EU-Kommission für Aufnahmequoten: Juncker will die Türen öffnen
EU-Kommissionspräsident Juncker will Flüchtlinge auf ganz Europa verteilen und kritisiert die Mitgliedsstaaten. In zwei Wochen will die Behörde Vorschläge machen.
STRASSBURG/BRÜSSEL afp/rtr | Nach den jüngsten Flüchtlingsdramen im Mittelmeer hat der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, eine verbindliche Aufnahmequote für alle EU-Staaten gefordert. „Wir müssen die Aufteilung der Flüchtlinge auf ganz Europa schaffen“, sagte der Luxemburger Christdemokrat am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. Zugleich kündigte er an, die Brüsseler Behörde werde dazu am 13. Mai Vorschläge vorlegen.
Die Beschlüsse der EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Sondergipfel zur Flüchtlingspolitik Ende vergangener Woche kritisierte Juncker als unzureichend. Auch Abgeordnete mehrerer Fraktionen sprachen sich für eine Flüchtlingsquote aus. Vor allem Vertreter der Linken und Grünen forderten zudem, die Möglichkeiten für eine legale Einwanderung in die EU zu erweitern.
Am frühen Nachmittag soll das Plenum über einen Entschließungsantrag abstimmen, in dem verbindliche Quoten für die Aufnahme von Asylbewerbern gefordert werden. Diese Position werde mittlerweile auch von einer Mehrheit der Mitglieder der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) geteilt, sagte ein Fraktionssprecher. Bisher war die EVP-Fraktion, mit 219 Abgeordneten die größte Gruppe im Europaparlament, gegen eine Quotenregelung.
Juncker forderte zudem ein System zur legalen Einreise nach Europa. „Legale Migration muss mittelfristig ein Thema sein“, sagte der Christsoziale am Mittwoch im Europäischen Parlament in Straßburg. „Man muss die Türen öffnen.“ Die EU könne sich nicht auf das Argument zurückziehen, dass man nicht das ganze Elend der Welt aufnehmen könne. Jeder wisse, dass Europa nicht die einzige Anlaufstelle für die Armutsbekämpfung sein könne, sagte der Luxemburger auf Deutsch. „Aber wir müssen als reichster Kontinent dazu beitragen, dass Menschen, die von der Not getrieben (sind), sich nicht in Boote setzen und vor unseren Küsten ertrinken.“
Seenotrettung soll erweitert werden
Der Kommissionschef wies darauf hin, dass die Schiffe des EU-Einsatzes „Triton“ auch in internationalen Gewässern im Mittelmeer operieren können. Beim EU-Sondergipfel in Brüssel wurden vorige Woche die Mittel für „Triton“ auf 120 Millionen Euro aufgestockt. Zudem wollen mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, Schiffe zur verstärkten Seenotrettung ins Mittelmeer entsenden.
„Triton“ ist ein Einsatz der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, die im Auftrag der EU die Sicherung der europäischen Grenzen in Italien gewährleisten soll. Sie begann am 1. November 2014 und ist ein Nachfolger der Ende vergangenen Jahres beendeten italienischen Mission „Mare Nostrum“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar