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Informatik-Studiengang nur für Frauen100 Prozent Quote

Frauen sind in den technischen Fächern gewöhnlich in der Minderheit. Ein Studiengang an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft ist für Männer deshalb tabu.

Ein geschützter Raum für Frauen soll der Studiengang sein. Bild: ap

„Erst wollte ich nicht Informatik studieren, weil ich dachte, das machen eh nur Jungs“, sagt Fatima El-Hassan. Jetzt ist die 23-Jährige bereits im dritten Semester des Studiengangs „Informatik und Wirtschaft“ eingeschrieben. Es ist kein ganz normaler Informatikstudiengang, den die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) da anbietet, sondern einer, der nur für Frauen offen ist. „Ich habe über eine Freundin von dem Studiengang gehört und dann habe ich mich eingeschrieben“, so El-Hassan.

Insgesamt liegt der Frauenanteil in den MINT-Fächern an der HTW bei 37 Prozent. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Knapp 40 Prozent Frauen – das ist immerhin ein Viertel mehr, als an der Beuth Hochschule für Technik und der Technischen Universität Berlin (TU) in den MINT-Studiengängen eingeschrieben sind. Aber immer noch wenig, wenn man bedenkt, dass in den meisten anderen Fächern der Frauenanteil überwiegt.

Klischees verinnerlicht

Den speziellen Frauen-Studiengang im Informatikbereich hat die HTW Berlin vor vier Jahren eingeführt – und er werde sehr gut angenommen, sagt Annette Hoxtell, Mitarbeiterin für Gleichstellung an der HTW. „Es hat damals auch Kritiker gegeben, weil einige nicht einsehen wollten, warum Frauen einen geschützten Raum brauchen“, sagt sie weiter. Tatsächlich sei es so, dass viele junge Frauen wie Fatima El-Hassan nach dem Schulabschluss das Klischee, Informatik und Technik sei Männersache, verinnerlicht hätten und sich an einen solchen Studiengang nicht herantrauten – obwohl sie sich dafür interessierten. Der Studiengang bietet zudem alle Kurse so früh am Tag an, dass junge Mütter wie El-Hassan keine Probleme mit der Vereinbarkeit von Kind und Studium haben.

Girls Day

Einmal im Jahr öffnen Unternehmen, bei denen weniger als 40 Prozent Frauen arbeiten, beim bundesweiten Girls Day ihre Türen für Schülerinnen. Ziel ist, mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Berufsfelder für junge Frauen interessanter zu machen. Dieses Jahr findet der Aktionstag am morgigen Donnerstag statt.

Auch die Hochschulen machen mit: An der HTW können sich Schülerinnen etwa durch kleine Programmieraufgaben tüfteln. Die TU und die Beuth Hochschule bieten ebenfalls Workshops an. (taz)

Mehr Infos im Netz:

Dass vor allem dem Schulunterricht eine Verantwortung zukommt, Frauen an technische Berufe heranzuführen, haben auch Studien von Rebecca Lazarides, Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaften an der TU, ergeben. Im Kindergarten seien Mädchen und Jungs noch im selben Maße für Naturwissenschaften und Technik empfänglich, nach der Grundschule lasse das Interesse bei Mädchen entscheidend nach.

„Lehrer und Eltern haben in dieser Zeit großen Einfluss auf die Kinder. Wenn Lehrer von Mädchen gar nicht erst erwarten, dass sie gut in Physik sind, dann hat das seine Wirkung“, sagt Lazarides. Daher biete die TU Fortbildungen und Workshops für Lehrende an: Da geht es um korrekten Sprachgebrauch, aber auch um das Einbinden von Frauen wie Männern als Vorbilder in den Unterricht, erklärt Lazarides.

Die technischen Hochschulen legen allesamt viel Wert darauf, früh auf Schülerinnen zuzugehen. Es gibt Projekttage in den Ferien, während der Schülerinnen sich in Laboren ausprobieren können. Natürlich öffnen die technischen Hochschulen auch zum Girl’s Day am Donnerstag (siehe Info-Kasten) ihre Pforten.

„Es geht um Chancengleichheit“, sagt Lazarides. Die Informatikerinnen an der HTW fangen im ersten Semester, anders als die Studenten im gemischten Studiengang, fachlich zwar auf einem sehr niedrigen Niveau an. Am Ende des Studiums wären sie aber mindestens auf dem gleichen Niveau, sagt Hoxtell.

Aber sind sie dann auch auf das Berufsleben vorbereitet, in dem gerade im IT-Bereich doch mehr Männer arbeiten als Frauen? „Auf jeden Fall“, ist sich Hoxtell sicher. Ziel des Studienganges sei es, den Studentinnen Selbstbewusstsein zu geben, um sie auf die teils männlich geprägte Unternehmenswelt vorzubereiten. Zum Beispiel durch Betriebspratika während des Studiums.

Bei Fatima El-Hassan zumindest scheint dies gelungen zu sein: „Angst, mit Männern zu arbeiten, habe ich keine“, sagt sie selbstbewusst. „Ich weiß ja jetzt, was ich kann.“

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4 Kommentare

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  • Schlechtmoeglichste Wahl eines Bildes fuer diesen Artikel. Kuenftige Informatikerinnen sind Barbies die bloede Computerspiele spielen. Kein Wunder, dass sie vor Maennern geschuetzt werden muessen! Taz, das muesst Ihr kuenftig besser machen!

  • Frage an Taz:

     

    Bitte erläutern, inwieweit eine derartige Quote mit dem Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vereinbar ist.

     

    Danke.

  • Die Frage nach "Schutz-" und "Schonräumen" für Frauen finde ich eigentlich auch problematisch. Manche meinen ja auch, dass Mädchen in reinen Mädchenschulen besser in Mathematik und Naturwissenschaften abschneiden, aber kann man nicht auch in "koedukativen" Gruppen dafür sorgen, dass Jungs/Männer Mädchen/Frauen ernst nehmen, wenn sie das nicht tun? In vielen ost- und südeuropäischen Ländern ist es überhaupt kein Problem, wenn Frauen MINT-Fächer studieren! Hierzulande hat man oft den Eindruck, dass dann gleich ein bestimmten Image damit verknüpft wird und wer das dann nicht verkörpern will, lässt lieber die Finger von MINT. Allerdings kann man das mit dem Image tatsächlich am besten dadurch durchkreuzen, dass viele verschiedene Frauen als MINTlerinnen in der Öffentlichkeit stehen....

  • Das ist eine gesellschaftliche wie eine Bildungs-Bankrotterklärung. Passend das Bild dazu: auf dem iPad wird “Bauernhof” gespielt.

     

    Die Idee ist so schlecht wie ihre Message: Frauen sind nach Einschätzung der Studiengangs-Macher also wirklich minderwertig. Sie müssen scheinbar vor Männern beschützt werden.

     

    Intelligenter Feminismus sieht anders aus.