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Kolumne RambazambaSo nicht, Herr Brasi!

Was soll das? Brutalo-Demos, Bräsi-Fußball und Betrug: So haben wir uns die Fußball-Weltmeisterschaft nicht vorgestellt.

Muss das bei einer WM sein? Bild: ap

B rasis ballaballa: Da ist die ganze Welt zu Gast, sogar aus Afrika und Russland sind alle gekommen, freuen sich auf Caipi und Schoki-Schnecken und Samba-Fußball… und dann das: brutale Straßenschlachten, böses Tränengas und Betrugsfußball! So brutal war’s nicht mal bei der WM in Südafrika – und die war in Afrika!

Jetzt fragen alle: Können die nicht ein andermal Steine werfen, Demonstranten vermöbeln, Regenwald abholzen, Straßenkinder abmurksen – all das, was der Brasi halt so macht, wenn keiner hinschaut? Muss das bei einer Fußball-Weltmeisterschaft sein?

Fakt ist: Das muss nicht sein. Das ist nämlich keine Demo-Weltmeisterschaft oder Tränengas-Weltmeisterschaft oder Neoliberalismus-doof-find-Weltmeisterschaft. Das ist – Achtung, Brasis, jetzt mal genau mitschreiben! – eine Fuuu-huuuß-baaa-hall-Weltmeisterschaft! Wenn ihr keine Lust auf Fußball habt, hättet ihr euch das früher überlegen müssen.

Aber da ist schon das nächste Problem: Die Brasis zeigen kein bisschen Samba-Caipi-Zauberfußball, hängen bräsig auf dem Spielfeld rum, schüchtern den Schiri ein: Wenn du uns nicht den Sieg schenkst, gibt es noch mehr Krawall. So haben WIR uns diese WM nicht vorstellt! Und die armen Kroaten (trendige Tischtuchtrikots!) auch nicht.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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17 Kommentare

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  • Danke , Yücel ! Kleine aber feine Satire . Dem "normalen" FUßball- Fan mal so richtig hinterfotzig eins in die Fresse ! Den Typen , die ja völlig unschuldig sind an den "Nebenwirkungen" solcher WMs wie in Rio oder Katar . In der FIFA , dem Sumpfloch von Spitzenkorruptionären , haben die auch ihre adäquate Vertretung.

  • Virtuos bei den ganz großen themen

  • Dieser Beitrag von einem angeblichen Journalisten, ist auf so vielen Ebenen falsch.

    Kurt-Tucholsky-Preisträger. Das ist doch beschämend. Kurt Tucholsky war politisch engagiert, eher links und sozial engagiert. Dieser oberflächliche, horizont-lose "Journalist", der diesen Artikel verfasst hat nichts mit dem Namensgeber des Preises gemeinsam. Die Menschen in Brasilien nutzen das Rampenlicht, welches Brasilien erfährt, als Bühne, um weltweit auf die Missstände aufmerksam zu machen. Dass ein "Journalist" das Verhalten der Menschen wahrnimmt und auf diese Art und Weise verarbeitet und so wie hier darstellt, ist absolut beschämend. Es stimmt, dass die Demonastraten leider nicht friedlich sind, doch leben diese Menschen nicht in einer funktionierenden Demokratie. Die Mittel um die Aufmerksamkeit zu erregen, müssen leider krasser sein. Zu dieser Entwicklung hat Regierung in Brasilien seit Jahrzehnten beigetragen. Man erntet was man säht. Wann hat man schonmal so viele Journalisten im Land, die dann auch schreiben dürfen was sie denken? Wann hat man schon mal diese weltweite Reichweite der Medien? Natürlich darf auch Hr. Yücel schreiben was er will. Von einem Journalisten hätte ich jedoch mehr Weitblick und Anteilnahme als die prollige Aussage "Demonstriert in 1-2 Jahren, damit ich es nicht mitbekomme. Es nervt mich, ich bin wegen Fußball hier.".Hr. Yücel, was ist schlimmer: Dass ein Mensch wie sie, mir meine Luft zum Atmen wegnimmt; oder, dass Sie diese Luft umwandeln, in einen solchen Unsinn? Sie nutzen Ihre Reichweite bei der taz um die Meinung und Wahrnehmung der Leser ... ach egal. Ich höre auf, schon zu viel geschrieben. Ich schäme mich fremd für Sie. Es ist traurig, dass die Sozialschwachen nicht nur von der Obrigkeit getreten werden, sondern nun auch noch Dank Ihnen von der 4. Staatsgewalt. Ein bedauerlicher Beitrag von einem Menschen, der scheinbar nichts von der Welt und seinem Handwerk versteht.

    Rambazamba! So nicht, Hr. Deutsch-Türk!

    • @Lukas Brendel:

      Sie scheinen entweder Yücels Fußball-Kolumnen nicht zu kennen oder verstehen Ironie/Sarkasmus nicht. Oder beides.

      Seine Polemiken zur WM 2006 waren grandios (suchen Sie mal nach "Kulumne Vuvuzela"), schauen Sie sich die mal an und vor allem die selbstentlarvenden, deutschtümelnden Kommentarergüsse a là "Ein Türke darf sich doch nicht über Deutsche lustig machen!". Stichwort "Gurkentruppe". Herrlich!!

      Danke Deniz!

  • Deniz, du bist der König der taz! Wieder ein 1A Artikel. Diese Ignoranten verstehen UNS nicht. WEITERMACHEN

  • Unbeschreiblich nichts-aussagend und oberflächlich, geichzeitig ein Armutszeugnis für die TAZ, bereits der zweite Artikel, der richtig mies war von Herrn Yücel.

  • Was für ein saublöder Artikel..

    • @Informatiker:

      absolut.

    • @Informatiker:

      Schließe mich an.

  • Ach so. Eine Fuhußbahall-Weltmeisterschaft. Diese Veranstaltung, von der immer alle sagen sie sei unpolitisch, und wer irgendwas doof findet, solle das doch bitte bei passenderer Gelegenheit artikulieren und nicht wenn alle gerade ganz viel Spaß haben mit blödem "Neoliberalismus-doof-find" Gequatsche und Ähnlichem rumnerven. Ja jut. Es ist ja auch nicht so, dass es im Vorfeld dieser WM nicht schon massive Proteste dagegen gegeben hätte. Hat leider nix genutzt. Sind sie, Herr Jücel, nun also der Ansicht, dass sich diejenigen Menschen, die diese WM (und vor allem deren Begleiterscheinungen) nach wie vor blöd finden, der feiernden "Mehrheit" unterzuordnen und die Schnauze zu halten haben? Oder verstehe ich gerade nur ihre Ironie - die ich im Übrigen ansonsten sehr schätze - nicht?

    • @Anti Goner:

      Ja, sie verstehen die ironie nicht. ;-)

      was für ein göttlicher artikel!

      • @Pippilotta:

        Ach du scheiße. Sie haben Recht! Kann man sich für sich selbst fremdschämen? Entschuldigen sie die Dummheit, Herr Yücel! ;)

      • @Pippilotta:

        Trotzdem ein Artikel zu viel. Schweigen wäre gut.

  • Was waren das noch für Zeiten, als ein Pelé in Fernsehspots über Impotenz aufklärte? Heute wird doch bei jedem müden Lattenschuß Euphorie geheuchelt und aus Tiki-Taka Kickern sind längst Schiti-Kaka Zicken geworden. Da muss erst der Holländer wieder mal allen zeigen, wo die Banane wächst.

    • @Rainer B.:

      Aber: Es heißt triquitraca (vielleicht spricht's sich in Dtl. noch rum...) Übersetzung? Soviel wie zackzackzack, hinherhinher, tacktacktacktocktick, SchlagaufSchlag.

      Besserwissen? Besser: Wissen.

      • @hierbamala:

        Ach nee, Sie Schlaumeier! Von solchen Wortschöpfungen kursieren doch mehrere Varianten.

         

        "Tiki-Taka oder Tiqui-taca bezeichnet einen Spielstil im Fußball, der charakterisiert wird durch Kurzpassspiel und einen hohen Ballbesitzanteil der angreifenden Mannschaft." (Wikipedia)

  • sollte es nicht selbstverständlich sein, dass taz Ereignisse dieser Art ignoriert?