: Kabeloffensive mit Fußballrechten
Der Pay-TV-Sender Premiere übt sich nach dem Verlust der Bundesligarechte in Zweckoptimismus. Wer wirklich hinter dem erfolgreichen Bieter Arena Sportrechte GmbH steckt, bleibt rätselhaft – es könnte eine Allianz alter Bekannter sein
VON T. AHMIA, J. F. TANDA und M. HÄGLER
Einen Tag nach dem Verlust der Bundesligarechte leckt der Pay-TV-Sender Premiere seine Wunden. Über Nacht hat der bisherige TV-Monopolist 850 Millionen Euro seines Börsenwertes verloren, weil er im Bieterstreit um die Liveübertragungs-Rechte verloren hatte. Analysten erwarten, dass der Sender ohne Bundesliga hunderttausende seiner 3,4 Millionen Kunden verlieren wird. Das Management des Abo-Senders versucht, das Beste aus der herben Niederlage zu machen: „Mit dem gesparten Geld können wir unser Programmangebot in allen Bereichen ausbauen“, sagte ein Premiere-Sprecher.
Ab August 2006 wird die Bundesliga nur noch im Kabelfernsehen live zu sehen sein. Die Übertragungsrechte liegen nun bei der Sportrechtefirma Arena, einer 100-prozentigen Tochter des Kabelnetzbetreibers Unity Media. Unwahrscheinlich ist aber, dass es sich um einen Alleingang des Kabelanbieters mit etwa 7 Millionen Kunden handelt. Vielmehr könnte sich dahinter eine Allianz der großen Kabelanbieter und Filmrechtehändler verbergen. Wie taz-Recherchen ergaben, wurde die Arena GmbH anscheinend in aller Eile für das Gebot bei der Deutschen Fußball Liga gegründet. Beim Handelsregister München lag gestern noch kein Eintrag für die Firma vor.
Auch beim Geschäftsführer der Arena handelt es sich um einen alten Bekannten der Sportrechteszene: den Holländer Bernhard de Roos. Die Schweizer Zeitung Cash hatte noch im November berichtet, de Roos sei die rechte Hand von Deutschlands größtem Händler für Filmrechte, Herbert Kloiber. Zudem ist der Holländer auch Chef der etablierten Sportrechtefirma A.I.M., die er bis vor kurzem gemeinsam mit Kloiber betrieb. Derzeit bietet die A.I.M. um die TV-Rechte der obersten Schweizer Fußballliga. Die der österreichischen Bundesliga besitzt Kloiber bereits.
Im Gespräch mit der taz wies de Roos Spekulationen um eine mögliche Verbindung des Filmgroßhändlers Kloiber mit dem Fußball-Coup der Kabelanbieter zurück: „Herr Kloiber ist daran nicht beteiligt“, sagte de Roos auf taz-Nachfrage. Seine strategische Beteiligung an der Pay-TV-Offensive der Kabelnetzbetreiber wollte aber auch Kloiber gegenüber der taz nicht dementieren: „Wir sind mit den Kabelnetzbetreibern in einem ständigen Dialog.“
Wie die Fußball-Bundesliga im Kabelfernsehen 2006 zu sehen sein wird, ist noch offen. „Über Kosten, Technik und Verfahren können wir noch nichts sagen“, so Arena-Geschäftsführer de Roos. Klar scheint nur, dass Kabel Deutschland mit seinen 15,3 Millionen Kunden die Bundesliga auch in seinem Kabelnetz verbreiten will. Einer direkten Kooperation der Kabelanbieter auf Netzebene stand bisher das Bundeskartellamt entgegen.
Mit der neuen Rechtesituation scheint nichts mehr ausgeschlossen. Sogar eine Zusammenarbeit zwischen dem Verlierer Premiere und den neuen Rechte-Inhabern wurde ins Spiel gebracht. Das wäre ein kleiner Trost für die angeschmierten Fußballfans des Abo-Senders: Sie bräuchten für das Bundesliga-TV keinen neuen Decoder, sondern nur eine weitere Chipkarte.
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