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Kommentar Entwicklung im IrakIsis darf nicht siegen

Ines Pohl
Kommentar von Ines Pohl

Was im Irak passiert, ist eine Katastrophe für die Weltgemeinschaft. Es muss über neue strategische Partnerschaften nachgedacht werden.

ISIS-Konvoi, Archivbild aus dem Januar 2014. Bild: ap

E s ist schwer zu sagen, welches der größere Fehler war: Die Invasion der Amerikaner in den Irak 2003? Oder der Abzug 2011 aus einem Land, dessen staatliche Ordnung nach, wegen und trotz der achtjährigen amerikanischen Besatzung im völligen Zerfall begriffen scheint?

Letztlich ist es müßig, darüber zu streiten, ob Präsident Bush schuldiger ist an der aktuellen Situation oder Präsident Obama, der vor drei Jahren den endgültigen Abzug des Militärs befahl. Was jetzt zählt – und was Anlass zu allergrößter Besorgnis sein muss –, sind die Berichte, die uns erreichen: Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht vor der scheinbar unaufhaltsam vorrückenden Isis-Miliz, einer radikalislamischen Terrororganisation, die so brutal ist, dass selbst al-Qaida die Zusammenarbeit mit ihr verweigert.

Eine Stadt nach der anderen nehmen die Terroristen ein, ohne dass die irakischen Armee nennenswerten Widerstand leistet. Im Gegenteil: Sie kapituliert und hinterlässt dem Mob modernstes, nicht zuletzt amerikanisches Kriegsgerät, das dessen militärische Schlagkraft weiter stärkt.

Was hier geschieht, ist nicht allein für die Menschen in der Region eine Katastrophe, sondern für alle Demokraten, ja die Weltgemeinschaft. Diese Katastrophe ist auch das Ergebnis der westlichen Militärinterventionen, die eben nicht dazu führen, dass Freiheit und Demokratie einziehen, sondern dass Staaten zerfallen.

USA müssen mit Iran ins Gespräch kommen

Es ist das erste Mal, dass es eine islamisch-fundamentalistisch-terroristische Gruppe über mehrere Ländergrenzen hinweg schafft, ein zusammenhängendes Territorium vom Libanon über Syrien bis in den Irak zu kontrollieren. Mit dem Ziel, unter der Führung von ultraradikalen sunnitischen Extremisten ein islamisches Kalifat zu etablieren.

Das muss die Weltgemeinschaft auf den Plan rufen. Und es muss über ganz neue strategische Partnerschaften nachgedacht werden. So schwer es den USA auch fallen mag: Sie müssen mit dem Iran intensiver ins Gespräch kommen. Israel und auch die Türkei sind in diesem Konflikt die Bündnispartner, mit denen man für ein gemeinsames Ziel kämpfen muss.

Eine Gruppe, für die grenzenlose Gewalt eine selbstverständliche Handlungsoption ist, muss unsere Regierungen zwingen, über die Schatten der Geschichte zu springen.

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Ines Pohl
Ines Pohl (Jahrgang 1967) war von Juli 2009 bis Juni 2015 Chefredakteurin der taz. Bevor sie als politische Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin arbeitete, leitete sie das politische Ressort der Hessischen /Niedersächsischen Allgemeinen. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Im Dezember 2009 wurde ihr der Medienpreis „Newcomerin des Jahres“ vom Medium-Magazin verliehen. Seit 2010 ist Ines Pohl Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem ist sie Herausgeberin der Bücher: " 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern" und "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt" (Westend-Verlag)
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42 Kommentare

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  • Eine schwierige Situation fuer die Natolaender USA,UK,FR,DE,NL und Israel die in Syrien gerade diese Rebellen unterstuetzt haben in der Hoffnung Assad zu sturzen.(ein gemeinsames Ziel von Nato+Israel).Jetzt stellt sich heraus dass man,unter Fuehrung vom FriedensPreisTraeger,etwas geschafft hat das die ganze Region bedroht inkl. Israel+EU,man ist in sein eigenes Schwert gelaufen.Wieder einmal ist bewiesen das die Plaene von den US-NatoExperten zum Untergang fuehren und das die Nato schnellstens in eine EU-Organisation veraendert werden muss um nur europaeische Belange zu dienen

  • Ich möchte noch darauf hinweisen das hier zwei gegenteilige gellessschaftliche Grundeinstellungen des Islam hier gegeneinander Kämpfen. In der heutigen Zeit symbolisiert durch Iran gegen Saudi Arabien.

    Kämpften füher jedoch Reiterheere gegeneinander stehen jetzt Milliarden von Petrodollars hinter diesem politisch-wirschaftlichen Richtungskampf.

  • Raumschiff Enterprise ist wieder mal wegweisen. Mit der obersten Direktive (nicht eingreifen) liegt man genau richtig. Warum militärisch intervenieren? Was geht uns das Ganze an?

    Nehmen wir besser die Flüchtlinge auf, dann hat man wenigsten ein paar menschen geholfen. Dies ist besser als Bomben.

    • D
      D.J.
      @Demokrat:

      Sie haben da etwas missverstanden: Die oberste Direktive gilt nur für fremde Galaxien.

      Wenn diese Bande siegt, wird es zu einem millionenfachen Massaker an Schiiten kommen, gegen das möglicherweise sogar Ruanda verblasst. Darum kein direktes Eingreifen, aber dafür sorgen (eben auch in Zusammenarbeit mit Iran), dass es soweit nicht kommt.

      • @D.J.:

        Man kennt das dort im Irak mittlerweilen schon zum Steinerweichen zur Genüge, dass "Banden" einfallen und massenhaft Tote sowie schulterzuckend verursacht werdende Kollateralschäden und jede Menge andere Verwüstungen hinterlassen.-

        Vor elf Jahren hatte der damalige US-Präsident den Sieg der Demokratie im Irak verkündet.Und nun? Die Integrität des Irak ist in Frage gestellt. Ein totales Fiasko des von den USA und Großbritannien unternommenen Abenteuers.

        Und man sollte übrigens auch nicht (schon gar nicht als Historiker) mittels gefühlsüberschwänglicher Schwarzmalerei, Gräueltaten Dritter Gruppierungen vorhersagen wollen. Weil das so wirkt, als solle mal wieder von den verifizierten, massenhaften Tötungen an der irakischen Bevölkerung seitens „Westlicher Verbündeter“ abgelenkt werden. Aber wir sch..ßen euch was. Wir wissen, wer den Krieg in dieses Land getragen hat. (Die Halliburton et all Zugriffswünsche auf die größten irakischen Ölfelder sind ja nun erst einmal vom Irakischen Parlament verhindert worden) Die Ziele, die sich die USA gesteckt hatten, haben sie bei Weitem nicht erreicht. Auch was die Ölfrage betrifft, war dieser Krieg für die USA eine krachende Niederlage.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Soso, jetzt sollen die Amis plötzlich mit dem Iran zusammen gegen den Irak ... also grad umgekehrt als damals... heute so, morgen so, heute Freund, morgen Feind, ja, da macht man sich in der arabischen Welt natürlich sehr glaubwürdig und beliebt.

     

    Liebe Frau Pohl, falls es Ihnen und anderen Militaristen die Kriege der letzten Jahrzehnte noch nicht deutlich gemacht haben: Wo immer die USA und ihre Verbündeten eingegriffen haben, haben sie null komma nichts erreicht, von ein paar kurzfristigen und oberflächlichen Effekten mal abgesehen. Das Wiedererstarken der islamistischen Kräfte ist doch selbst der Beweis dafür. Dasselbe wird man in Afghanistan erleben und nein, unter der Vorbedingung völliger Immunität für die US-Soldaten ist es KEINER Regierung dieser Erde möglich, US-Truppen in ihrem Land zu belassen.

     

    Hysterische Horrorszenarien, überspitzte Dramatisierungen und Dämonisierungen helfen da auch nicht weiter. Letztlich hat noch kein Eingreifen des Westens die Opferzahlen verringert, ganz im Gegenteil. Und wer glaubt, mit Ruanda argumentieren zu müssen: Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß ein paar NATO-Soldaten damals den Völkermord hätten verhindern können? Dazu hätte man schon mit etlichen Zehntausend Mann regelrecht einmarschieren und das ganze Land innerhalb weniger Tage besetzen müssen - völlig unrealistisch.

     

    Man wird die Länder und Gesellschaften des arabischen Raums nicht zwangsbefrieden können. Und man muß sich endlich mal vom Beispiel des Zweiten Weltkriegs lösen, als es tatsächlich gelang, eine Diktatur zu besiegen und dauerhaften Frieden zu schaffen. Das ist lange her und mit der Situation anderer Erdteile nicht zu vergleichen.

     

    Die USA würden jetzt die irakische Armee aufbauen und in zehn oder zwanzig Jahren wieder gegen dieselbe kämpfen, weil sich die Interessenlage einmal mehr gedreht hat.

     

    Finger weg! Es ist sinnlos!

    • D
      D.J.
      @90191 (Profil gelöscht):

      "Soso, jetzt sollen die Amis plötzlich mit dem Iran zusammen gegen den Irak ... also grad umgekehrt als damals... heute so, morgen so, heute Freund, morgen Feind, ja, da macht man sich in der arabischen Welt natürlich sehr glaubwürdig und beliebt."

       

      Ich befürchte, Ihnen fehlen einige grundlegende Einblicke, um sich adäquat zur Thematik äußern zu können (übliche Erfahrung: je schmaler die Sachkenntnis, desto größer die Überzeugungen).

      1. Der Iran ist ein wichtiger Verbündeter der irakischen Schiiten (60%) und der dortigen Regierung. Von daher ist die Bezeichnung "gegen den Irak" schon etwas befremdlich. Es geht um den extremsten Teil der sunnitisch-arabischen Aktivisten.

      2. Das Freund-Feind-Spiel ist sowohl der arabischen als auch der persischen Welt sehr wohl bekannt, und das seit langer Zeit.

       

      Ich gebe Ihnen aber insofern Recht, dass es zu keinem direkten Eingreifen mit westlichen Truppen kommen sollte. Aber das steht auch nicht zur Debatte.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        Sie sehen wieder mal vor lauter Wald die Bäume nicht - oder meinetwegen auch umgekehrt.

         

        In jedem bewaffneten Konflikt sind 90% der Opfer unschuldige Zivilisten, und zwar gehen diese Opfer aufs Konto aller beteiligten Kriegsparteien. Deshalb ist ein Eingriff von außen auch dann ein Angriff auf das Land und seine Bevölkerung, wenn er nur angeblichen Radikalisten gilt.

         

        Natürlich ist das Freund-Feind-Spiel der Amerikaner seit langem bekannt. Deswegen bekommen sie ja auch von Generation zu Generation noch erbittertere Feinde.

         

        Versuchen Sie es mal mit Logik anstatt mit Theorie.

  • Dazu zwei Thesen. Erstens: Vielleicht sieht man, bei aller berechtigen Kritik an jenem, jetzt erst im Nachhinein, was man ein Stück weit an Saddam Hussein hatte. Unter ihm ging der Staat - mit gnadenloser Brutalität, gewiss - konsequent gegen diese Gruppen vor. Durch den Sturz Saddams haben die USA sowohl dem Iran als auch Al Qaida und ähnlichen Gruppen unheimlich geholfen; das ist wohl die Dialektik der "Menschenrechtskriege". Zweitens: Nicht im Abzug aus dem Irak liegt Obamas Verantwortung, sondern darin, diese selbe Gruppe in Syrien gesponsert und ausgerüstet zu haben, entweder direkt oder indirekt über die Verbündeten aus den Golfstaaten. Die er rief, die Geister, wird er nun nicht los ...

  • ISIS, wo kommen die so plötzlich her? Sind die etwa nicht im Internet, wo NSA sie überwachen kann? Haben die kein Facebook-Profil? Wo sind "richtige" Geheimdienste, wenn die mal gebraucht werden?

    • D
      D.J.
      @lichtgestalt:

      ISIS gibt es schon eine Weile. Im Übrigen weiß ich nicht so recht, was Sie mit Ihrem Kommentar eigentlich sagen möchten. Vermutlich möchten Sie amüsant sein.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @D.J.:

        "Im Übrigen weiß ich nicht so recht, was Sie mit Ihrem Kommentar eigentlich sagen möchten."

         

        Na, das ist ja nix Neues...

      • @D.J.:

        Wie es halt sein kann, dass eine Überwachungsmaschine aus NSA, CIA, und diversen Geheimdiensten wie MI6, Mossad, die Radikalisierung, Bewaffnung und Planung von ISIS im Irak nicht bemerken konnte... Was auch, wie Traumtänzer meint Claus Kleber bemerkte... Wobei es Claus Kleber eher schmunzelnd lächerlich brachte. So in der Art: "na schaut, die USA können doch nicht so viel, wie ihr denkt, peinlich". Aber ich denke nicht Claus Kleber meinte das wirklich so, es sollte wohl nur so wirken, eine Finte. Ich glaube nicht, dass die USA und all die Geheimdienste von nichts wussten. Obama appelliert an eine stärkere Integrierung der Sunniten im Irak. Gegen Syrien, eines der erklärten ISIS-Ziele können die USA die Sunniten wohl brauchen. Vielleicht wird ISIS offiziell geächtet, ein paar Drohnen eingesetzt etc., aber wirklich bekämpft wird ISIS von den USA wohl eher nicht. Ted Cruz äußerte sich, ein Schlag gegen den Iran könnte in ein paar Monaten erfolgen http://dailycaller.com/2014/06/10/cruz-israel-strike-against-iran-could-happen-in-a-matter-of-months/ . Dass es zu diesen Konstelationen kommt wie Claus Kleber süffisant vermeldete: Assad, USA und Iran gegen ISIS, worauf ja auch Pohl abzielt, halte ich für gezielte Pressefinten. Syrien mit allem Mitteln, auch radikalen Islamisten zu destabilisieren, zu zerstören und zu besiegen steht auf der USA-Agenda (Greater Middle East Project), genauso wie ein möglicher Schlag gegen den Iran, der Syrien unterstützt.

      • @D.J.:

        Amüsantes?? -Hier entlang bitte:

         

        Vor elf Jahren hatte der damalige US-Präsident den Sieg der Demokratie im Irak verkündet.

        Und nun? Die Integrität des Irak ist in Frage gestellt. Ein totales Fiasko des von den USA und Großbritannien unternommenen Abenteuers. Die Menschen im Irak dürften nach wie vor, nichts zu lachen haben!

        • @H.-G- S.:

          Der Mist wird von den Menschen im Irak verantwortet, nicht von der US-Regierung. Denn die POlitik im Irak ist vollkommen auf die Schiitten orientiert, die Sunniten sind außen vor. Nur die Kurden haben sich genügend verselbständigt, um geschützt zu sein. Wir dulden in Deutschland keine bewaffnete Extremisten. Wenn der irakische Staat dermaßen unfähig ist, als ausgleichender, nicht korrupter, effizienter Staat zu funktionieren, dann ist es sein Problem und das der Wähler der Politiker. Mit Ihrer Logik, die USA ist Schuld, wäre Hitler auch an nichts Schuld, sondern nur der Knebel-Vertrag von Versailles.

          • @Gabriel Renoir:

            Wer denn hat, mit den allermiesesten Verlogenheitsbegründungen, den Krieg in den Irak hinein getragen? Das weiß doch jeder. Also komm mir hier nicht mit so armselig, paralogischen Kritikversuchen an meiner sogenannten „Logik“. Es geht bei sowas niemals um Logik. Es geht um ehemals moralistisch überzuckerte, amerikanische Sauereien. Plus erwiesenermaßen, ebenfalls schwer verlogener, britischer Charakterwilligkeit! Welche zusammen, in einem vormaligen modus vivendi, einen nun lebensunwürdigen Chaosbetrieb angerichtet haben.

      • @D.J.:

        Halbzeitpause. Amüsant? In ihrer steten Pseudo-Sachlichkeit können Sie Sarkasmus vermutlich nicht erkennen und/oder verstehen....

         

        Schauen (bzw. hören) Sie doch mal, mit welchen Sätzen Klaus Kleber das heute-journal eröffnet(e). Vielleicht ist das für Sie klarer.

  • Ein interessanter Artikel von Mephisto hinterfragt

     

    "Syrien: Was die meisten Medien nicht bringen, II"

     

    http://mephistohinterfragt.wordpress.com/tag/steinmeier/

  • Die oppositionellen "syrischen" Islamisten kommen aus der ganzen Welt. Sehr viele aus Deutschland. Junge Mädchen z.B., die sich Al Quaida, Al Nusra oder ISIS anschließen. Deutschland hat ein Problem. Auf einer Seite will man helfen Assad wegzumachen und Isamstaat in Syrien zu errichten. Wie viele Opfer der Westen mit seiner Politik produzierte ist unbekannt. Auf anderer Seite wird immer mehr bekannt. Leute fragen sich, warum der Westen Islamstaaten errichten will. Der Westen kann Erdogan dazu bringen, Al Quaida u Al Nusra nicht zu unterstützen, wenn es ihm ernst ist. http://www.washingtonpost.com/world/middle_east/turkey-confronts-policy-missteps-on-syria-with-rise-of-al-qaeda-across-the-border/2013/11/16/e6183f12-4e27-11e3-97f6-ed8e3053083b_story.html

    Keine Waffen, keine Munition, keine Kämpfer unterstützen. Was will der Westen Assad vorwerfen? Der Westen ist der größere Verbrecher, hat jahrelang Krieg und Opfer gefördert. Nur wegen einem Mann?

  • D
    D.J.

    Ich kann dem Artikel weitestgehend zustimmen. Zumal mein ceterum censeo schon seit Jahren ist, dass die Hauptgefahren für jegliche zivilisatorische Errungenschaften keineswegs vom Iran ausgehen.

    Was fehlt, ist das Benennen der unterstützenden Gruppen. Und die sitzen großteils in Staaten, an die wir - welch erbärmliche Schande - Waffen liefern. Heute von derLinkspartei thematisiert: Waffen an Terrorunterstützer Katar.

  • @Walter Gleichmann

    Aber man darf doch nachfragen, woher die Waffen für ISIS oder ISIL kommen. Ohne Waffen und Munition kann ISIS nicht kämpfen. Der Westen muss Waffenlieferungen stoppen, sonst hilft er weiter.. Taz hat sich immer für Interventionen eingesetzt, z.B. Dominic Johnson sehr stark. Der Westen hat Islamisten gestärkt, dass die ein Islamstaat errichten können. Wovor hat der Westen jetzt Angst? Läuft doch wie es USA und EU haben wollen. Syrien wird eingekesselt von Türkei und Irak. Ein Islamstaat ohne Frauenrechte errichtet. Obama freut sich, oder?

  • Wenn schon die Analyse grundlegend falsch ist, verkennen wir die heutige Situation. Vor unseren Augen werden die Grenzen "des Militärischen" an sich deutlich. Es bleibt beim permanenten Kriegszustand. Solange diese Menschen keine zivilisatorischen Perspektiven haben, werden sie jedem Heilsversprechen nachjagen und ihre Wut heizt sich dabei immer weiter auf. Die Konflikte werden chronisch und die Brutalität auch. Es müssen glaubwürdige Perspektiven für diese Völker her. Die heutigen Probleme wurden durch die unsinnigen Kriege der USA ausgelöst und wenn man sich die jetzigen Ergebnisse anschaut, dann gibt es weltweit nur Verlierer. Also ist Umdenken die einzige Konsequenz! Wir brauchen fähige und glaubwürdige Friedenspolitiker, die die Klaviatur des internationalen Ausgleiches beherrschen. Sonst geraten auch wir noch weiter in den Strudel des weltweiten Wahnsinns. In unseren westlichen Ländern werden demokratische Grundzüge doch bereits ausgehöhlt. Auch jetzt ist Friedenspolitik machbar. Wir müssen nur wollen!

  • Isis? Diesen Namen kenne ich erst seit wenigen Tagen. Bemerkenswert, wie gut man heute informiert ist.

    • D
      D.J.
      @ostendfaxpost:

      Na, das liegt aber eher an Ihnen. Wer sich für den Nahen Osten ein wenig interessierte, kannte den Namen vorher.

  • DIe Forderung nach einem Dialog zwischen dem Westen und Iran in allen Ehren – aber waren es nicht die Interventionsfreunde, die in der taz ihr publizistisches Organ fanden, die diese ganze Situation hervorgerufen haben? Personeller und materieller Nachschub für ISIL kam über die türkische Grenze – mit Wissen der NATO. Ein großer Teil der Waffen, die ISIL nun nutzt, um ein Kalifat zu erkämpfen, stammt aus Waffenlieferungen für die syrische Opposition, finanziert vom Westen und den Ölstaaten der arabischen Halbinsel. Das erinnert alles ein wenig an Afghanistan. Die Geister, die ich rief … Lernen wir denn nie? Oder ist es vielleicht sogar das Ziel der Politik, ständig neue Krisenherde. Quelle NDS

    • @H. Ewerth:

      Genug gelabert! Wie sieht ihr Lösungsvorschlag aus? Scheiß USA, EU, Nato, Türkei... hilft hier nicht weiter! Isis freut sich über ihre ideologische Unterstützung! ...Die Geister, die ich rief …äh, das würde ehr auf Putin passen! (siehe Ostukraine-vermummte Terroristen, Entführer...)

  • ist es denn nicht u.a. die taz gewesen publizistisches Organ des grünen 'humanitären' Bellizismus und Interventionismus, die für die andauernde Destabiliserung der Region gesorgt hat?

    "Personeller und materieller Nachschub für ISIL kam über die türkische Grenze – mit Wissen der NATO. Ein großer Teil der Waffen, die ISIL nun nutzt, um ein Kalifat zu erkämpfen, stammt aus Waffenlieferungen für die syrische Opposition, finanziert vom Westen und den Ölstaaten der arabischen Halbinsel."

  • Typisch westliche Sichtweise. Da gibt es keine Chance, auf eine gute Idee zu kommen. Der Weltgendarm ist demnach immer noch die USA und ihre Verbündeten. So knappe 8% der Menschheit soll sich also um weniger als 1% 'kümmern'.

    Da weiss ich jetzt schon, das da nur weiterer Krieg bei rauskommt, und ich habe es der taz schon vor ein paar Monaten ins Gesicht geschrien, dass bei der Kriegstreiberei der Spass aufhört. Wie stehts denn eigentlich mit China? Habt ihr euch das nie gefragt? Wer 'Weltfrieden ' ohne die Weltmacht Nr. 1 machen will, der hat völlig den Verstand verloren. Ja, Ines, die Welt hat sich verändert, während du in deiner Traumwelt lebst und schreibst....

    • 8G
      8378 (Profil gelöscht)
      @bouleazero:

      36,6% der weltweiten militärausgaben macht die usa aus

      • @8378 (Profil gelöscht):

        Normal bei 1000 Militärstützpunkten im Ausland. China hat keine.

      • @8378 (Profil gelöscht):

        Normal bei 1000 Militärstützpunkten im Ausland. China hat keine.

      • @8378 (Profil gelöscht):

        Normal bei 1000 Militärstützpunkten im Ausland. China hat keine.

  • Klasse, wieder einmal ein hoch fundierter Aufschrei Artikel. Man sieht sich versucht, im selben Moment stramm zu stehen für dieses Engagement im Sinne der Demokratie. Ich liebe Artikel, wo die Fehler nur bei anderen gefunden werden müssen, wo die Schuldigen stets die von uns verurteilten Verbrecher zu sein haben und der eigene persönliche Vorteil natürlich ausschließlich dem Allgemeinwohl dient.

    Nach dem Stufenplan der Demokratie geht es kaum schlimmer. Räuber, Mörder, Einbrecher - Banden, Mafia, kriminelle Vereinigungen - Radikale, Autonome, Nazis - Miliz, Terror, Separatisten - Mob, Al Quaida, Isis - Gott, Aliens, Wissenschaftler. All das, um unseren Frieden und Freiheit, unsere lieb gewonnene Demokratie und die Abgeschiedenheit ihrer einsamen (und wahrscheinlich zu 2/3 falschen) Hinterzimmer Entscheidungen zu gefährden.

    Ich kann dem nicht folgen. Mir zum Beispiel ist jede Katastrophe lieber als die Freiheit und die Demokratie, unter der wir hier die Krise auszubaden haben. Im Nahen Osten spielt sich seit der Geburt sogenannter Stammesreligionen zudem nicht viel Neues ab. Nennen wir es multinationale Spaßroutine, zu der wir mit unseren Aufschrei Artikeln folgen können, also nichts Ernsthaftes.

    • @Picard:

      Aua ! Aufschrei ! Kann nicht mal eben ein Spaßvogel diesem Fan "multinationaler Spaßroutine" kräftig in die Eier treten ?!!

  • Doch, natürlich darf ISIS siegen. Mir schmeckt ein weiterer Machtzuwachs für die Fundamental-Islamisten auch nicht, die Handlungsoptionen, die wir, der Westen, dagegen haben, schmecken mir aber noch weniger. Unsere Strategie sollte sich eher auf Energieunabhängigkeit vom nahen Osten und Russland konzentrieren, parallel darauf eindämmung islamistischer Tendenzen in Europa und absicherung des NATO-Territoriums gegen Russland. Für die Menschen im Nahen Osten können wir nichts tun, außer vielleicht den liberalen und säkularen unter ihnen ein sicheres Exil bieten.

  • 8G
    8378 (Profil gelöscht)

    eindeutig das falsche medium für einen appell. hier wird das wohl nicht mit mehr als zynismus und empathie beantwortet

  • "ein zusammenhängendes Territorium von Libyen über Syrien bis in den Irak"

     

    ...Soviel dann wohl doch (noch) nicht, oder? Ich vermute es ist 'Libanon' statt "Libyen" gemeint.

  • "Eine Gruppe, für die grenzenlose Gewalt eine selbstverständliche Handlungsoption ist, muss unsere Regierungen zwingen, über die Schatten der Geschichte zu springen." Hä????? Welcher Schatten, welche Geschichte????

     

    Meint Frau Pohl etwa, dass wieder westliche - oder gar israelische - Truppen im Irak aufräumen sollen? Oder vielleicht auch noch in Syrien? Da wünsche ich aber angenehmes Vergnügen.

     

    Möglicherweise sollten wir uns mal lieber mit den Golf-Monarchien ins Benehmen setzen. Denn die scheinen mir ein veritables Interesse an einem schwachen Irak zu haben.

    • @Senger Gabrielle:

      Das irakische Volk sollte seine Probleme selber lösen. Die Kurden können es auch. Im Süden gibt es kein ISIS. Die irakische Regierung und damit auch der Wähler, hat es versäumt, eine ordentliche Politik zu machen. Ob jetzt von außen interveniert werden muss? In Mali geschah das, aber der Nahe Osten hat eigene Ressourcen, denke ich. Es ist mehr ein polit. Problem einer fehlgeleiteten Regierung in Bagdad.