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Kommunikation mit DatenschutzSchlüsseldienst für jede Nachricht

Sichere E-Mail-Betreiber wie Posteo bekommen Konkurrenz von Mailbox.org. Die Nachfrage nach Diensten mit gutem Datenschutzniveau steigt.

Unsichtbar für Dritte: Verschlüsselte Emails. Bild: pepipepper / photocase.com

Es tut sich etwas auf dem Markt der E-Mail-Anbieter, die auf Datenschutz und Privatsphäre Wert legen. Nachdem sich die Zahl der Nutzer des 2009 gegründeten Anbieters Posteo nach Beginn der Snowden-Enthüllungen vervielfacht hat, will nun ein neuer Dienst mit ähnlichem Angebot, wie Servern in Deutschland und guter Verschlüsselung, auf dem Markt einsteigen: Mailbox.org.

Dahinter steckt ein Unternehmen aus Berlin, das sich bisher auf Geschäftskunden und NGOs konzentrierte, unter anderem als Serverbetreiber, aber weniger auf Endkunden zielte. Das scheint sich nun zu ändern: In den ersten 24 Stunden nach dem Start haben sich nach Angaben von Geschäftsführer Peer Heinlein 3.000 Nutzer angemeldet.

Neu ist vor allem, dass der Anbieter eine Verschlüsselung sämtlicher E-Mails im Postfach ermöglicht: Nutzer können mit ihrem öffentlichen PGP-Key auch unverschlüsselt eingehende E-Mails im Postfach so für Dritte unlesbar speichern. Zwar lassen sich die Nachrichten unterwegs immer noch abfangen – etwa wenn der Mailprovider des Gegenübers keine gut verschlüsselte Übermittlung der Nachrichten vorsieht. Doch für den Fall, dass Hacker ein Konto knacken oder die Betreiber von Mailbox.org mit einem gerichtlichen Beschluss zur Herausgabe des Postfachs gezwungen werden, sind die Inhalte der darin liegenden E-Mails nicht lesbar.

Das Angebot ist auch deshalb interessant, weil es die Nutzung von PGP-Keys attraktiver macht. Bislang nützen die nur etwas, wenn auch der Kommunikationspartner mit dem Verschlüsselungsmechanismus arbeitet. Bei Mailbox.org hat der Nutzer auch ein Mehr an Sicherheit für sich selbst, ohne dass der Anbieter die E-Mail-Kommunikation komplett neu erfunden hat – wie es etwa die Dark Mail Alliance um den PGP-Erfinder Phil Zimmermann vorhat.

Der Start von Mailbox.org ist ein Indiz dafür, dass die Nachfrage nach Diensten mit gutem Datenschutzniveau steigt – und dass sich daraus ein Geschäft machen lässt. Denn genau wie bei Konkurrent Posteo zahlen Nutzer im Monat einen Euro. Bei Marktführern wie der Telekom oder GMX gibt es solche Accounts zwar kostenlos – dafür aber mit Werbung und einem deutlich niedrigeren Niveau an Privatsphäre.

Mailbox.org wirbt – wie auch Posteo – damit, nicht nur in Sachen Datenschutz und Privatsphäre anderen E-Mail-Providern voraus zu sein. So sollen sowohl die Server als auch die Geräte im Büro mit Ökostrom laufen, das Geld geht auf ein Konto der Bank für Sozialwirtschaft, und Werbung bekommen die Nutzer keine.

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5 Kommentare

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  • posteo.de ist einfach klasse, schaut mal rein und dann könnt ihr euere Kommentare abgeben, nicht schon vorher meckern, dafür sind wir Deutsche ja weltweit bekannt, für's meckern und zetern..., :)

     

    POSTEO ist Werbefrei, Anonym, Umweltbewußt (Firma läuft mit Naturstrom) und ihr Konto ist bei der GLS-Bank...,

    was will man mehr...,nicht dumm kommentieren, es ist Zeit zum handeln

  • PH
    Patrick H.

    Natürlich ist es hervorragend, wenn Mailanbieter ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der Nutzerinnen anerkennen und versuchen, dem mit ihren Angeboten zu begegnen.

     

    Die Verschlüsselung von unverschlüsselt eingehender Mail finde ich jedoch ziemlich fragwürdig. Wo ist an dieser Stelle der Sicherheitsgewinn gegenüber der offenbar existierenden, da beworbenen Transportverschlüsselung zwischen Nutzer und Mailbox.org? Man könnte argumentieren, dass er darin besteht, dass die Mails anschließend auch verschlüsselt auf dem Server liegen. Letztlich hat aber Mailbox.org den Zugriff auf die Mails vor der Verschlüsselung, noch während sie eingehen und könnte sie außerdem mit einem Zweitschlüssel versehen, so dass die gewonnene Sicherheit schwerlich realen Unterschied macht.

     

    Ich bin immer dafür, auch kleinere Verbesserungen im Umgang mit Verschlüsselung durch Nutzung zu würdigen, hier sehe ich aber eher einen gigantischen PR-Effekt, der nur einem minimalen Sicherheitsgewinn gegenübersteht. Im Gegenteil, es werden womöglich falsche Sicherheitswahrnehmungen erzeugt, da die Nutzer nicht mehr unterscheiden können zwischen Nachrichten, die tatsächlich vom eigentlichen Absender Ende-zu-Ende verschlüsselt wurden und solchen, die Mailbox.org für einen verschlüsselt hat. Die Sensibilisierung für die fundamentale Bedeutung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sinkt dadurch.

     

    Der Dienst ersetzt keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und will das offenbar auch nicht, er muss sich aber in meinen Augen den Vorwurf gefallen lassen, letztlich für mehr Verwirrung zu sorgen, als für realen Sicherheitsgewinn.

    • PH
      Peer Heinlein (mailbox.org)
      @Patrick H.:

      Zunächst macht mailbox.org noch viel mehr, als in diesem kurzen Artikel geschildert. Neben der INBOX-Verschlüsselung bieten wir auch ganz neue Möglichkeiten beim SSL/TLS-Versand.

       

      Die Vor- und Nachteile des verschlüsselten Postfachs legen wir umfangreich udn transparent offen und erörtern die auf unseren Webseiten. Wir gaukeln hier keinem Nutzer etwas vor. Entscheidend ist, dass wir täglich erleben, daß Postfächer gehackt werden -- und wir verhindern, daß Dritte die darin liegenden Daten zu sehen kriegen.

       

      Der Nutzer kann übrigens problemlos unterscheiden, ob die Mail beim Absender oder erst auf unserem Server verschlüsselt wurde. Unsere FAQ erklärt's.

       

      Alles in allem sensibilisieren und erziehen wir Nutzer dahingehend, dass sie Mailverschlüsselung nutzen. Und zwar natürlich Ende-zu-Ende, wie es sich gehört. Mit irgendwas muß man anfangen, Nutzer an soetwas zu gewöhnen.

       

      (Peer Heinlein / mailbox.org)

    • C
      Chris
      @Patrick H.:

      Der Sicherheitsgewinn wird offenbar wenn das Userpassword "verloren" geht, oder gar ein gleichlautendes Password mal wieder in einer nicht mehr zu depublizierenden Kundendatenbank veröffentlicht wird.

    • G
      Gast
      @Patrick H.:

      Na, denk noch mal drüber nach, wenn die Account-Daten deines Vaters in die falschen Hände gelangt sind.

       

      In Zeiten von IMAP und gigantischen Postfach-Größen beim Provider finde ich den Fortschritt durchaus erheblich. Dem Provider - und nebenbei auch der Abwesenheit einer laufenden Telekommunikationsüberwachung - musst du ohnehin vertrauen.