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Kommentar Ukraine-GesprächeFrech kommt weiter

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Nur Russland hat für das Krisentreffen in Genf eine Agenda. Die West-Mächte taktieren. Der hilfsloseste Gesprächsteilnehmer ist die Ukraine.

Donezk, Anfang April: Der Russe Alexander Besputin prügelt auf den Ukrainer Taras Golovaschenko ein. Der Ringrichter leidet im Hintergrund still mit, kann aber nicht eingreifen. Bild: ap

D er Reflex sagt: Gut, dass sich die Außenminister der Ukraine, Russlands, der USA und der EU am Gründonnerstag in Genf treffen. Es gibt eine Krise, also muss gesprochen werden. Nur: Weder finden die Gespräche auf Augenhöhe statt noch ist absehbar, was dabei auch nur theoretisch herauskommen könnte.

Während eine der vier Parteien, nämlich Russland, ihre Agenda einigermaßen klar zu haben scheint, wissen die anderen drei nicht, was sie tun sollen. Auch wenn die Nato am Mittwoch eine Stärkung der militärischen Präsenz an ihren Ostgrenzen ankündigte, um wenigstens so zu tun, als verhandelten EU und USA aus einer starken Position heraus: Keine westliche Regierung ist bereit, wegen der Krim oder der Ostukraine einen Krieg zu führen. Und die Bevölkerungen sind allemal dagegen.

Unterdessen demonstriert Russland mit der Präsenz von 40.000 Soldaten an den Grenzen zur Ukraine eine unverhohlene Bereitschaft zum Einsatz militärischer Gewalt – verbrämt als Schutz der russischen Minderheitsbevölkerung, die angeblich ständig angegriffen werde. Das ist zwar blanker Unsinn, berichten gerade aus der Ostukraine zurückgekehrte UN-Missionen. Doch in Russland wird es geglaubt, und das reicht Putin.

Der Gesprächsteilnehmer von der traurigsten Gestalt ist die ukrainische Regierung. Sie dürfte gar nicht so heißen: Sie regiert ja nichts. Ihr Sicherheitsapparat funktioniert nicht, ihr Militär ist pleite und unzuverlässig, ihr Geheimdienst steht loyaler zu Moskau als zu Kiew, ihr Führungspersonal ist überfordert. Damit bleibt ihre wichtigste Funktion, die Wahl am 25. Mai zu organisieren.

Nichts zu sagen

Doch eskaliert die Lage weiter, wird selbst das nicht klappen. Unterm Strich bedeutet das: Die Einzigen, die in Genf nichts zu sagen haben, sind die Ukrainer selbst. Das passt zu der Folie, auf der im Westen, insbesondere in Deutschland, die Krise in der Ukraine zumeist debattiert wird.

Allzu selten kommen bei den „Kriegstreibern“ oder „Putinverstehern“ die Menschen in der Ukraine als Subjekte vor. Und so überrascht es nicht, dass der Westen sich über kurz oder lang mit der vergrößerten russischen Einflusszone abfinden wird. „Frech kommt weiter“, heißt es im Sprichwort – und Putin zeigt erneut, dass es kein Exklusivrecht der USA ist, nach dieser Devise auch zu handeln.

Die Gespräche in Genf werden daran wenig ändern. Sie jetzt überzubewerten ist einfach hilflos.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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22 Kommentare

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  • icke schrieb diesen Kommentar hier,

    am 4. März

     

    unbegründete Ängste, Russland ist nicht so dumm, das sie ein NATO-Land (hier Polen) angreifen, dann dies wäre dann ein Bündnisfall...,

    und die USA sind nicht so dumm, wegen der Krim einen dritten Weltkrieg anzuzetteln...,

    die Ukraine wird brüderlich zwischen Ost und West aufgeteilt, der Rest ist Polemik und Folklore...,

     

    jetzt nach 6 Wochen Russland-Phobie, schreibt die taz sinngemäß das gleiche wie icke..., bloß eben mit 6 Wochen Zeitverzögerung...,

     

    Einsicht ist gut, besser spät als nie

    danke liebe taz

  • 100 Jahre später wächst die Erkenntnis, daß die herrschende Politik und ihre Medien wenig anders agiert als vor 100 Jahren.

  • Alter Schwede nein. Manchmal frage ich mich ob unseren Mediengeistlichen, den Medienpriestern, dieser mit geistiger Gehirnwäschenobladen hantierenden "...***woahhgrrhmmmm...***"-Sippschaft irgendwelche Pillen verabreicht werden. Oder vielleicht wie in einem Science Fiktion Roman, den ich vor ewig Zeiten las. Darin wird über das Display eines Computers den Menschen mit einem Programm das Gehirn gewaschen. So ähnlich muss das sein. Wer weiß wie weit die NSA ist? ;-). Dieser geistigen Vergewaltigung kann man nur mit Sarkasmus begegnen, sonst unerträglich..."verbrämt als Schutz der russischen Minderheitsbevölkerung, die angeblich ständig angegriffen werde."? "Verbrämt als Schutz der natoistischen Weltbevölkerung, den Herrschern der Erde, vor allem aus Übersee, demnächst des Universums, die angeblich ständig angegriffen werde", selbst aus Erdlöchern irgendwo in Pakistan, mit Satellitentelefonen-uiii "Krieg gegen den (selbstfinanzierten)Terror (oder wer liefert und produziert die Waffen?"). Morgen zensieren die Pillenschlucker das sowieso raus... Ciao, machs gut Vergessene Liebe

    • @Qualle:

      @Vergessene Liebe

  • @SONDERMANN´s Idee mit einem Referendum unter UNO oder Europarat Aufsicht; ob Ja zur EU oder Ja zu Russland, oder evtl. `neutral´ hört sich gut an! Aber das impliziert eine Zusammenarbeit über die Machtblöcke hinweg...

    Das schlimmste m.E., welches z.Zt. sichtbar wird, ist: Die Ukraine, als Eigenständige Nation wirkt- durch den Putsch von EU Drehung- irgendwie

    Selbstentmündigt.

    Und der tobende Propagandakrieg zwischen USA/EU/NATO/RUSSLAND fördert diese Selbstentmündigung!

    Die einstmals in ehrlicher Hoffnung `Brennenden Herzen´ des Maidan - von diversen Machtinteressen vergewaltigt- versinken in Frustration.

    (die Vision des Maidan: die Ukraine als friedliche Brücke zwischen EU und Russland- ist dahin!) Das, als `böse´ stilisierte Russland treibt die EU in die Arme der USA! (TTIP !) Der West/Ost Handel und Kulturaustausch, die Annäherung- ist dahin!

    Und der Bedarf und der Wille der Menschen in den Ukraine selbst.. wird- primär im Namen westlicher Machtinteressen und habgieriger Oligarchen- propagandistisch missbraucht...

    Mann/Frau braucht Russland nicht zu lieben! Aber: Die russische Haltung hat Respekt vor den Menschen in den Ukraine, und wirkt befriedend!

  • Ich fühl mit Ihnen 5. "Frech kommt weiter". Ja der Papst, ein guter Freund Putins und Russlands. Quasi im Sauseschritt, immer mal auf Besuch, durchwühlt Putin die edle Kammer den Fischerringträgers (höchst selbst eure geistige Majestät über den Erdkreis, höchstpersönlich von Gott eingeschoben...oder durch ein Loch geschoben?). Grausame Dinge machte diese slawisch geprägte Kirche. Wilde Sachen. Scheiterhaufen, Ablassbriefe, politische Umstürze organisieren, Korruption, Kinderschändung, Mafia, und und und. Papam habemus. Egal. Noch über die Engländitzki: Sie experimentierten stets mit Rassismus und Menschenverachtung, diese bösen Slawen von der Insel. In Süd-Afrika installierten sie Apartski-Regime. Eine Welt der Weissen in einer Welt der Schwarzen, der versklavten, die sich auf den Äckern der weissen slawischen Herrenvölker blutig schunden. Terror. Nelczson Mandekla, ein aufrechter Kämpfer gegen das slawische Terrorregime und aus dem Gefängnis entlassen, bis vor ein paar Jahren südafrikanischer Staatspräsident hatte den Blutschund der slawischen Inselherrenrasse mit ihrem Ableger aus Übersee durchbrochen. Wir armen, wir waren immer so friedlich, haben niemand was getan EU/USA, Nato Verteidigungsbündnis. Nur die Krim, nur ein eisfreier Hafen. Putin du, sei nicht so gemein.

    • @Qualle:

      Oh, Qualle, du bist gut. Verdammt gut!

    • @Qualle:

      Danke für die `Aufmunterung´ !!!

      ...nun pass mal auf deinen Blutdruck bitte, oder haste wat eingenomm´n ?

      hihi...

  • "Unterdessen demonstriert Russland mit der Präsenz von 40.000 Soldaten an den Grenzen zur Ukraine eine unverhohlene Bereitschaft zum Einsatz militärischer Gewalt"

     

    Nehmen wir mal an, das stimmt so (wem kann man schon noch glauben): Wie viel Militär hat die NATO eigentlich so rund um Ukraine? Und wie viel möchte man aufstocken? Und wieso ist für den Sommer ausgerechnet in Ukraine ein NATO-Manöver geplant? Fragen über Fragen...

     

    "Der Gesprächsteilnehmer von der traurigsten Gestalt ist die ukrainische Regierung. Sie dürfte gar nicht so heißen: Sie regiert ja nichts."

     

    Sie ist ja auch nicht demokratisch an die Macht gekommen sondern durch einen vom Westen orchestrierten Staatsstreich. Hat nach Victoria Nuland 5 Mrd. US-Dollar gekostet.

     

    "Ihr Sicherheitsapparat funktioniert nicht, ihr Militär ist pleite und unzuverlässig, ..."

     

    Ha, gute Nachricht: Nach Berichten will Yulia Tymochenko ihre ganz persönliche Nationale Widerstandsarmee aufbauen http://www.heise.de/tp/artikel/41/41514/1.html - sie schaltet schon Anzeigen für Freiwillige und Spender. Und die "Regierung" legt Kriegsanleihen auf: wie es aussieht, werden sie in Geld schwimmen und sich vor Freiwilligen nicht retten können :D

     

    "Damit bleibt ihre wichtigste Funktion, die Wahl am 25. Mai zu organisieren."

     

    Wird sich erübrigen. Unwahrscheinlich, dass die "Freaks in Kiew" bis dahin als "Regierung" überleben.

     

    Was Europa angeht, ist eine Verständigung mit Russland besser - aber nicht unbedingt für den Militärisch-Industriellen Komplex. Der will wachsen, bis es kracht. Und wenn es sonst schon keine Wachstum gibt...

  • Ich fühl mit Ihnen 4. "Frech kommt weiter". Da gebe ich Ihnen Recht. Diese Russen waren immer freche Imperialisten. Diese Slawenvölker. Sie eroberten zuerst die Neue Welt, da wo jetzt Russland ist, in Übersee. Sie rotteten die Ureinwohner aus. Richteten sie bestialisch hin. Alles nachzulesen in Werken, von Zeitzeugen aus dem 16 Jhd. die die Wahrheit aufschrieben. Ihren Glauben zwangen sie den Ureinwohnern auf. Ihre besten Freunde, ein slawisches Seefahrervolk, das auf einer kleinen Insel beheimatet war,der eigentliche Ausgangspunkt für das Imperium, die Engländitzki: Australitzka (wir sagen Australien), Neuzkilanda (Neuseeland), Paprawitzka Nuigrunitzkei (Papua Neuguinea) etc. Alles erobert, Ureinwohner weggefegt, versklavt. Rassismus herrschte in Russland immer. Die ehemals importierten Sklaven aus Afrika durften bis ins 20. Jhd. hinein keine Sitzbänke für Slawen benutzen. Und schau dir Afrika an: von diesen hinterhältigen Russen und Slawenvölkern aufgeteilt wie am Reißbrett, genauso wie in der Neuen Welt Russland, mit dem Lineal.

    Was sollen wir, armen, USA/EU nur machen? Wir wollten nur Zugang zu einem eisfreien Meer, Negrozmeer, die Krim. Der böse Russe verbietet es uns. Wie immer, weit in die Geschichte hinein zurückblickend, agiert er, der Russe, imperialistisch und lässt uns keinen Flecken Erde. Der Papst ist eben auch hinter ihm...

  • Es hilft nichts, jetzt zu polemisieren. Sachliche Lösungen sind gefragt. Und es sieht nicht gut aus für die pro-westlichen Kräfte in der Ukraine. Vielleicht ist ein Referendum unter UNO- oder Europarat-Aufsicht tatsächlich vernünftig. Wer will bei der Ukraine bleiben, wer will zu Russland. Das muss dann aber anders laufen als auf der Krim: ohne Bewaffnete, die die Wählenden einschüchtern. Und unter Rückzug all derjenigen Fahnenschwenker, die keine Ukrainer sind.

    • @Sondermann:

      Was soll das denn bedeuten!?:

      "Fahnenschwenker die keine Ukrainer sind"?--

      ist es nicht eher so, dass EU- strebende "Fahnenschwenker" und RUS- strebende "Fahnenschwenker" dort unterwegs sind. In einem durch die EU-Scheinheiligkeiten angerichtetem Staatsdesaster, welches vormals "Ukraine" hieß?- So entspricht es doch wohl eher, des zu erinnernden Ablaufs der Wirklichkeit.

  • Wenn die EU-Außenminister nunmehr dastehen wie eine zusammengefaltete Thekenmannschaft, haben die sich das zur Gänze selbst zuzuschreiben. Ohne realistisches Konzept, letztlich getrieben von der US-Rechten, meinten unsere "Strategen", mal eben die Ukraine kippen zu können.

    Jetzt erkennen sie, dass sie sich bei ihrer Zündelei ziemlich verkalkuliert haben und schieben den bösen Russen, die überraschenderweise nicht mehr mitspielen wollten, die Schuld zu. Mitleid gebührt in der Tat den Bürgern der Ukraine, die in ihrer Gutgläubigkeit und Erwartung auf ein besseres Leben nicht durchschaut haben, welches Spielchen da die EU/NATO mit ihnen treiben wollte.

  • Ich fühl mit Ihnen 3. Über das Osamnische Reich, heute Dügei gibt es viel zu erzählen. Dort herrscht Erdowahn. Immer wieder versucht er für Putin Bündnisfälle gegen Syrien zu produzieren. Da gibt es geleakte Gespräche, Videos etc. Putin lieferte Erdowahn auch Tränengas, bewiesen. Erdowahn massakrierte damit monatelang sein Volk. Die Putinpropaganda schaffte es anfangs lange alles herunterzuspielen, vom Thema abzulenken. Die Dürgen demonstrierten wegen Bäumen hieß es lange Zeit. "Die Spinnen die Dürgen, alles nur wegen Bäumen". Egal. Jetzt wollte die arme USA ja nur ein kleines Einflussgebiet, wir, die Guten. Auch mal einen coolen Hafen im Negrozmeer. Wir haben ja gar nichts, sind soo schwach. Die Krim, der Traum. Aber der böse Putin, dieser böse Russe, Sohn Jelzins mit seinem Medvedevklon, er schafft es uns als den Aggressor darzustellen. Er, Putin, der wie viele seiner Urväter einen Freidensnobelpreis hat. Dabei war der Russe an sich immer böse, ja gemein und hinterlistig. Dieser Putin lässt überall Drohnen rumfliegen, auf Zivilisten schießen. Er hat weltweit Militärbasen. Unglaubliche Kampfstärke. Was sollen wir nur machen? Die schwache Nato, schnüff.

    Nicht einmal die Krim gönnt er uns. Jahrzehnte hat er in allen Ländern um uns herum Raketenstationen gegen uns errichten lassen. Reicht ihm, dem gefakten Friedenbsnobelpreisträger, nicht sein Atombombenarsenal? Wir, USA, EU, die freie Welt, wir liegen a,m Boden, schwach und er tritt auf uns herum.

  • Ich fühl mit Ihnen 3. Aber Putin kann nicht genug bekommen...Nicht seinen Bruder Medvedev vergessen. Eigentlich ein Putinklon. Er wurde aber mit einer anderen Haut überzogen (So sind die Russen!, Zombies), spielt den Intellektuellen, um unerkannt zu sein. Egal. Syrien war Putins nächstes Ziel. Schon Putins Papa Jelzin, seine Ur und UrUrgroßväter hatten im Mittleren Osten, oder vorher Osamnisches Reich herumgefuhrwerkt. Nur wegen dem Öl. Ganz früher hatten Putins Opas dort Marionettenregierungen installiert, Sabotage und Terror gefördert. Nur für das Öl. 100% Gewinn floss an Russland aus diesen Ländern. Die Menschen lebten im Dreck. Das Phänomen nennt sich St. Petersburg Kaitalismus. Aber lange her... Ja, also Syrien, da ist auch die Al Quaida Truppe, Putins Freunde aktiv, auch Al Nusra. Die Putinpropaganda schafft es diese bärtigen Menschen als Rebellen zu bezeichnen und Putins Verbündete verbreiten diese Propaganda in den Medien. Was sollen wir, die Guten EU/USA nur tun? Die Nato ist sooooo geschwächt. Stell dir vor: Diese von der Putinpropaganda bezeichneten Rebellen sind keine Syrer. Nein, die kommen von überall her. Keine syrischen Bürger, die nennt Putin Rebellen und Oppositionelle und rechtfertigt damit Waffenlieferungen...

  • "Allzu selten kommen bei den „Kriegstreibern“ oder „Putinverstehern“ die Menschen in der Ukraine als Subjekte vor."

     

    Richtig, ich entsinne mich nicht, zu Zeiten der Maidan-Proteste mal einen Bericht von einem Menschen z.B. in der TAZ gelesen zu haben, der im Osten der Ukraine lebte. Auch heute höre ich nix davon, niemand nimmt die Menschen, die evtl. einfach nur bezahlt werden wollen, wahr.

    Dafür werden wir überschüttet mit so sinnvollen Einzelberichten von Grand-Prix-Siegerinnen oder Sprechern von ethnischen Minderheiten, die zu Hitlers Ostlegionen gehörten oder Berichte von den Menschen, die sich entweder auf dem Maidan eingenistet hatten bzw. jetzt die Krim verlassen.

    Das kann alles nicht die Mehrheit der Bevölkerung dort sein.

     

    Und selbst wenn: Das einzige, was ich aus allen Berichten mitgenommen habe, war, dass es sich meist um Menschen handelte, die sich "Patrioten" nannten und sich für die Menschen in der Ukraine auch nicht im geringsten interessierten, sich vielmehr um die "Einheit der Ukraine" sorgten (Als ob es dadurch einem Menschen besser gehen würde!).

     

    Da war keiner drunter bislang, mit dem ich irgendeine Form der Solidarität mir vorstellen könnte. Aber von den Menschen, die eine bessere Zukunft bei förderalen Strukturen der Ukraine erhoffen, hat ja auch noch niemand berichtet.

    • @Age Krüger:

      Genau das meine ich auch.

      Das Hauptproblem der Ukraine scheint mir zu sein (und Kenner des Landes haben auch schon zu Beginn der Maidan-Proteste immer wieder darauf hingewiesen), dass es eben keine stabile gemeinsam gewachsene ukrainische nationale Identität gibt.

      Und die kann sich nur im Lande selbst entwickeln - oder auch nicht. Dann muss man sehen, wie man damit umgeht.

      • @Lieselotte Jürgensen:

        Nach dem heutigen Bericht in der TAZ, dass in der Ost-Ukraine auch große Teile der russischen Rüstungsindustrie sitzen, habe ich den Eindruck, dass dieser Nationalismus wahrscheinlich gar nicht alleine aus der Bevölkerung kommt.

        Der Westen hat kein Interesse an einer friedlichen Trennung der Ukraine, weil nur im Westen wirklich Kräfte sitzen, die sich Europa zugehörig fühlen. Der Westen der Ukraine ist aber lanfwirtschaftlich geprägt und bitterarm. Im Osten und im Süden sitzen die industriellen Zentren. Und die EU/USA haben natürlich ebenso ein Interesse an den industriellen Zentren wie Rußland ein Interesse daran hat, seine Rüstungszulieferer nicht unter US-/EU-Einfluß kommen zu lassen.

        Beide Seiten arbeiten mit dem grauenhaften Stammesdenken. Der Westen versucht eine gesamt-ukrainische Nationalistät hervorkommen zu lassen und Rußland setzt auf die russische Nationalität aufgrund der Sprachzugehörigkeit.

        Keine der Seiten interessiert sich wirklich für die Selbstbestimmung der Menschen in der Ukraine.

  • Ich fühl mit Ihnen 2. Also Afghanistan, Irak etc. Hier verbrach Putin heftige Sachen. Er installierte Gefängnisse, wo gefoltert und gemordet wurde. Die Bilder gingen um die Welt. Hunde wurden auf die Menschen gehetzt. Elektroschocks. Ein Schock für die freie Welt der Guten: USA/EU. Es gab geleakte Videos wie Putins Söldner aus Hubschraubern heraus Zivilisten zum Spaß töteten oder zum Spaß mit Militärfahrzeugen Menschen auf der Straße überfuhren. Tja, so ist der Russe nun mal: das Böse. Irgendwann holte sich Putin auch noch Lybien und die ganzen Länder dort. Mit seinen Verbündeten. Hach, da fällt mir gerade die Koaliska ov zrei Willizka ein (Koalition der Willigen übersetzt), aber das war Irak. Also in Lybien nahm er seine Verbündeten und zack bumm weg mit diesem Gaddafi. Al Quaida half Putin auf dem Boden. Das alles nur für Öl und weil der Gaddafi nicht mehr das Öl an den Rubel koppeln wollte. Unmöglich: die Nato, das Verteidigungsbündnis konnte wieder nur zuschauen. Putins Propaganda bezeichnete es als Arabska Czspringa (Arabischer frühling übersetzt). Den Rest können Sie sich ja denken Herr Pickert!

    • @Qualle:

      ...böse Groteske - allerdings: nicht komplett aus der Luft gegriffen.

  • Ich fühl mit Ihnen 1.

    "Auch wenn die Nato am Mittwoch eine Stärkung der militärischen Präsenz an ihren Ostgrenzen ankündigte, um wenigstens so zu tun, als verhandelten EU und USA aus einer starken Position heraus" Die Nato, die EU und die USA tun mir auch sehr leid. Ich fühle mit Ihnen Hr. Pickert! Wie ging es los? Zuerst massakrierte Putin Exjugoslawien, trennte Kosovo ab. Im Irak war vorher Papa Jelzin (90er) aktiv (psst, das weiß niemand das Jelzin Putins Vater ist). Aber Putins Papa ging nicht bis Bagdad. Der Urgroßvater Jelzins belieferte Hussein mit Giftgas und allem was für einen Krieg gegen Iran gebraucht wird. Auch Luftaufklärung. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, da kam Sohn W. Putin (Codename Gork W. Buschitzk), ging nochmal in den Irak, bis Bagdad vor, um den einstigen Helfershelfer Hussein glorreich zu besiegen. Die Nato, ein Verteidigungsbündnis der Guten (wir) konnte nur zuschauen wie Jelzins Sohn Putin all dies verbrach. Eine Schmach für die USA und die Nato. In Afganistan ist Putin eingefallen, überall. Putin geht soweit mit dem Ex-Staatsfeindnr. 1 Al Quaida zu kooperieren (stell dir vor!), war doch Osama der Strippenzieher hinter den Anschlägen auf die russische Skyline in Moskau (laut Putinpropaganda...)

  • Ein sehr schöner Meinungsartikel, er wärmt ein paar Behauptungen auf ohne irgendwelche Belege dafür zu bringen.

    Selbst wenn die 40k stimmen wird das nicht reichen sind ja auch nur 500km bis Moskau, ich denke die wären aus gutem Grund dazwischen stationiert.

     

    Zum Vergleich im Irak waren 100k Söldner und 130k US Soldaten am Werk+die paar Koalierte der Willigen.

    Das hier keiner Krieg will kann ich fast gar nicht glauben. wenn ich mir den schneidigen Gabriel so anhöre würde ich eher so einen Satz wie "unsere Freiheit wird auch vor Moskau verteidigt" erwarten.

    Bei seiner Redelag er ja auch ziemlich weit von der Realität entfernt.

     

    Und Entspannungsrassmussen schickt gerade Kampfverbände an die "Ostfront" ich kann nur hoffen das die US berater Kiews ein einsehen haben das Krieg in Europa ziemlich doof ist.