtlinie anstürmen zu müssen. Fast ebenso erbärmlich finde ich aber die Diskrepanz, die im progressiven Lager deutlich wird, was das Engagement für die Aufklärung über sexuelle Orientierung im Gegensatz zum Desinteresse für zahlreiche tatsächlich zukunftsentscheidende(!) Fragen angeht. Ich wäre glücklich, wenn mit der selben Inbrunst und Hartnäckigkeit über Fragen wie Demokratiedefizit in der EU, Perspektiven kapitalistischer Marktwirtschaft, Sinn und Unsinn von FIAT-Währung, Banken- und Kreditsystem, Neo-Kolonialismus, Mediales Agenda Setting, usw. usf. gestritten würde.

    • K
      Klaro
      @Alexander:

      Sie haben noch den Punkt Umverteilung und gerechteres Steuersystem vergessen. Halt alles sehr abstrakte Themen. Das Thema Diskriminierung von Minderheiten ist halt greifbarer. Und historisch gesehen in Deutschland 12 Jahre lang ins extremste perfektioniert.

  • II
    inklusive interkulturelle öffnung der bildungseinrichtungen befördern !

    Die interkulturelle Öffnung insbesondere der Schulen steht noch ganz am Anfang. Wenn ich mir anschaue, dass an vielen innerstädtischen Schulen die Mehrheit der Kinder "nichtdeutscher Herkunftssprache" sind und in der Regel von "biodeutschen" Lehrenden unterrichtet werden. Es gehört schon großes Glück dazu zumindest eine Lehrende anzutreffen, die eine der Herkunftssprachen der Kinder spricht. ES BRAUCHT ENDLICH EINE ERNSTGEMEINTE BREITE INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER SCHULEN! Vorbildlich ist diesbezüglich Toronto, wo die Beschäftigten der jeweiligen Schule in ihrer Zusammensetzung die Bevölkerungsstruktur des Einzugsbereiches annähernd wiederspiegeln. Entsprechend ergänze ich die nachfolgenden taz Zitate mit Auslassungen [...] und 'GROSSBUCHSTABEN':

     

    "Es fehlt also selbst in der deutschen Weltstadt an [...] Lehrern 'NICHTDEUTSCHER HERKUNFTSSPRACHE', an aktiv werdenden [...] 'BIODEUTSCHEN'-Lehrern, an Eltern, die darauf drängen, es fehlt an einer intensiven Auseinandersetzung mit der Realität. [...]

     

    Wie in vielen zukunftsentscheidenden Fragen geht es nicht um Widerstand und Subversion, sondern um Integration und gelebte Affirmation, um die Sichtbarkeit des Neuen zu befördern und zu stützen. Ganz konkret: Wer sich um Leben und Wohl seines eigenen Kindes sorgt, der sollte sich rechtzeitig darum kümmern, dass es in der Schule auch wertgeschätzt wird, wenn es [wider Erwarten] nicht [...] 'BIODEUTSCH' sein sollte."

  • A
    Abwarten

    "Es geht auch nicht (darum), die Kultur der Grünen oder der Roten durchzusetzen."

    Doch, darum geht es. Dass das Grundgesetz Erziehung ausdrücklich als Recht der Eltern benennt, scheint wo Grüne regieren nicht mehr zu gelten. Da wird aus dem Parteiprogramm ein Unterrichtsplan. Genau das soll das Grundgesetz verhindern. Das gilt aber auch nur noch eingeschränkt und das stetige Hineinpressen von Parteileuten auf Verfassungsrichterposten macht sich bemerkbar. Das kann aber bei politischem Wechsel auch ganz anders aussehen. Auf ein Extrem folgt meist das andere. Einige scheinen sich in Europa nicht umzusehen. Gefühlte Mehrheiten dank medialer Mehrheit spielen dann ganz schnell keine Rolle mehr. Wer den Kulturkampf ausruft kann ich auch schnell verlieren und die Grünen bekamen zuletzt 8,5% und werden nie viel mehr als 10% bekommen. Dann bleiben noch 90% über und bei denen wäre ich mal ganz vorsichtig was geäußerte und echte Meinung betrifft.

    • @Abwarten:

      Eine Petition, die nicht mit den Menschenrechten zu vereinbaren ist, wie bspw. Petitionen hinsichtlich gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Phänomene wie Rassismus, Xenophobie, Sexismus, Homophobie u.a.), rufen nun einmal zu Recht Widerspruch hervor. Eine Petition, die mehrmals angepasst wurde, da die Ursprungsversionen zu hetzerisch waren, verursacht zu Recht eine heftige Gegenreaktion. Es ist verständlich, dass sich LGBT-Personen gegen eine Petition zur Wehr setzen, die eine neuerliche Repathologisierung erkennen lässt und statistische Daten hinsichtlich Suizide missbräuchlich verwendet.

      Wie hätte darauf angemessen reagiert werden sollen? Eine Diskussion findet bereits statt. Allerdings sind die Argumente der ewig gestrigen reaktionär veranlagten Menschen nur schwer zu ertragen und von einer Dreistigkeit, die jegliche sachliche Diskussion oftmals unmöglich macht.

      Richtig. Aufklärung gehört in die Schule. Genauso wie These, Antithese und Synthese.

      Wer meint, Aufklärung gehöre nicht in die Schule und die Eltern hätten dies einseitig zu bestimmen, soll mir doch bitte mal die genaue Gesetzesgrundlage mit Angabe des GG Artikels nennen.

  • J
    Jdi

    Ihr Kommentar enthält so viele versteckte und offene Fouls, dass es schwer fällt, diese aufzuzählen.

     

    Es fängt damit an, dass Sie das dem Bildungsplan zugrunde liegende Konzept des Gendermainstreamings unter den Tisch fallen lassen. Darum geht es doch der Kritik! Weiter ist es verstörend, dass Sie eine wirklich ausgewogene Kritik der Kirchen an diesem Arbeitspapier als "verlierergetrieben" bezeichnen und ohne inhaltliche Erwiderung entsprechend abqualifizieren. Die CDU sei auch eine Verliererin. Dürfen sich solche Gruppen nicht mehr äußern?

     

    Sie schreiben weiter über Katholiken aus dem Hinterland. Offenbar stehen auch diese in der Wertigkeit unter anderen Menschen, die einen höheren Erkenntnisgrad haben. Dürfen sich diese Menschen nicht mehr äußern, ob es denn sinnvoll ist, dass beginnend ab dem 5. Lebensjahr Kindern sämtliche sexuellen Lebensweisen vorgestellt werden sollen? Warum werden weitere sexuelle Lebensweisen ausgeklammert? Warum spielt die Ehe - anders als in der Verfassung Baden-Württembergs festgelegt - in diesem Arbeitspapier überhaupt keine Rolle mehr, schon gar keine hervorgehobene? Welche Maßnahmen sollen denn getroffen werden, um Kindern bei der Entwicklung ihrer sexuellen Identität zu helfen? Wie sieht das konkret aus?

     

    Die Taz sollte einmal von ihrem hohen Ross heruntersteigen und sich auf eine sachliche Diskussion einlassen.

     

    Diese Arroganz, wie sie in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, ist unangemessen und befremdet.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Jdi:

      Sorry, aber Sie lassen auch sehr viel unter den Tisch fallen.

      Wie genau der Unterricht zu gestalten ist, kann anhand der Stichworte in dem Arbeitspapier noch gar nicht entnommen werden. Und wie viel davon letztendlich umgesetzt worden wäre in den Bildungsplan ist auch nicht klar. Hier ist bereits zu erkennen, dass dies nicht taugt, um darüber bereits eine sachliche öffentliche Debatte zu entfachen, dazu ist es zu ungenau und stichwortartig. Und solch eine Petition von Herrn Stängle ist aufgrund des Arbeitspapieres maßlos übertrieben und eindeutig diskriminierend.

      Anbei der Link zum Arbeitspapier:

      http://www.kultuspor...tprinzipien.pdf

      Und die Stellungnahme des Kultusministeriums:

      http://www.kultuspor...xuelle Vielfalt

      Und wenn die Kirche nicht fähig ist, sich an die Menschenrechte zu halten und meint die Bibel stünde über den Menschenrechten, ist wohl die Bezeichnung christlicher Fundamentalismus völlig korrekt.

      • J
        JDi
        @2097 (Profil gelöscht):

        @ Herr Neuburg. Ich habe das Arbeitspapier vor etlichen Wochen sehr genau gelesen. Ich maße mir zudem an, den Kontext der Diskussion zu verstehen, was mich zu meinem ersten diesbezüglichen Kommentar online veranlasste. Die von mir gestellten Fragen sollten auf der Grundlage des Menschenbilds der Landesverfassung einschließlich der Hervorhebung der Ehe zumindest noch gestellt werden dürfen. Versuchen Sie in diesem Kontext, Ihren eigenen Kommentar zu reflektieren. Selbst wenn ich den Rundumschlag am Ende übersehe, so stelle ich nur fest, dass Ihre Argumentationslinie die ist, dass man abwarten möge, was denn letzten Endes im Bildungsplan steht. Ich verstehe nicht, warum jetzt kein sachlicher Diskurs möglich sein soll. Polemiken können alle Seiten verfassen. Hilfreich ist das nicht.

         

        PS: Die Bezeichnung Pietcong verwandte schon der Spiegel vor einigen Jahren. Copy and paste - ohne Quellenangabe.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @JDi:

          Ein sachlicher Diskurs wäre ohne so eine dreiste und diskriminierende Petition sofort möglich gewesen. Wer aber eine Diskussion mit solch einer Petition vergiftet, kann nun wahrlich nicht noch auf Verständnis hoffen.

          • J
            JDi
            @2097 (Profil gelöscht):

            @ Herr Neuburg: Ihr Einwand bezüglich der Petition ist nicht ganz falsch. Das möchte ich ganz ausdrücklich sagen.

             

            Aber eine solche Petition kann doch genauso wenig wie eine sonstige dämliche Äußerung (bspw. von Herrn Rülke) nicht die erforderliche Diskussion beenden, was den Kindern - ja, die Einschulung in BW ist in vielen Fällen bereits mit 5 - beginnend als Querschnittslernziele vermittelt werden soll. Dass es sich um solche fächerübergreifenden Lernziele ab der 1. Klasse handelt, ergibt sich bereits aus den Überschriften des Arbeitspapiers. Die Landtagsrede der Parlamentsvizepräsidentin Fr. Lösch während der Debatte unterstreicht dies. Ein Einsetzen der Diskussion über ein erkennbar von einer Lobby-Gruppe einseitig diktierten Arbeitspapiers erst mit der Verabschiedung des Bildungsplans.

             

            PS: Ich bin ein einfacher evangelischer Christ der ev. Landeskirche, der vielleicht in die Schubladen sozial und ökologisch orientiert und zugleich bürgerlich einsortiert werden kann, jedenfalls aber ein bemüht guter Familienvater für seine Kinder. Würden Sie die mich erkennbar einschließende Sammelbezeichnung "Pietcong" als angemessen oder gruppenspezifisch herabsetzend empfinden? Oder ist es einfach ein Begriff um (möglicherweise) Andersdenkende zu diskreditieren.

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @JDi:

              Vielen Dank. Ihre Einwände sind angemessen vorgetragen und nicht verletzend. Daher kann darüber ohne Verärgerung diskutiert werden.

              Zu Bedenken ist, dass die Person, die das Arbeitspapier eingereicht hat, den Schwerpunkt auf die sexuelle Vielfalt gesetzt hat, in der Hoffnung, dass etwas im Bildungsplan davon aufgenommen wird.

              Dass das Ganze natürlich pädagogisch und didaktisch entsprechend des Alters der Kinder sein muss, ist klar. Die Kinder zu überfordern, zu verschrecken oder zu verstören, ist ganz sicherlich nicht beabsichtigt. Ansonsten würden dadurch die Kinder nur erst recht Vorurteile entwickeln und damit wäre die Absicht zu mehr Toleranz und Akzeptanz beizutragen dann ad absurdum geführt.

              Die Bezeichnung Pietcong zielt überwiegend auf Herrn Stängle und die Unterzeichner seiner diskriminierenden Petition ab. Wer beleidigt wird, neigt dazu, auch zu beleidigen. Das ist menschlich aber sicherlich nicht hilfreich. Zu Bedenken ist, dass viele der deutschen Aufklärer, wie Immanuel Kant bspw. auch Pietisten waren. Dann müsste Kant heute auch als Pietcong bezeichnet werden, denn trotz seines kategorischen Imperativs neigte er stark zu pedantischer Kleinbürgerlichkeit. Also damit könnte ich leben, genauso bezeichnet zu werden wie Immanuel Kant.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @JDi:

          Dann werden Sie doch bitte etwas konkreter. Wo entnehmen Sie denn bitte aus dem Arbeitspapier was im Detail und auf welche Weise und in welchem Umfang Kindern beginnend ab dem 5. Lebensjahr vorgetragen werden soll!

          • JF
            jörg fischer
            @2097 (Profil gelöscht):

            Wenn sie festlegen wer auf Verständnis hoffen darf und wer nicht, sollten sie auch damit leben, das andere Menschen dieses nicht für ihre Position aufbringen.

             

            Man sollte nicht vergessen, das für viele Menschen diese homophobe Scheiße tatsächliche Ängste und Meinungen wiederspiegelt. Für diese Menschen ist ihre Position also genauso unfassbar, wie umgekehrt. Würde man diesen Menschen sachlich begegnen und ihre "Argumente" ernster nehmen, so könnte man eine echte Akzeptanz schaffen.

             

            Aber für jemanden der ideologisch Überlegen ist, ist Empathie wohl eher nicht notwendig!

            • 2G
              2097 (Profil gelöscht)
              @jörg fischer:

              Ängste sollten nicht verletzend sein und andere diskriminieren.

              Die Gegenseite hat auch Ängste, die nicht unbegründet sind. Außerdem erwarten diese eine Entschuldigung von Herrn Stängle aufgrund seiner Petition. Danach kann sofort eine sachliche Diskussion beginnen. Das Klima erst zu vergiften und dann eine sachliche Diskussion führen zu wollen, als sei nichts geschehen, ist wohl erneut sehr dreist.

              Der Kommentar von Sören hier zu dem Artikel ist berechtigt: „Bei diesen Leuten ist es wie mit Rassisten: Sie reflektieren ihre Ansichten gar nicht, sind also nicht diskussionsfähig. Wenn man ihnen nicht deutlich und entschieden entgegen tritt, fühlen sie sich nur bestärkt.“

              Aber ich will nun doch einmal versuchen Ihnen entgegenzukommen. Sie können mir ja nun beweisen, dass der Kommentator Sören unrecht hat. Sie wollten doch eine sachliche Diskussion, dann gehen Sie doch bitte noch auf meine Frage ein:

              Wo entnehmen Sie denn bitte aus dem Arbeitspapier was im Detail und auf welche Weise und in welchem Umfang Kindern beginnend ab dem 5. Lebensjahr vorgetragen werden soll?

  • L
    Lothar

    "Ich finde das Andere scheiße und halte es nicht aus" ist offenbar keine Option? "Eine Politik des Gehörtwerdens darf sich nicht nur auf das

    beziehen, was einem in dem Kram passt" - aber nur, solange als Ergebnis rauskommt, was einem in den Kram paßt?