Portugal - Ghana (Gruppe G): Wie kann man nur so doof sein?
Mit zwei katastrophalen Abwehrfehlern verschenkt Ghana das Achtelfinale – und verliert 1:2 gegen Portugal. Wie traurig. Wie blöd.
Die Startbedingungen: Vor der letzten WM sorgte Kevin-Prince Boateng erst für eine Modernisierung des deutschen Fußballs und führte dann Ghana bis ins Viertelfinale, wo das Team mit viel Pech scheiterte – und durch eine grobe Unsportlichkeit von Schummel-Uru Luis Suárez (richtig, der Beißer-Uru). Vier Jahre später, mit gerade einmal 27, ist er etwa das, was Michael Ballack damals war: ein Problem für seine Mannschaft. Gegen die USA (2:3) spielt er nicht, gegen Deutschland (2:2), läuft nach seiner Auswechslung alles besser. Trainer James Appiah will allerdings nicht warten, bis einer den Ballack macht, und schickt Boateng vor dem letzten Gruppenspiel nach Hause (und Sulley Muntari gleich mit).
Apropos. Ist Cristiano Ronaldo eigentlich auch schon abgereist? Im Deutschland-Spiel (0:4) versenkte er einen Freistoß an Philipp Lahms Ein-Mann-Mauer, seither hat man nichts mehr von ihm gesehen. Aber, ja, er steht im Spielbericht. Dort ist auch Pepe vermerkt, der nach seiner Roten Karte im ersten Spiel zurück auf dem Platz ist.
Beide Mannschaften können noch weiterkommen. Sie müssen nur gewinnen, die Portugiesen sogar ziemlich hoch. Und das Spiel Deutschland-USA, das gleichzeitig stattfindet (nicht: „zeitgleich“ - zeitgleich, nämlich 90 Minuten, sind Fußballspiele fast immer), darf nicht Unentschieden enden. Aber der Jogi und der Klinsi haben versichert, dass sie so etwas nie machen würden. Na dann.
Das Spiel: Und ob Ronaldo noch da ist! In der ersten Hälfte läuft alles über ihn. Er spielt Mittelstürmer, die Portugiesen haben nur eine Taktik: Jeden Ball so schnell wie möglich zu ihm befördern. Nach einer halben Stunde könnte es gut 4:0 für Portugal stehen. Vier große Chancen, viermal Ronaldo. Einmal knallt er den Ball an die Latte, dreimal pariert Torwart Abdul Dauda. Dessen größte Tat: Er hält mit einem fantastischen Reflex einen Kopfball, den der freistehende Ronaldo aus sechs Meter köpft (19. Minute).
Gut zehn Minuten später fällt das Tor. Aber es ist nicht Ronaldo, es ist ein Eigentor von Abwehrspieler John Boye, der bei dem Versuch, eine harmlose Flanke von Miguel Veloso abzuwehren, den Ball artistisch ins Tor stolpert. Sieht ganz schön bescheuert aus. Kurz vor der Pause segelt er wieder durch den eigenen Strafraum, aber diesmal kann er den Ball ins Aus befördern.
Ghana ist in der Defensive, hat jedoch ebenfalls Chancen. Fast immer über Asamoah Gyan. Seine beste vergibt er in der 20. Minute. Unmittelbar nach Ronaldos Großchance taucht er allein vor dem portugiesischen Tor auf. Doch Torwart Beto hält. Kurz vor der Pause wird er im portugiesischen Strafraum von Verteidiger Bruno Alves zu Boden gerissen. Für vergleichbare Aktionen hat man bei dieser WM schon Elfmeter bekommen − Gyan bekommt ihn nicht. Ein unterhaltsames Spiel. Aber irgendwie auch egal. Denn bei Deutschland-USA steht es 0:0 zur Pause. Die Schande von Recife?
Der entscheidende Moment: Thomas Müller trifft zum 1:0 für Deutschland. Jetzt müssen die Portugiesen noch drei Tore schießen. Oder die Ghanaer zwei.
Der Spieler des Spiels: Asamoah Gyan – jener Gyan, der im Viertelfinale in Südafrika den Elfmeter in der Nachspielzeit an die Latte knallte. Nach der Pause schießt er erst knapp am linken Pfosten vorbei. Dann, kurz nach dem Tor von Müller, ist es soweit: Kwadwo Asamoah flankt mit dem linken Außenrist, Gyan enteilt mal wieder seinem Bewacher Veloso und köpft aus nächster Nähe ins Tor. Das Spiel der Portugiesen zerfällt jetzt. Dafür liegt der zweite Treffer der Ghanaer in der Luft. Dann wären sie weiter.
Die Pfeife des Spiels: Abwehrmann John Boye. Als von Portugal kaum noch etwas kommt, kommt eine Flanke von Nani, die er im hohen Bogen mit dem Kopf in Richtung seines Torwarts Dauda bringt. Der hat bislang großartig gehalten. Jetzt klatscht er den Ball im Stile eines Volleyballers vor die Füße von Ronaldo. 80. Minute, 2:1 Portugal. Danach geht es weiter wie am Anfang: Ronaldo hier, Gyan da. Aber ein Tor fällt nicht mehr.
Die Schlussfolgerung: Mit zwei katastrophalen Abwehrfehlern verschenkt Ghana das Achtelfinale. Das Ausscheiden in Südafrika war tragisch. Das hier ist Blödheit. Liebe Ghanaer: Seid ihr so gerne Opfer oder was soll der Mist?
Und sonst? Schlandland und Klinsland sind beide weiter. Aber um Ghana ist es traurig, wirklich traurig. Und um Ronaldo irgendwie auch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen
Ampelkoalition gescheitert
Endlich!
Trumps Wahlsieg in den USA
Gaga für MAGA
Scheitern der Ampelkoalition
Ampel aus die Maus
Pro und Contra zum Ampel-Streit
Sollen wir jetzt auch wählen?
Trump erneut gewählt
Why though?